#G20 - CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXXXVI_reload): Hamburg = Baltimore = Tottenham revisited? Desintegration und Unruhezyklen [+ Who the fuck is the black block??]
- Reloaded: Ein Beitrag vom 2014-08-20. Immer wieder empfohlen heranzuziehen: Heitmeyers Analyse der Unruhezyklen:
Können Sie die Bilder unterscheiden? - Los Angeles, Tottenham, Kairo, Athen, Odessa, Ferguson, Baltimore 1969, Baltimore 2015 ... to be continued ...
= Riots!? Is It An 'Uprising' Or A 'Riot'? Depends On Who's Watching (npr)
Wo Ordnungen zerfallen, Eliten versagen, Beziehungen sich auflösen und Wertschätzung ausbleibt, wird Gewalt zu einer höchst attraktiven Quelle der Anerkennung. Die Botschaft .... lautet: "Uns gibt es noch!", schreibt WILHELM HEITMEYER (in der taz vom 25.08.2011), seinen klugen Artikel über Mechanismen der Eskalation einleitend.
Heitmeyer fragt: Wie sind solche Unruhezyklen zu analysieren und zu erklären?
Es sind immer drei zentrale Faktoren zu untersuchen: die gesellschaftlichen Hintergründe, das Agieren politischer Eliten und die Mechanismen der Eskalation. (Klingt banal, ist aber offenbar nicht Standard!) Weiter hier: Mechanismen der Eskalation
Können Sie die Bilder unterscheiden? - Ferguson or Iraq? Photos Unmask the Militarization of America's Police (Mashable)
Vgl. ... Der verwilderte Leviathan.
In Betrachtung der akutellen Krisen- und Kriegsverläufe kann man feststellen, dass einiges für Tomasz Konicz' These spricht:
Die mit der Krise des Kapitals immer stärker um sich greifende Barbarisierung könnte somit den Zivilisationsprozess zwischen zwei Mühlsteinen, die bereits jetzt oft genug in Wechselwirkung treten, zermalmen: dem verwildernden Leviathan und dem blindwütig um sich schlagenden Racket...
Neu: Während ein Bündnis aus Mob und rechten Medien nach den Hamburger Protesten den Law-and-Orderkurs verschärfen will, muss sich auch die außerparlamentarische Linke Fragen stellen - Ein Kommentar - Unbedingt lesenswert!!
Großdemonstrationen im Zeitalter der Riots. Zur Eigenlogik von Riots, von urbanen Aufständen< (Peter Nowak, Telepolis, 09. Juli 2017)
- Die werden eben nicht von irgendwelchen Drahtziehern aus politischen Gruppen initiiert, wie gerne vermutet wird. Großereignisse wie der G20 bieten den Rahmen, aber es sind die prekarisierten Unterklassen in vielen Städten der Welt, für die der Aufstand ihre Form ist, sich einiges von den bunten Warenmarkt anzueignen, den der Kapitalismus verspricht, der ihnen aber mangels finanzieller Möglichkeiten verschlossen geblieben ist. Die Medien und die Öffentlichkeit in Großbritannien, den USA und Frankreich konnten sich in den letzten Jahren schon häufiger mit der Eigengesetzlichkeit dieser urbanen Aufstände vertraut machen.
In dem Buch "Riot. Strike. Riot: The New Era of Uprisings" bezeichnet Joshua Clover Riots und Aufstände als wichtige Aktionsformen der vergangenen Jahre, weil durch den Wegfall der großen Industrie der Streik an Bedeutung verloren habe. Im Interview sprach Clover auch vom Zeitalter der Riots...
- - Prantls Blick, 9. Juli 2017, Grundrechte sind kein abstrakter Kokolores:
... Wäre es ein Ziel des Hamburger Gipfels gewesen, das Demonstrationsrecht zu diskreditieren, ja diesem Grundrecht nachhaltig zu schaden - eine makabre Addition des Terrors des Schwarzen Blocks und der Strategien der Polizei hätte genau dies erreicht. Die Friedensinitiativen, die Flüchtlingshilfegruppen, die Trump- und Putinkritiker, die engagierten Leute von Pax Christi und Pro Asyl, die Kapitalismusgegner und die Werber für eine gerechtere Welt wurden und werden von der Polizei und von einem Teil der kommentierenden Öffentlichkeit in einen Topf geworfen mit den gewalttätigen Volldeppen vom Schwarzen Block. Man tat und tut so, als handele es sich bei den Gipfelkritikern um blauäugige Nahesteher der schwarzen Vermummten. So wurde und wird berechtigter Protest angeschwärzt. Danke, Herr Einsatzleiter! Danke, Herr Innensenator! Und ein Dank an die in Hamburg mitregierenden Grünen, die es in diesen Tagen geschafft haben, so abzutauchen, als ginge sie das alles nichts an. ...
- - Die Berliner Zeitung kommentiert G20 (via Fefe):
Und dazu passt auch keine Polizeiführung, die ohne jedes Verständnis für die Un-Verhältnismäßigkeit ihrer Mittel agiert. Würde am 1. Mai in Berlin so gehandelt wie beim G20-Gipfel, sähe es in Kreuzberg nicht anders aus als jetzt auf der Schanze.
- - Protestforscher über G-20-Chaos: "Die Strategie der Polizei ist kolossal gescheitert" (Süddeutsche 9. Juli 2017)
- „Ich glaube, das war gewollt“ - Der Hamburger Senat ist das Risiko, dass es in der Stadt brennt, bewusst eingegangen, meint Linken-Politiker Jan van Aken (FREITAG, 10.07.2017)
+ Tom Strohschneider über den Backlash gegen alles Linke und einen rasenden Zug ins Autoritäre
Who (or what) the fuck is the black block??
Toll finde ich die Kommunikationsblase dazu bei facebook:
- ...
Lieber B..., dass das Bild eine Fotoshop-Kreation ist, sieht ein Blinder mit Krückstock. :-) Klar zählt vielleicht am Ende die Pointe, die ja nicht frei von Wahrheit ist, aber es wird und wurde im Zusammenhang mit G20 so viel Unsinn vertrieben und auf fb geteilt, dass mir dieser Hinweis wichtig ist: Dieses Bild ist kein Bild!
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Tja, es ist ein Fake. Bitte seid etwas vorsichtiger und gewissenhafter mit Euren Postings.
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Spinnst du? Ich kann ja auch behaupten dass du ein Fake bist. Hast du einen Beleg? Einen Beweis? Geht's eigentlich noch? Behaupten kann wirklich jeder alles!
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Das ist ein iPhone 6
Abteilung: Stilsichere Kapitalismuskritik (Aufzeichnungen eines 'Gutmenschen', Montag, 10. Juli 2017)
Nachträge:
- „Kleinbürger und Bullen in die Hölle von Hamburg“ – Vom Verschwörungsglauben der #NoG20-Linksextremisten | 8. Juli 2017| Von Michael Blume
- Die Gruppierung Hogesa („Hooligans gegen Salafisten“) hatte unter ihrem Logo online verbreitet, man werde sich um 14 Uhr in Hannover am Raschplatz treffen, um eine Stunde später gemeinsam nach Hamburg aufzubrechen. Die Aktion sollte unter dem Motto stehen: „Unsere Heimat wieder unter Kontrolle bringen“. (HAZ, 9. Juli 2017)
- The Police Lost Again Tonight in Hamburg: Why They Couldn’t Keep Control. By CrimethInc. Ex-Workers Collective | 9 Jul , 2017
+ nochmal grundsätzlich:
Der G20-Gipfel in Hamburg löst keine Probleme. Die G20 sind Teil des Problems (Lunapark, 3. Juli 2017, Winfried Wolf)
+ Analyse (im Anschluss an Heitmeyer):
Franz Walter (Leiter des Göttinger Instituts für Demokratieforschung): Protest und Militanz - Über Gestalt und Gehalt gegenwärtiger Jugendrevolten
- Dieter Rucht: Gewalt der Empörten - Die Riots von Hamburg
Wann immer es zu massiver Protestgewalt kommt wie zuletzt beim G20-Gipfel in Hamburg, entspinnt sich ein Deutungskampf. Die am Status quo orientierten Kräfte bezeichnen ihre Herausforderer als Randalierer oder gar Terroristen und sprechen ihnen jegliche Legitimation ab. Diejenigen, die zur Protestgewalt greifen, bestreiten wiederum die Legitimität der Herrschenden, zumindest aber einzelner politischer Entscheidungen. Entsprechend verstehen sie sich, abhängig von der jeweiligen Konfliktkonstellation, als Befreiungsbewegungen, als Vorkämpfer einer neuen und gerechten Ordnung, als Anwälte der Schwachen und Entrechteten oder als Korrektiv für massive Fehlentwicklungen.
(aus: »Blätter« 11/2017, Seite 94-103)
gebattmer - 2017/07/09 21:36
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