Deutsche Leitkultur (V): "LTI" – Lingua Tertii Imperii
Habe ich mir ca 1974 in der DDR gekauft, war dann u.a. Gegenstand meiner Staatsexamensprüfung zum Thema Sprache des Faschismus. Schön, dass das das großartige Buch wieder auftaucht:
Hörspielbearbeitung: Tilman Hecker und Dag Lohde
"LTI" – Lingua Tertii Imperii, die Sprache des Dritten Reichs: So nennt Victor Klemperer seinen 1947 im Aufbau Verlag, Berlin - in der BRD erst 1966* - erschienenen Versuch, die Nazi-Sprache und ihre Mechanismen zu analysieren. Mittels lexikalischer Präzision, autobiografischer Anekdoten und beklemmender Sachlichkeit strukturiert er in Essays die Wortungetüme, die wie "Arsendosen" auf ihre Zuhörerschaft einwirkten.
Durch die sich wiederholende Beschwörung des Gefühls, des Instinkts und eines quasireligiösen Nationalkults konnte ein ganzes Volk vernebelt und vergiftet werden. Was für den jüdischen Philologen als "parodistische Spielerei" begann, wurde angesichts der drohenden Deportation mehr und mehr zum "Notbehelf".
Die Diskurse um AfD und Pegida, deren Hetzvokabeln und Massenmobilisation, lassen Klemperers Beobachtungen heute wie ein erschreckendes Déjà-vu erscheinen.
Mit Betty Freudenberg, Christine Groß, Toni Jessen und Thomas Schmauser
Komposition: Arno Kraehahn
Regie: Tilman Hecker
Produktion: rbb 2016
- Ursendung So 28.08.2016 | 14:04 | Hörspiel -
In der Mediathek bis 04.09.16
Hörbefehl!!
Eine lesenswerte Rezension von Ricarda Bethke im FREITAG, Ausgabe 3416
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* Zur Rezeptionsgeschichte der LTI im Osten und im Westen Deutschlands
gebattmer - 2016/08/28 19:58
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