Splitter: -Parteien (XII): Wahlen in Zeiten der Postdemokratie: Um 19.00 Uhr ist alles fertig
Eigentlich ist doch jetzt alles klar und man kann was anderes machen als Wahlsendungen anzusehen:
19.00 Uhr - die ersten Hochrechnungen bestätigen die Prognosen, Big Data macht's möglich: die Chefs haben die Sprachregelungen für die kommende Woche rausgegeben:
- Herr Gröhe will der FDP die Zweitstimmen der (potentiellen) CDU-Wähler nicht überlassen;
- Herr Rösler hat sich für die Polarisierung CDU-FDP gegen Rot-Rot-Grün entschieden (mit vielen Pausen in der Ansprache, dann aber mit Wucht für das Vaterland und gegen die rote Gefahr),
- Herr Gabriel reagiert sofort und weist darauf hin, dass die SPD in ihrer 150jährigen Geschichte noch nie das Vaterland verraten hat.
Interessant ist nur dies: Man hat sich schnell darauf geeinigt, dass geschätzte 65% Wahlbeteiligung ein echter Erfolg sei(en?). Und dann werden die Stimmanteile der Parteien in Sitze umgerechnet und es wird von absoluter Mehrheit geredet. Schön. Effizienz und Stabilität. Legitimität?
Sehr grob gerechnet bzw. geschätzt haben wir
9,3 Mio Wahlberechtigte
6,7 Mio abgegebene Stimmen
D.h. für das Wahlergebnis:
ca. 35% der Wahlberechtigten haben nicht gewählt,
ca. 32% der Wahlberechtigten haben CSU gewählt,
...
ca. 10% der Wahlberechtigten haben Parteien gewählt gewählt, die wegen der 5%-Klausel nicht im Landtag vertreten sind (= über 900 000!).
= ca. 45% der Wahlberechtigten sind im kommenden Bayerischen Landtag nicht repräsentiert.
Roberto De Lapuente wird das hoffentlich morgen genauer nachgerechnet haben ...*
Man nennt das repräsentative Demokratie. Splitter: -Parteien
Schönen Abend noch; - ich empfehle den Tatort mit Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer.
Nachtrag 22.00 Uhr: Ein wahrlich erschütternder Film. Ich bleibe dabei, dass gesellschaftlich relevante Themen bei uns fast nur noch im Krimi verhandelt werden (öffentlich-rechtlich und zu nicht nachtschlafender Zeit). Anzumerken wäre vielleicht, dass das Zuhälter-Milieu regional unterschiedlich, aber gleichermaßen widerlich ist: Seien es Türken, Bulgaren, Albaner dort oder - deutsche - Hells Angels und ihre Freunde und bekannten Bekannten hier ...
* Update 16.09.: Hat er! Auf ad sinistram kann man sich verlassen!
So eine laute Pöbelrunde aus Inkompetenz, Geistesarmut und Dreistigkeit hätte man bei Günther Jauch selbst in Kenntnis solcher Gesprächskreise kurz vor Wahlen nicht für möglich gehalten. Eine Polemik von Alexander Wallasch (The European)
19.00 Uhr - die ersten Hochrechnungen bestätigen die Prognosen, Big Data macht's möglich: die Chefs haben die Sprachregelungen für die kommende Woche rausgegeben:
- Herr Gröhe will der FDP die Zweitstimmen der (potentiellen) CDU-Wähler nicht überlassen;
- Herr Rösler hat sich für die Polarisierung CDU-FDP gegen Rot-Rot-Grün entschieden (mit vielen Pausen in der Ansprache, dann aber mit Wucht für das Vaterland und gegen die rote Gefahr),
- Herr Gabriel reagiert sofort und weist darauf hin, dass die SPD in ihrer 150jährigen Geschichte noch nie das Vaterland verraten hat.
- [Wenn der mir so kommt, muss ich allerdings entgegnen: Doch Sigmar, einmal schon: Als Otto Wels am 23. März 1933 im Reichstag begründet, warum die SPD das Ermächtigungsgesetz ablehnt ...]
Interessant ist nur dies: Man hat sich schnell darauf geeinigt, dass geschätzte 65% Wahlbeteiligung ein echter Erfolg sei(en?). Und dann werden die Stimmanteile der Parteien in Sitze umgerechnet und es wird von absoluter Mehrheit geredet. Schön. Effizienz und Stabilität. Legitimität?
Sehr grob gerechnet bzw. geschätzt haben wir
9,3 Mio Wahlberechtigte
6,7 Mio abgegebene Stimmen
D.h. für das Wahlergebnis:
ca. 35% der Wahlberechtigten haben nicht gewählt,
ca. 32% der Wahlberechtigten haben CSU gewählt,
...
ca. 10% der Wahlberechtigten haben Parteien gewählt gewählt, die wegen der 5%-Klausel nicht im Landtag vertreten sind (= über 900 000!).
= ca. 45% der Wahlberechtigten sind im kommenden Bayerischen Landtag nicht repräsentiert.
Roberto De Lapuente wird das hoffentlich morgen genauer nachgerechnet haben ...*
Man nennt das repräsentative Demokratie. Splitter: -Parteien
Schönen Abend noch; - ich empfehle den Tatort mit Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer.
Nachtrag 22.00 Uhr: Ein wahrlich erschütternder Film. Ich bleibe dabei, dass gesellschaftlich relevante Themen bei uns fast nur noch im Krimi verhandelt werden (öffentlich-rechtlich und zu nicht nachtschlafender Zeit). Anzumerken wäre vielleicht, dass das Zuhälter-Milieu regional unterschiedlich, aber gleichermaßen widerlich ist: Seien es Türken, Bulgaren, Albaner dort oder - deutsche - Hells Angels und ihre Freunde und bekannten Bekannten hier ...
* Update 16.09.: Hat er! Auf ad sinistram kann man sich verlassen!
- Bei der Landtagswahl in Bayern, wählten...
... 36,1 Prozent aller Wahlberechtigten gar nicht.
... 29,9 Prozent aller Wahlberechtigten die CSU.
... 13,0 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
... 5,6 Prozent aller Wahlberechtigten die Freien Wähler.
... 5,4 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
... 2,1 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
... 1,3 Prozent aller Wahlberechtigten Die Linke.
Die absolute Mehrheit der Christsozialen ergibt sich aus dem Stimmen von weniger als einem Drittel aller Wahlberechtigten. Der in Seehofers Eigenlobrede gefallene Satz, dass jeder zweite Bayer die CSU gewählt habe, stimmt damit nicht. Es war nicht mal jeder dritte Bayer. Die sich selbst als im Aufwind fühlende SPD feiert nach 2008 und 2003 das drittschlechteste Ergebnis bei einer bayerischen Landtagswahl seit 1946.
So eine laute Pöbelrunde aus Inkompetenz, Geistesarmut und Dreistigkeit hätte man bei Günther Jauch selbst in Kenntnis solcher Gesprächskreise kurz vor Wahlen nicht für möglich gehalten. Eine Polemik von Alexander Wallasch (The European)
- ... Der Dreckspokal des Abends geht umwegsfrei an Sigmar Gabriel. Denn als es einfach nicht mehr zu vermeiden war, zwischen diesem Terror des Unterbrechens und Dazwischenschwätzens die Masterfrage des Abends zu beantworten, ob man nun Rot-Rot-Grün ins Auge fasse, oder wenigstens auf Tolerierungskurs geht, griff Gabriel gegenüber – das habe ich noch nicht erwähnt, weil es ja mittlerweile bei all ihren Auftritten zur Selbstverständlichkeit geworden ist – einer argumentativ brillanten, stoisch den Wahnsinn um sie herum ertragenden Sahra Wagenknecht, in die mieseste aller Terrorkisten.
Gabriel behauptete allen Ernstes, die SPD könne nicht mit den Linken zusammengehen, weil nicht klar sei, wie die Linke sich zu der historischen deutschen Verantwortung gegenüber sechs Millionen ermordeter Juden stelle. Wie bitte? Selbst die sonst so taffe Wagenknecht konnte nicht glauben, dass Gabriel zu so etwas fähig wäre. Ein Armutszeugnis, ein politischer Offenbarungseid zur besten Sendezeit und eine bodenlose Frechheit ohne Beispiel, die in normalen Zeiten ein politisches Nachspiel haben müsste...
gebattmer - 2013/09/15 19:21
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