Define: Exportüberschuss-Obsession
Günther Grunert: Das absurde deutsche Exportmodel
Hans-Olaf Henkel, ehemaliger Präsident des BDI, war auf dem IMK-Konjunkturforum zur Zukunft des Euroraums im März dieses Jahres fassungslos, als Kritik an Deutschlands massiven Überschüssen im Außenhandel geübt wurde: „Wenn Deutschland diesen Exportüberschuss, an den es sich 30 Jahre lang gewöhnt hat und den wir durch alle möglichen Sozialleistungen verfrühstückt haben, wenn wir den nicht halten, dann bricht alles zusammen.“
Eindrucksvoller hätte man die Exportobsession – genauer: die Exportüberschuss-Obsession – , die hierzulande weite Teile von Wirtschaft, Politik und Medien beherrscht, nicht auf den Punkt bringen können. Deutschland besitzt in den Augen Henkels und vieler anderer offenbar ein Gewohnheitsrecht auf Exportüberschüsse, die zwangsläufig die Defizite anderer Länder sind.
Die Exportbesessenheit macht auch vor den meisten deutschen Volkswirten nicht halt. Während im Ausland eine Mehrheit der Ökonomen eine zentrale Ursache der Euroraumkrise in den Leistungsbilanzungleichgewichten – folglich auch in den deutschen Handels- und Leistungsbilanzüberschüssen – sieht, betrachtet der hiesige ökonomische Mainstream die deutschen Überschüsse immer noch als etwas Vorbildliches, das auch alle anderen Länder anstreben sollten. Dass dies schlicht unmöglich ist, da sich Leistungsbilanzüberschüsse und –defizite immer zu null addieren, wird offenbar nicht zur Kenntnis genommen...
Quelle: Politik unterrichten [PDF - 363 KB] (via nds)
"Politik unterrichten" ist die Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung Niedersachsen.
Hans-Olaf Henkel, ehemaliger Präsident des BDI, war auf dem IMK-Konjunkturforum zur Zukunft des Euroraums im März dieses Jahres fassungslos, als Kritik an Deutschlands massiven Überschüssen im Außenhandel geübt wurde: „Wenn Deutschland diesen Exportüberschuss, an den es sich 30 Jahre lang gewöhnt hat und den wir durch alle möglichen Sozialleistungen verfrühstückt haben, wenn wir den nicht halten, dann bricht alles zusammen.“
Eindrucksvoller hätte man die Exportobsession – genauer: die Exportüberschuss-Obsession – , die hierzulande weite Teile von Wirtschaft, Politik und Medien beherrscht, nicht auf den Punkt bringen können. Deutschland besitzt in den Augen Henkels und vieler anderer offenbar ein Gewohnheitsrecht auf Exportüberschüsse, die zwangsläufig die Defizite anderer Länder sind.
Die Exportbesessenheit macht auch vor den meisten deutschen Volkswirten nicht halt. Während im Ausland eine Mehrheit der Ökonomen eine zentrale Ursache der Euroraumkrise in den Leistungsbilanzungleichgewichten – folglich auch in den deutschen Handels- und Leistungsbilanzüberschüssen – sieht, betrachtet der hiesige ökonomische Mainstream die deutschen Überschüsse immer noch als etwas Vorbildliches, das auch alle anderen Länder anstreben sollten. Dass dies schlicht unmöglich ist, da sich Leistungsbilanzüberschüsse und –defizite immer zu null addieren, wird offenbar nicht zur Kenntnis genommen...
Quelle: Politik unterrichten [PDF - 363 KB] (via nds)
"Politik unterrichten" ist die Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung Niedersachsen.
gebattmer - 2011/09/13 20:51
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