Beiträge zur Politischen Bildung
1.
... Nur 44% Wahlbeteiligung – das sei eine echte Bedrohung für die Demokratie in der Bundesrepublik meinten Politiker kurz nach Bekanntgabe der Daten. Selbst jetzt wundert man sich über das geringe Interesse der Wahlberechtigten an der Landtagswahl. Dass Sachsen-Anhalt überhaupt erst auf diesen Prozentsatz gekommen ist, verdankt es einzig und allein den über 45-Jährigen, die in der DDR gelernt haben, dass man wählt und wen man wählt. Bei den Jüngeren liegen die Dinge noch viel dramatischer. Schaut man nämlich genauer hin, dann sieht man, dass bei der aktuellen Landtagswahl die Altersgruppe der 60-69-Jährigen etwa dreimal so häufig zur Wahl gegangen sind wie die 18-24-Jährigen – obwohl es selbst im Osten heute noch nicht dreimal so viele Alte wie Junge gibt. Deren Wahlbeteiligung dürfte also deutlich unterhalb der 44%-Marke gelegen haben, schätzungsweise unter 20%. ...
Die niedrige Wahlbeteiligung, die Gefährdung der Demokratie und die Mentalität der jugendlichen Nichtwähler - bei telepolis
2.
Industrielle Gesellschaften produzieren nicht nur Waren und ihre Umschlagplätze, nicht nur Architekturen und Straßen, Wissenschaften und Technologien, sie bringen auch ein psychisches Gesamtprodukt hervor. Ich meine damit den Output an Verhaltensweisen, Denkweisen, Gefühlslagen, Lebensformen, die in den Regeln des Zusammenlebens irgendwie "geordnet" sind, für die es aber keinen Begriff gibt, der dem "Bruttosozialprodukt" für den Output einer nationalen Ökonomie entspräche. Zu dieser begrifflich unerfassten Produktion eines Landes gehört auch die Erzeugung gesellschaftlicher Gewalt. Dass bestimmte Wohnformen unter dem Begriff "Gewalt gegen die Körper der Bewohner" beschrieben werden müssten, haben verschiedene Schriftsteller bemerkt. Dass Arbeitsverhältnisse primär eine Zerstörung der Körper der Arbeitenden sein können, ist aus dem Frühkapitalismus, aus kolonialen und Sklavenarbeiten, aus Kinderarbeitsformen und anderen Ausbeutungsverhältnissen bekannt. Dass die Formen des Zusammenlebens, Ehen und andere, Gewalt produzieren können, wissen nicht nur die geschädigten Kinder. ...
Klaus Theweleit: Sieg und Frieden - im Freitag
3.
Wie das Sponsoring im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Inhalte der Sendungen beeinflusst. Der Finanzdienstleister MLP sponsert Harald Schmidt, Harald Schmidt lobt Lobbyisten der Finanzdienstleister.
Als ich zum ersten Mal gesehen habe, dass der „Frinanzdienstleister für anspruchsvolle Kunden“ die ARD-Sendung von Harald Schmidt sponsert, habe ich gedacht, nun hat MLP neben Raffelshüschen und Rürup eben auch noch Harald Schmidt als Werbeträger gewonnen.
Keine Sorge, sagten die Rundfunkmächtigen auf Anfrage, die Sponsoren haben keinen Einfluss auf den Inhalt der Sendungen. Am 29. März wurde ich eines „Schlechteren“ belehrt. Harald Schmidt lobte in hohen Tönen Meinhard Miegel und empfahl seine Bücher. Natürlich kein Wort darüber, dass Miegel seit vielen Jahren einer der Hauptprotagonisten für die Privatvorsorge ist. Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken.
Albrecht Müller
... Nur 44% Wahlbeteiligung – das sei eine echte Bedrohung für die Demokratie in der Bundesrepublik meinten Politiker kurz nach Bekanntgabe der Daten. Selbst jetzt wundert man sich über das geringe Interesse der Wahlberechtigten an der Landtagswahl. Dass Sachsen-Anhalt überhaupt erst auf diesen Prozentsatz gekommen ist, verdankt es einzig und allein den über 45-Jährigen, die in der DDR gelernt haben, dass man wählt und wen man wählt. Bei den Jüngeren liegen die Dinge noch viel dramatischer. Schaut man nämlich genauer hin, dann sieht man, dass bei der aktuellen Landtagswahl die Altersgruppe der 60-69-Jährigen etwa dreimal so häufig zur Wahl gegangen sind wie die 18-24-Jährigen – obwohl es selbst im Osten heute noch nicht dreimal so viele Alte wie Junge gibt. Deren Wahlbeteiligung dürfte also deutlich unterhalb der 44%-Marke gelegen haben, schätzungsweise unter 20%. ...
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2.
Industrielle Gesellschaften produzieren nicht nur Waren und ihre Umschlagplätze, nicht nur Architekturen und Straßen, Wissenschaften und Technologien, sie bringen auch ein psychisches Gesamtprodukt hervor. Ich meine damit den Output an Verhaltensweisen, Denkweisen, Gefühlslagen, Lebensformen, die in den Regeln des Zusammenlebens irgendwie "geordnet" sind, für die es aber keinen Begriff gibt, der dem "Bruttosozialprodukt" für den Output einer nationalen Ökonomie entspräche. Zu dieser begrifflich unerfassten Produktion eines Landes gehört auch die Erzeugung gesellschaftlicher Gewalt. Dass bestimmte Wohnformen unter dem Begriff "Gewalt gegen die Körper der Bewohner" beschrieben werden müssten, haben verschiedene Schriftsteller bemerkt. Dass Arbeitsverhältnisse primär eine Zerstörung der Körper der Arbeitenden sein können, ist aus dem Frühkapitalismus, aus kolonialen und Sklavenarbeiten, aus Kinderarbeitsformen und anderen Ausbeutungsverhältnissen bekannt. Dass die Formen des Zusammenlebens, Ehen und andere, Gewalt produzieren können, wissen nicht nur die geschädigten Kinder. ...
Klaus Theweleit: Sieg und Frieden - im Freitag
3.
Wie das Sponsoring im öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Inhalte der Sendungen beeinflusst. Der Finanzdienstleister MLP sponsert Harald Schmidt, Harald Schmidt lobt Lobbyisten der Finanzdienstleister.
Als ich zum ersten Mal gesehen habe, dass der „Frinanzdienstleister für anspruchsvolle Kunden“ die ARD-Sendung von Harald Schmidt sponsert, habe ich gedacht, nun hat MLP neben Raffelshüschen und Rürup eben auch noch Harald Schmidt als Werbeträger gewonnen.
Keine Sorge, sagten die Rundfunkmächtigen auf Anfrage, die Sponsoren haben keinen Einfluss auf den Inhalt der Sendungen. Am 29. März wurde ich eines „Schlechteren“ belehrt. Harald Schmidt lobte in hohen Tönen Meinhard Miegel und empfahl seine Bücher. Natürlich kein Wort darüber, dass Miegel seit vielen Jahren einer der Hauptprotagonisten für die Privatvorsorge ist. Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken.
Albrecht Müller
gebattmer - 2006/03/31 00:53
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