Re: 2. Juni 1967 - Der Polizeistaatsbesuch und die Ermordung des Studenten Benno Ohnesorg

Klaus Gietinger, Margot Overath und Uwe Soukup – Wie starb Benno Ohnesorg ? TV-Dokumentation (2017)
- im Sammelsurium sorgfältig dokumentiert
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+ Benno Ohnesorg - Sein Tod und unser Leben Doku (2017)
+ Zufallsfund: Film von Ohnesorg-Beerdigung entdeckt
- Der Film zeigt Aufnahmen von der Beisetzung des Studenten Benno Ohnesorg auf dem Friedhof im hannoverschen Stadtteil Bothfeld am 9. Juni 1967. Außerdem zeigen die Bilder einen Trauermarsch von 7.000 Studenten durch die Innenstadt von Hannover und eine Versammlung am selben Abend in der Stadionsporthalle. Insgesamt mehr als 20 Minuten lang ist das Filmmaterial. "Die Bilder machen deutlich, wie umfangreich die Demo mit 7.000 Studenten aus ganz Deutschland war. Sie zeigen auch, wie groß die moralische Empörung war. Für die weitere Entwicklung der Studentenbewegung hat dies eine große Bedeutung gehabt: sowohl der 2. Juni in Berlin, aber auch dieser Tag der Beerdigung von Benno Ohnesorg in Hannover".
View on YouTube - Der ganze Film hier:
Zeitdokument: Der Polizeistaatsbesuch – Beobachtungen unter deutschen Gastgebern
Roman Brodmanns später mit einem Grimme-Preis ausgezeichnetes Feature »Der Polizeistaatsbesuch – Beobachtungen unter deutschen Gastgebern« aus der SDR-Reihe »Zeichen der Zeit«
Sehen Sie den Film unbedingt in voller Länge an:
Bilder aus einer völlig fremd gewordenen Zeit. Aus einer seltsam fremden Zwischen-Zeit, von einem getilgten Zwischen-Ort, als habe es zwischen den bunten Bildern aus Berlin '45 und Berlin '89 grau-grauenhaftes Schwarz/Weiß nur in der DDR gegeben. Hey! Das war die BRD!
Kann es sein, dass es gelungen ist, im neueren deutschen Geschichtsnarrativ diese BRD verschwinden zu lassen?
Und interessante aktuelle Bezüge, geeignet, dieses Narrativ zu stören:
- Die Abendnachrichten meldeten es: Seine Majestät, der Schah von Persien, hatte höchstselbst Anstoß genommen an den Studenten, die während seines Besuches gegen ihn demonstrierten. In einer offiziellen Note verlangte seine Regierung Strafe und Rechenschaftsbericht.
Untertänigst leitete das Auswärtige Amt des Sozialdemokraten Brandt die Strafnote des morgenländischen Potentaten an das Justizministerium des Sozialdemokraten Heinemann weiter, und dieses verlangte gehorsam von den Landesministern Bericht, welche Maßnahmen zu der vom Schah angeordneten Bestrafung der schuldigen Demonstranten eingeleitet seien.
Am gleichen Abend, da diese sozialdemokratischen Bemühungen um die verletzte Schah-Ehre bekannt wurden, duldete der Christdemokrat und Intendant des Süddeutschen Rundfunks, Hans Bausch, daß sein Sender das hochempfindsame Ehrgefühl des persischen Alleinherrschers womöglich aufs neue kränkte.
"Der Polizeistaatsbesuch" hieß die Sendung, und sie könnte dem Schah deshalb besonders mißfallen, weil ihr Autor Roman Brodmann nicht wie die 58 Millionen deutscher Untertanen des Pfauenthrones per Amtshilfe zur Rechenschaft gezogen werden kann, sondern sich als Schweizer Bürger der kaiserlichpersischen Rechtssuche entzieht...
Letzte Nachricht aus Bonn: Der Bundespräsident hat inzwischen zwei Manuskriptabzüge der Sendung anfordern lassen.
Otto Köhler VERWANDTE ZÜGE, DER SPIEGEL, 31.07.1967 (hier als pdf)
gebattmer - 2017/06/02 21:07
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