Da freut sich Walter ..
... wenn die Angst vor der ukrainischen Schwanzarbeiterin und dem ukrainischen Schwarzarbeiter umgeht!
Michael Jäger im Freitag:
... wenn eine berechtigte Angst sich nicht anders artikulieren kann, ist sie mit dem dümmsten Ventil zufrieden. Fischer büßt für die Konzeptionslosigkeit dieser Regierung, die von den Wählern zwar nicht in EU-weiten Fragen, dafür aber anhand von Hartz IV sehr gut begriffen wird.
Es ist ganz konsequent, den beliebtesten Mann der Regierung abstürzen zu lassen. Dass es egal ist, aus welchem Anlass sein Stern sinkt, haben all diese genialen Strategen, Fischer, Schröder, Müntefering, nicht vorausgesehen. Doch ganz egal ist der Anlass gar nicht, denn er bietet dem unbewussten Denken eine Möglichkeit, Osteuropa als Gefahr zu beschwören. Es ist wie beim Blinde-Kuh-Spielen: Da die meisten "Visa-Missbräuche" in Kiew geschahen, ruft etwas den Wählern "Heiß, heiß!" zu - eine osteuropäische Gefahr, die gleichwohl nicht von den Billiglohn- und Steuerdumping-Paradiesen EU-Osteuropas ausgeht. Da können sie das Problem haarscharf verschieben, in der Verschiebung entnennen und doch auch ihre Angst kommunizieren. Als ob es die "eingeschleusten Ukrainer" sind, die ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen.
Wieland Elfferding im Freitag:
So darf eben gar nicht ausgesprochen werden, was der Klartext hinter all dem zur Visa-Affäre Gesagten und Geschriebenen - ob CDU oder SPD, ob FAZ oder Spiegel - ist: das simple "Deutschland den Deutschen", das alle diese selben am 8. Mai gar nicht gern hören wollen am Brandenburger Tor. Denn was anderes bedeutet das, wenn die fünf Millionen Arbeitslosen zum riesigen Zeigefinger aufgebaut werden, gerichtet auf Arbeitsuchende aus Osteuropa? Aber daran haben wir uns schon gewöhnt, vor dieser Denke sind wir innerlich schon zurückgewichen. Wir sehen auch keinen Widerspruch mehr darin, dass das Kapital dieselbe Freiheit für sich in Anspruch nimmt und tausende Arbeitsplätze mit sich reißt. Das eine nennen wir Freiheit, das andere kriminell.
Nein, das ist mir zu dumm. Zu dumm auch deswegen, weil es sich um eine dieser kontrafaktisch geschürten Ängste handelt. Denn in welchem Verhältnis steht die Zahl von Einwanderern nach dem "Volmer-Erlass" zum Ausbau der "Festung Europa" in den vergangen zehn Jahren: Reduktion der Asylbewerber auf einen Bruchteil gegenüber den neunziger Jahren; Umbau des Menschenbildes vom Menschen allgemein zum in die Joblücke passenden Arbeitskraftangebot - und dies bei gleichzeitig verschärftem Menschenrechtsdiskurs; Vorschläge wie der, die lästigen juristischen Formalitäten fernab von Deutschland zu erledigen, möglichst in einer afrikanischen Wüste? Es geht doch alles in die andere Richtung, wie kann man da noch mit der "Das-Boot-ist-voll"-Story landen wollen? Da steckt nur ein einziges Körnchen Wahrheit drin. Vor Jahren galt noch das Wort der Fachleute, "die Ausländer" nähmen den Deutschen sowieso keine Arbeitsplätze weg, weil sie zum größten Teil Arbeiten ausführen, die kein Deutscher annimmt. Das haben sie mit Hartz IV nun gründlich geändert. ..
Beide Artikel hier: Freitag 09 vom 04.03.05
Michael Jäger im Freitag:
... wenn eine berechtigte Angst sich nicht anders artikulieren kann, ist sie mit dem dümmsten Ventil zufrieden. Fischer büßt für die Konzeptionslosigkeit dieser Regierung, die von den Wählern zwar nicht in EU-weiten Fragen, dafür aber anhand von Hartz IV sehr gut begriffen wird.
Es ist ganz konsequent, den beliebtesten Mann der Regierung abstürzen zu lassen. Dass es egal ist, aus welchem Anlass sein Stern sinkt, haben all diese genialen Strategen, Fischer, Schröder, Müntefering, nicht vorausgesehen. Doch ganz egal ist der Anlass gar nicht, denn er bietet dem unbewussten Denken eine Möglichkeit, Osteuropa als Gefahr zu beschwören. Es ist wie beim Blinde-Kuh-Spielen: Da die meisten "Visa-Missbräuche" in Kiew geschahen, ruft etwas den Wählern "Heiß, heiß!" zu - eine osteuropäische Gefahr, die gleichwohl nicht von den Billiglohn- und Steuerdumping-Paradiesen EU-Osteuropas ausgeht. Da können sie das Problem haarscharf verschieben, in der Verschiebung entnennen und doch auch ihre Angst kommunizieren. Als ob es die "eingeschleusten Ukrainer" sind, die ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen.
Wieland Elfferding im Freitag:
So darf eben gar nicht ausgesprochen werden, was der Klartext hinter all dem zur Visa-Affäre Gesagten und Geschriebenen - ob CDU oder SPD, ob FAZ oder Spiegel - ist: das simple "Deutschland den Deutschen", das alle diese selben am 8. Mai gar nicht gern hören wollen am Brandenburger Tor. Denn was anderes bedeutet das, wenn die fünf Millionen Arbeitslosen zum riesigen Zeigefinger aufgebaut werden, gerichtet auf Arbeitsuchende aus Osteuropa? Aber daran haben wir uns schon gewöhnt, vor dieser Denke sind wir innerlich schon zurückgewichen. Wir sehen auch keinen Widerspruch mehr darin, dass das Kapital dieselbe Freiheit für sich in Anspruch nimmt und tausende Arbeitsplätze mit sich reißt. Das eine nennen wir Freiheit, das andere kriminell.
Nein, das ist mir zu dumm. Zu dumm auch deswegen, weil es sich um eine dieser kontrafaktisch geschürten Ängste handelt. Denn in welchem Verhältnis steht die Zahl von Einwanderern nach dem "Volmer-Erlass" zum Ausbau der "Festung Europa" in den vergangen zehn Jahren: Reduktion der Asylbewerber auf einen Bruchteil gegenüber den neunziger Jahren; Umbau des Menschenbildes vom Menschen allgemein zum in die Joblücke passenden Arbeitskraftangebot - und dies bei gleichzeitig verschärftem Menschenrechtsdiskurs; Vorschläge wie der, die lästigen juristischen Formalitäten fernab von Deutschland zu erledigen, möglichst in einer afrikanischen Wüste? Es geht doch alles in die andere Richtung, wie kann man da noch mit der "Das-Boot-ist-voll"-Story landen wollen? Da steckt nur ein einziges Körnchen Wahrheit drin. Vor Jahren galt noch das Wort der Fachleute, "die Ausländer" nähmen den Deutschen sowieso keine Arbeitsplätze weg, weil sie zum größten Teil Arbeiten ausführen, die kein Deutscher annimmt. Das haben sie mit Hartz IV nun gründlich geändert. ..
Beide Artikel hier: Freitag 09 vom 04.03.05
gebattmer - 2005/03/05 01:19
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