LTI (II) : "Bundesausreisezentrum"
Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat den Begriff "Bundesausreisezentrum" in Umlauf gebracht. Das klingt ja auch viel serviceorientierter als "Bundesabschiebehaftanstalt", findet Florian Werner (DRadioKultur, 04.01.2017)
"Ich schlage vor, dass der Bund eine ergänzende Vollzugszuständigkeit bei der Aufenthaltsbeendigung erhält", so de Maiziére im besten Beamtendeutsch in der FAZ. ... De Maizière verlangt eine „nationale Kraftanstrengung“ bei der Abschiebung und „Rückführung ohne Asylsachprüfung, menschenwürdige Aufnahme am ,sicheren Ort‘ und legale Zugangswege.“
WÖRTER aus dem LTI-LEXIKON (das leider nicht mehr funktioniert): Adressat abgewandert ... anlaufen lassen ... Auffangstelle ... betrügerisch ... britischer Verrat an Europa ... Festung Europa ...
... Rückkehrmanagement
"Ich schlage vor, dass der Bund eine ergänzende Vollzugszuständigkeit bei der Aufenthaltsbeendigung erhält", so de Maiziére im besten Beamtendeutsch in der FAZ. ... De Maizière verlangt eine „nationale Kraftanstrengung“ bei der Abschiebung und „Rückführung ohne Asylsachprüfung, menschenwürdige Aufnahme am ,sicheren Ort‘ und legale Zugangswege.“
WÖRTER aus dem LTI-LEXIKON (das leider nicht mehr funktioniert): Adressat abgewandert ... anlaufen lassen ... Auffangstelle ... betrügerisch ... britischer Verrat an Europa ... Festung Europa ...
... Rückkehrmanagement
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„Was jemand willentlich verbergen will, sei es nur vor anderen, sei es vor sich selber, auch was er unbewusst in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag.“ Den Satz schrieb Victor Klemperer, der in seinem Notizbuch eines Philologen die LTI, die Lingua Tertii Imperii oder Sprache des Nationalsozialismus erforscht und an ihr dessen Ziele offengelegt hat. George Orwell propagierte in seinem Buch 1984 gar die Möglichkeit, durch „Neusprech“, durch gezielte Wortschöpfungen, das Denken selbst zu beeinflussen. Und Joseph Pulitzer forderte: „Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt. Bringt diese Heimlichkeiten ans Tageslicht, beschreibt sie, macht sie vor aller Augen lächerlich. Und früher oder später wird die öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Bekannt machen allein genügt vielleicht nicht – aber es ist das einzige Mittel, ohne das alle anderen versagen.“
[Über das Blog Neusprech - großartig: Kai Biermann und Martin Haases Seite!]
Deutsche Leitkultur (V): "LTI" – Lingua Tertii Imperii
[GBlog, 2016/08/28]Habe ich mir ca 1974 in der DDR gekauft, war dann u.a. Gegenstand meiner Staatsexamensprüfung zum Thema Sprache des Faschismus. Schön, dass das das großartige Buch wieder auftaucht:
Hörspielbearbeitung: Tilman Hecker und Dag Lohde
"LTI" – Lingua Tertii Imperii, die Sprache des Dritten Reichs: So nennt Victor Klemperer seinen 1947 im Aufbau Verlag, Berlin - in der BRD erst 1966* - erschienenen Versuch, die Nazi-Sprache und ihre Mechanismen zu analysieren. Mittels lexikalischer Präzision, autobiografischer Anekdoten und beklemmender Sachlichkeit strukturiert er in Essays die Wortungetüme, die wie "Arsendosen" auf ihre Zuhörerschaft einwirkten.
Durch die sich wiederholende Beschwörung des Gefühls, des Instinkts und eines quasireligiösen Nationalkults konnte ein ganzes Volk vernebelt und vergiftet werden. Was für den jüdischen Philologen als "parodistische Spielerei" begann, wurde angesichts der drohenden Deportation mehr und mehr zum "Notbehelf".
Die Diskurse um AfD und Pegida, deren Hetzvokabeln und Massenmobilisation, lassen Klemperers Beobachtungen heute wie ein erschreckendes Déjà-vu erscheinen.
Mit Betty Freudenberg, Christine Groß, Toni Jessen und Thomas Schmauser
Komposition: Arno Kraehahn
Regie: Tilman Hecker
Produktion: rbb 2016
- Ursendung So 28.08.2016 | 14:04 | Hörspiel -
Immer noch in der Mediathek!
Hörbefehl!!
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* Zur Rezeptionsgeschichte der LTI im Osten und im Westen Deutschlands
gebattmer - 2017/02/08 20:36
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