Erkenntnisproblem

Wir unterscheiden sie als Beobachter 1. Ordnung. Die sind damit beschäftigt direkt und unmittelbar alles zu beobachten, was in ihrem Umfeld vorkommt und sie angeht. Und als Beobachter 2. Ordnung. Sie sind damit beschäftigt, gleichsam von oben herab oder von außen die Beobachter 1. Ordnung beim ihrem Beobachten zu beobachten.
Der Philosoph Hilary Putnam eröffnet sein Werk „Vernunft, Wahrheit und Geschichte“, mit folgendem Gedankenexperiment:
„Eine Ameise kriecht im Sand umher, und beim Kriechen zieht sie eine Linie in den Sand. Durch reinen Zufall verlaufen die Kurven und Überschneidungen der Linie derart, dass sie zum Schluss aussieht wie eine erkennbare Karikatur von Winston Churchill. Hat die Ameise, so fragt er, ein Bild von Winston Churchill gezeichnet? Ein Bild, das Churchill abbildet?“
Das kann der in 2. Ordnung beobachtende Philosoph nicht wissen. Denn was die Ameise beim Kriechen im Sand in 1. Ordnung beobachtet und tut, wird sich ihm niemals erschließen. Nicht einmal das, was er als Beobachter der Spuren der Ameise im Sand unmittelbar zu sehen und gar als wahr zu erkennen glaubt, kann er als sichere Erkenntnis werten. Er kann, was er sieht nur deuten.
aus:
Wulf Krause: Der zersplitterte Spiegel
Versuch einer Reflexion auf 125 Jahre Ricarda-Huch-Schule
Systemtheorie I
Jede Menge Anregungen zur Behebung von Ereknntnisproblemen bei Wolfram Pfreundschuhs Kulturkritik!
gebattmer - 2007/12/09 16:24
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