G8 revisited
Zu dem Bericht vom 4. März:
Dass unsere Kinder in der Schule belastet werden, steht außer Frage. Ob das Maß jedoch so hoch ist, dass Inhalte gekürzt werden sollten, ist fraglich. Schließlich sind die Schulen die Hälfte des Jahres völlig geschlossen (104 Sonnabende und Sonntage, 80 Ferien- und Feiertage). In der verbleibenden Schulzeit fällt der Unterricht flächendeckend bis zu 20 Prozent dann irgendwie aus. Im Abiturjahr fällt der Unterricht nach den schriftlichen Arbeiten zwei Monate bis zu 95 Prozent aus. Auch 32 Schüler in einer Klasse sind immer noch ein Lehrerorganisationsproblem. Statistisch stellte der Staat schon 2001 für 13 Schüler einen Lehrer zur Verfügung (laut Bundesamt für Statistik). Das dürfte sich noch verbessert haben. Durch Abschaffung der 13. Klasse des Gymnasiums wurden bundesweit weitere 50 000 Lehrer völlig vom Unterricht befreit. Was machen die eigentlich? Und Ruhe ist das Letzte, was die Schulen brauchen. Wir leben auf keiner Insel, sondern in globaler Konkurrenz. Nicht nur in Singapur, selbst in den Niederlanden sind viele Kinder freiwillig bereits bis 20 Uhr in der Schule.
Burgwedel Gerolf K.
Gymnasiallehrer
Dies war ein Leserbrief in meiner LieblingsHAZ zu einem Artikel, in dem ich zitiert wurde. Wie auch immer: Ich finde, so etwas darf man als verantwortlicher Redakteur nicht veröffentlichen: Der Mann zeichnet immerhin mit seinem Namen und einer Berufsbezeichnung und wird durch die Veröffentlichung als pisamäßig unterste Stufe und bar jeder Kompetenz, einen Gedanken verständlich zu äußern und mit dem nächsten sinnvoll zu verknüpfen, geoutet!
Was die 50 000 Lehrer machen werden, die durch die Einführung des G8 hoffentlich völlig vom Unterricht befreit sein werden, wenn das denn eintritt, könnte ich sagen: Die schreiben den ganzen lieben langen Tag Blogs über das völlige Versagen des deutschen Schulsystems voll... Schließlich verstehen sie was davon ...
Update
... so wie Frau H-N (war wohl noch sehr früh!):
Interviews | 06.03.2008 07:20 Uhr
"Unsere Schüler müssen Freude am Lernen haben"
Elisabeth Heister-Neumann, CDU, Kultusministerin in Niedersachsen, im NDR Info Interview vom 6. März 2008
NDR Info: Muss das Turbo-Abitur für die Schüler erträglicher gemacht werden?
ElisabethHeister-Neumann: Ich bin zunächst erst einmal davon überzeugt, dass das G8-Abitur vernünftig ist. Wir sind in Deutschland quasi Schlusslicht in der Umstellung – das ist also weltweit Standard. Die andere Frage ist, wie man umsteuert vom G9 auf G8. Bei dieser Umsteuerung stellen wir fest, dass zumindest in einigen Schulen doch Klagen geführt werden, dass es nicht reibungslos läuft. Dann kommt es genau zu den Punkten, die Sie angesprochen haben – eben eine stärkere Belastung der Schülerinnen und Schüler. Das kann nicht sein. Wir müssen sehen, dass unsere Schüler auch in der Schule Freude am Lernen haben und deshalb müssen wir in die Feinheiten schauen. Das wird sicherlich heute auch noch mal Gegenstand der Diskussion während der Kultusminister-Konferenz sein.
NDR Info: Welche Feinheiten haben Sie denn da im Auge?
Elisabeth Heister-Neumann: In Niedersachsen haben wir übrigens schon angefangen, dass bei der Vermittlung der Inhalte wirklich auch darauf geachtet wird, dass die Umstellung von Rahmenrichtlinien auf curricular auch tatsächlich durchgeführt wird. (...). Wir haben bislang immer schwerpunktmäßig eine ganz bestimmte Stofffülle ins Auge gefasst und diese wird abgearbeitet. Bei dem curricular ist es so, dass man bestimmte Notwendigkeiten formuliert, mit Methodenlehre gleichzeitig und dann exemplarisch sagt – an ein, zwei, drei Beispielfällen soll gelernt werden, wie man mit diesen Fragen umgeht. Und das heißt nicht die Ansammlung von reinem Wissen, sondern das heißt, exemplarisch an bestimmten Dingen eben lernen, wie so etwas zu erlernen ist. Und das kann man sicherlich in einem Zeitraum von G8 auch erreichen.
NDR Info: Und wer müsste das dann entscheiden? Macht das dann der Lehrer jeweils vor der Klasse?
Elisabeth Heister-Neumann: Es sieht so aus, dass es von den Kultusministern der Länder über die Kultusminister-Konferenz auch sogenannte Bildungsstandards gibt - bestimmte Bereiche. Und diese Standards müssen eingehalten werden, sonst ist das gesamte Abitur natürlich in den deutschen Ländern nicht vergleichbar. Der Weg dorthin bleibt zu einem großen Teil auch wirklich der Schule vor Ort überlassen.
NDR Info: Würde das denn auch bedeuten, dass man womöglich auf ganze Fächer verzichtet?
Elisabeth Heister-Neumann: Nein, auf keinen Fall. Erstens sollte nicht auf Fächer verzichtet werden und zweitens, das mir auch ganz wichtig (...), dass wir auch die Hausaufgaben mit im Blick haben. Denn das ist etwas, wo ich die meisten Klagen höre. Dass auf der einen Seite diese Veränderung des Stoffplans, aber gleichzeitig die nicht in dem Maße durchgeführte Einbindung der Hausaufgaben ein Problem ist. (...) In seiner Freizeit muss der Schüler noch andere Dinge machen können, die für die Entwicklung und Bildung von Bedeutung sind. Und deshalb müssen die Lehrer, meines Erachtens, die Hausaufgaben stärker in die Lehrpläne miteinbeziehen.
Update vom 04.04.: Kultusministerin bleibt blass
Der unfreundliche HAZ-Artikel ist offenbar noch sehr freundlich gehalten. Teilnehmer berichten von fachlichem Desaster ....
Dass unsere Kinder in der Schule belastet werden, steht außer Frage. Ob das Maß jedoch so hoch ist, dass Inhalte gekürzt werden sollten, ist fraglich. Schließlich sind die Schulen die Hälfte des Jahres völlig geschlossen (104 Sonnabende und Sonntage, 80 Ferien- und Feiertage). In der verbleibenden Schulzeit fällt der Unterricht flächendeckend bis zu 20 Prozent dann irgendwie aus. Im Abiturjahr fällt der Unterricht nach den schriftlichen Arbeiten zwei Monate bis zu 95 Prozent aus. Auch 32 Schüler in einer Klasse sind immer noch ein Lehrerorganisationsproblem. Statistisch stellte der Staat schon 2001 für 13 Schüler einen Lehrer zur Verfügung (laut Bundesamt für Statistik). Das dürfte sich noch verbessert haben. Durch Abschaffung der 13. Klasse des Gymnasiums wurden bundesweit weitere 50 000 Lehrer völlig vom Unterricht befreit. Was machen die eigentlich? Und Ruhe ist das Letzte, was die Schulen brauchen. Wir leben auf keiner Insel, sondern in globaler Konkurrenz. Nicht nur in Singapur, selbst in den Niederlanden sind viele Kinder freiwillig bereits bis 20 Uhr in der Schule.
Burgwedel Gerolf K.
Gymnasiallehrer
Dies war ein Leserbrief in meiner LieblingsHAZ zu einem Artikel, in dem ich zitiert wurde. Wie auch immer: Ich finde, so etwas darf man als verantwortlicher Redakteur nicht veröffentlichen: Der Mann zeichnet immerhin mit seinem Namen und einer Berufsbezeichnung und wird durch die Veröffentlichung als pisamäßig unterste Stufe und bar jeder Kompetenz, einen Gedanken verständlich zu äußern und mit dem nächsten sinnvoll zu verknüpfen, geoutet!
Was die 50 000 Lehrer machen werden, die durch die Einführung des G8 hoffentlich völlig vom Unterricht befreit sein werden, wenn das denn eintritt, könnte ich sagen: Die schreiben den ganzen lieben langen Tag Blogs über das völlige Versagen des deutschen Schulsystems voll... Schließlich verstehen sie was davon ...
Update
... so wie Frau H-N (war wohl noch sehr früh!):
Interviews | 06.03.2008 07:20 Uhr
"Unsere Schüler müssen Freude am Lernen haben"
Elisabeth Heister-Neumann, CDU, Kultusministerin in Niedersachsen, im NDR Info Interview vom 6. März 2008
NDR Info: Muss das Turbo-Abitur für die Schüler erträglicher gemacht werden?
ElisabethHeister-Neumann: Ich bin zunächst erst einmal davon überzeugt, dass das G8-Abitur vernünftig ist. Wir sind in Deutschland quasi Schlusslicht in der Umstellung – das ist also weltweit Standard. Die andere Frage ist, wie man umsteuert vom G9 auf G8. Bei dieser Umsteuerung stellen wir fest, dass zumindest in einigen Schulen doch Klagen geführt werden, dass es nicht reibungslos läuft. Dann kommt es genau zu den Punkten, die Sie angesprochen haben – eben eine stärkere Belastung der Schülerinnen und Schüler. Das kann nicht sein. Wir müssen sehen, dass unsere Schüler auch in der Schule Freude am Lernen haben und deshalb müssen wir in die Feinheiten schauen. Das wird sicherlich heute auch noch mal Gegenstand der Diskussion während der Kultusminister-Konferenz sein.
NDR Info: Welche Feinheiten haben Sie denn da im Auge?
Elisabeth Heister-Neumann: In Niedersachsen haben wir übrigens schon angefangen, dass bei der Vermittlung der Inhalte wirklich auch darauf geachtet wird, dass die Umstellung von Rahmenrichtlinien auf curricular auch tatsächlich durchgeführt wird. (...). Wir haben bislang immer schwerpunktmäßig eine ganz bestimmte Stofffülle ins Auge gefasst und diese wird abgearbeitet. Bei dem curricular ist es so, dass man bestimmte Notwendigkeiten formuliert, mit Methodenlehre gleichzeitig und dann exemplarisch sagt – an ein, zwei, drei Beispielfällen soll gelernt werden, wie man mit diesen Fragen umgeht. Und das heißt nicht die Ansammlung von reinem Wissen, sondern das heißt, exemplarisch an bestimmten Dingen eben lernen, wie so etwas zu erlernen ist. Und das kann man sicherlich in einem Zeitraum von G8 auch erreichen.
NDR Info: Und wer müsste das dann entscheiden? Macht das dann der Lehrer jeweils vor der Klasse?
Elisabeth Heister-Neumann: Es sieht so aus, dass es von den Kultusministern der Länder über die Kultusminister-Konferenz auch sogenannte Bildungsstandards gibt - bestimmte Bereiche. Und diese Standards müssen eingehalten werden, sonst ist das gesamte Abitur natürlich in den deutschen Ländern nicht vergleichbar. Der Weg dorthin bleibt zu einem großen Teil auch wirklich der Schule vor Ort überlassen.
NDR Info: Würde das denn auch bedeuten, dass man womöglich auf ganze Fächer verzichtet?
Elisabeth Heister-Neumann: Nein, auf keinen Fall. Erstens sollte nicht auf Fächer verzichtet werden und zweitens, das mir auch ganz wichtig (...), dass wir auch die Hausaufgaben mit im Blick haben. Denn das ist etwas, wo ich die meisten Klagen höre. Dass auf der einen Seite diese Veränderung des Stoffplans, aber gleichzeitig die nicht in dem Maße durchgeführte Einbindung der Hausaufgaben ein Problem ist. (...) In seiner Freizeit muss der Schüler noch andere Dinge machen können, die für die Entwicklung und Bildung von Bedeutung sind. Und deshalb müssen die Lehrer, meines Erachtens, die Hausaufgaben stärker in die Lehrpläne miteinbeziehen.
Update vom 04.04.: Kultusministerin bleibt blass
Der unfreundliche HAZ-Artikel ist offenbar noch sehr freundlich gehalten. Teilnehmer berichten von fachlichem Desaster ....
gebattmer - 2008/03/10 23:52
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