CRISIS , WHAT CRISIS ? (XX): How To Squeeze Greece - oder: Wider Les Terribles Simplificateurs - oder: 14. November 1973
Was war denn los? Papandreou frech geworden, betrogen die, die doch helfen wollen, gepokert (und verloren) ...
Politikunterricht: Fragen Sie mal Schülerinnen und Schüler in den Jahrgängen 10 und 11, wo "Europa" unterrichtet wird, - dann war's genau so! Die TINA-Kinder können sogar noch argumentieren, die demokratisch zustande gekommenen Beschlüsse der EU müssten doch nun von jedem Mitgliedsstaat umgesetzt werden ... was ja korrekt wäre vor dem Hintergrund des Wissens, das sie erworben haben über die 3 Säulen und die Insitutionen der EU. Nur leider stimmt das alles nicht mehr, denn haben wir genau hingehört, wer sich da geeinigt hat, und haben wir wahrgenommen oder vermisst, dass die Kommission oder das Parlament nicht beteilt waren???
Erhellend und wohltuend differenziert: Warum hat Giorgos Papandreou Europa dieses Chaos angetan? Hinter den Kulissen waren mächtige Kräfte am Werk. Für eine angemessene Analyse der Krise muss man diese Kräfte wohl mal benennen: Das tut Richard Parker, Professor an der Harvard Kennedy School in Cambridge/Massachusetts und Berater des griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou in der ftd:
... Auch die Einigung vom Oktober birgt einen fatalen Mangel: Der neue “Plan” ist im Grunde nur ein Umriss eines Rettungsplans, kein Plan an sich. Wichtige Details fehlen, und die sollten in 60 Tagen geklärt werden. Aber für Griechenland und für Papandreou war der Zeitraum zu lang – fast eine untragbare Ewigkeit. Europas Banken, so stellte sich später heraus, haben dem freiwilligen Schuldenschnitt um 50 Prozent tatsächlich niemals voll zugestimmt. Bald schon signalisierten sie den Griechen, dass sie – mit Zahlenspielereien am tatsächlichen Abschlag und dem Barwert der Papiere – beabsichtigen, sich über das Kleingedruckte einen Großteil der 50 Prozent zurückzuholen, auf die sie in den Schlagzeilen angeblich verzichtet hatten. Gleichzeitig stürmten die griechischen Anleger panisch ihre Konten bei den ohnehin schon klammen Banken. Hinter den Kulissen aber spielte sich noch etwas anderes ab: Die mächtigen Eigner der griechischen Banken, gewöhnt daran, dass die Institute ihre weit verzweigten, krakenhaften Unternehmen finanzieren, waren entsetzt über die Brüsseler Einigung.
Papandreou hat sich voll und ganz für den Brüsseler Deal eingesetzt – aber er stand in einem Feuersturm und musste an mehreren Fronten kämpfen: In seiner Partei wollten Rivalen seinen Job; einige Abgeordnete wollten die neuen Sparmaßnahmen nicht mittragen; der Oppositionsführer Antonis Samaras und die konservative Nea Dimokratia verharrten in ihrer ganzen Unnachgiebigkeit; und die Wirtschaft stand vor dem Kollaps, bevor die Rettung eintraf. Eine Volksabstimmung war das einzige Instrument, mit dem Papandreou alle Feuer bekämpfen konnte: Er wollte die griechischen Politiker und ihre mächtigen Unterstützer im Zaum halten und Europas Führung zurück an den Verhandlungstisch drängen, um die Details der Rettung festzuzurren.
Papandreou hat hoch gepokert – und verloren... (via nds)
Mehr Hintergründe in einem Interview mit Parker: How Greece Connects to the 2008 Wall Street Meltdown
Noch anschaulicher werden die Hintergründe hier:
On 21 April 1967, as the Greek military executed its infamous coup d’état, 14-year-old George Papandreou had a gun held to his head by soldiers who had stormed his family’s villa. The aim was to force George’s father, the Socialist leader Andreas Papandreou, to surrender to the military as it carried out mass arrests of politicians, leftists and anarchists. Distressed by the sight of his son being held at gunpoint, Andreas dutifully gave in, and there followed a seven-year military dictatorship known as The Regime of the Colonels.
In November 2011, George, now 59 years old and prime minister of Greece, is once again having a gun held to his head. This time, though, it’s a metaphorical one, and it is being wielded, not by Greek colonels hellbent on taking power, but by suits in Brussels, by a gang of commissioners and bankers determined to install in Greece a government to their liking. Using extreme financial blackmail, these external coupists are pressuring Papandreou, and all other Greek politicians, to suspend political debate, shelve normal democratic procedures and install an EU-approved, austerity-enforcing government of bank managers. A Regime of the Technocrats, if you like. Quelle: sp!ked via nds
The Athens Polytechnic uprising in 1973 was a massive demonstration of popular rejection of the Greek military junta of 1967-1974. The uprising began on November 14, 1973, escalated to an open anti-junta, anti-US and anti-imperialist revolt and ended in bloodshed in the early morning of November 17 after a series of events starting with a tank crashing through the gates of the Polytechnic.
Gedichte des - im Abspann zitierten - Yiannis Ritsos finden Sie - in englischer Übersetzung - hier. Und fragen Sie mich bitte nicht, wie das alles zu unterrichten sei ...
Costa-Gravas' "Z" theme (Mikis Theodorakis) by Orgasmo Sonore by Orgasmo Sonore
Z - Costa Gavras 1969
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Im Übrigen: Paul Krugman
First, if you look around the world you see that the big determining factor for interest rates isn’t the level of government debt but whether a government borrows in its own currency. Japan is much more deeply in debt than Italy, but the interest rate on long-term Japanese bonds is only about 1 percent to Italy’s 7 percent. Britain’s fiscal prospects look worse than Spain’s, but Britain can borrow at just a bit over 2 percent, while Spain is paying almost 6 percent.
What has happened, it turns out, is that by going on the euro, Spain and Italy in effect reduced themselves to the status of third-world countries that have to borrow in someone else’s currency, with all the loss of flexibility that implies.[...]
The other thing you need to know is that in the face of the current crisis, austerity has been a failure everywhere it has been tried: no country with significant debts has managed to slash its way back into the good graces of the financial markets. For example, Ireland is the good boy of Europe, having responded to its debt problems with savage austerity that has driven its unemployment rate to 14 percent. Yet the interest rate on Irish bonds is still above 8 percent — worse than Italy.
Quelle: New York Times Whenever a disaster happens, people rush to claim it as vindication for whatever they believed before. And so it is with the euro...
So, just to say what should be obvious, the countries in trouble are not in any way marked out by having especially generous welfare states. You can use a number of indicators; here’s the OECD measure of “social expenditure”, measuring (separately and together) both public spending and private spending that is channeled and regulated by public policy, like US employer-based health insurance.
Sweden, with the largest social expenditure, is doing just fine. So is Denmark. And Germany, which is the up side of the pulling-apart euro, has a bigger welfare state than the GIPS.
Not that the facts will convince anyone on the right, but the blame-the-welfare-state meme is nonsense.
oder auch: Die Krise und die Schwächung der ArbeitnehmerInnen in Griechenland - von: Zoe Lanara/DGB-Gegenblende
Politikunterricht: Fragen Sie mal Schülerinnen und Schüler in den Jahrgängen 10 und 11, wo "Europa" unterrichtet wird, - dann war's genau so! Die TINA-Kinder können sogar noch argumentieren, die demokratisch zustande gekommenen Beschlüsse der EU müssten doch nun von jedem Mitgliedsstaat umgesetzt werden ... was ja korrekt wäre vor dem Hintergrund des Wissens, das sie erworben haben über die 3 Säulen und die Insitutionen der EU. Nur leider stimmt das alles nicht mehr, denn haben wir genau hingehört, wer sich da geeinigt hat, und haben wir wahrgenommen oder vermisst, dass die Kommission oder das Parlament nicht beteilt waren???
Erhellend und wohltuend differenziert: Warum hat Giorgos Papandreou Europa dieses Chaos angetan? Hinter den Kulissen waren mächtige Kräfte am Werk. Für eine angemessene Analyse der Krise muss man diese Kräfte wohl mal benennen: Das tut Richard Parker, Professor an der Harvard Kennedy School in Cambridge/Massachusetts und Berater des griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou in der ftd:
... Auch die Einigung vom Oktober birgt einen fatalen Mangel: Der neue “Plan” ist im Grunde nur ein Umriss eines Rettungsplans, kein Plan an sich. Wichtige Details fehlen, und die sollten in 60 Tagen geklärt werden. Aber für Griechenland und für Papandreou war der Zeitraum zu lang – fast eine untragbare Ewigkeit. Europas Banken, so stellte sich später heraus, haben dem freiwilligen Schuldenschnitt um 50 Prozent tatsächlich niemals voll zugestimmt. Bald schon signalisierten sie den Griechen, dass sie – mit Zahlenspielereien am tatsächlichen Abschlag und dem Barwert der Papiere – beabsichtigen, sich über das Kleingedruckte einen Großteil der 50 Prozent zurückzuholen, auf die sie in den Schlagzeilen angeblich verzichtet hatten. Gleichzeitig stürmten die griechischen Anleger panisch ihre Konten bei den ohnehin schon klammen Banken. Hinter den Kulissen aber spielte sich noch etwas anderes ab: Die mächtigen Eigner der griechischen Banken, gewöhnt daran, dass die Institute ihre weit verzweigten, krakenhaften Unternehmen finanzieren, waren entsetzt über die Brüsseler Einigung.
Papandreou hat sich voll und ganz für den Brüsseler Deal eingesetzt – aber er stand in einem Feuersturm und musste an mehreren Fronten kämpfen: In seiner Partei wollten Rivalen seinen Job; einige Abgeordnete wollten die neuen Sparmaßnahmen nicht mittragen; der Oppositionsführer Antonis Samaras und die konservative Nea Dimokratia verharrten in ihrer ganzen Unnachgiebigkeit; und die Wirtschaft stand vor dem Kollaps, bevor die Rettung eintraf. Eine Volksabstimmung war das einzige Instrument, mit dem Papandreou alle Feuer bekämpfen konnte: Er wollte die griechischen Politiker und ihre mächtigen Unterstützer im Zaum halten und Europas Führung zurück an den Verhandlungstisch drängen, um die Details der Rettung festzuzurren.
Papandreou hat hoch gepokert – und verloren... (via nds)
Mehr Hintergründe in einem Interview mit Parker: How Greece Connects to the 2008 Wall Street Meltdown
Noch anschaulicher werden die Hintergründe hier:
On 21 April 1967, as the Greek military executed its infamous coup d’état, 14-year-old George Papandreou had a gun held to his head by soldiers who had stormed his family’s villa. The aim was to force George’s father, the Socialist leader Andreas Papandreou, to surrender to the military as it carried out mass arrests of politicians, leftists and anarchists. Distressed by the sight of his son being held at gunpoint, Andreas dutifully gave in, and there followed a seven-year military dictatorship known as The Regime of the Colonels.
In November 2011, George, now 59 years old and prime minister of Greece, is once again having a gun held to his head. This time, though, it’s a metaphorical one, and it is being wielded, not by Greek colonels hellbent on taking power, but by suits in Brussels, by a gang of commissioners and bankers determined to install in Greece a government to their liking. Using extreme financial blackmail, these external coupists are pressuring Papandreou, and all other Greek politicians, to suspend political debate, shelve normal democratic procedures and install an EU-approved, austerity-enforcing government of bank managers. A Regime of the Technocrats, if you like. Quelle: sp!ked via nds
The Athens Polytechnic uprising in 1973 was a massive demonstration of popular rejection of the Greek military junta of 1967-1974. The uprising began on November 14, 1973, escalated to an open anti-junta, anti-US and anti-imperialist revolt and ended in bloodshed in the early morning of November 17 after a series of events starting with a tank crashing through the gates of the Polytechnic.
Gedichte des - im Abspann zitierten - Yiannis Ritsos finden Sie - in englischer Übersetzung - hier. Und fragen Sie mich bitte nicht, wie das alles zu unterrichten sei ...
Costa-Gravas' "Z" theme (Mikis Theodorakis) by Orgasmo Sonore by Orgasmo Sonore
Z - Costa Gavras 1969
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Im Übrigen: Paul Krugman
- Legends of the Fail
First, if you look around the world you see that the big determining factor for interest rates isn’t the level of government debt but whether a government borrows in its own currency. Japan is much more deeply in debt than Italy, but the interest rate on long-term Japanese bonds is only about 1 percent to Italy’s 7 percent. Britain’s fiscal prospects look worse than Spain’s, but Britain can borrow at just a bit over 2 percent, while Spain is paying almost 6 percent.
What has happened, it turns out, is that by going on the euro, Spain and Italy in effect reduced themselves to the status of third-world countries that have to borrow in someone else’s currency, with all the loss of flexibility that implies.[...]
The other thing you need to know is that in the face of the current crisis, austerity has been a failure everywhere it has been tried: no country with significant debts has managed to slash its way back into the good graces of the financial markets. For example, Ireland is the good boy of Europe, having responded to its debt problems with savage austerity that has driven its unemployment rate to 14 percent. Yet the interest rate on Irish bonds is still above 8 percent — worse than Italy.
Quelle: New York Times Whenever a disaster happens, people rush to claim it as vindication for whatever they believed before. And so it is with the euro...
So, just to say what should be obvious, the countries in trouble are not in any way marked out by having especially generous welfare states. You can use a number of indicators; here’s the OECD measure of “social expenditure”, measuring (separately and together) both public spending and private spending that is channeled and regulated by public policy, like US employer-based health insurance.
Sweden, with the largest social expenditure, is doing just fine. So is Denmark. And Germany, which is the up side of the pulling-apart euro, has a bigger welfare state than the GIPS.
Not that the facts will convince anyone on the right, but the blame-the-welfare-state meme is nonsense.
oder auch: Die Krise und die Schwächung der ArbeitnehmerInnen in Griechenland - von: Zoe Lanara/DGB-Gegenblende
gebattmer - 2011/11/11 20:25
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