Archäologie CCXLXI: Der 17. Juni 1953
Die dominierende Charakteristik jenes Tages vor sechs Jahrzehnten lautet: Volksaufstand gegen das diktatorische SED-Regime in der Ostzone. Die Hauptbegründung: 701 Städte und Gemeinden waren seinerzeit Schauplatz der Proteste. Das klingt gut. Auch dass 1,2 Millionen Menschen auf den Straßen demonstrierten. Allerdings waren das nur etwa sechs Prozent der damals 18,2 Millionen DDR-Bewohner. In annähernd 1.000 Betrieben wurde am 17. und 18. Juni gestreikt! Sicher beachtlich, aber in den übrigen 19.000 Industriebetrieben ging offenbar alles seinen gewohnten Gang. ...
... drei unterschiedliche Gesichter wies der 17. Juni 1953 auf – Gesichter, die sich im Laufe des Tages ablösten und die zu drei unterschiedlichen Interpretationen der Geschehnisse führten. Die eine verschwand mit dem Ende der DDR, die zweite hat die vergrößerte Bundesrepublik unbesehen übernommen. Zu einer dritten – der von einer Arbeiterrevolte, aus der schon mangels politischer Führer und eines ausformulierten Programms keine Volksrevolution werden konnte – bekennen sich heute viele Zeithistoriker.
Erhellend: Jörg Roesler - Die drei Gesichter - neulich schon im FREITAG und in der aktuellen Ausgabe:
Georg Fülberth -Versunkener Feiertag
... Die deutsche Arbeiterklasse konnte als ebenso zuverlässiger Faktor des Antikommunismus gelten wie das Groß- und Kleinbürgertum. Auch das war Bestandteil der Amerikanisierung der fünfziger Jahre gewesen. Seit der neoliberalen Wende nach 1973 schien diese Klasse nicht mehr so wichtig. Dabei hat sie mehr zum Sturz der SED beigetragen als die Pfarrer und Künstler im Vordergrund: 1989 nicht durch einen Aufstand, sondern dadurch, dass viele Bau- und Fabrikarbeiter via Ungarn der DDR ihre Arbeitskraft entzogen. Der bürgerliche 3. Oktober in Entgegensetzung zum proletarischen 17. Juni lässt das vergessen. Siehe unten Europe’s Social Contract ...!!!
Vgl. auch 17. Juni 1953 - Sozialrevolte oder deutscher Aufstand? Peter Nowak - Telepolis
... drei unterschiedliche Gesichter wies der 17. Juni 1953 auf – Gesichter, die sich im Laufe des Tages ablösten und die zu drei unterschiedlichen Interpretationen der Geschehnisse führten. Die eine verschwand mit dem Ende der DDR, die zweite hat die vergrößerte Bundesrepublik unbesehen übernommen. Zu einer dritten – der von einer Arbeiterrevolte, aus der schon mangels politischer Führer und eines ausformulierten Programms keine Volksrevolution werden konnte – bekennen sich heute viele Zeithistoriker.
Erhellend: Jörg Roesler - Die drei Gesichter - neulich schon im FREITAG und in der aktuellen Ausgabe:
Georg Fülberth -Versunkener Feiertag
... Die deutsche Arbeiterklasse konnte als ebenso zuverlässiger Faktor des Antikommunismus gelten wie das Groß- und Kleinbürgertum. Auch das war Bestandteil der Amerikanisierung der fünfziger Jahre gewesen. Seit der neoliberalen Wende nach 1973 schien diese Klasse nicht mehr so wichtig. Dabei hat sie mehr zum Sturz der SED beigetragen als die Pfarrer und Künstler im Vordergrund: 1989 nicht durch einen Aufstand, sondern dadurch, dass viele Bau- und Fabrikarbeiter via Ungarn der DDR ihre Arbeitskraft entzogen. Der bürgerliche 3. Oktober in Entgegensetzung zum proletarischen 17. Juni lässt das vergessen. Siehe unten Europe’s Social Contract ...!!!
Vgl. auch 17. Juni 1953 - Sozialrevolte oder deutscher Aufstand? Peter Nowak - Telepolis
gebattmer - 2013/06/16 00:56
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