Die enthemmte Mitte (II) und das pharmapornografische Regime
Vorbemerkung: Die Zugriffsstatistiken zeigen Dir wie oft die Top 25 Beiträge in Deinem Weblog abgerufen wurden:
Meistgelesene Beiträge
1. 30788 23.05.08 Scham heute III - WEIBLICHER KöRPER
- ein Beitrag, der eigentlich nur aus einem längeren Zitat aus diesem Text bestand (nebst einigen Bildern sowie Links zur Scham(losigkeit)):
Andrea Roedig - Der Himmel ist Phantasie, die Erde Fiktion und im Keller waltet das Reale: Charlotte Roches "Feuchtgebiete", die Tochter von Josef F. und die neuen Louis-Vuitton-Handtaschen (FREITAG, 23.05.2008)
Im aktuellen FREITAG (Ausgabe 24/16) schreibt Andrea Roedig ihre Suche nach dem Charakteristikum des weiblichen Körpers zu Beginn des 21. Jahrhunderts fort:
Das neue Regime - Welche Geschichte wird eigentlich in der Debatte um die mutmaßliche Vergewaltigung Gina-Lisa Lohfinks erzählt?
Ich vesuche es noch einmal mit einem Impulszitat:
Kreislauf der Erregung
Etwas abseits des Offensichtlichen erscheint der Fall als Paradebeispiel jener Gesellschaftsbeschreibung, die Paul B. Preciado in dem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch Testo Junkie gibt. Die These des Buches lautet, kurz gefasst, dass wir seit Mitte des 20. Jahrhunderts einem „pharmapornografischen Regime“ unterworfen seien, das die Körper durch und durch reguliere. Preciado wehrt sich gegen die derzeit gängigen soziologischen Analysen, die von „postmateriellem Kapitalismus“, von „immaterieller Arbeit“ oder auch von „Feminisierung der Arbeit“ sprechen. Sie alle, so meint Preciado, drückten sich um „den feuchten Kern“ der Wahrheit herum, dass der postfordistische Kapitalismus wesentlich auf Produktivmachung und Ausbeutung unserer Genussfähigkeit ziele, also auf Erregung beziehungsweise den ewigen Sucht-Kreislauf von Erregung-Frustration-Erregung. Pharmapornografisch nennt Preciado dieses System, weil pharmazeutisch-synthetische Stoffe und die intendierte Lustproduktion die Gesellschaft wie zwei Tentakel im Griff hätten. In dem den Körper durchdringenden Biokapitalismus wird alles zum Artefakt. Von der Botox-Behandlung bis zur Reproduktionsmedizin ist nichts mehr natürlich...
Sex, Drugs, and Biopolitics in the Pharmacopornographic Era: Meet the 'Testo Junkie' Who Hacks Her Gender with Testosterone (vice August 5, 2014)
Vielleicht reicht das ja wieder, um 30788 Klicks zu kriegen.
Und vielleicht gibt es ja auch einen Zusammenhang zur politisch enthemmten Mitte.
Roedig gibt da einen Hinweis:
Nachtrag:
Nachdem ich Andrea Roedigs Text gelesen habe, sehe ich My anaconda don't ganz anders ( ... nicht das NATO-Manöver, aber dass eingebette Video) Ausprobieren!
Nachtrag II:
Unser Körper zwischen Lust und Scham - Die nackte Wahrheit
Konrad Paul Liessmann, NZZ, 2.8.2016
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1. 30788 23.05.08 Scham heute III - WEIBLICHER KöRPER
- ein Beitrag, der eigentlich nur aus einem längeren Zitat aus diesem Text bestand (nebst einigen Bildern sowie Links zur Scham(losigkeit)):
Andrea Roedig - Der Himmel ist Phantasie, die Erde Fiktion und im Keller waltet das Reale: Charlotte Roches "Feuchtgebiete", die Tochter von Josef F. und die neuen Louis-Vuitton-Handtaschen (FREITAG, 23.05.2008)
Im aktuellen FREITAG (Ausgabe 24/16) schreibt Andrea Roedig ihre Suche nach dem Charakteristikum des weiblichen Körpers zu Beginn des 21. Jahrhunderts fort:
Das neue Regime - Welche Geschichte wird eigentlich in der Debatte um die mutmaßliche Vergewaltigung Gina-Lisa Lohfinks erzählt?
Ich vesuche es noch einmal mit einem Impulszitat:
Kreislauf der Erregung
Etwas abseits des Offensichtlichen erscheint der Fall als Paradebeispiel jener Gesellschaftsbeschreibung, die Paul B. Preciado in dem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch Testo Junkie gibt. Die These des Buches lautet, kurz gefasst, dass wir seit Mitte des 20. Jahrhunderts einem „pharmapornografischen Regime“ unterworfen seien, das die Körper durch und durch reguliere. Preciado wehrt sich gegen die derzeit gängigen soziologischen Analysen, die von „postmateriellem Kapitalismus“, von „immaterieller Arbeit“ oder auch von „Feminisierung der Arbeit“ sprechen. Sie alle, so meint Preciado, drückten sich um „den feuchten Kern“ der Wahrheit herum, dass der postfordistische Kapitalismus wesentlich auf Produktivmachung und Ausbeutung unserer Genussfähigkeit ziele, also auf Erregung beziehungsweise den ewigen Sucht-Kreislauf von Erregung-Frustration-Erregung. Pharmapornografisch nennt Preciado dieses System, weil pharmazeutisch-synthetische Stoffe und die intendierte Lustproduktion die Gesellschaft wie zwei Tentakel im Griff hätten. In dem den Körper durchdringenden Biokapitalismus wird alles zum Artefakt. Von der Botox-Behandlung bis zur Reproduktionsmedizin ist nichts mehr natürlich...
Sex, Drugs, and Biopolitics in the Pharmacopornographic Era: Meet the 'Testo Junkie' Who Hacks Her Gender with Testosterone (vice August 5, 2014)
Vielleicht reicht das ja wieder, um 30788 Klicks zu kriegen.
Und vielleicht gibt es ja auch einen Zusammenhang zur politisch enthemmten Mitte.
Roedig gibt da einen Hinweis:
- Die eigentliche Frage aber ist: Wieso dachten Sebastian C. und Pardis F. mit ihren Fliegenhirnen, dass sie viel Geld bekommen können für ein Video, das zeigt, wie sie eine ausgeknockte Gina-Lisa Lohfink vergewaltigen? Dieser Porno als Reality-TV bestätigt die alte These, dass sexuelle Gewalt nicht Befriedigung sexueller Triebe will, sondern Macht. Die Gina-Lisa-Subversionspower funktioniert, aber sie provoziert auch Gewalt und die verfickte männliche Freude darüber, eine Frau zu „schänden“, weil es offenbar nicht zu ertragen ist, Frauen nicht zu besitzen...
Nachtrag:
Nachdem ich Andrea Roedigs Text gelesen habe, sehe ich My anaconda don't ganz anders ( ... nicht das NATO-Manöver, aber dass eingebette Video) Ausprobieren!
Nachtrag II:
Unser Körper zwischen Lust und Scham - Die nackte Wahrheit
Konrad Paul Liessmann, NZZ, 2.8.2016
gebattmer - 2016/06/16 17:55
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