Gloabalisierung: Transnationalisierung // Ökonomisierung
.... Zumindest in einer Hinsicht sollte man den Prozess, der Globalisierung genannt wird, in Schutz nehmen. In Deutschland wird häufig darüber geklagt, die Globalisierung führe zu kultureller Verarmung. Wie so vieles in der Debatte bleibt auch diese These auffallend schwammig. Weder wird deutlich, was mit Globalisierung gemeint ist, noch herrscht Einigkeit darüber, was die Verarmung ausmacht. Die einen verstehen darunter die Angleichung von Konsum- und Lebensmodellen, andere den Verlust der "Reinheit der Sprache" (was immer das bedeuten mag), wieder andere einfach die niedrigen Exportzahlen von deutschen Filmen, deutsche Musik und Literatur. Um so eine "Verarmung" aufzuhalten, isst man dann bei Wienerwald statt bei McDonald´s, kämpft - titanenhaft - gegen die Anglisierung der deutschen Sprache und fordert, wie unlängst eine unheilvolle Allianz aus Politikern, Popindustrie und Musikern, eine Musikquote für Produktionen aus Deutschland.
Dabei wäre eine inhaltliche Differenzierung nicht schwer: Wenn mit Globalisierung zunehmende Migrations- und Kommunikationsströme gemeint sind, führt sie natürlich nicht zu kultureller Verarmung, sondern zum Entstehen von neuem Reichtum und Hybriden - einer Vielheit, vor der sich der Mainstream-Konsens in Deutschland immer noch fürchtet. Wenn mit Globalisierung hingegen die Zunahme transnationaler Kapitalflüsse und die Verflechtung von Unternehmen beschrieben werden, ist es kaum verwunderlich, wenn es zu Vermassungen und Vereinheitlichungen kommt. Der postfordistische Kapitalismus zeichnet sich zwar auch durch die In-Wert-Setzung der Differenz aus, doch das postfordistische Individuum bleibt ein Massensubjekt. Wenn Verkaufsräume ökonomisch organisiert werden sollen, kommt nicht zufällig der Supermarkt dabei heraus. Das Warenangebot mag zwischen deutschen und italienischen Ketten variieren, doch die eigentliche Angleichung der Lebensmodelle dürfte im Supermarkt selbst begründet sein. Und der hat eben keine nationale Identität.
Kulturelle Verarmung wird nicht von Transnationalisierung, Kommunikation oder Wanderungsbewegungen erzeugt. Sie ist das Ergebnis der Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Man sollte diese Begriffe endlich wieder voneinander trennen.
Raul Zelik - Die neue Mauer - s.u.
Zeliks Text würde ich eine eine möglichst kleine Sammlung grundlegender Texte zum Verständnis der Welt aufnehmen. Müsste man mal dran arbeiten.
Dabei wäre eine inhaltliche Differenzierung nicht schwer: Wenn mit Globalisierung zunehmende Migrations- und Kommunikationsströme gemeint sind, führt sie natürlich nicht zu kultureller Verarmung, sondern zum Entstehen von neuem Reichtum und Hybriden - einer Vielheit, vor der sich der Mainstream-Konsens in Deutschland immer noch fürchtet. Wenn mit Globalisierung hingegen die Zunahme transnationaler Kapitalflüsse und die Verflechtung von Unternehmen beschrieben werden, ist es kaum verwunderlich, wenn es zu Vermassungen und Vereinheitlichungen kommt. Der postfordistische Kapitalismus zeichnet sich zwar auch durch die In-Wert-Setzung der Differenz aus, doch das postfordistische Individuum bleibt ein Massensubjekt. Wenn Verkaufsräume ökonomisch organisiert werden sollen, kommt nicht zufällig der Supermarkt dabei heraus. Das Warenangebot mag zwischen deutschen und italienischen Ketten variieren, doch die eigentliche Angleichung der Lebensmodelle dürfte im Supermarkt selbst begründet sein. Und der hat eben keine nationale Identität.
Kulturelle Verarmung wird nicht von Transnationalisierung, Kommunikation oder Wanderungsbewegungen erzeugt. Sie ist das Ergebnis der Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Man sollte diese Begriffe endlich wieder voneinander trennen.
Raul Zelik - Die neue Mauer - s.u.
Zeliks Text würde ich eine eine möglichst kleine Sammlung grundlegender Texte zum Verständnis der Welt aufnehmen. Müsste man mal dran arbeiten.
gebattmer - 2005/11/06 18:08
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