Untergang des Abendlandes
Warum die neuen Konservativen die kapitalistische Konsumkultur lieben, den hedonistischen Konsumenten aber verabscheuen. Robert Misik über die deutschen Neocons:
... Ein neuer Konservativismus macht sich breit.
Der ist zwar nicht in dem Sinne neu, als dass er nicht in das Klagelied einfiele, das Konservative seit jeher anstimmen. Aber er ist auf seltsame Weise schrill, schneidig, ja paranoid. Er muss den Werteverfall in den grellsten Farben schildern. Welche Probleme es in unserer Gesellschaft auch immer geben möge, die Autoren der neukonservativen Jeremiaden müssen sie stets besonders drastisch ausmalen. Der kleinste Nonkonformismus hat mindestens den Untergang des Abendlandes zur Folge und Wertepluralismus mündet in Handumdrehen in verderblichen Nihilismus. Wenn etwas den neuen Konservativismus auszeichnet, dann ist das eine überspannte Krisensemantik, dann sind das diese überhitzten Untergangsphantasien, die paranoide Angstlust vor dem absoluten Bösen, das sich breit mache in unseren modernen Gesellschaften.
Der Konservative fühlt sich maximal bedroht.
Dabei widerspricht sich der Konservative so herzerweichend, dass es oft richtiggehend drollig ist. Der totale Werteverfall wird beklagt, oft aber nur ein paar Sätze weiter in Richtung muslimischer Einwanderercommunities herrisch eingefordert, „sie" müssten sich zu „unseren" Werten bekennen. Nur, bitteschön, wie soll das gehen? „Sie" sollen sich zu etwas bekennen, was „wir" verloren haben? Das Emanzipationsbestreben der Frauen wird als Ausweis des Werteverfalls gesehen, dann aber wird die Gleichberechtigung der Frau als einer jener Werte angepriesen, den Einwanderer aus patriachaleren Kulturen unbedingt akzeptieren müssen. Mal ist der Feminismus also eine Bedrohung der westlichen Kultur, dann wieder integraler Bestandteil derselben. So schrill, wie der Neukonservativismus die alten Werte beschwört, so grell malt er deren Verfall, was schon ein bisschen unlogisch ist, wie auch denkfähigeren Neokonservativen auffällt...
Das erste Kapitel des Buches als Leseprobe hier!
Schon mal schön formuliert: Lesenswert!
... Ein neuer Konservativismus macht sich breit.

Der Konservative fühlt sich maximal bedroht.
Dabei widerspricht sich der Konservative so herzerweichend, dass es oft richtiggehend drollig ist. Der totale Werteverfall wird beklagt, oft aber nur ein paar Sätze weiter in Richtung muslimischer Einwanderercommunities herrisch eingefordert, „sie" müssten sich zu „unseren" Werten bekennen. Nur, bitteschön, wie soll das gehen? „Sie" sollen sich zu etwas bekennen, was „wir" verloren haben? Das Emanzipationsbestreben der Frauen wird als Ausweis des Werteverfalls gesehen, dann aber wird die Gleichberechtigung der Frau als einer jener Werte angepriesen, den Einwanderer aus patriachaleren Kulturen unbedingt akzeptieren müssen. Mal ist der Feminismus also eine Bedrohung der westlichen Kultur, dann wieder integraler Bestandteil derselben. So schrill, wie der Neukonservativismus die alten Werte beschwört, so grell malt er deren Verfall, was schon ein bisschen unlogisch ist, wie auch denkfähigeren Neokonservativen auffällt...
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gebattmer - 2009/02/06 20:00
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