Wer regiert die Welt? Bilderberger?
In seinem Projekt Power Structure Research beschäftigt sich H. J. Krysmanski schon länger und unter immer neuen Gesichtspunkten mit dieser Frage, zuletzt in einem Interview:
Wenn es die Bilderberger nicht sind, wer regiert dann eigentlich wirklich die Welt?
Auszüge:
Immer wieder wurde in der letzten Krise ein Satz von Ex-Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer zitiert, den er schon 1996 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos von sich gab: „Ich habe bisweilen den Eindruck, dass sich die meisten Politiker immer noch nicht darüber im Klaren sind, wie sehr sie bereits heute unter der Kontrolle der Finanzmärkte stehen und sogar von diesen beherrscht werden."
Der Primat der Politik – so es ihn in der bürgerlichen Demokratie je gab – ist heute praktisch verschwunden. Aber unter welcher Kontrolle stehen dann die Finanzmärkte? Das ist doch die Frage. Wer wen? Märkte und andere Strukturen bedürfen der handelnden Subjekte. Wenn Geld in den letzten Jahrhunderten zur ‚Währung der Geschichte' (Niall Ferguson), zum einzig akzeptierten Medium der Macht geworden ist: wer hantiert dann eigentlich in und mit diesem Medium?
Erstaunlicherweise kommt bei den vielen Antwortversuchen auf diese Frage gerade eine Gruppe nur schemenhaft oder als Karikatur vor: die kleine Schicht der Superreichen. Das sind Personen, Familien, Clans mit einem Geldvermögen ab ungefähr 500 Millionen bis 60 Milliarden US-Dollar. Diese Gruppe umfasst weltweit zwar nur wenige Tausend. Aber sie hat große, bislang kaum ausreichend analysierte und definierte Macht. Und wie einst die Fürsten sind diese Milliardäre von einem Heer etwas weniger Reicher und von hochbezahlten Hilfseliten aus der Konzern- und Finanzwelt, aus der Politik, aus Wissenschaft, Kultur und Medien umgeben. Dieser ganze neo-feudale Machtkomplex einer global vernetzten Geldelite ist in den letzten Jahren trotz aller Krisen gewachsen und zählt inzwischen insgesamt mehrere Millionen. Wir wissen, dass aus diesen Kreisen der Rest der Menschheit sehr genau beobachtet und die Weltprobleme sehr genau analysiert werden, durch Think Tanks, Stiftungen, private Forschungseinrichtungen usw.
...
Schon Mitte des 19. Jahrhunderts sprachen nicht nur Marx und Engels, sondern auch Heinrich Heine dem neu geschaffenen Finanzsystem eine zutiefst revolutionäre Wirkung zu: Das ‚Staatspapierensystem', so Heine, gewähre Menschen wie den damaligen Herrschern der Finanzwelt, den Rothschilds, „die Freiheit, jeden beliebigen Aufenthalt zu wählen, überall können sie von den Zinsen ihrer Staatspapiere, ihres portativen Vermögens, geschäftslos leben, und sie ziehen sich zusammen und bilden die eigentliche Macht der Hauptstädte.“ Eine solche „Residenz der verschiedenartigsten Kräfte, eine solche Zentralisation der Intelligenzen und sozialen Autoritäten“ werde künftige Herrschaftsstrukturen begründen....
Ich würde eine weitere qualitative Bestimmung hinzufügen: Superreiche verfügen über so viel Geld, dass Luxusgüterkonsum auch in seiner extremsten Form irrelevant wird - ob es sich nun um einen privaten Airbus 380 oder ein 30 Mio. Dollar teures Picasso-Gemälde oder einen 26-stöckigen mitten in Mumbai stehenden Privatpalast für 1 Mrd. Dollar handelt. Nein, hier geht es letztendlich um den Konsum von Menschen und Menschlichkeit. Und zwar nicht nur im Sinne von ‚Leibeigenschaft' (wie im Feudalismus) oder von ‚Verwarenförmigung' menschlicher Arbeitskraft (wie im Kapitalismus), sondern im Sinne einer neo-kapitalistischen Biopolitik, die man als neuen Kannibalismus bezeichnen könnte. Ich will dieses Bild jetzt nicht strapazieren. Aber die (post)moderne informatisierte und globalisierte Welt neo-kapitalistischer ‚Wertschöpfung' verlangt immer rücksichtsloser den ‚ganzen' Menschen. Es gibt keine freie Stelle in den Köpfen, die nicht vom Verwertungsanspruch der Renditejäger betroffen wäre. Die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit ist aufgehoben, die herrschenden Produktionsverhältnisse fressen den ganzen Menschen, dem jegliche Fluchtmöglichkeit außer der Hölle der totalen Ausgrenzung abgeschnitten ist....
2011: BILDERBERG TO MEET IN SWITZERLAND - AmericanFreePress.net
Der heute in diesem Lande eher wie ein toter Hund behandelte Bernt Engelmann verarbeitete in seinem 1988 erschienenen Roman Hotel Bilderberg den Lockhead-Skandal und die Verstrickungen der Bilderberger. Immer noch lesenswert - wie vieles andere von Engelmann!
Ergänzungen:
Die Reichen wurden 2010 trotz Finanzkrise weltweit reicher - tp
Deutschland bei den Superreichen auf Platz zwei - WELT
Mehr, immer mehr! Junge Welt & Boston Consulting via nds
(Mehr oder weniger hilfreicher) Versuch einer grafischen Darstellung des Problems:
via chefarztfrau
Update:
Bilderberg Meetings
St. Moritz, Switzerland 9-12 June 2011
Final List of Participants
... die geladenen Deutschen: Steinbrück, Peer; Nass, Matthias, Chief International Correspondent, Die Zeit; Löscher, Peter President and CEO, Siemens AG; Enders, Thomas CEO, Airbus SAS; Ackermann, Josef Chairman of the Management Board and the Group Executive Committee, Deutsche Bank AG.
Wenn es die Bilderberger nicht sind, wer regiert dann eigentlich wirklich die Welt?
Auszüge:
Immer wieder wurde in der letzten Krise ein Satz von Ex-Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer zitiert, den er schon 1996 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos von sich gab: „Ich habe bisweilen den Eindruck, dass sich die meisten Politiker immer noch nicht darüber im Klaren sind, wie sehr sie bereits heute unter der Kontrolle der Finanzmärkte stehen und sogar von diesen beherrscht werden."
Der Primat der Politik – so es ihn in der bürgerlichen Demokratie je gab – ist heute praktisch verschwunden. Aber unter welcher Kontrolle stehen dann die Finanzmärkte? Das ist doch die Frage. Wer wen? Märkte und andere Strukturen bedürfen der handelnden Subjekte. Wenn Geld in den letzten Jahrhunderten zur ‚Währung der Geschichte' (Niall Ferguson), zum einzig akzeptierten Medium der Macht geworden ist: wer hantiert dann eigentlich in und mit diesem Medium?
Erstaunlicherweise kommt bei den vielen Antwortversuchen auf diese Frage gerade eine Gruppe nur schemenhaft oder als Karikatur vor: die kleine Schicht der Superreichen. Das sind Personen, Familien, Clans mit einem Geldvermögen ab ungefähr 500 Millionen bis 60 Milliarden US-Dollar. Diese Gruppe umfasst weltweit zwar nur wenige Tausend. Aber sie hat große, bislang kaum ausreichend analysierte und definierte Macht. Und wie einst die Fürsten sind diese Milliardäre von einem Heer etwas weniger Reicher und von hochbezahlten Hilfseliten aus der Konzern- und Finanzwelt, aus der Politik, aus Wissenschaft, Kultur und Medien umgeben. Dieser ganze neo-feudale Machtkomplex einer global vernetzten Geldelite ist in den letzten Jahren trotz aller Krisen gewachsen und zählt inzwischen insgesamt mehrere Millionen. Wir wissen, dass aus diesen Kreisen der Rest der Menschheit sehr genau beobachtet und die Weltprobleme sehr genau analysiert werden, durch Think Tanks, Stiftungen, private Forschungseinrichtungen usw.
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Schon Mitte des 19. Jahrhunderts sprachen nicht nur Marx und Engels, sondern auch Heinrich Heine dem neu geschaffenen Finanzsystem eine zutiefst revolutionäre Wirkung zu: Das ‚Staatspapierensystem', so Heine, gewähre Menschen wie den damaligen Herrschern der Finanzwelt, den Rothschilds, „die Freiheit, jeden beliebigen Aufenthalt zu wählen, überall können sie von den Zinsen ihrer Staatspapiere, ihres portativen Vermögens, geschäftslos leben, und sie ziehen sich zusammen und bilden die eigentliche Macht der Hauptstädte.“ Eine solche „Residenz der verschiedenartigsten Kräfte, eine solche Zentralisation der Intelligenzen und sozialen Autoritäten“ werde künftige Herrschaftsstrukturen begründen....
Ich würde eine weitere qualitative Bestimmung hinzufügen: Superreiche verfügen über so viel Geld, dass Luxusgüterkonsum auch in seiner extremsten Form irrelevant wird - ob es sich nun um einen privaten Airbus 380 oder ein 30 Mio. Dollar teures Picasso-Gemälde oder einen 26-stöckigen mitten in Mumbai stehenden Privatpalast für 1 Mrd. Dollar handelt. Nein, hier geht es letztendlich um den Konsum von Menschen und Menschlichkeit. Und zwar nicht nur im Sinne von ‚Leibeigenschaft' (wie im Feudalismus) oder von ‚Verwarenförmigung' menschlicher Arbeitskraft (wie im Kapitalismus), sondern im Sinne einer neo-kapitalistischen Biopolitik, die man als neuen Kannibalismus bezeichnen könnte. Ich will dieses Bild jetzt nicht strapazieren. Aber die (post)moderne informatisierte und globalisierte Welt neo-kapitalistischer ‚Wertschöpfung' verlangt immer rücksichtsloser den ‚ganzen' Menschen. Es gibt keine freie Stelle in den Köpfen, die nicht vom Verwertungsanspruch der Renditejäger betroffen wäre. Die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit ist aufgehoben, die herrschenden Produktionsverhältnisse fressen den ganzen Menschen, dem jegliche Fluchtmöglichkeit außer der Hölle der totalen Ausgrenzung abgeschnitten ist....
2011: BILDERBERG TO MEET IN SWITZERLAND - AmericanFreePress.net
Der heute in diesem Lande eher wie ein toter Hund behandelte Bernt Engelmann verarbeitete in seinem 1988 erschienenen Roman Hotel Bilderberg den Lockhead-Skandal und die Verstrickungen der Bilderberger. Immer noch lesenswert - wie vieles andere von Engelmann!
Ergänzungen:
Die Reichen wurden 2010 trotz Finanzkrise weltweit reicher - tp
Deutschland bei den Superreichen auf Platz zwei - WELT
Mehr, immer mehr! Junge Welt & Boston Consulting via nds
(Mehr oder weniger hilfreicher) Versuch einer grafischen Darstellung des Problems:
via chefarztfrau
Update:
Bilderberg Meetings
St. Moritz, Switzerland 9-12 June 2011
Final List of Participants
... die geladenen Deutschen: Steinbrück, Peer; Nass, Matthias, Chief International Correspondent, Die Zeit; Löscher, Peter President and CEO, Siemens AG; Enders, Thomas CEO, Airbus SAS; Ackermann, Josef Chairman of the Management Board and the Group Executive Committee, Deutsche Bank AG.
gebattmer - 2011/05/31 22:09
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