Archäologie (CCXVI): Innen- und Außenansichten : Deutschland 1929 - 1936 - 1937 - 1945 - 1956
Dokumentarfilm 1937:
Das Bild Nazideutschlands wird bis heute von Propagandaaufnahmen geprägt. Erst in den letzten Jahren haben eine Fülle von Amateurfilmen das von Joseph Goebbels erschaffene Selbstbild der Diktatur relativiert. In diesem Kontext sind die Aufnahmen des amerikanischen Journalisten Julien Bryan aus dem Jahr 1937 von unschätzbarem Wert, denn sie sind gedreht mit dem Anspruch, hinter die Kulissen zu blicken. Michael Kloft hat die einzigartigen Filmdokumente ausgewertet und zu einem ungewöhnlichen Dokumentarfilm verarbeitet: INNENANSICHTEN – DEUTSCHLAND 1937. Nach Information von arte.tv via trueten.de
Kloft hat im Übrigen schon die Spiegel-TV-Dokumentation Das Dritte Reich - In Farbe (1998) gemacht.
Die Datierung auf 1935 kann nicht stimmen, da im Kommentar die Eröffung der Olymischen Spiele erwähnt wird. Es muss sich also um einen Tourismus-Werbefilm im Nachklapp zu den Spielen handeln ..
Dokumentarfilm 1929:
Melodie der Welt aka Melody of the World (1929)
Ein faszinierender Film, aber:
Wie also hängen Avantgarde und Propaganda zusammen, was ist unvoreingenommene Darstellung, was ist Parteilichkeit und welcher Mittel kann/darf sie sich bedienen? Bersarin könnte dazu sicherlich Klärendes sagen, - ich bin interessiert, aber überfordert ... Ein Versuch vielleicht: Sehen Sie sich oben "Berlin 1936 in Farbe" ohne Ton an. Dann müsste anhand der Auswahl und der Montage der Bilder deutlich werden, ob es sich um einzigartige Filmdokumente oder um Propagandafilm Riefenstahlscher Prägung handelt. Wahrscheinlich greift das hier aber nicht, weil der Film als solcher einfach schlecht ist und nur wirken sollte/konnte, weil in Farbe und mit Teddy Stauffers Swing aufgejazzt ...
Was dabei rausgekommen ist, können Sie hier in Farbe sehen: BERLIN - May 14, 1945
- ebenfalls besser ohne Ton, weil Music score (Introspective - "Crossing Borders") added in 2010 by ROMANO-ARCHIVES auch ein schönes Beispiel dafür ist, wie Bilder durch Tonsoße ruiniert werden können.
Dokumentarfotografie 1956
Noch eine interessante Biografie: Die muetzenfalterin verweist auf die Düsseldorfer Ausstellung "Dirk Alvermann. Fotoreportagen 1956 - 1965"
Dirk Alvermann: Schaufenster, Düsseldorf (1956)
("Wunschzettel-Annahme für artige Kinder"!!)
aus: Keine Experimente (1961)
Bei Fotokritik.de finden Sie eine interessante, ausführliche Würdigung der Bilder Alvermanns von Thomas Wiegand: Dirk Alvermann, Keine Experimente - Fotobücher "neu gelesen" . Klicken Sie hier für den Bild-Blog zum Artikel:
Dirk Alvermann fehlt in allen Lexika und Standardwerken zur Geschichte der Fotografie in Deutschland. Er lebt seit 1982 zurückgezogen in einem kleinen Dorf im Nordwesten Mecklenburgs und wird dort am 24. Oktober 2012 seinen 75.Geburtstag feiern...
Warum er weitgehend ignoriert wird, mögen Sie der folgenden Kurzbiographie entnehmen:
Dirk Alvermann wurde am 24. Oktober 1937 in Düsseldorf geboren. 1956, nach einer abgebrochenen Lehre zum Elektromechaniker, Beginn der fotografischen Tätigkeit für die linkskatholische Zeitung "Glaube und Vernunft" in Gelsenkirchen; 1956 bis 1965: Arbeiten für "Die Andere Zeitung", "Deutsche Volkszeitung", "Die Tat", "Deutsche Woche"; 1960: Umzug nach Westberlin, Buch "Algerien-L'Algérie"; 1961: Buch "Keine Experimente - Bilder zum Grundgesetz"; 1962 bis 1965: freier Mitarbeiter der "Neuen Berliner Zeitung" und Arbeiten für die Zeitschriften "Freie Welt", "Quick", "Magnum" und "Das Magazin";
1962: Algerische Partisanen ( Leipziger Dokumentarfilmwoche) 1965: Dokumentarfilm "Menschen in Sheffield" (mit Peter Nestler, für den SWF);
1966: Umzug nach Ostberlin; 1972 bis 1976: Dokumentarfilmregisseur beim Fernsehen der DDR :
da capo (1970 Fernsehen der DDR)
Kämpfende Taube (1973 Fernsehen der DDR)
Atelier 74 – 4teilige Folge (1974 Fernsehen der DDR)
Spaß an Goethe (1975 Fernsehen der DDR)
Hornissen (1975 Fernsehen der DDR)
Das große Atelier (1976 Fernsehen der DDR)
1979: Abschluss der fotografischen Arbeit; 2006: Buch "Zwischen den Zeiten".
Das Bild Nazideutschlands wird bis heute von Propagandaaufnahmen geprägt. Erst in den letzten Jahren haben eine Fülle von Amateurfilmen das von Joseph Goebbels erschaffene Selbstbild der Diktatur relativiert. In diesem Kontext sind die Aufnahmen des amerikanischen Journalisten Julien Bryan aus dem Jahr 1937 von unschätzbarem Wert, denn sie sind gedreht mit dem Anspruch, hinter die Kulissen zu blicken. Michael Kloft hat die einzigartigen Filmdokumente ausgewertet und zu einem ungewöhnlichen Dokumentarfilm verarbeitet: INNENANSICHTEN – DEUTSCHLAND 1937. Nach Information von arte.tv via trueten.de
Kloft hat im Übrigen schon die Spiegel-TV-Dokumentation Das Dritte Reich - In Farbe (1998) gemacht.
-
Vgl. auch Inside Nazi Germany. 1938
National Archives and Records Administration - ARC 97547, LI MT-MT-4.06 - INSIDE NAZI GERMANY (Reel 1 of 2) - DVD Copied by Thomas Gideon. Series: March of Time Documentary/Newsreel Films Relating to U.S. History, Government, Politics, Culture, and International Affairs, compiled 1935 - 1953.
Die Datierung auf 1935 kann nicht stimmen, da im Kommentar die Eröffung der Olymischen Spiele erwähnt wird. Es muss sich also um einen Tourismus-Werbefilm im Nachklapp zu den Spielen handeln ..
Dokumentarfilm 1929:
Melodie der Welt aka Melody of the World (1929)
- An impression of the state of the world in 1929, contrasting similarities and differences in religion, customs, art and entertainment from all over the world. The film is constructed like a symphony. Melodie der Welt - the first German sound feature. Ruttmann's innovative experimentations in movement, color and sound confirm his status as a pioneer of modern media art.
Walter Ruttmann (28 December 1887 – 15 July 1941) was a German film director and along with Hans Richter and Viking Eggeling was an early German practitioner of experimental film.
Ruttmann was born in Frankfurt am Main; he studied architecture and painting and worked as a graphic designer. His film career began in the early 1920s. His first abstract short films, "Opus I" (1921) and "Opus II" (1923), were experiments with new forms of film expression, and the influence of these early abstract films can be seen in the early work of Oskar Fischinger. Ruttmann and his colleagues of the avant garde movement enriched the language of film as a medium with new form techniques.
Ruttmann was a prominent exponent of both avant-garde art and music. His early abstractions played at the 1929 Baden-Baden Festival to international acclaim despite their being almost eight years old. Together with Erwin Piscator, he worked on the experimental film Melodie der Welt (1929), though he is best remembered for Berlin: Die Sinfonie der Großstadt (Berlin: Symphony of a Great City, 1927).
Ein faszinierender Film, aber:
- During the Nazi period Ruttmann worked as an assistant to director Leni Riefenstahl on Triumph of the Will (1935)
Wie also hängen Avantgarde und Propaganda zusammen, was ist unvoreingenommene Darstellung, was ist Parteilichkeit und welcher Mittel kann/darf sie sich bedienen? Bersarin könnte dazu sicherlich Klärendes sagen, - ich bin interessiert, aber überfordert ... Ein Versuch vielleicht: Sehen Sie sich oben "Berlin 1936 in Farbe" ohne Ton an. Dann müsste anhand der Auswahl und der Montage der Bilder deutlich werden, ob es sich um einzigartige Filmdokumente oder um Propagandafilm Riefenstahlscher Prägung handelt. Wahrscheinlich greift das hier aber nicht, weil der Film als solcher einfach schlecht ist und nur wirken sollte/konnte, weil in Farbe und mit Teddy Stauffers Swing aufgejazzt ...
Was dabei rausgekommen ist, können Sie hier in Farbe sehen: BERLIN - May 14, 1945
- ebenfalls besser ohne Ton, weil Music score (Introspective - "Crossing Borders") added in 2010 by ROMANO-ARCHIVES auch ein schönes Beispiel dafür ist, wie Bilder durch Tonsoße ruiniert werden können.
Dokumentarfotografie 1956
Noch eine interessante Biografie: Die muetzenfalterin verweist auf die Düsseldorfer Ausstellung "Dirk Alvermann. Fotoreportagen 1956 - 1965"
Dirk Alvermann: Schaufenster, Düsseldorf (1956)
("Wunschzettel-Annahme für artige Kinder"!!)
aus: Keine Experimente (1961)
Bei Fotokritik.de finden Sie eine interessante, ausführliche Würdigung der Bilder Alvermanns von Thomas Wiegand: Dirk Alvermann, Keine Experimente - Fotobücher "neu gelesen" . Klicken Sie hier für den Bild-Blog zum Artikel:
Dirk Alvermann fehlt in allen Lexika und Standardwerken zur Geschichte der Fotografie in Deutschland. Er lebt seit 1982 zurückgezogen in einem kleinen Dorf im Nordwesten Mecklenburgs und wird dort am 24. Oktober 2012 seinen 75.Geburtstag feiern...
Warum er weitgehend ignoriert wird, mögen Sie der folgenden Kurzbiographie entnehmen:
Dirk Alvermann wurde am 24. Oktober 1937 in Düsseldorf geboren. 1956, nach einer abgebrochenen Lehre zum Elektromechaniker, Beginn der fotografischen Tätigkeit für die linkskatholische Zeitung "Glaube und Vernunft" in Gelsenkirchen; 1956 bis 1965: Arbeiten für "Die Andere Zeitung", "Deutsche Volkszeitung", "Die Tat", "Deutsche Woche"; 1960: Umzug nach Westberlin, Buch "Algerien-L'Algérie"; 1961: Buch "Keine Experimente - Bilder zum Grundgesetz"; 1962 bis 1965: freier Mitarbeiter der "Neuen Berliner Zeitung" und Arbeiten für die Zeitschriften "Freie Welt", "Quick", "Magnum" und "Das Magazin";
1962: Algerische Partisanen ( Leipziger Dokumentarfilmwoche) 1965: Dokumentarfilm "Menschen in Sheffield" (mit Peter Nestler, für den SWF);
1966: Umzug nach Ostberlin; 1972 bis 1976: Dokumentarfilmregisseur beim Fernsehen der DDR :
da capo (1970 Fernsehen der DDR)
Kämpfende Taube (1973 Fernsehen der DDR)
Atelier 74 – 4teilige Folge (1974 Fernsehen der DDR)
Spaß an Goethe (1975 Fernsehen der DDR)
Hornissen (1975 Fernsehen der DDR)
Das große Atelier (1976 Fernsehen der DDR)
1979: Abschluss der fotografischen Arbeit; 2006: Buch "Zwischen den Zeiten".
gebattmer - 2012/08/23 15:20
Dirk Alvermann
So legt jeder seine eigene Perspektive an Bilder und Fakten und im besten Fall entsteht daraus Vielfalt und vielleicht hier und da ein Gespräch.