Fragiles System - Zur Psychopathologie einer Ding-Gesellschaft
Luhmann: "Es geht immer um die Differenz von System und Umwelt. Wie reagiert eine Einheit auf alles andere, welche Grenzen werden gebildet und wie filtern Grenzen die Information aus der Umwelt, die im System als Information erlebt und verarbeitet werden. Man hat also mit jedem System sozusagen die ganze Welt im Blick, aber immer gespalten durch die Differenz von System und Umwelt."
Ein Gedankenspiel:
In den letzten Tagen drängte sich mir zuweilen die Frage auf, wie es eigentlich kommt, dass ein System, dass sich selbst als "eines der reichsten Länder der Erde"; "Exportweltmeister" usw. charakterisiert, das meint, Weltwirtschafts- und Finanzkrisen erfolgreich mit Schirmen managen zu können, um danach sofort einen "Aufschwung" zu zeigen, sich in vielen Subsystemen als fragil erweist, wenn es durch so etwas wie "Winter" empfindlich gestört werden kann.
Hilfreich fand ich den heutigen ARD-Brennpunkt:
Offenbar wurde diese Sendung aktuell ins Programm genommen , weil man meinte, den Menschen erklären zu müssen, was Winter ist und wie man sich im Winter verhalten sollte. Dass die Annahme, solche Erklärung sei notwendig, nicht ganz blöde ist, zeigten in der Tat einige der eingespielten Clips: Da sind Menschen ausgerutscht und haben sich etwas gebrochen ("Glatteis-Opfer"), da müssen Versicherungsvertreter (in 4erGruppe) versuchen mit der Bahn zu fahren, weil die A7 vereist ist und der Flieger nicht fliegen kann, weil er vereist ist; da steigen offenbar Menschen in T-Shirt und Turschuhen in ihre Autos und Rettungskräfte müssen sie auf der vereisten Autobahn wärmen und die Bahn bleibt stehen, weil die Weichen eingefroren sind!
Erstaunlich: Auf Glatteis kann man ausrutschen, Weichen können einfrieren, im Winter kann es kalt werden? Der Mensch braucht einen (medialen) Life-Coach, um dieses Chaos, gar die Kathastrophe bewätigen zu können?
Das ist offenbar so, weil man annehmen muss, dass da irgendwas verloren gegangen ist, so dass massenhaft Menschen verkindern: ein irrationales Verhältnis zur Realität sich breit macht.
Könnte es sein, dass im „Steigerungsspiel der Moderne“ (Gerhard Schulze) der Just-in-time-Imperativ der Ökonomie und die auf Perfektionierung, Vermehrung, Intensivierung und die Zyklen des Erlebnis- und Warendurchlaufs immer mehr verkürzende permanente Erweiterung der Ding-Welt mittlerweile so auch in die Psyche der Subjekte eingesickert ist, dass System wie Subjekte (als selbstreferentielle Systeme) offenbar von selbst nicht mehr in der Lage zu struktureller Koppelung mit anderen Systemen - hier: der Natur = Winter - sind, um Informationen aus der Umwelt zu entnehmen und zu verarbeiten??
Die Natur, gern erlebt als Gegenpol zum Konsumdasein, bricht da störend in eine Sphäre ein, die doch gar nichts mit ihr zu tun haben soll. Andererseits sind wir nicht ganz sicher, ob es wirklich noch die gute alte Natur ist mit einem Winter, wie ein Winter nun mal ist, oder nicht doch die Zunahme extremer Wetterlagen aufgrund von uns verursachter Klimaveränderung...
Zur Erhellung können zwei Texte hilfreich sein, die zusammengelesen werden müssten:
Georg Seeßlen - Abschied aus dem Paradies - Vielleicht kann man von den drei großen Kränkungen der Natur sprechen – es wären die von uns Menschen selbst
und
Andrea Roedig - Sisyphos ist Konsument - Zur Weihnachtszeit wird deutlich, was sowieso der Fall ist: Die Dinge nehmen überhand.
Nachtrag:
Die Erfindung des Wetters - ad sinistram
Ein Gedankenspiel:
In den letzten Tagen drängte sich mir zuweilen die Frage auf, wie es eigentlich kommt, dass ein System, dass sich selbst als "eines der reichsten Länder der Erde"; "Exportweltmeister" usw. charakterisiert, das meint, Weltwirtschafts- und Finanzkrisen erfolgreich mit Schirmen managen zu können, um danach sofort einen "Aufschwung" zu zeigen, sich in vielen Subsystemen als fragil erweist, wenn es durch so etwas wie "Winter" empfindlich gestört werden kann.
Hilfreich fand ich den heutigen ARD-Brennpunkt:
Offenbar wurde diese Sendung aktuell ins Programm genommen , weil man meinte, den Menschen erklären zu müssen, was Winter ist und wie man sich im Winter verhalten sollte. Dass die Annahme, solche Erklärung sei notwendig, nicht ganz blöde ist, zeigten in der Tat einige der eingespielten Clips: Da sind Menschen ausgerutscht und haben sich etwas gebrochen ("Glatteis-Opfer"), da müssen Versicherungsvertreter (in 4erGruppe) versuchen mit der Bahn zu fahren, weil die A7 vereist ist und der Flieger nicht fliegen kann, weil er vereist ist; da steigen offenbar Menschen in T-Shirt und Turschuhen in ihre Autos und Rettungskräfte müssen sie auf der vereisten Autobahn wärmen und die Bahn bleibt stehen, weil die Weichen eingefroren sind!
Erstaunlich: Auf Glatteis kann man ausrutschen, Weichen können einfrieren, im Winter kann es kalt werden? Der Mensch braucht einen (medialen) Life-Coach, um dieses Chaos, gar die Kathastrophe bewätigen zu können?
Das ist offenbar so, weil man annehmen muss, dass da irgendwas verloren gegangen ist, so dass massenhaft Menschen verkindern: ein irrationales Verhältnis zur Realität sich breit macht.
Könnte es sein, dass im „Steigerungsspiel der Moderne“ (Gerhard Schulze) der Just-in-time-Imperativ der Ökonomie und die auf Perfektionierung, Vermehrung, Intensivierung und die Zyklen des Erlebnis- und Warendurchlaufs immer mehr verkürzende permanente Erweiterung der Ding-Welt mittlerweile so auch in die Psyche der Subjekte eingesickert ist, dass System wie Subjekte (als selbstreferentielle Systeme) offenbar von selbst nicht mehr in der Lage zu struktureller Koppelung mit anderen Systemen - hier: der Natur = Winter - sind, um Informationen aus der Umwelt zu entnehmen und zu verarbeiten??
Die Natur, gern erlebt als Gegenpol zum Konsumdasein, bricht da störend in eine Sphäre ein, die doch gar nichts mit ihr zu tun haben soll. Andererseits sind wir nicht ganz sicher, ob es wirklich noch die gute alte Natur ist mit einem Winter, wie ein Winter nun mal ist, oder nicht doch die Zunahme extremer Wetterlagen aufgrund von uns verursachter Klimaveränderung...
Zur Erhellung können zwei Texte hilfreich sein, die zusammengelesen werden müssten:
Georg Seeßlen - Abschied aus dem Paradies - Vielleicht kann man von den drei großen Kränkungen der Natur sprechen – es wären die von uns Menschen selbst
und
Andrea Roedig - Sisyphos ist Konsument - Zur Weihnachtszeit wird deutlich, was sowieso der Fall ist: Die Dinge nehmen überhand.
Nachtrag:
Die Erfindung des Wetters - ad sinistram
gebattmer - 2010/12/17 21:08
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