Die Kultusministerin bleibt blass
eZeitung
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Beim Auftritt vor dem Schulleitungsverband erntet Elisabeth Heister-Neumann Unmut
Bei ihrem ersten Auftritt vor dem Schulleitungsverband wird die neue Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann grundsätzlich. Viel zu grundsätzlich, finden viele der rund 1000 Schulleiter, die am Donnerstag zur Tagung ihres Verbandes nach Hannover gekommen sind.
Nachdem die CDU-Politikerin ausführlich über den „Weg in die Wissensgesellschaft“, „Bildung als Kapital und Leiter nach oben“ und den Spardruck, unter dem das Land stehe, gesprochen hat, schwillt der Unmut in den Reihen der Zuhörer hörbar an. „Völlig unpräzise“, murmelt ein Mann. „Unverschämtheit“, erregt sich sein Nachbar. „Vor 20 Jahren wäre das eine tolle Rede gewesen, jetzt bin ich enttäuscht“, meint eine Grundschulleiterin aus der Region Hannover.
Später wird die Ministerin dann doch konkret. Sie verspricht den Schulleitern Entlastung bei den Unterrichtsstunden sowie bei Verwaltungsaufgaben. Heister-Neumann will eine eigene Arbeitszeitverordnung für die Schulleiter umsetzen, aber darauf, dass Schulleiter nicht mehr als zwei Stunden Unterricht täglich geben dürfen, will sie sich nicht festlegen. Das hatte Helga Akkermann, Vorsitzende des Schulleitungsverbandes, zuvor gefordert. Ihrer Meinung nach sollten Leiter großer Schulen wegen der zahlreichen Verwaltungsaufgaben zudem überhaupt nicht mehr unterrichten müssen. „Ich glaube nicht, dass man eine Stundenzahl verbindlich festschreiben kann, das müssen die Schulen selbst entscheiden“, entgegnet Heister-Neumann.
„Schulleiter haben eine Präsenzpflicht“, sagt die Ministerin. Den Zusatz aus ihrem Redemanuskript, dass sich diese auch auf Ferientage beziehen kann, soweit diese den Erholungsurlaub übersteigen, lässt sie in ihrem Vortrag dann doch lieber weg. Während die Schulferien rund zwölf Wochen im Jahr umfassen, liegt der Jahresurlaub in den meisten Branchen bei sechs Wochen. „Wir sind schon auch jetzt während der Ferien oft in der Schule“ sagt eine Sprecherin des Schulleitungsverbands.
Heister-Neumann spricht sich für mehr Lehrer und kleinere Klassen aus. Der Philologenverband verweist darauf, dass derzeit in jeder zweiten Gymnasialklasse 30 oder mehr Schüler sitzen. „Bei solchen Rahmenbedingungen zu verlangen, dass der Lehrer auf die individuellen Stärken und Schwächen jedes einzelnen Schülers eingehen soll, kommt der Forderung gleich, mit einem 100-PS-Auto Formel-1-Rennen zu gewinnen.“, kritisiert Verbandsvorsitzender Guillermo Spreckels.
Weitere Strukturreformen plane sie nicht, sagt die neue Ministerin. Das heiße aber nicht, dass sie Reformen ihres Vorgängers wie die Eigenverantwortliche Schule zurückdrehen werde. Aber: „Bildung braucht Muße, wir wollen die Langsamkeit neu entdecken.“
Was die Schulleiter zu Beifall hinreißt, stößt bei den Oppositionsparteien, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und zahlreichen Initiativen auf massive Kritik. Sie wollen Tempo, keine Langsamkeit. Im Streit um die Gründung neuer Gesamtschulen werfen sie Ministerpräsident Christian Wulff „Wortbruch“ vor. Dieser hatte vor der Wahl angekündigt, das Errichtungsverbot für Gesamtschulen aus dem Schulgesetz zu streichen.
„Die Regierung hält uns hin“, bemängelt GEW-Landesvorsitzender Eberhard Brandt und verlangt einen „umgehenden Gesetzentwurf“ der Koalition, damit neue Gesamtschulen bereits im August 2008 gegründet werden könnten. SPD, Grüne und Die Linke werden in die Landtagssitzung in der nächsten Woche eigene Gesetzentwürfe einbringen.
Ausgabe: HAZ Datum: 04.04.2008
... wird aber rhetorisch immer brillanter:
... Anrede,
ich fasse zusammen:
Wir wollen, dass unsere Schülerinnen und Schüler im Wettbewerb auf Augenhöhe mit ihren Freunden aus den anderen Bundesländern stehen.
Das verlangt von allen Beteiligten, den Schülern, den Eltern, den Schulen, den Kommunen und dem Land Anstrengungen und Einsatzbereitschaft. Ich bin davon überzeugt, das Können und Motivation vorhanden sind und wir die Herausforderungen bestens bewältigen werden.
Wir werden dafür Sorge tragen, damit G8 in Niedersachsen ein Erfolg wird. Unsere Kinder sollen für Studium und Beruf ideal vorbereitet sein.
Und zuletzt ein Appell an Sie, meine Damen und Herren! Alle gemeinsam sollten wir das Abitur nach 12 Jahren als Chance sehen. Am Montag am runden Tisch habe ich zumindest festgestellt: Wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, dann wird G8 zu einer einmaligen Chance für die junge Generation!
"Wettbewerb auf Augenhöhe" ist gut, besser jedenfalls als weiter unten; was die Sprachrichtigkeit angeht: ein paar Fehler drin* ... aber das wird noch ... via Bildungsclick
*... so ähnlich wie bei Netto heute: Plakat über der Kasse, das für sowas wie die Nettopaybackkarte wirbt:
(Abb. ec-Karte:) "ohne Punkte" - (Abb. nettocard:) "mit Punkte"
Siehe auch G8 revisited
gebattmer - 2008/04/04 19:41
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