Tod eines Mörders
Harald Neuber (in Telepolis) arbeitet gut die Bedeutung des 11. September 1973 heraus:
Augusto Pinochet war nicht nur ein blutiger Diktator. Er bereitete auch dem Neoliberalismus den Weg ...
Die Bedeutung des "Pinochetismus" geht zugleich über die Grenzen seines unmittelbaren Einflussgebietes hinaus. Der Putsch, 18 Tage, nachdem Pinochet der Regierung Allende seine Treue geschworen hatte, war schließlich nicht nur Höhepunkt eines Stellvertreterkrieges zwischen den damaligen Großmächten UdSSR und USA ([local] Der erste 11. September). Auf den Trümmern der gestürzten Regierung wurde auch das weltweit erste neoliberale Regime errichtet. Von Chile aus wurden die Militärregierungen in Südamerika ein [extern] Versuchslaboratorium für wirtschaftspolitische und arbeitsrechtliche Maßnahmen, die, bewährten sie sich, im Westen übernommen wurden....
Nachtrag:
... die Rolle des Pinochet-Chiles sozusagen als Brechstange und Experimentierfeld der neoliberalen Bewegung. Die Denkweisen und Redensarten der Gegner des Umlageverfahrens und Förderer der Privatvorsorge sind bis heute beachtlich geprägt von Pinochets V-Mann für die Privatrente. ...
Albrecht Müller
Im Übrigen gehört dieses Generalsfressenfoto in die Reihe der Fotos, die die politische Ikonographie des 20. Jahrhunderts ausmachen.
Ein schönes Wort von Tucholsky dazu:
Die Militaristen irren. Es ist gar nicht die Aufgabe der Pazifisten, sie zu überzeugen - sie sollen vielmehr in einem Kampf, der kein Krieg ist, besiegt, nämlich daran gehindert werden, über fremdes, ihnen nicht gehöriges Leben zu verfügen. Man mache sie unschädlich; einzusehen brauchen sie gar nichts. Ich bin für militaristischen Pazifismus. (1931)
Nachtrag zum 11. September 1973
LA MARSEILLAISE – Grand Quotidien regional de la democracie – sprich : die Zeitung der KPF der Region Languedoc vom Samstag, 15. September 1973, bringt auf der Seite 5 – Lokalseite Béziers – u.a. ein Foto von der Demonstration vom Vortag. Ich kann mich bis heute auf dem Foto erkennen (wer sie kannte, mag auch HP B.- der schon lange tot ist- und Johanna erkennen; die anderen, die dabei waren – Paul und Gabi , Hans -der auch schon lange tot ist- und Kathrin – finde ich auch bei größter Auflösung nicht).
Weshalb der alte Zeitungsausschnitt wichtig ist: Der Frankreich-Urlaub mit der MSB-Truppe war wahrscheinlich deshalb nachhaltig eindrucksvoll und prägend, weil eben am 11. September 1973 die Generäle unter Führung Pinochets in Chile putschten, die Moneda bombardieren ließen, das Stadion von Santiago zum KZ machten ... (Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm. Bruno Heck, Präsident der Konrad-Adenauer-Stiftung (1968-1989). In: Süddeutsche Zeitung, 18.10.1973)
Das wussten wir da noch nicht; Pete Seeger zitiert später Victor Jaras letztes Gedicht.
Wir saßen zusammen, übersetzeten die französischen Zeitungen und hatten Hoffnungen, dass General Schneider, der als Allende-loyal galt – warum vergisst man das nicht? – auf Santiago marschieren würde ... die Bilder der zusammengeschossenen Moneda kannten wir ja noch nicht .... So war es selbstverständlich, nach Béziers zu fahren und bei der Demo mitzumachen und im Büro der KPF zu fragen, was wir machen könnten.
Ich glaube, die KPF wusste das auch nicht ...
gebattmer - 2006/12/11 20:48
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/3053739/modTrackback