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Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen ... (XXX): Das Massensterben im Mittelmeer wird als Kollateralschaden hingenommen. Und im Juli baden wir da. Am Vorabend. Über Säue und Dörfer.

Mindestens 700 Menschen sind vergangene Woche im Mittelmeer ertrunken. Doch die Europäer berührt das kaum noch. Sie haben sich an das Sterben vor ihren Grenzen gewöhnt.
Ein Kommentar von Maximilian Popp bei SPON, Dienstag, 31.05.2016
In der Woche davor waren es übrigens mindestens 500. Ein Kommentar von Carolin Emcke (SZ vom 23.04.2016) Versunken - Der Untergang der Titanic dauerte zwei Stunden und 40 Minuten, er ist nahezu perfekt dokumentiert. Anders als die Schiffsunglücke dieser Tage.

2400 in den ersten fünf Monaten 2016... Mindestens 30.000 Menschen sind nach Schätzungen in den vergangenen 15 Jahren auf der Flucht nach Europa ums Leben gekommen. Eine Zeitlang hat die EU zumindest noch versucht, den Eindruck zu erwecken, diese Katastrophe würde sie etwas angehen... Inzwischen reicht es nicht einmal mehr für Symbolpolitik... Die Europäer sind abgestumpft. Monatelange Debatten über Asyl-Obergrenzen und Überfremdung, die immer gleichen Bilder von Menschenmassen vor Grenzzäunen und die aggressive Stimmungsmache von Rechts haben jede Empathie mit den Schutzsuchenden aufgelöst. (Popp)

Die Bilder haben sich versendet.
Im vergangenen September hatte ein Foto des ertrunkenen dreijährigen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi weltweit viele Menschen erschüttert. Er war in der türkischen Mittelmeerküste an Land gespült worden. Das Foto der Babyleiche, das Sea Watch vorgestern veröffentlicht hat, schafft es nicht mehr auf die Titelseiten, berührt nicht mehr.

Fefe schreibt: Die BBC hat ein paar recht krasse Bilder von den Flüchtlingsbooten im Mittelmeer, - aber vermutlich hilft krass auch nicht mehr. Dennoch: Ansehen!

Der Postillon (28. August 2015) hat es früh erkannt : Alles wieder gut. Österreich versenkt Lastwagen mit 71 toten Flüchtlingen im Mittelmeer

Erinnern Sie sich überhaupt noch an den Lastwagen mit 71 toten Flüchtlingen?


Ein Erklärungsansatz und eine Frage (GBlog 2015-09-21 19:37):
    Die serielle Erregung der Menschen durch ein einziges zentrales Superthema und die darauf folgende serielle Löschung (um einem anderen Super-Thema Platz zu machen) muss nicht unbedingt den Mut zum eigenen Handeln beflügeln, sie kann auch den Unmut und die Erschöpfung aufgeregter Gesellschaften steigern. Denn das Publikum hat es nicht in der Hand, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann ein aufrüttelndes Monothema medial durch das nächste abgelöst wird. Es muss jede Wende, jedes abrupte Ende mitmachen. Es muss sich fügen: Okay, dann reden wir ab morgen halt nicht mehr über Flüchtlinge, sondern über den Börsencrash in China. Okay, ich hätte zwar gerne noch länger über den Landesverrat diskutiert, aber das Ober-Thema ist jetzt Syrien. Das heißt, die Menschen werden – ob sie es wollen oder nicht – durch den Emotionskindergarten der Medien gejagt und können nicht mehr selbst entscheiden, womit sie sich befassen wollen. Das ist der Sinn von Monothematik! Das ist ihre autoritäre Schattenseite. - See more at: http://www.wolfgangmichal.de/2015/09/monothematischer-journalismus/#sthash.BuSKhKJz.dpuf

    Über Säue und Dörfer
    ...Was aber geschieht, wenn die Sau das Dorf durchquert hat? Was spielt sich hinter dem Dorf ab? Gibt es dort einen Sau-Stau? Oder sind es immer die gleichen Säue, nur in wechselnder Verkleidung? Brauchen wir das Ritual als Abwechslung? Oder brauchen wir die Abwechslung als Ritual?
    Die in Nachrichten-Überflussgesellschaften entstehende Hassliebe zur Dauer – a) „Ich kann seine Fresse nicht mehr sehen!“ b) „Toll, wie die sich hält!“ – erinnert ein wenig an eine bipolare Störung, die manisch-depressive Züge trägt, mit allen Stimmungsschwankungen, die uns als Wähler, Freunde, Mitarbeiter und bloße Beobachter des Geschehens unberechenbar machen.
    Irgendwann entsteht daraus eine Sehnsucht nach dem einen großen Thema, das auch für alle anderen ein großes Thema ist, und uns aus der Zerstreutheit und Beliebigkeit der Säue herausführt. Historiker ordnen solche Zeitstimmungen gerne unter „Vorabend“ ein.

    - See more at: http://www.wolfgangmichal.de/2013/01/uber-saue-und-dorfer/#sthash.y6isOLk3.dpuf
http://polpix.sueddeutsche.com/bild/1.1505916.1358473066/640x360/strassenszene-berlin.jpg


Vorabend

Wie kann man als Zeitgenosse wissen, dass man gerade den Vorabend (einer Katastrophe, des Zusammenbrechens alter Ordnungen, des Hervorkommens neuer Ordnungen) erlebt?

Ein Indiz dafür, dass man einen Vorabend erlebt, könnte das vermehrte Auftreten von dog whistlern sein. Trouble Every Day. So neu ist das aber alles nicht. Zappa 1966:


View on YouTube
    "Trouble Every Day"
    Well I'm about to get sick
    From watchin' my TV
    Been checkin' out the news
    Until my eyeballs fail to see
    I mean to say that every day
    Is just another rotten mess
    And when it's gonna change, my friend
    Is anybody's guess

    So I'm watchin' and I'm waitin'
    Hopin' for the best
    Even think I'll go to prayin'
    Every time I hear 'em sayin'
    That there's no way to delay
    That trouble comin' every day
    No way to delay
    That trouble comin' every day

    Wednesday I watched the riot . . .
    Seen the cops out on the street
    Watched 'em throwin' rocks and stuff
    And chokin' in the heat
    Listened to reports
    About the whisky passin' 'round
    Seen the smoke and fire
    And the market burnin' down
    Watched while everybody
    On his street would take a turn
    To stomp and smash and bash and crash
    And slash and bust and burn

    And I'm watchin' and I'm waitin'
    Hopin' for the best
    Even think I'll go to prayin'
    Every time I hear 'em sayin'
    That there's no way to delay
    That trouble comin' every day
    No way to delay
    That trouble comin' every day

    Well, you can cool it,
    You can heat it . . .
    'Cause, baby, I don't need it . . .
    Take your TV tube and eat it
    'N all that phony stuff on sports
    'N all the unconfirmed reports
    You know I watched that rotten box
    Until my head begin to hurt
    From checkin' out the way
    The newsman say they get the dirt
    Before the guys on channel so-and-so

    And further they assert
    That any show they'll interrupt
    To bring you news if it comes up
    They say that if the place blows up
    They will be the first to tell,
    Because the boys they got downtown
    Are workin' hard and doin' swell,
    And if anybody gets the news
    Before it hits the street,
    They say that no one blabs it faster
    Their coverage can't be beat

    And if another woman driver
    Gets machine-gunned from her seat
    They'll send some joker with a brownie
    And you'll see it all complete

    So I'm watchin' and I'm waitin'
    Hopin' for the best
    Even think I'll go to prayin'
    Every time I hear 'em sayin'
    That there's no way to delay
    That trouble comin' every day
    No way to delay
    That trouble comin' every day

    Hey, you know something people?
    I'm not black
    But there's a whole lots a times
    I wish I could say I'm not white

    Well, I seen the fires burnin'
    And the local people turnin'
    On the merchants and the shops
    Who used to sell their brooms and mops
    And every other household item
    Watched the mob just turn and bite 'em
    And they say it served 'em right
    Because a few of them are white,
    And it's the same across the nation
    Black and white discrimination
    Yellin' "You can't understand me!"
    'N all that other jazz they hand me
    In the papers and TV and
    All that mass stupidity
    That seems to grow more every day
    Each time you hear some nitwit say
    He wants to go and do you in
    Because the color of your skin
    Just don't appeal to him
    (No matter if it's black or white)
    Because he's out for blood tonight

    You know we got to sit around at home
    And watch this thing begin
    But I bet there won't be many live
    To see it really end
    'Cause the fire in the street
    Ain't like the fire in the heart
    And in the eyes of all these people
    Don't you know that this could start
    On any street in any town
    In any state if any clown
    Decides that now's the time to fight
    For some ideal he thinks is right
    And if a million more agree
    There ain't no Great Society
    As it applies to you and me
    Our country isn't free
    And the law refuses to see
    If all that you can ever be
    Is just a lousy janitor
    Unless your uncle owns a store
    You know that five in every four
    Just won't amount to nothin' more
    Gonna watch the rats go across the floor
    And make up songs about being poor
    Blow your harmonica, son!
Die GBlogSuche nach »Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen« hat Resultate geliefert.

"Es wird böse enden."

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Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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