CRISIS , WHAT CRISIS ? (II)
Heute Griechenland:
... Die wütenden Demonstrationen in einem halben Dutzend griechischer Städte sind nicht einfach die Fortsetzung der Protestrituale eines harten Kerns selbst ernannter Anarchisten, die seit einigen Jahren in Athen und Thessaloniki auch ohne besonderen Anlass auf die Straße gingen. Die große Beteiligung von "normalen" Jugendlichen, wie beim Streik an den Schulen, zeigt vielmehr, dass die griechische Gesellschaft eine ganze Generation zu verlieren droht. Die Arbeitslosigkeit unter Hochschulabsolventen ist die höchste aller EU-Mitgliedsländer. Und wer nach dem Examen einen Job ergattert, wird so schlecht bezahlt, dass er oder sie noch viele Jahre von den Eltern abhängig bleibt. Doch auch die Subventionskraft der Familie nimmt beständig ab...
Aus dieser Sicht sind die Demonstrationen dieser Woche auch die Fortsetzung eines Jugendprotests, der sich seit Jahren an den geplanten Bildungsreformen entzündet. Kein vernünftiger Mensch in Griechenland leugnet die Krise der Schulen und Universitäten...
NIELS KADRITZKE in der taz; vgl. auch Harald Neuber bei tp oder Rudolf Walther: Im Frust vereint - FREITAG 50/08:
... Die Gewalt erfasste in Griechenland nicht die Vorstädte wie in Frankreich, sie breitete sich direkt in der Hauptstadt aus, vorzugsweise im Stadtteil Exarchiab. Das Opfer stammt nicht aus einer armen Einwandererfamilie, sondern aus einem gut situierten Milieu. Im Herbst 2005 hatten die Jugendlichen aus den französischen Randbezirken größtenteils nicht einmal das Geld, zumindest kein legal erworbenes, um überhaupt bis in ein Stadtzentrum zu kommen. Versuchten es gar Gruppen, wurden die erst recht von der Gendarmerie abgefangen und zurückgeschickt. In Frankreich zündeten die Aufrührer Autos und öffentliche Einrichtungen an - in Athen hingegen wurden Geschäfte geplündert, was bekanntlich einige tun, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, und die Staatsgewalt auf dem Rückzug ist. ..
Was ist da eigentlich so anders als hier?
Ein Beispiel:
Deregulierung, Privatisierung und Entprofessionalisierung einhergehend mit einem sozialen Kahlschlag sind die Kennzeichen der Regierung Koch in Hessen: Abkassieren bei den sozial Benachteiligten, bei Studierenden und bei den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst. Dem Gehaltsabbau und der Arbeitszeitverlängerung für die Landesbediensteten folgten der Ausstieg aus der Tarifgemeinschaft deutscher Länder, die Zunahme deregulierter Beschäftigungsverhältnisse gepaart mit dem Abbau professioneller Standards und staatlicher Verantwortung bei öffentlichen Dienstleistungen. Entstaatlichung ging Hand in Hand mit größer werdender sozialer Ungleichheit und Selektion vor allem im Bildungswesen.
Mehr…
Schon im jungen Alter in der Falle der Langzeitarbeitslosigkeit
Viele 18- bis 29-Jährige schaffen in Deutschland schon vor der Finanzkrise nicht den Weg aus Arbeitslosigkeit ...
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) berichtete Ende November, dass nicht nur alte Menschen, sondern auch junge keine guten Chancen haben, der Arbeitslosigkeit zu entrinnen. Viele stecken in der Arbeitslosigkeit fest. "Rund 40 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren, die im Januar 2005 Arbeitslosengeld II bezogen", berichtet das IAB, "waren bis Ende 2006 durchgehend auf diese Leistung angewiesen."
Zwar konnten 60 Prozent der jungen Arbeitslosengeld-II-Bezieher einen Arbeitsplatz finden, aber oft nur vorübergehen. Fast die Hälfte musste zumindest vorübergehend wieder Arbeitslosengeld II in Anspruch nehmen: "Nur rund ein Drittel der jungen Erwachsenen hat in den zwei Jahren den Ausstieg aus der Hilfebedürftigkeit dauerhaft geschafft." Bei zwei Dritteln besteht also die Gefahr, dass sich die Arbeitslosigkeit verfestigen könnte.
Gefunden bei musictraveller:
La Haine (Hatred) - Sometimes life imitates art in the most chilling way... The "only" difference is that the 16-year old Greek is dead rather than 'severely beaten'.
... Die wütenden Demonstrationen in einem halben Dutzend griechischer Städte sind nicht einfach die Fortsetzung der Protestrituale eines harten Kerns selbst ernannter Anarchisten, die seit einigen Jahren in Athen und Thessaloniki auch ohne besonderen Anlass auf die Straße gingen. Die große Beteiligung von "normalen" Jugendlichen, wie beim Streik an den Schulen, zeigt vielmehr, dass die griechische Gesellschaft eine ganze Generation zu verlieren droht. Die Arbeitslosigkeit unter Hochschulabsolventen ist die höchste aller EU-Mitgliedsländer. Und wer nach dem Examen einen Job ergattert, wird so schlecht bezahlt, dass er oder sie noch viele Jahre von den Eltern abhängig bleibt. Doch auch die Subventionskraft der Familie nimmt beständig ab...
Aus dieser Sicht sind die Demonstrationen dieser Woche auch die Fortsetzung eines Jugendprotests, der sich seit Jahren an den geplanten Bildungsreformen entzündet. Kein vernünftiger Mensch in Griechenland leugnet die Krise der Schulen und Universitäten...
NIELS KADRITZKE in der taz; vgl. auch Harald Neuber bei tp oder Rudolf Walther: Im Frust vereint - FREITAG 50/08:
... Die Gewalt erfasste in Griechenland nicht die Vorstädte wie in Frankreich, sie breitete sich direkt in der Hauptstadt aus, vorzugsweise im Stadtteil Exarchiab. Das Opfer stammt nicht aus einer armen Einwandererfamilie, sondern aus einem gut situierten Milieu. Im Herbst 2005 hatten die Jugendlichen aus den französischen Randbezirken größtenteils nicht einmal das Geld, zumindest kein legal erworbenes, um überhaupt bis in ein Stadtzentrum zu kommen. Versuchten es gar Gruppen, wurden die erst recht von der Gendarmerie abgefangen und zurückgeschickt. In Frankreich zündeten die Aufrührer Autos und öffentliche Einrichtungen an - in Athen hingegen wurden Geschäfte geplündert, was bekanntlich einige tun, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, und die Staatsgewalt auf dem Rückzug ist. ..
Was ist da eigentlich so anders als hier?
Ein Beispiel:
Deregulierung, Privatisierung und Entprofessionalisierung einhergehend mit einem sozialen Kahlschlag sind die Kennzeichen der Regierung Koch in Hessen: Abkassieren bei den sozial Benachteiligten, bei Studierenden und bei den Beschäftigten im Öffentlichen Dienst. Dem Gehaltsabbau und der Arbeitszeitverlängerung für die Landesbediensteten folgten der Ausstieg aus der Tarifgemeinschaft deutscher Länder, die Zunahme deregulierter Beschäftigungsverhältnisse gepaart mit dem Abbau professioneller Standards und staatlicher Verantwortung bei öffentlichen Dienstleistungen. Entstaatlichung ging Hand in Hand mit größer werdender sozialer Ungleichheit und Selektion vor allem im Bildungswesen.
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Schon im jungen Alter in der Falle der Langzeitarbeitslosigkeit
Viele 18- bis 29-Jährige schaffen in Deutschland schon vor der Finanzkrise nicht den Weg aus Arbeitslosigkeit ...
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) berichtete Ende November, dass nicht nur alte Menschen, sondern auch junge keine guten Chancen haben, der Arbeitslosigkeit zu entrinnen. Viele stecken in der Arbeitslosigkeit fest. "Rund 40 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren, die im Januar 2005 Arbeitslosengeld II bezogen", berichtet das IAB, "waren bis Ende 2006 durchgehend auf diese Leistung angewiesen."
Zwar konnten 60 Prozent der jungen Arbeitslosengeld-II-Bezieher einen Arbeitsplatz finden, aber oft nur vorübergehen. Fast die Hälfte musste zumindest vorübergehend wieder Arbeitslosengeld II in Anspruch nehmen: "Nur rund ein Drittel der jungen Erwachsenen hat in den zwei Jahren den Ausstieg aus der Hilfebedürftigkeit dauerhaft geschafft." Bei zwei Dritteln besteht also die Gefahr, dass sich die Arbeitslosigkeit verfestigen könnte.
Gefunden bei musictraveller:
La Haine (Hatred) - Sometimes life imitates art in the most chilling way... The "only" difference is that the 16-year old Greek is dead rather than 'severely beaten'.
gebattmer - 2008/12/10 19:35
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