Archäologie (DXCXIV): Was der israelische Premierminister Menachem Begin 1981 dem deutschen Kanzler (Schmidt, SPD) ausrichten ließ
Kürzlich musste ich hier - Aus aktuellem Anlass - mal was klarstellen:
Dass der israelische Ministerpräsident den deutschen Außenminister (Gabriel, SPD) nicht empfangen will, gilt den hiesigen Medien als Skandal. Deutschland, das sich seine moralische Überlegenheit mit Holocaust und anschließender Erinnerungskultur hart erarbeitet hat, muss sich wohl kaum von einem Juden sagen lassen, mit welchem israelkritischen Verein es Beziehungen pflegen darf. Und so wird der deutsche Außenminister in allen Blättern dafür gefeiert, dass er einem wie "Wladimir Tayyip Netanjahu" ("Süddeutsche Zeitung"), der aus der Shoah anscheinend nichts über Demokratie und Menschenrechte gelernt hat, die Stirn bietet.
Von welchem Schlag nun die "Akteure der Zivilgesellschaft", mit denen sich Sigmar Gabriel während seines Israel-Besuchs getroffen hat, eigentlich sind, interessiert da am wenigsten. In konkret 1/14 schrieb Alex Feuerherdt über die angeblich uneigennützigen und hilfsbereiten NGO, die in Israel und den palästinensischen Gebieten keineswegs aus purer Menschenfreundlichkeit agieren.
Jetzt habe ich die Vorgeschichte dazu gefunden:
Weil Helmut Schmidt als Offizier an der Belagerung Lenigrads teilgenommen und sich wiederholt „kritisch“ gegenüber der israelischen Politik geäußert hat, ließ der israelische Premierminister Menachem Begin 1981 dem deutschen Kanzler ausrichten, „wer als Offizier am Vernichtungskrieg an der Ostfront teilgenommen hat, sollte zu den Problemen im Nahen Osten ein für allemal den Mund halten“. Das scheint beim ehemaligen Oberleutnant der Wehrmacht aber auf taube Ohren gestoßen zu sein, da der „beliebteste deutsche Politiker der jüngeren Geschichte“ mit 26 europäischen Ex-Politikern Ende 2010 mit einem Aufruf Israel diktieren wollte, wie es sich beim Siedlungsbau und bei der Verhinderung der weiteren Aufrüstung im Gaza-Streifen zu verhalten habe. Helmut Schmidt, der gegen seine Partei den sogenannten Nato-Doppelbeschluss durchsetze, was in Deutschland die Stationierung atomar bestückter Mittelstreckenraketen gegen die Sowjetunion zur Folge hatte, war der Meinung, dass Deutschland keine Verantwortung für Israel habe* und deshalb plädierte er mit seinem ehemaligen Leningrad-Kameraden Richard von Weizsäcker sowie diversen SPD-Spitzenpolitikern für „Sanktionen“ und „konkrete Maßnahmen“ – nicht etwa gegen das iranische Regime oder seine Verbündeten Hamas und Hisbollah, die Israel vernichten wollen, sondern gegen den jüdischen Staat.
[* Dreßler sah das übrigens immer anders: Die gesicherte Existenz Israels – Teil der deutschen Staatsraison. Von Rudolf Dressler, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel. Haaretz, 5. Dezember 2004]
Und schon wieder gilt den hiesigen Medien etwas als Skandal, dass nämlich ein Bild des „beliebtesten deutschen Politikers der jüngeren Geschichte“ abgehängt wurde - an der Bundeswehruniversität! Stellvertretend Cicero:
Wenn das stalinistisch ist, - meinetwegen. Das historische Faktum, dass Herr Schmidt als Offizier am Vernichtungskrieg an der Ostfront teilgenommen hat, wird ja gerade nicht ignoriert, wenn sein Bild abgehängt wird.
Ziemlich billiger rhetorischer Trick eigentlich (aber gern gebraucht zur Zeit) : Die Verdienste sind unbestreitbar und Die historischen Fakten ändern sich nicht ...
Was bitte sagt uns das? - Fuck me running ...
Dass der israelische Ministerpräsident den deutschen Außenminister (Gabriel, SPD) nicht empfangen will, gilt den hiesigen Medien als Skandal. Deutschland, das sich seine moralische Überlegenheit mit Holocaust und anschließender Erinnerungskultur hart erarbeitet hat, muss sich wohl kaum von einem Juden sagen lassen, mit welchem israelkritischen Verein es Beziehungen pflegen darf. Und so wird der deutsche Außenminister in allen Blättern dafür gefeiert, dass er einem wie "Wladimir Tayyip Netanjahu" ("Süddeutsche Zeitung"), der aus der Shoah anscheinend nichts über Demokratie und Menschenrechte gelernt hat, die Stirn bietet.
Von welchem Schlag nun die "Akteure der Zivilgesellschaft", mit denen sich Sigmar Gabriel während seines Israel-Besuchs getroffen hat, eigentlich sind, interessiert da am wenigsten. In konkret 1/14 schrieb Alex Feuerherdt über die angeblich uneigennützigen und hilfsbereiten NGO, die in Israel und den palästinensischen Gebieten keineswegs aus purer Menschenfreundlichkeit agieren.
Jetzt habe ich die Vorgeschichte dazu gefunden:
Weil Helmut Schmidt als Offizier an der Belagerung Lenigrads teilgenommen und sich wiederholt „kritisch“ gegenüber der israelischen Politik geäußert hat, ließ der israelische Premierminister Menachem Begin 1981 dem deutschen Kanzler ausrichten, „wer als Offizier am Vernichtungskrieg an der Ostfront teilgenommen hat, sollte zu den Problemen im Nahen Osten ein für allemal den Mund halten“. Das scheint beim ehemaligen Oberleutnant der Wehrmacht aber auf taube Ohren gestoßen zu sein, da der „beliebteste deutsche Politiker der jüngeren Geschichte“ mit 26 europäischen Ex-Politikern Ende 2010 mit einem Aufruf Israel diktieren wollte, wie es sich beim Siedlungsbau und bei der Verhinderung der weiteren Aufrüstung im Gaza-Streifen zu verhalten habe. Helmut Schmidt, der gegen seine Partei den sogenannten Nato-Doppelbeschluss durchsetze, was in Deutschland die Stationierung atomar bestückter Mittelstreckenraketen gegen die Sowjetunion zur Folge hatte, war der Meinung, dass Deutschland keine Verantwortung für Israel habe* und deshalb plädierte er mit seinem ehemaligen Leningrad-Kameraden Richard von Weizsäcker sowie diversen SPD-Spitzenpolitikern für „Sanktionen“ und „konkrete Maßnahmen“ – nicht etwa gegen das iranische Regime oder seine Verbündeten Hamas und Hisbollah, die Israel vernichten wollen, sondern gegen den jüdischen Staat.
[* Dreßler sah das übrigens immer anders: Die gesicherte Existenz Israels – Teil der deutschen Staatsraison. Von Rudolf Dressler, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel. Haaretz, 5. Dezember 2004]
Und schon wieder gilt den hiesigen Medien etwas als Skandal, dass nämlich ein Bild des „beliebtesten deutschen Politikers der jüngeren Geschichte“ abgehängt wurde - an der Bundeswehruniversität! Stellvertretend Cicero:
- Geradezu absurd ist, dass an der Bundeswehruniversität ein Bild von Helmut Schmidt abgehängt wurde – Helmut Schmidt, dessen Verdienste als Verteidigungsminister und Bundeskanzler unbestritten sind, den dieser Staat mit einem Staatsakt geehrt hat. Weshalb? Er war in Wehrmachtsuniform abgebildet.
Tyrannen verordnen eine „Verdammnis des Andenkens“ (damnatio memoriae). Josef Stalin verfuhr so mit Leo Trotzki. Wollen wir jetzt mit unserer eigenen Geschichte auch so verfahren? Die historischen Fakten ändern sich nicht, wenn sie ignoriert werden. Im Gegenteil: Verordnete Blindheit macht nur anfällig. Jede Generation sollte in offener diskursiver Auseinandersetzung Leistung und Belastung der Wehrmacht begreifen lernen.
- Vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 wurde die sowjetische Stadt Leningrad von den deutschen Soldaten der Heeresgruppe Nord belagert, von seinen maritimen Nachschubwegen abgeschnitten und einer totalen Seeblockade unterworfen. Am 8. September 1941 schloss sich der deutsche Belagerungsring um die Stadt. Das ab Oktober 1941 einsetzende Massensterben der Leningrader war erklärtes Hauptziel der Belagerung. Das Ziel der Deutschen war die Leningrader Bevölkerung systematisch verhungern zu lassen. Wer aus der belagerten Stadt auszubrechen versuchte, wurde erschossen. Es wurden Minengürtel gelegt. Die Bevölkerung sollte durch Bombenangriffe und Artilleriefeuer zermürbt werden. Gezielt schossen die Deutschen auf Lebensmittellager, Fabriken, Krankenhäuser, Versorgungsunternehmen und Wasserwerke...
Während der 900-tägigen Belagerung kamen etwa 1.100.000 LenigraderInnen ums Leben, die meisten starben an Unterernährung und Unterkühlung. Über zwei Millionen sowjetische Soldaten starben in der längsten Schlacht des zweiten Weltkriegs und retteten Leningrad und seine Menschen vor der Vernichtung. (Die Belagerung Leningrads)
Wenn das stalinistisch ist, - meinetwegen. Das historische Faktum, dass Herr Schmidt als Offizier am Vernichtungskrieg an der Ostfront teilgenommen hat, wird ja gerade nicht ignoriert, wenn sein Bild abgehängt wird.
Ziemlich billiger rhetorischer Trick eigentlich (aber gern gebraucht zur Zeit) : Die Verdienste sind unbestreitbar und Die historischen Fakten ändern sich nicht ...
Was bitte sagt uns das? - Fuck me running ...
gebattmer - 2017/05/19 18:11
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