Post-factum Investigations (II): Die Filmfrage - Oder: Was die Bilder im Kopf mit der Dehumanisierung der Flüchtlinge zu tun haben
Fefe stellt heute die Filmfrage: Was haltet ihr eigentlich von der These, dass wir mit Filmszenen wie dem Kampf um Helm's Deep oder World War Z oder jetzt neu The Wall auf eine bestimmte Einstellung bezüglich Flüchtlingen konditioniert werden?
Gute Frage! Es spricht ja einiges dafür, dass die großen Bilder im Kopf unsere Wahrnehmung prägen. Der/das Fremde als gesichtslose, anwallende Masse ...
... wie hier THE GREAT WALL Trailer 2 (2017) - ab 2:00
... oder hier in WorldWar Z-Jerusalem Scene / Over The Wall
- Eine besonders widerliche Szene, wie ich finde.
(das mögen jetzt nicht so viele sein, aber wir wissen ja, wie viele noch kommen werden ...)
... und der Lastwagen als tödliche Waffe: World War Z – Philadelphia (full scene) - ab 1:55
(i.Ü. eigentlich deutschen Ursprungs: FAUN TADANO Lauf an der Pegnitz, Germany!)
Nicht gerade meine Lieblingsfilme. Will sagen: ich kannte die nicht, aber in Betrachtung der ausgewählten Szenen kann ich nachvollziehen, wie Fefe zu seiner These kommt. Es sind ja nun nicht nur die Filmbilder, sondern auch die Alltags-Nachrichtenbilder, die ähnlich inszeniert sind und sich gleichermaßen einbrennen:
Auf die Frage, Warum so viele Flüchtlinge Silvester nach Köln kamen (RP Online, 10. Januar 2017) gibt es dann nur noch die eine Antwort und wenn sie nicht kommt, setzt Alice Schwarzer sie durch (Interview mit Alice Schwarzer und dem Kölner Polizeipräsidenten - via Fefe)
Differenzierte Wahrnehmung ist nicht so gefragt:
Nachtrag: Polizei und „Nafris“ Einfach mal die Klappe halten
Die Kölner Polizei hat an Silvester doch nicht so viele „Nafris“ kontrolliert, aber eigentlich weiß sie auch das nicht so recht. (FAZ)
Nachtrag2: Das Milieu, in dem Terror gedeiht
Es ist kein Zufall, dass gerade junge Männer aus Nordafrika zu Kriminalität neigen. Schon in ihrem Heimatland war ihnen ein besseres Leben verwehrt – und sie mussten mit Gewalt umgehen, die in Europa ihren Ursprung hat. Eine Analyse.(FAZ, 07.01.2017, von Rainer Hermann)
Hermanns Fazit:
Gute Frage! Es spricht ja einiges dafür, dass die großen Bilder im Kopf unsere Wahrnehmung prägen. Der/das Fremde als gesichtslose, anwallende Masse ...
... wie hier THE GREAT WALL Trailer 2 (2017) - ab 2:00
... oder hier in WorldWar Z-Jerusalem Scene / Over The Wall
- Eine besonders widerliche Szene, wie ich finde.
(das mögen jetzt nicht so viele sein, aber wir wissen ja, wie viele noch kommen werden ...)
... und der Lastwagen als tödliche Waffe: World War Z – Philadelphia (full scene) - ab 1:55
(i.Ü. eigentlich deutschen Ursprungs: FAUN TADANO Lauf an der Pegnitz, Germany!)
Nicht gerade meine Lieblingsfilme. Will sagen: ich kannte die nicht, aber in Betrachtung der ausgewählten Szenen kann ich nachvollziehen, wie Fefe zu seiner These kommt. Es sind ja nun nicht nur die Filmbilder, sondern auch die Alltags-Nachrichtenbilder, die ähnlich inszeniert sind und sich gleichermaßen einbrennen:
Auf die Frage, Warum so viele Flüchtlinge Silvester nach Köln kamen (RP Online, 10. Januar 2017) gibt es dann nur noch die eine Antwort und wenn sie nicht kommt, setzt Alice Schwarzer sie durch (Interview mit Alice Schwarzer und dem Kölner Polizeipräsidenten - via Fefe)
Differenzierte Wahrnehmung ist nicht so gefragt:
- Franco Clemens hat eine Flüchtlingseinrichtung geleitet und arbeitet als Streetworker im sogenannten Maghreb-Viertel in Düsseldorf. In einem Gastbeitrag erklärt er, weshalb es nordafrikanische Flüchtlinge immer wieder in die großen Städte zieht. Von Franco Clemens
Der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies hat sich kürzlich öffentlich darüber gewundert, warum wieder so viele Menschen aus den Maghreb-Staaten zu Silvester nach Köln gekommen sind. Deshalb habe ich unter den marokkanischen Flüchtlingen, aber auch unter den Alteingesessenen im so genannten Maghreb-Viertel in Düsseldorf nachgefragt, aber auch mal einige meiner alten Kontakte zu Flüchtlingen aufgewärmt, von denen ich allein 800 ein Dreivierteljahr pädagogisch betreut habe. Angereichert mit den praktischen Erfahrungen als ehemaliger Leiter einer Erstaufnahme-Einrichtung für Flüchtlinge kann ich deshalb ein paar kurze Antworten darauf liefern. Allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder mit den Ansprüchen einer repräsentativen empirischen Studie.
Franco Clemens arbeitet als Streetworker in Düsseldorf. FOTO: Rheinflanke gGmbH
Viele Flüchtlinge kennen sich bereits aus den Bundescamps und später aus den Erstaufnahme-Einrichtungen in NRW. Danach sind sie auf unterschiedliche Kommunen in NRW als Kontingentflüchtlinge verteilt worden. Viele davon in ganz kleine Kommunen in der Nähe der großen Städte, oder auch irgendwo in die tiefste Provinz. Seit dieser Zeit sind sehr viele über Facebook und andere soziale Netzwerke vernetzt. Viele waren auch schon auf der Flucht gut vernetzt, weil sie in großen Gruppen geflohen und Richtung Deutschland marschiert sind.
Zu Silvester traf man sich dann mal wieder zu einem besonderen Anlass in den größeren Städten, reiste aus den umliegenden Kommunen an, weil in den Städten eben ein entsprechendes kulturelles Angebot ist. Auch hat die Zusammenführung von Familien und Bekannten in den Kommunen nicht so geklappt, wie es wünschenswert wäre. In unserem Teil von NRW sind die wichtigsten Anlaufadressen Düsseldorf und Köln.
In Düsseldorf gibt es bereits eine sehr große, alteingesessene Community von Nordafrikanern als Anlaufadresse, und Köln hat sich als Partymeile rumgesprochen, zum Teil auch, weil hier viele als Kontingentflüchtlinge zugewiesen wurden. Köln ist eine schöne und sympathische, multikulturelle Stadt, die zieht halt magisch an. Es waren vor allem nordafrikanische Flüchtlinge, die nach Köln gereist sind. Die seit Jahrzehnten hier integrierten Marokkaner und Algerier haben Silvester meistens in der Nähe ihrer Wohnungen mit ihrer Familie gefeiert, so wie alle anderen Bürger auch.
Geld für ein Auto haben Flüchtlinge nicht, also fahren sie mit der Bahn nach Köln und sind am Hauptbahnhof gleich mitten in der Stadt. Einfacher geht es nicht, und wenn man sich nicht auskennt, ist man doch da schon direkt mittendrin, und das vor einer tollen Kulisse.
Warum sind die Menschen aus den Maghrebstaaten aber wiedergekommen, obwohl sie durch die vergangene Silvesternacht wegen einer kleinen Minderheit krimineller Sexualstraftäter als Kulturgruppe so in Verruf geraten sind? Wussten sie, was sie dieses Jahr am Dom erwartet?
Nein. Die Allermeisten lesen keine deutschen Medien, die Sprachkompetenz ist noch zu gering und unsere Bemühungen, in der Kommunikation die Menschen zu erreichen, bleiben leider weiterhin bescheiden.
Ja, natürlich gab es auch einen kleineren Teil vernetzter Flüchtlinge, die die Übergriffe aus dem Vorjahr wieder nach Köln gezogen haben. Oder es hatte sich bis zu ihnen rumgesprochen. Diese Art Stimmung hat ihnen die Polizei zum Glück kräftig versaut.
Wirklich wichtige sensible Themen werden oft nicht klar angesprochen
Durch die Berichterstattung über die Kölner Vorfälle von Silvester vor einem Jahr haben viele engagierte Ehrenamtler Angst bekommen, ihre Meinung geändert, oder sie wurden von ihrem sozialem Umfeld unter Druck gesetzt, so dass sie ihre Tätigkeit beendeten. Sie waren aber eine wichtige Unterstützung für schnelle Integration und Kontakte zu Deutschen, auch um einer kulturellen Isolation frühzeitig entgegenzuwirken.
Auch werden die wirklich wichtigen sensiblen Themen und Spannungsfelder, die fürs Leben in einer emanzipierten demokratischen Gesellschaft wichtig sind, oft aus Scham nicht klar angesprochen. Die Kurse beschränken sich meist auf Sprachkompetenz oder politische Strukturen unserer Demokratie. Ich habe in meiner Zeit als Leiter eines Camps allerdings regelmäßig genau diese schwierigen Alltagsthemen angesprochen, wie auch Silvester und Karneval mit Bezug auf Sexualität und Emanzipation. Bei so vielen jungen Männern ist das zwingend notwendig.
Nachtrag: Polizei und „Nafris“ Einfach mal die Klappe halten
Die Kölner Polizei hat an Silvester doch nicht so viele „Nafris“ kontrolliert, aber eigentlich weiß sie auch das nicht so recht. (FAZ)
Nachtrag2: Das Milieu, in dem Terror gedeiht
Es ist kein Zufall, dass gerade junge Männer aus Nordafrika zu Kriminalität neigen. Schon in ihrem Heimatland war ihnen ein besseres Leben verwehrt – und sie mussten mit Gewalt umgehen, die in Europa ihren Ursprung hat. Eine Analyse.(FAZ, 07.01.2017, von Rainer Hermann)
Hermanns Fazit:
- Vor dem Zeitalter der Kolonialherrschaft hatten an Küsten Nordafrikas Piraten das Mittelmeer unsicher gemacht. Aber auch am Persischen Golf fürchteten die Handelsschiffe eine „Piratenküste“. Dennoch ist ihr Nachfolger, der moderne Staat der Vereinigten Arabischen Emirate, heute friedlich. In Nordafrika hingegen fanden immer wieder Kriege statt. Die Gewalt, die dabei gesät wurde, hat Europa erreicht. Das hätte sie auch ohne die Balkan-Route.
gebattmer - 2017/01/12 18:31
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