Das wird in dieser Allgemeinheit jede und jeder unterschreiben können, nur ist damit natürlich noch nichts gesagt.Wenn Kommunismus das Gemeinschaftliche betont und der Liberalismus den einzelnen, dann wollte Rosa Luxemburg beides zugleich – höchstmögliche Gemeinschaftlichkeit bei der Kontrolle darüber, daß Eigentum und Macht im Interesse aller gebraucht werden, und größtmögliche Freiheit individueller Entfaltung, radikaler Kritik und Öffentlichkeit. Eine Gesellschaft ohne Freiheit wäre für sie nur ein neues Gefängnis gewesen, so wie ihr eine Gesellschaft ohne Gleichheit immer nur eine Ausbeutergesellschaft war. (…)
Das zwanzigste Jahrhundert war durch Perioden der Entfesselung des Kapitalismus und seines Übergangs in offene Barbarei und durch Perioden seiner Zähmung und des Entstehens von – letztlich noch einmal scheiternden – Gegenentwürfen gekennzeichnet. Gerade jetzt vollendet sich die Ausdehnung des Kapitalismus. Er stößt damit an die Grenzen der irdischen Natur. Die Ressourcenökonomie muß über die Kapitalakkumulation siegen, wenn es nicht zur ökologischen Katastrophe kommen soll. Genauso müssen aber auch die sozialen Rechte von bald sieben bis acht Milliarden Menschen dominieren über die Verwertungsinteressen transnationaler Konzerne. Einer Welt, die privilegierte Zentren herausbildet, sich in Festungen einmauert und globale Unsicherheit verursacht, werden wir nur entkommen, wenn sich Zusammenarbeit und gemeinsame Entwicklung durchsetzen.
Archäologie CVXVVVIII: Gesine Piaf - Le ça ira - 1953/2011
View on YouTube
via Carlos Kommentar vom 6.1.11 zu De Lapuente (s.u.)
aus Si Versailles m'était conté (Versailles - Könige und Frauen) - übrigens ein Film mit einer Wahnsinns-Besetzung, aber un film royaliste de ce vieux pétainiste de Sacha Guitry, qui souhaite attiser notre admiration pour le Roi Soleil et notre compassion pour Marie Antoinette. Il contient cependant une séquence dont tous les révolutionnaires se souviennent: quand Edith Piaf, à la tête de la populace, lance le "ça ira".
Et qui chante aujourd'hui?
Was sich Gesine da erlaubt hat, das ist wahrhaft unverfroren...
Meine Güte, es ist ja von erschütternder Harmlosigkeit, was Gesine Lötzsch da so schreibt...
Kritik und Kunst schon neulich ...... ob da jede/r unterschreiben würde, da bin ich nicht so sicher: Kürzlich hat sich in dieser Richtung erst ein Gumbrecht im Freitag vergaloppiert: Misere der Meisterdenker - Die einst mutigen Positionen der Intellektuellen sind zur Norm geronnen... nun sei riskantes Denken angesagt - so bebildert:
... und Albrecht von Luckes Entgegnung - so bebildert - ist auch nur teilweise überzeugend:
Es empfehle sich eine andere Intellektuellen-Definition zu Rate zu ziehen. Der Intellektuellen-Begriff Antonio Gramscis abstrahiert von der Frage der richtigen Moral – anders als Gumbrecht jedoch keineswegs von der gesellschaftlichen Verortung. Organische Intellektuelle sind bei Gramsci, anders als ihre traditionellen Vorgänger, diejenigen, die jede Klasse oder Bewegung braucht, um die kulturelle Deutungsmacht zu erlangen. Entweder als, so Gramsci, „Angestellte der herrschende Klassen und der politischen Herrschaft“, oder eben auch als Vordenker der Opposition.
Jede soziale Gruppe, die Hegemonie anstrebt, muss Intellektuelle aus ihren eigenen Reihen hervorbringen oder die traditionellen Intellektuellen assimilieren und für ihre Ideologien einnehmen. Gelingt dies der Linken zukünftig nicht besser, muss man für ihre Zukunft wahrlich schwarz sehen...
Es könnte sein, dass der Begriff der kulturellen Hegemonie hier etwas verkürzt gefasst ist; der Schlussfolgerung ist auch nur insoweit zuzustimmen, als soziale Gruppen ihre eigenen Intellektuellen hervorbringen müssen (zum genaueren Verständnis könnte„Nützliche Schemata“ - Kultur und künstlerische Praktiken bei Antonio Gramsci und Pierre Bourdieu hilfreich sein).
Assimilierte und eingenommene Intellektuelle scheinen mir - zumindest im heutigen Deutschland - ein unsicheres Ticket zu sein: Martin Walser bekennt in dem FOCUS-Beitrag seine Sympathie für Westerwelle: „Seit er sichtbar und hörbar geworden ist, schau ich ihn an und hör ihm zu, und er gefällt mir.“ Sollten es die Medien tatsächlich schaffen, Westerwelle ins Aus zu manövrieren, schreibt Walser, „werde ich zum ersten Mal in meinem Leben FDP wählen“.
MRR nannte den DKP-Sympathisanten Walser (was ich nicht denunzierend meine, ich war das auch) 1976 wahrscheinlich treffend, wenn auch aus falschen Gründen, einen "geistreichen Bajazzo der revolutionären Linken in der Bundesrepublik Deutschland". In den Chefetagen der FAZ galt Reich-Ranicki zur gleichen Zeit als linker Vogel! Und ich bleibe dabei: Walsers Texte der 60er und 70er Jahre - einschließlich des von MRR vernichteten "Jenseits der Liebe" sind bis heute, was Form und Inhalt angeht, einfach gut! Vielleicht ist es wirklich so einfach: Schriftsteller schreiben, das sollen sie ordentlich machen, als moralische Instanzen taugen sie nur sehr bedingt. Eine/die Linke sollte nicht darauf setzen, sie als "Bündnispartner" einzunehmen.
In stiller, wehmutweicher Abendstunde
Umklingen mich die längst verschollnen Lieder,
Und Tränen fließen von der Wange nieder,
Und Blut entquillt der alten Herzenswunde.
Und wie in eines Zauberspiegels Grunde
Seh ich das Bildnis meiner Liebsten wieder;
Sie sitzt am Arbeitstisch, im roten Mieder,
Und Stille herrscht in ihrer sel'gen Runde.
Doch plötzlich springt sie auf vom Stuhl und schneidet
Von ihrem Haupt die schönste aller Locken,
Und gibt sie mir - vor Freud' bin ich erschrocken!
Mephisto hat die Freude mir verleidet.
Er spann ein festes Seil von jenen Haaren,
Und schleift mich dran herum seit vielen Jahren.
Heinrich Heine
... der ja aber viel erkannt hat beim Herumgeschleiftwerden von Mephisto: Ich plädiere für mephistophelisches Denken, für negative Dialektik. Mephisto sieht doch auch eher so aus, als interessiere ihn wirklich etwas, während die Denker, mit denen der Freitag die Intellektuellen-Debatte bebildert, schwer an ihrem Denken leiden ...
Wir waren da am letzten Wochenende: Schauen Sie sich mal Raymond Faures Harzbilder an!
gebattmer - 2011/01/16 19:11
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/11579228/modTrackback