Versuch II: Wovon man möglichst einen Begriff haben sollte ...
Ich habe (mir) neulich [2005!] den Vorschlag gemacht, an einer möglichst kleinen (online-) Sammlung grundlegender Texte zum Verständnis der Welt (ojojoj - gemeint ist: bescheidener: wovon man möglichst einen Begriff haben sollte, wenn man den Versuch unternehmen wollte .... oder so ähnlich) zu arbeiten.
Und kürzlich plädierte für mephistophelisches Denken, für negative Dialektik.
Nun kommt mir Reinhart Jellen zu Hilfe, der bei tp ein Gespräch mit Thomas Metscher veröffentlicht über Gehirnforschung, Ideologie, Shakespeare und das menschliche Bewusstsein (Teil I) sowie über Einheit und Differenz menschlichen Bewusstseins, den linguistic turn, Wittgenstein, Hermeneutik und ästhetische Wahrheit (Teil II).
Thomas Metscher ist emeritierter Professor für Literaturwissenschaften und Ästhetik an der Universität Bremen und hat mit dem Buch
TOPOS - Internationale Beiträge zur dialektischen Theorie; herausgegeben von Hans Heinz Holz und Domenico Losurdo
Einige Auszüge aus dem Gespräch (als Anregung es - sowie Metscher überhaupt - weiter zu verfolgen):
Zunächst schiebt Metscher den Neurophilosophen einen Boden unter die nicht vorhandenen Füße:
Ich lebe zum Beispiel in einer Weltgegend, in der noch Bäume gefällt werden. Die Menschen, die diese Bäume fällen, müssen darüber sehr gut Bescheid wissen, weil auch heute noch diese Bäume hin und wieder Menschen auf den Kopf fallen. Der Baum hat also im Hirn der Leute seine phänomenologische Repräsentanz, aber diese muss sehr genau die Objektivität, das Ansich des Baumes abbilden können, sonst fällt ihnen der Baum auf den ihn repräsentierenden Kopf und dann ist Schluss. Also ist die von Metzinger vertretene Theorie
Oder ein anderes Beispiel: Die totale Determination von Gerhard Roth und Wolf Singer, die mir auch auf den Keks geht: Es werden hier nicht einmal mehr die Termini erläutert. - Was heißt denn da Willenfreiheit? "Kein Mensch ist für irgendwelche Entscheidungen verantwortlich, weil Entscheidungen nie aus rationalen Erwägungen hervorgehen können", - wollen uns die Herren Roth und Singer damit bedeuten, dass für die Entscheidungen im wirtschaftlichen Bereich, wenn etwa General Motors in Amsterdam die Betriebe schließt und über Zehntausend Arbeitsplätze vernichtet, irgendwelche neuronalen Prozesse verantwortlich sind oder sind das Erwägungen, die sich aus Wirtschaftsinteressen ergeben? Das ist doch viel zu trivial um überhaupt noch ein Wort darüber zu verlieren...
Als Antwort auf diese Thesen, soweit man sie überhaupt philosophisch ernst nehmen kann, schlage ich in meinem Buch den
Man sollte überhaupt erst einmal klären, von welchen Arten von Entscheidung man spricht. Fälle, bei denen es ums Kaffeetrinken geht oder ob man sich am Hintern kratzt oder nicht, will ich gern dem Herrn Roth und den Seinen zur näheren Untersuchung überlassen. Entscheidungen, die für eine Person, Gruppe und Gesellschaft von existentieller Relevanz sind, deren Folgen für die Betreffenden große Bedeutung besitzen, sind jedoch in der Regel hochkomplexer Natur. Sie ziehen sich oft über einen langen Zeitraum hin und haben, ihre eigene Geschichte...
Den Grundgedanken des Buches entwickelt Metscher aus dem Begriff des elementaren Logos (den durch die Neuros desavourierten Begriff des Bewusstseins hält er für untauglich):
... Der elementare Logos* ist im Arbeitsprozess sedimentiertes Bewusstsein, ihm sind die logischen Grundbestimmungen des Bewusstseins höherer Komplexitätsstufen eingebrannt. Denn mit der historisch-kulturellen Bildung menschlicher Gesellschaft entwickeln sich höhere kulturelle Komplexitätsstufen. Sie bringen die Entwicklung des Logos mit sich - als Voraussetzung und Resultat zugleich und machen dann auch Welterklärungsmodelle notwendig Diese besitzen zunächst den Charakter praktischer Weltorientierung, erweitern sich später jedoch zu umfassenderen Modellen (in Religion, Mythos, Kunst usf.).
Aus dem elementaren Logos gehen auch die Grundlagen symbolischen und später begrifflichen Denkens hervor und damit auch von Religion, Mythos, Kunst, Wissenschaft bis hin zur Philosophie. Auch diese entstehen ursprünglich aus lebenspraktischen Prozessen, aus Lebens- und Überlebensnotwendigkeiten, das wird zu oft vergessen. Sie bilden sich aus und verselbständigen sich im Prozess der Arbeitsteilung, konstituieren sich als ideologische Formen mit der Entwicklung von Klassengesellschaften. In diesem Prozess steht dann auch die Kunst, der mein besonderes persönliches und professionelles Interesse gilt. So schließt das Buch mit einem Teil zum ästhetischen Logos...
Ich entwickle den Gedanken, dass in der Sprache für den Menschen Welterfahrung materiell präsent ist. In gewisser Weise knüpfe ich hier auch an Wittgenstein an. Seine Theorie des Sprachspiels, also eines kulturell geregelten Universums sprachlichen Handelns, in denen sich sprachliches Agieren und kommunikatives Handeln zu einem eigenen in sich geschlossenen Zusammenhang verdichten, ist in der Tat zu gebrauchen, nur liegt Wittgenstein mit seiner These, das Sprachspiel hätte nichts mit der Welt zu tun, falsch: Gerade im Universum der Sprache ist die Welt symbolisch gegeben.
Des weiteren wird in der Welt Wissen und Weltverstehen sedimentiert: Ich versuche Wissen und Verstehen auf erkenntnistheoretischer Ebene in Relation und das Verstreute, was in der gegenwärtigen Philosophie vorhanden ist, in einen Zusammenhang zu bringen: Zum Verstehensproblem gibt es die riesige Tradition der Hermeneutik; zum Wissen gibt es das gewaltige Fachgebiet der Epistemologie, aber ihre Spezialisten, so habe ich den Eindruck, nehmen sich nicht einmal mehr zur Kenntnis. Aber im menschlichen Bewusstsein, in der Art und Weise, wie wir Welt haben und uns aneignen, uns die Welt durch Bewusstsein erschließen, gehen Erkennen (als positiver Akt), Wissen (das sedimentierte Resultat von Erkennen) und Verstehen (als eine Deutung von Welt) eine Symbiose ein...
Ich mache die ästhetische Wahrheit an einer Reihe von Kategorien fest, die sowohl die Form wie den Inhalt betreffen, im Kern an der Dialektik beider. Dabei geht es, was die inhaltliche Seite angeht, um die Authentizität der menschlichen Erfahrung, die in den Werken gestaltet ist, um Widerstand, Befreiung, Kritik, Utopie, auch um die Darstellung des Typischen geschichtlicher Erfahrung - also durchaus auch um Dinge, die wissenschaftlich relevant sind. Ja es gibt die Überschneidung mit wissenschaftlicher Wahrheit. Auf der formalen Seite sind es Konkretion, Prägnanz, Intensität der gestalteten Erfahrung, die hier genannt werden können.
Diese formalen Mittel aber haben einen Sinn. Sie bewirken etwas, was keine Wissenschaft erreicht. Es ist der Effekt der Katharsis, an den ästhetische Wahrheit gebunden ist - was sie von aller Wissenschaft unterscheidet: einer leidenschaftlichen Berührung, einer affektiven Betroffenheit, die im Kern der ästhetischen Erfahrung steht, diese zu einem echten Erlebnis werden lässt. Kraft der Form wird der gestaltete Inhalt zur kathartischen Erfahrung, Inhalt und Form sind die Bedingungen der Katharsis. In dieser Trias, und nur in ihr konstituiert sich, was Wahrheit in der Kunst heißen kann. Der Brecht der großen Stücke und späten Inszenierungen hat das durchaus gewusst. Leidenschaft, sagt er, trete an die Seite von Verstand. Sie zusammen erst machen große Kunst - über alle Ideologie hinaus.
Metscher, Thomas
Logos und Wirklichkeit
Ein Beitrag zu einer Theorie des gesellschaftlichen Bewusstseins
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2010. 493 S.
Bremer Beiträge zur Literatur- und Ideengeschichte. Bd. 60
Herausgegeben von Thomas Metscher und Wolfgang Beutin
ISBN 978-3-631-52704-7
€ 49,80
TOPOS Sonderheft 1 - 2005
A. Knolle-Grothusen/P. Hartmann:
Umrisse einer ökonomischen Analyse des Kapitalismus heute
pdf-download hier
_____________________________________________________________
* Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!«
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muß es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Daß deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!
Faust, I, 1232-1235
Zur Aktualität des Faust im Hinblick auf die Analyse des Kapitalismus: hier!
Zur Verbindung zwischen Faust und Don Juan (s.u. - His reckless daughter) : hier!
Und kürzlich plädierte für mephistophelisches Denken, für negative Dialektik.
Nun kommt mir Reinhart Jellen zu Hilfe, der bei tp ein Gespräch mit Thomas Metscher veröffentlicht über Gehirnforschung, Ideologie, Shakespeare und das menschliche Bewusstsein (Teil I) sowie über Einheit und Differenz menschlichen Bewusstseins, den linguistic turn, Wittgenstein, Hermeneutik und ästhetische Wahrheit (Teil II).
Thomas Metscher ist emeritierter Professor für Literaturwissenschaften und Ästhetik an der Universität Bremen und hat mit dem Buch
Logos und Wirklichkeit
den Versuch unternommen, die widersprüchliche Einheit der Vernunft vom Alltagsbewusstsein bis hin zu Religion, Wissenschaft, Philosophie und Kunst zu erkunden. Metscher gehört zu einer Gruppe von Denkern, die gegen die angebliche oder tatsächliche Misere (derer, die sich zu unrecht dazu zählen, weil sie einfach nur schlecht denken) der Meisterdenker und gegen die tatsächliche Misere der Wirklichkeit die Kraft historisch-materialistischer Dialektik behaupten. Diese Gruppe trifft sich regelmäßig hier:TOPOS - Internationale Beiträge zur dialektischen Theorie; herausgegeben von Hans Heinz Holz und Domenico Losurdo
Einige Auszüge aus dem Gespräch (als Anregung es - sowie Metscher überhaupt - weiter zu verfolgen):
Zunächst schiebt Metscher den Neurophilosophen einen Boden unter die nicht vorhandenen Füße:
Ich lebe zum Beispiel in einer Weltgegend, in der noch Bäume gefällt werden. Die Menschen, die diese Bäume fällen, müssen darüber sehr gut Bescheid wissen, weil auch heute noch diese Bäume hin und wieder Menschen auf den Kopf fallen. Der Baum hat also im Hirn der Leute seine phänomenologische Repräsentanz, aber diese muss sehr genau die Objektivität, das Ansich des Baumes abbilden können, sonst fällt ihnen der Baum auf den ihn repräsentierenden Kopf und dann ist Schluss. Also ist die von Metzinger vertretene Theorie
- Vorstellungen vom Ich als einer Ichmaschine, dem Ego-Tunnel, der Wirklichkeit als rein phänomenaler Repräsentanz, mit der Auffassung, dass wir außer uns keinen Zugang zu der Wirklichkeit besitzen, wobei das Ich nur eine Fiktion darstellt
Oder ein anderes Beispiel: Die totale Determination von Gerhard Roth und Wolf Singer, die mir auch auf den Keks geht: Es werden hier nicht einmal mehr die Termini erläutert. - Was heißt denn da Willenfreiheit? "Kein Mensch ist für irgendwelche Entscheidungen verantwortlich, weil Entscheidungen nie aus rationalen Erwägungen hervorgehen können", - wollen uns die Herren Roth und Singer damit bedeuten, dass für die Entscheidungen im wirtschaftlichen Bereich, wenn etwa General Motors in Amsterdam die Betriebe schließt und über Zehntausend Arbeitsplätze vernichtet, irgendwelche neuronalen Prozesse verantwortlich sind oder sind das Erwägungen, die sich aus Wirtschaftsinteressen ergeben? Das ist doch viel zu trivial um überhaupt noch ein Wort darüber zu verlieren...
Als Antwort auf diese Thesen, soweit man sie überhaupt philosophisch ernst nehmen kann, schlage ich in meinem Buch den
Begriff der "determinierten Freiheit"
vor. Damit meine ich, dass Menschen in unterschiedlich komplexer Weise determiniert sind, es aber innerhalb dieses Determinationsgefüges sehr wohl Handlungsmöglichkeiten gibt.Man sollte überhaupt erst einmal klären, von welchen Arten von Entscheidung man spricht. Fälle, bei denen es ums Kaffeetrinken geht oder ob man sich am Hintern kratzt oder nicht, will ich gern dem Herrn Roth und den Seinen zur näheren Untersuchung überlassen. Entscheidungen, die für eine Person, Gruppe und Gesellschaft von existentieller Relevanz sind, deren Folgen für die Betreffenden große Bedeutung besitzen, sind jedoch in der Regel hochkomplexer Natur. Sie ziehen sich oft über einen langen Zeitraum hin und haben, ihre eigene Geschichte...
Den Grundgedanken des Buches entwickelt Metscher aus dem Begriff des elementaren Logos (den durch die Neuros desavourierten Begriff des Bewusstseins hält er für untauglich):
... Der elementare Logos* ist im Arbeitsprozess sedimentiertes Bewusstsein, ihm sind die logischen Grundbestimmungen des Bewusstseins höherer Komplexitätsstufen eingebrannt. Denn mit der historisch-kulturellen Bildung menschlicher Gesellschaft entwickeln sich höhere kulturelle Komplexitätsstufen. Sie bringen die Entwicklung des Logos mit sich - als Voraussetzung und Resultat zugleich und machen dann auch Welterklärungsmodelle notwendig Diese besitzen zunächst den Charakter praktischer Weltorientierung, erweitern sich später jedoch zu umfassenderen Modellen (in Religion, Mythos, Kunst usf.).
Aus dem elementaren Logos gehen auch die Grundlagen symbolischen und später begrifflichen Denkens hervor und damit auch von Religion, Mythos, Kunst, Wissenschaft bis hin zur Philosophie. Auch diese entstehen ursprünglich aus lebenspraktischen Prozessen, aus Lebens- und Überlebensnotwendigkeiten, das wird zu oft vergessen. Sie bilden sich aus und verselbständigen sich im Prozess der Arbeitsteilung, konstituieren sich als ideologische Formen mit der Entwicklung von Klassengesellschaften. In diesem Prozess steht dann auch die Kunst, der mein besonderes persönliches und professionelles Interesse gilt. So schließt das Buch mit einem Teil zum ästhetischen Logos...
Ich entwickle den Gedanken, dass in der Sprache für den Menschen Welterfahrung materiell präsent ist. In gewisser Weise knüpfe ich hier auch an Wittgenstein an. Seine Theorie des Sprachspiels, also eines kulturell geregelten Universums sprachlichen Handelns, in denen sich sprachliches Agieren und kommunikatives Handeln zu einem eigenen in sich geschlossenen Zusammenhang verdichten, ist in der Tat zu gebrauchen, nur liegt Wittgenstein mit seiner These, das Sprachspiel hätte nichts mit der Welt zu tun, falsch: Gerade im Universum der Sprache ist die Welt symbolisch gegeben.
Des weiteren wird in der Welt Wissen und Weltverstehen sedimentiert: Ich versuche Wissen und Verstehen auf erkenntnistheoretischer Ebene in Relation und das Verstreute, was in der gegenwärtigen Philosophie vorhanden ist, in einen Zusammenhang zu bringen: Zum Verstehensproblem gibt es die riesige Tradition der Hermeneutik; zum Wissen gibt es das gewaltige Fachgebiet der Epistemologie, aber ihre Spezialisten, so habe ich den Eindruck, nehmen sich nicht einmal mehr zur Kenntnis. Aber im menschlichen Bewusstsein, in der Art und Weise, wie wir Welt haben und uns aneignen, uns die Welt durch Bewusstsein erschließen, gehen Erkennen (als positiver Akt), Wissen (das sedimentierte Resultat von Erkennen) und Verstehen (als eine Deutung von Welt) eine Symbiose ein...
Die Wahrheit der Künste, in letzter Analyse ist kathartisch.
Die ästhetische Wahrheit ist eine Grundfrage der Künste. Dies hat eine objektive Entsprechung in den Werken, wie Wirklichkeit verarbeitet wird, aber Wahrheit in den Künsten läuft letzten Endes doch im ästhetische Erlebnis, das in den Werken kommuniziert und in der kathartischen Erschütterung transportiert wird. Am Ende dieser Kunsterfahrung steht immer Rilkes: "Du sollst dein Leben ändern."Ich mache die ästhetische Wahrheit an einer Reihe von Kategorien fest, die sowohl die Form wie den Inhalt betreffen, im Kern an der Dialektik beider. Dabei geht es, was die inhaltliche Seite angeht, um die Authentizität der menschlichen Erfahrung, die in den Werken gestaltet ist, um Widerstand, Befreiung, Kritik, Utopie, auch um die Darstellung des Typischen geschichtlicher Erfahrung - also durchaus auch um Dinge, die wissenschaftlich relevant sind. Ja es gibt die Überschneidung mit wissenschaftlicher Wahrheit. Auf der formalen Seite sind es Konkretion, Prägnanz, Intensität der gestalteten Erfahrung, die hier genannt werden können.
Diese formalen Mittel aber haben einen Sinn. Sie bewirken etwas, was keine Wissenschaft erreicht. Es ist der Effekt der Katharsis, an den ästhetische Wahrheit gebunden ist - was sie von aller Wissenschaft unterscheidet: einer leidenschaftlichen Berührung, einer affektiven Betroffenheit, die im Kern der ästhetischen Erfahrung steht, diese zu einem echten Erlebnis werden lässt. Kraft der Form wird der gestaltete Inhalt zur kathartischen Erfahrung, Inhalt und Form sind die Bedingungen der Katharsis. In dieser Trias, und nur in ihr konstituiert sich, was Wahrheit in der Kunst heißen kann. Der Brecht der großen Stücke und späten Inszenierungen hat das durchaus gewusst. Leidenschaft, sagt er, trete an die Seite von Verstand. Sie zusammen erst machen große Kunst - über alle Ideologie hinaus.
Metscher, Thomas
Logos und Wirklichkeit
Ein Beitrag zu einer Theorie des gesellschaftlichen Bewusstseins
Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2010. 493 S.
Bremer Beiträge zur Literatur- und Ideengeschichte. Bd. 60
Herausgegeben von Thomas Metscher und Wolfgang Beutin
ISBN 978-3-631-52704-7
€ 49,80
TOPOS Sonderheft 1 - 2005
A. Knolle-Grothusen/P. Hartmann:
Umrisse einer ökonomischen Analyse des Kapitalismus heute
pdf-download hier
_____________________________________________________________
* Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!«
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muß es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Daß deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!
Faust, I, 1232-1235
Zur Aktualität des Faust im Hinblick auf die Analyse des Kapitalismus: hier!
Zur Verbindung zwischen Faust und Don Juan (s.u. - His reckless daughter) : hier!
gebattmer - 2011/02/06 17:22
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/11895467/modTrackback