Im Namen des Fortschritts: Die Sozialistische Internationale und die Schule der Diktatoren (feat. The Hannover Connection)
Was Gabriel nicht sagt: Welch führende Rolle die Schröder-SPD bei der Integration in den Weltmarkt bzw. Rehabilitation der demokratiemäßig und menschenrechtlich schmuddeligen Genossen gespielt hat:
Im Zusammenhang mit dem Abgang des Direktors der London School Of Economics verwies dieser darauf, dass das Institut ein ähnliches Verhältnis zu Libyen gepflegt hat wie die britische Regierung. Im Jahr 2004 besuchte der damalige Premierminister Tony Blair als erster westlicher Staatschef (und Vorsitzender einer Mitgliedspartei der SI) Gaddafi ... *
2004 hat auch der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (und Vorsitzende einer Mitgliedspartei der SI) den libyschen Machthaber Gaddafi besucht. Seitdem verbesserten sich die schwer belasteten offiziellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, wie dradio weiß. Was man offenbar nicht so genau weiß: Ob Schröder damals auch vereinbart hat, dass deutsche Ausbilder Gaddafis Elitetruppen auf Vordermann bringen:
The training programs were allegedly agreed to in late 2004 when Gerhard Schröder, the former Social Democratic chancellor, made an official visit to Libya where he met with Gaddafi.
Schröder, who lost to Merkel in federal elections in September 2005, has denied media reports that the alleged training was in return for Libya helping to broker the release of foreign tourists, including a German family held by Muslim rebels on the Philippine island of Jolo in 2000. NYT 7.4.2008 via nahostinfos
Auch ein schönes Beispiel :
FAZ.net 04. Dezember 2003 :
Verträge über 500 Millionen Euro unterzeichnet
Deutschland und Kasachstan wollen ihren Handel ausbauen. Beim Besuch von Bundeskanzler Schröder wurden Geschäftsverträge mit einem Volumen von mehr als 500 Millionen Euro unterzeichnet.
Bundeskanzler Schröder ist am Donnerstag in der kasachischen Hauptstadt Astana von Präsident Nasarbajew empfangen worden. Er leitet damit eine Reihe von Besuchen von Staats- und Regierungschefs aus der Europäischen Union dorthin ein, die das europäische Interesse an dem Öl- und Gaslieferanten dokumentieren und Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur dort fördern sollen...
Der Zeitpunkt der Reise war aus Sicht der Schröder begleitenden Wirtschaftsdelegation geeignet. Bis 2015 wolle Nasarbajew das Bruttoinlandsprodukt von derzeit 24 Milliarden Dollar auf 64 Milliarden steigern. Der auf Öl- und Gaslieferungen konzentrierte Warenaustausch mit Kasachstan solle diversifiziert werden. Die wirtschaftlichen Aussichten des Landes werden mit Kuwait verglichen. Kasachstan gilt als ein zuverlässiger Schuldner. Erwartungen gibt es aber, das Land werde sein "Reformtempo" noch steigern, was sowohl die Modernisierung der Infrastruktur als auch die ökonomischen Rahmenbedingungen angeht. Die Privatisierung staatlicher Unternehmen könne rascher vorangetrieben werden, hieß es.
Die Bundesregierung schätzt die wirtschaftliche Lage des - autoritär geführten - Landes als stabil ein...
Und dann: Deutsche Welle - dw.world.de: Der niedersächsische Unternehmer Günther Papenburg baut in dem Land eine Autobahn. 250 Kilometer soll sie lang werden.
- Ja, der Papenburg!
- Aus alter Verbundenheit während seiner Ministerpräsidenten-Zeit in Hannover gratulierte Kanzler Schröder im Mai 1999, als Papenburg in der Kiesgrube Wedemark-Negenborn seinen 60. Geburtstag feierte. Schröders mittlerweile abgetretener Nachfolger als Landesregierungschef, Gerhard Glogowski (SPD), hatte zuvor dazu beigetragen, dass die Festfreude nicht getrübt wurde: "Glogos" Mitarbeiter sorgten dafür, dass ein Kamel, das Papenburg als Geburtstagsgeschenk vom Staatspräsidenten Kasachstans erhalten hatte, am Flughafen Hannover unter Polizeischutz gestellt wurde und so nicht wegen Maul- und Klauenseuchen-Verdachts der Giftspritze eines Veterinärs zum Opfer fiel.
Hinterher allerdings entpuppte sich die Geburtstagsparty als Tanz auf einem gigantischen Müllberg. In der Halde steckten rund 200 000 Tonnen unsortierter Bauschutt - Abfall, den Papenburgs Leute dort abgekippt hatten. Ähnliches vermutete die Staatsanwaltschaft Hannover auch in zwei anderen Gruben und klagte Papenburg deshalb wegen unerlaubten Umgangs mit gefährlichen Abfällen sowie unerlaubten Betreibens einer Abfallanlage an. Der Spiegel 27/2002: Tanz auf dem Müllberg
... oder auch: Die Sozialistische Internationale, die Hannover Connection und der Staatsmonopolistische Kapitalismus ...
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* In dem Artikel der Süddeutschen Zeitung dazu erklären Alexander Menden und Andrian Kreye
, wie man sich als Diktator mit der richtigen PR-Strategie erfolgreich als Beinahe-Demokrat inszenieren kann: "In den USA haben die Zeitschrift Mother Jones (hier) und die Journalistenvereinigung Politico (hier) unterdessen mit Hilfe von libyschen Oppositionellen aufgedeckt, dass die PR- und Beratungsfirma Monitor aus Boston im Auftrag Gaddafis an dessen Image als Intellektueller mit demokratischen Neigungen arbeitete. Für drei Millionen Dollar im Jahr karrte die Firma dem Diktator in den Jahren 2006 und 2007 hochrangige Intellektuelle aus den Ivy-League-Universitäten und den Thinktanks ins Land. Einige Wissenschaftler wie der Harvard-Politologe Joseph Nye Jr. und der Politologe Benjamin Barber, ehemaliger Berater von Präsident Bill Clinton, verfassten nach Libyen-Aufenthalten, die Monitor bezahlt hatte, wohlgesinnte Artikel."
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