Hannover Connection III: Frenzels bedürfnisorientierte Segmentierung
Meine Lieblings-HAZ bietet heute im Wirtschaftsteil einmal wieder ein schönes Beispiel für die Hannover-Connection: Ein Mitarbeiter durfte offenbar mit nach Side, um dann über ein neues Geschäftsmodell zu berichten:
Das Hotel, östlich von Antalya an der türkischen Riviera gelegen, möchte nicht nur mit dem Meerblick punkten: „Sensimar-Kunde zu sein bedeutet, auch mehr erwarten zu dürfen“, heißt es in der Eigenwerbung – Misstrauen inklusive. Mit dem vor rund einem Jahr eröffneten Haus mit viel Holz innen und gewölbten Dächern außen zielt der Reiseveranstalter auf eine besonders anspruchsvolle Klientel: komfortbewusste Paare mittleren Alters ohne Kinder, die schon vieles auf der Welt gesehen haben, Pauschalreisen eher distanziert gegenüberstehen und individuellen Service für selbstverständlich halten. Sie meiden die Massen an den Pools, mögen keine Horden am Büfett und empfinden Animation als eine besonders unangemessene Form der Ruhestörung. Eine schwierige Kundschaft also, aber eben auch eine lukrative – für sie zählt vor allem der Standard und nicht so sehr der Preis. Stefanie Schulze zur Wiesch nennt das „bedürfnisorientierte Segmentierung“.
Die 38-Jährige ist bei der TUI für Hotelkonzepte
verantwortlich und hat mithilfe von Marktforschern eine „Lebensstilkarte“ entworfen: Statusbewusste Kunden mit hohem Sicherheitsbedürfnis stehen am oberen Rand, unten findet man die Gruppe der Qualitätsbewussten, links die spaßorientierten Abenteurer und rechts die eher sparsamen Traditionalisten. „Niemand hat sein Ohr so nah am Kunden wie die TUI“, sagt die Managerin. Aus dem Geflecht der unterschiedlichen Wünsche und Wertvorstellungen gilt es, neue Zielgruppen zu destillieren.
Aus Wertvorstellungen Zielgruppen destillieren ... Vielleicht hat sie die Lebensstilkarten (Meinten Sie: Lebensmittelkarten?) einfach aus dem Spiel des Lebens ... Mir klingt i.Ü. Senismar ein wenig zu sehr nach Sensenmann!
„Mit Sensimar haben wir vor rund drei Jahren auf einem weißen Blatt Papier begonnen“, sagt der Leiter des TUI-Hotelmanagements, Andreas Pospiech.
Inzwischen umfasst das Handbuch für die Hoteliers 320 Seiten. Alles ist penibel geregelt: Das Einchecken am Empfang darf nur zwei Minuten dauern, die Zimmer müssen mindestens 28 Quadratmeter Platz bieten, und im Kleiderschrank müssen immer zehn Bügel hängen. Ein Computer steuert zentral die Beleuchtung in allen Gängen und Bars, der Geruch ist das Ergebnis eines ausgeklügelten Duftmanagements. Die Musik dudelt via Internet aus Deutschland ins Haus: „Wenn der Barkeeper unglücklich verliebt ist und den ganzen Tag Celine Dion hört, ist das für den Gast nicht so schön“, sagt Pospiech. Auch das Essen ist genau geplant. Wem selbst das nicht überladene Büfett zu üppig ist, kann auf leichte Mittelmeerküche ausweichen oder auf Naturkost und andere „glutenfreie“ Mahlzeiten in einem der anderen Restaurants. Einmal in der Woche lädt man zum „Directors Galadinner“, bei dem auch das gesamte Management anzutreten hat.
320 Seiten Planwirtschaft ...
Auf der „Lebensstilkarte“ hat man bereits eine neue Zielgruppe eingekreist, die „Cosmos Spa Naturalist Sportster“. Diese Klientel ist etwas jünger als die Sensimar-Kundschaft – vor allem aber liebt sie die Gegensätze: Entspannung bei Yoga und Teezeremonie an einem Tag, am nächsten hingegen Mountainbike-Fahren und Klettern im Hochseilgarten. Als „Urlaub voller Gegensätze, aber irgendwie in einer Balance“ beschreibt TUI-Planerin Schulze zur Wiesch das „Puravida“-Konzept.
So stellt sich Frau Schulze zur Wiesch (38) die Welt vor oder formt sie lebenstilkartenmäßig nach ihrem Bilde. Sie passt gut zu einem Herrn Nuhr, der heute zeigte, wie man lebensstilkartenmäßig einen Scheibenwischer auf Barth-zur-Wiesch-Niveau bringt.
Eine bitte Pille von einem Experten: Die stetige Ausweitung des Angebots und die Vervielfältigung der Marken sei für die Veranstalter allerdings auch mit Risiko behaftet, meint der Reiseexperte Karl Born, der an der Hochschule Harz Touristik lehrt und früher bei der TUI im Vorstand saß [und sich zuweilen recht launige Mermerkungen über seinen ehemaligen Arbeitgeber erlaubt]. Zum einen müssten die unterschiedlichen Konzepte für Reisebüros und Kunden nachvollziehbar bleiben. „Zum anderen muss beim Veranstalter der Mehrertrag größer sein als der Mehraufwand“, sagt Born.
20.01.2011 / HAZ Seite 14 Ressort: WIRT
Mein Gott, wenn der Frenzel wüsste, was man offenbar an der Hochschule Harz weiß, dass der Mehrertrag größer sein sollte als der Mehraufwand; - auch bei der bedürfnisorientierten Filetierung eines Mischkonzerns: von der Preussag zur TUI!
Herr Selenz als Chef der damaligen Preussag Stahl AG weiß auch noch etwas darüber (nicht nur über den Cayenne-Krimi)!
Das Hotel, östlich von Antalya an der türkischen Riviera gelegen, möchte nicht nur mit dem Meerblick punkten: „Sensimar-Kunde zu sein bedeutet, auch mehr erwarten zu dürfen“, heißt es in der Eigenwerbung – Misstrauen inklusive. Mit dem vor rund einem Jahr eröffneten Haus mit viel Holz innen und gewölbten Dächern außen zielt der Reiseveranstalter auf eine besonders anspruchsvolle Klientel: komfortbewusste Paare mittleren Alters ohne Kinder, die schon vieles auf der Welt gesehen haben, Pauschalreisen eher distanziert gegenüberstehen und individuellen Service für selbstverständlich halten. Sie meiden die Massen an den Pools, mögen keine Horden am Büfett und empfinden Animation als eine besonders unangemessene Form der Ruhestörung. Eine schwierige Kundschaft also, aber eben auch eine lukrative – für sie zählt vor allem der Standard und nicht so sehr der Preis. Stefanie Schulze zur Wiesch nennt das „bedürfnisorientierte Segmentierung“.


Aus Wertvorstellungen Zielgruppen destillieren ... Vielleicht hat sie die Lebensstilkarten (Meinten Sie: Lebensmittelkarten?) einfach aus dem Spiel des Lebens ... Mir klingt i.Ü. Senismar ein wenig zu sehr nach Sensenmann!
„Mit Sensimar haben wir vor rund drei Jahren auf einem weißen Blatt Papier begonnen“, sagt der Leiter des TUI-Hotelmanagements, Andreas Pospiech.

320 Seiten Planwirtschaft ...
Auf der „Lebensstilkarte“ hat man bereits eine neue Zielgruppe eingekreist, die „Cosmos Spa Naturalist Sportster“. Diese Klientel ist etwas jünger als die Sensimar-Kundschaft – vor allem aber liebt sie die Gegensätze: Entspannung bei Yoga und Teezeremonie an einem Tag, am nächsten hingegen Mountainbike-Fahren und Klettern im Hochseilgarten. Als „Urlaub voller Gegensätze, aber irgendwie in einer Balance“ beschreibt TUI-Planerin Schulze zur Wiesch das „Puravida“-Konzept.
So stellt sich Frau Schulze zur Wiesch (38) die Welt vor oder formt sie lebenstilkartenmäßig nach ihrem Bilde. Sie passt gut zu einem Herrn Nuhr, der heute zeigte, wie man lebensstilkartenmäßig einen Scheibenwischer auf Barth-zur-Wiesch-Niveau bringt.
Eine bitte Pille von einem Experten: Die stetige Ausweitung des Angebots und die Vervielfältigung der Marken sei für die Veranstalter allerdings auch mit Risiko behaftet, meint der Reiseexperte Karl Born, der an der Hochschule Harz Touristik lehrt und früher bei der TUI im Vorstand saß [und sich zuweilen recht launige Mermerkungen über seinen ehemaligen Arbeitgeber erlaubt]. Zum einen müssten die unterschiedlichen Konzepte für Reisebüros und Kunden nachvollziehbar bleiben. „Zum anderen muss beim Veranstalter der Mehrertrag größer sein als der Mehraufwand“, sagt Born.
20.01.2011 / HAZ Seite 14 Ressort: WIRT
Mein Gott, wenn der Frenzel wüsste, was man offenbar an der Hochschule Harz weiß, dass der Mehrertrag größer sein sollte als der Mehraufwand; - auch bei der bedürfnisorientierten Filetierung eines Mischkonzerns: von der Preussag zur TUI!
Herr Selenz als Chef der damaligen Preussag Stahl AG weiß auch noch etwas darüber (nicht nur über den Cayenne-Krimi)!
gebattmer - 2011/01/20 23:51
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