"Sehr verehrte Damen und Herren, alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren..."

Vor allem aber ist der Satz völlig aseptisch, weil abstrakt. Er vermittelt ja nicht, wie das ist, beispielsweise an Noma, einer Hungerkrankheit, zu sterben:
"Erst schwillt das Gesicht des Kindes an, dann zerfrisst die Nekrose alle weichen Gewebe. Lippen und Wangen verschwinden, klaffende Löcher tun sich auf. Die Augen hängen nach unten, da der Knochen der Augenhöhle zerstört wird. Der Kiefer wird unbeweglich. Die Narbenbildung entstellt das Gesicht. Da der Kiefer blockiert wird, kann das Kind den Mund nicht mehr öffnen. Daraufhin bricht die Mutter die Zähne an der einen Seite heraus, um dem Kind eine Hirsesuppe einflößen zu können."
So beschreibt Ziegler in seinem neuen großen Buch "Wir lassen sie verhungern" die Folgen dieser Krankheit, an der vor allem unterernährte Kinder zugrunde gehen.
Ein sehr lesenswertes Portrait Zieglers von Alex Rühle in der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende!
Update: Andrea Eckert im Gespräch mit Jean Ziegler
+ nochmaliger Lesebefehl: Jean Ziegler: Nicht gehaltene Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele
Vgl. CRISIS , WHAT CRISIS ? (X): Nahrungsmittelspekulation
Vgl. auch Leere Bäuche, volle Tanks - Wie Klimakrise und Hungersnot zusammenhängen. Von Tomasz Konicz in konkret 9/2012
gebattmer - 2012/09/09 19:18
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