Sarrazin II: Aufklärung in the Slaughterhouse und die Architekten der deutschen Einheit
In einer Presseerklärung vom 19. d.M. kündigt der Presseerkärer von Cicero einen neuen robusten Tabubruch für den 22. d.M. an: Ein Herr Slaughterhouse werde den Sarrazin-Kritikern Feigheit vorwerfen:
Berlin. Der Philosoph Peter Sloterdijk wirft den Kritikern des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin Opportunismus vor. „Man möchte meinen, die deutsche Meinungs-Besitzer-Szene habe sich in einen Käfig voller Feiglinge verwandelt, die gegen jede Abweichung von den Käfigstandards keifen und hetzen“, wetterte Sloterdijk im Politikmagazin ‚Cicero’ (Novemberausgabe). Weil der Bundesbankvorstand so „unvorsichtig“ gewesen sei, „auf die unleugbar vorhandene Integrationsscheu gewisser türkischer und arabischer Milieus in Berlin hinzuweisen“, sei „die ganze Szene der deutschen Berufsempörer“ gegen Sarrazin auf die Barrikaden gegangen.
„Sobald einmal ein scharfes Wort aus einem anderen Narrenkäfig laut wird, bricht auf der Stelle eine abgekartete Gruppendynamik los“, kritisierte Sloterdijk. Dabei gehe es zu, „als gelte es, einen Wettbewerb in Empörungsdarstellung zu gewinnen“. Auch Bundesbank-Chef Axel Weber habe sich „gegen die Epidemie des Opportunismus als nicht immun“ erwiesen. Des Philosophen Fazit: „Das Beispiel zeigt, wie tief bei uns der Sprachkarren im Dreck steckt.“
[...]
Im Politikmagazin ‚Cicero’ veröffentlichte Sloterdijk nun ein Manifest mit dem Titel „Aufbruch der Leistungsträger – Zeitdiagnostische Bemerkungen“. Nach Ansicht des Philosophen taugen „die festgeschriebenen Identitäten, die Parteiträgheiten, die selbstgefälligen Meinungskonglomerate“ angesichts neuer Verhältnisse wenig. „Wer nur ‚meint’, lebt in der Vergangenheit. Wer sich nur selbst zitiert, ist überholt. Wir müssen die Fenster öffnen, um Zeitluft und Zukunftsmusik einzulassen“, forderte Sloterdijk. Vor allem gelte es, den Zuwanderern die Chance zu geben, „den Wohlstand zu erzeugen, der zur Hälfte ihnen selbst und zur Hälfte unserem Gemeinwesen weiterhilft.“
Zitate/Sloterdijk (werden auch gleich angeboten, d.Verf.)
„Man möchte meinen, die deutsche Meinungs-Besitzer-Szene habe sich in einen Käfig voller Feiglinge verwandelt, die gegen jede Abweichung von den Käfigstandards keifen und hetzen“.
(Der Philosoph Peter Sloterdijk im Politikmagazin ‚Cicero’ (Novemberausgabe) über die Kritiker des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin)
Das wiederholt angebotene Zitat finde ich persönlich jetzt nicht so doll; das mit dem Steuersatz von 50% für Zuwanderer habe ich nicht verstanden, aber wortkotzemäßig gelungen ist Slaughterhouse das mit den Meinungskonglomeraten und der Zeitluft und vor allem dieser alles bezwingende Hinweis auf die unleugbar vorhandene Integrationsscheu gewisser... Milieus.
Eingrenzung der Kampfzone - Von Harry Nutt
Steuern hatte Sloterdijk als staatliche Kleptokratie bezeichnet, und Bohrer kann sich über einen "allmählich verkommenden Sozialstaat" erzürnen, der ihn "und viele andere um die Pfründe wohlverdienten finanziellen Zugewinns bringt, sei es, dass er die Hälfte der beträchtlichen Summen für akademische Auszeichnungen oder für Kulturpreise wieder abnimmt - die gezielte Bestrafung von Individuen."
Auch wer keine Kulturpreise erhält, mag in den entsprechen Runden in eine sich steigernde Steuerklage einstimmen. Mittelständische Unternehmer haben oft noch mehr Grund dazu als die Empfänger von Preisen und Vortragshonoraren, die ja in der Regel erst durch staatliche Institutionen in Aussicht gestellt werden. So kleinlich und fiskalisch möchten Sloterdijk und Bohrer aber wohl nicht argumentieren.
Ihre nie ohne Leidenschaft vorgetragene Rhetorik ist angereichert durch zahlreiche philosophische Referenzen. Bohrer bietet Gehlen, Nietzsche und St. Just auf, um dann doch polemisch abzuholzen: "In einem Land, das seit Jahren durch das Schwinden des Freiheitsmotivs zugunsten des Gleichheitsprinzips an geistiger und politischer Attraktivität verliert, in einem Land, in dem seit Bismarcks Sozialgesetzen und der Nazis sowie der DDR-Kommunisten Zerstörung bürgerlicher Denk- und Verhaltensformen das Gleichheitsprinzip als das Selbstverständliche immer mehr vorherrscht, entblöden sich die beiden Philosophieprofessoren nicht, ihrer plebsfreundlichen Entrüstung den Anschein von längst erwiesenen Prinzipien zu geben."
Sieht man einmal davon ab, dass sich hier beachtlicher emotionaler Überdruck Luft macht, geht es um einen Begriff von sozialer Gerechtigkeit, der Chancengleichheit nicht nach Belieben gegen Chancengerechtigkeit ausspielt. Gewiss hat Bohrer Recht, wenn er von der Notwendigkeit sozialer Ungleichheit spricht. Sie ist Voraussetzung leistungsfähiger Gesellschaften. Diesbezüglich sind die Sozialwissenschaften übrigens um einiges weiter, als es Thilo Sarrazin mit seiner Sicht auf die Berliner Ökonomie zuletzt auf fatale Weise zum Ausdruck brachte.
Sloterdijk, Bohrer und Sarrazin brüllen Elitenbewusstsein herbei
Anstatt eine Debatte bereits an ihrem Beginn abzublasen, müsste sie hier wohl unter Berücksichtigung einer globalisierten Ökonomie und deren Vernetzungslogik geführt werden. Christoph Menke hat die entsprechenden Hinweise gegeben. "Indem er (Sloterdijk) den Einzelnen zur permanenten kreativen Selbstmobilisierung verpflichtet (...), produziert er notwendig die Gegen- oder Unterklasse der Immobilen, Nichtkreativen, Unfähigen, denen ihr Scheitern als Versagen vorgehalten werden kann."
Sloterdijk, Bohrer und Sarrazin brüllen, auf zugegeben sehr unterschiedliche Weise, ein Elitenbewusstsein herbei, das jene Ressourcen verkennt, die aus abgebrochenen Laufbahnen, Umwegen und Verschwendungen hervorgehen. Man muss kein linker Sozialromantiker sein, um einen flexiblen, von sozialer Differenz gesättigten Gleichheitsbegriff zu entfalten.
Bohrers Nachtisch für Sloterdijk ist allerdings vergiftet. Er nimmt Sloterdijks "Revolution der gebenden Hand" nicht ernst. "Ich las Sloterdijks Einfall als das, was er nur sein konnte: eine leider nie zu realisierende Utopie, sozusagen als eine (...) Allegorie auf den transzendentalen Realismus, sprich den Dreiklassenstaat."
--> Honneth versus Sloterdijk: „Ernstlosigkeit und Verquatschtheit!“. Zur Kritik der Kritik.
Dreiklassenstaat als leider nie zu realisierende Utopie ... Irgendwie erinnert das alles an das Geschwurbel der präfaschistischen rechten Intellektuellen am Ende der Weimarer Republik; - oder man muss es lesen als Anspielung auf ihres Kumpel Sarrazins konkrete Utopie bei der Planung der deutschen Einheit (s.u.)!
Exportabel kommentiert; hANNES wURST legt nach; Als Ökonom muss Sloterdijk noch üben - Vontobel; "Weiter geht’s – heute: Dünnbrettbohren" bei Metalust & Subdiskurse Reloaded; beim Berlin-Institut könnten die Jungs von der Firma etwas über Ungenutzte Potentiale erfahren, aber das wollen sie ja gar nicht. Ihr Reiz besteht darin, das von anderen längst Erarbeitete dank der zugeschalteten Aggressivität als persönliche geistige und moralische Heldentat zu erleben. (Stephan Speicher, Ungewaschene Helden, sz vom 24./25.10.09)
Nachtrag (der letzte, danach möchte ich dazu nichts mehr sagen):
Wie immer weiß Otto Köhler mehr:
...
»Sarrazin hat einen Dachschaden.« So versuchte sich letzte Woche noch die »Financial Times Deutschland« des Problems zu entledigen. Doch Sarrazins »Tiraden gegen die Unterschicht« entspringen nicht mangelndem Verstand, sie sind so eiskalt überlegt, wie sein Jünger Sloterdijk gern denken können möchte.
Sarrazin hat mit Pullover und einem Tagesverpfelgungssatz von 3,48 Euro den Standard für die Käfige gesetzt, in denen künftig die Unterschicht bis zu ihrem Ableben gehalten werden soll. Sein von Sloterdijk bejubeltes Interview legte fest, wer in die Käfige gesperrt werden muss.
Dass es da noch Widerspruch gab, dass mancher meinte, an der Spitze der Bundesbank sollte kein Mann stehen, der seine Gewaltphantasien an kleinen türkischen Kopftuchmädchen aufgeilt, musste den Bürger Sloterdjik verstimmen.
Er mag sich trösten: wir können soviel keifen und hetzen wie wir nur wollen – Sarrazin ist unabsetzbar. Nach dem Gesetz könnte ihn nur der Bundespräsident aus dem Vorstand der Bundesbank entlassen. Doch im Dach der Republik gibt es einen Schaden, der nicht mehr zu heilen ist: Thilo Sarrazin und Horst Köhler sind Komplizen, die genau wissen, wie man Unterschichten produziert.
Im Jahr der »Wende« hat der damalige Bonner Finanzstaatssekretär Horst Köhler seinen Mitarbeiter Sarrazin »als scharfsinnigen, einsatzbereiten und loyalen Beamten kennen und schätzen gelernt.« In aller Heimlichkeit planten sie schon im Januar 1990 einen »offensiven Lösungsweg«, nämlich die »Schaffung einer Wirtschafts- und Währungsunion zum frühestmöglichen Zeitpunkt.« Allerdings, so errechnete Sarrazin für Köhler, der DDR-Industriesektor sei »künstlich überdimensioniert«, weil hier 20,9 Prozent der Wohnbevölkerung arbeiteten, während es in der Bundesrepublik nur 14,2 Prozent sind. Sarrazin: »Hier wird und muss es erhebliche Freisetzungen geben. Bei Freisetzungen im Umfang von ca. 35 bis 40 v.H. der Industriebeschäftigten wäre der in der Bundesrepublik übliche Anteil der Industriebeschäftigten an der Wohnbevölkerung erreicht.«
Und Köhler, sachverständig wie er ist – er hatte schon 1977 seine Doktorarbeit dem »Freisetzen von Arbeit« gewidmet –, stimmte freudig zu.
Das gehört zu den wenigen Einzelheiten, die aus der klandestinen Anschluss-Arbeit der Gruppe Köhler-Sarrazin im Bundesfinanzministerium bekannt wurden. Aber Sarrazin weiß mehr, Sarrazin weiß alles, was damals für das Anschlussgebiet geplant wurde. Er weiß zu viel...
Mehr zur Köhler-Sarrazin-Connection:
Der Freund, der gute Freund von Otto Köhler mit mehr Einzelheiten über Sarrazins Rolle in der viersiebten Wirtschafts- und Währungsunion!
Berlin. Der Philosoph Peter Sloterdijk wirft den Kritikern des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin Opportunismus vor. „Man möchte meinen, die deutsche Meinungs-Besitzer-Szene habe sich in einen Käfig voller Feiglinge verwandelt, die gegen jede Abweichung von den Käfigstandards keifen und hetzen“, wetterte Sloterdijk im Politikmagazin ‚Cicero’ (Novemberausgabe). Weil der Bundesbankvorstand so „unvorsichtig“ gewesen sei, „auf die unleugbar vorhandene Integrationsscheu gewisser türkischer und arabischer Milieus in Berlin hinzuweisen“, sei „die ganze Szene der deutschen Berufsempörer“ gegen Sarrazin auf die Barrikaden gegangen.
„Sobald einmal ein scharfes Wort aus einem anderen Narrenkäfig laut wird, bricht auf der Stelle eine abgekartete Gruppendynamik los“, kritisierte Sloterdijk. Dabei gehe es zu, „als gelte es, einen Wettbewerb in Empörungsdarstellung zu gewinnen“. Auch Bundesbank-Chef Axel Weber habe sich „gegen die Epidemie des Opportunismus als nicht immun“ erwiesen. Des Philosophen Fazit: „Das Beispiel zeigt, wie tief bei uns der Sprachkarren im Dreck steckt.“
[...]
Im Politikmagazin ‚Cicero’ veröffentlichte Sloterdijk nun ein Manifest mit dem Titel „Aufbruch der Leistungsträger – Zeitdiagnostische Bemerkungen“. Nach Ansicht des Philosophen taugen „die festgeschriebenen Identitäten, die Parteiträgheiten, die selbstgefälligen Meinungskonglomerate“ angesichts neuer Verhältnisse wenig. „Wer nur ‚meint’, lebt in der Vergangenheit. Wer sich nur selbst zitiert, ist überholt. Wir müssen die Fenster öffnen, um Zeitluft und Zukunftsmusik einzulassen“, forderte Sloterdijk. Vor allem gelte es, den Zuwanderern die Chance zu geben, „den Wohlstand zu erzeugen, der zur Hälfte ihnen selbst und zur Hälfte unserem Gemeinwesen weiterhilft.“
Zitate/Sloterdijk (werden auch gleich angeboten, d.Verf.)
„Man möchte meinen, die deutsche Meinungs-Besitzer-Szene habe sich in einen Käfig voller Feiglinge verwandelt, die gegen jede Abweichung von den Käfigstandards keifen und hetzen“.
(Der Philosoph Peter Sloterdijk im Politikmagazin ‚Cicero’ (Novemberausgabe) über die Kritiker des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin)
Das wiederholt angebotene Zitat finde ich persönlich jetzt nicht so doll; das mit dem Steuersatz von 50% für Zuwanderer habe ich nicht verstanden, aber wortkotzemäßig gelungen ist Slaughterhouse das mit den Meinungskonglomeraten und der Zeitluft und vor allem dieser alles bezwingende Hinweis auf die unleugbar vorhandene Integrationsscheu gewisser... Milieus.
Eingrenzung der Kampfzone - Von Harry Nutt
Steuern hatte Sloterdijk als staatliche Kleptokratie bezeichnet, und Bohrer kann sich über einen "allmählich verkommenden Sozialstaat" erzürnen, der ihn "und viele andere um die Pfründe wohlverdienten finanziellen Zugewinns bringt, sei es, dass er die Hälfte der beträchtlichen Summen für akademische Auszeichnungen oder für Kulturpreise wieder abnimmt - die gezielte Bestrafung von Individuen."
Auch wer keine Kulturpreise erhält, mag in den entsprechen Runden in eine sich steigernde Steuerklage einstimmen. Mittelständische Unternehmer haben oft noch mehr Grund dazu als die Empfänger von Preisen und Vortragshonoraren, die ja in der Regel erst durch staatliche Institutionen in Aussicht gestellt werden. So kleinlich und fiskalisch möchten Sloterdijk und Bohrer aber wohl nicht argumentieren.
Ihre nie ohne Leidenschaft vorgetragene Rhetorik ist angereichert durch zahlreiche philosophische Referenzen. Bohrer bietet Gehlen, Nietzsche und St. Just auf, um dann doch polemisch abzuholzen: "In einem Land, das seit Jahren durch das Schwinden des Freiheitsmotivs zugunsten des Gleichheitsprinzips an geistiger und politischer Attraktivität verliert, in einem Land, in dem seit Bismarcks Sozialgesetzen und der Nazis sowie der DDR-Kommunisten Zerstörung bürgerlicher Denk- und Verhaltensformen das Gleichheitsprinzip als das Selbstverständliche immer mehr vorherrscht, entblöden sich die beiden Philosophieprofessoren nicht, ihrer plebsfreundlichen Entrüstung den Anschein von längst erwiesenen Prinzipien zu geben."
Sieht man einmal davon ab, dass sich hier beachtlicher emotionaler Überdruck Luft macht, geht es um einen Begriff von sozialer Gerechtigkeit, der Chancengleichheit nicht nach Belieben gegen Chancengerechtigkeit ausspielt. Gewiss hat Bohrer Recht, wenn er von der Notwendigkeit sozialer Ungleichheit spricht. Sie ist Voraussetzung leistungsfähiger Gesellschaften. Diesbezüglich sind die Sozialwissenschaften übrigens um einiges weiter, als es Thilo Sarrazin mit seiner Sicht auf die Berliner Ökonomie zuletzt auf fatale Weise zum Ausdruck brachte.
Sloterdijk, Bohrer und Sarrazin brüllen Elitenbewusstsein herbei
Anstatt eine Debatte bereits an ihrem Beginn abzublasen, müsste sie hier wohl unter Berücksichtigung einer globalisierten Ökonomie und deren Vernetzungslogik geführt werden. Christoph Menke hat die entsprechenden Hinweise gegeben. "Indem er (Sloterdijk) den Einzelnen zur permanenten kreativen Selbstmobilisierung verpflichtet (...), produziert er notwendig die Gegen- oder Unterklasse der Immobilen, Nichtkreativen, Unfähigen, denen ihr Scheitern als Versagen vorgehalten werden kann."
Sloterdijk, Bohrer und Sarrazin brüllen, auf zugegeben sehr unterschiedliche Weise, ein Elitenbewusstsein herbei, das jene Ressourcen verkennt, die aus abgebrochenen Laufbahnen, Umwegen und Verschwendungen hervorgehen. Man muss kein linker Sozialromantiker sein, um einen flexiblen, von sozialer Differenz gesättigten Gleichheitsbegriff zu entfalten.
Bohrers Nachtisch für Sloterdijk ist allerdings vergiftet. Er nimmt Sloterdijks "Revolution der gebenden Hand" nicht ernst. "Ich las Sloterdijks Einfall als das, was er nur sein konnte: eine leider nie zu realisierende Utopie, sozusagen als eine (...) Allegorie auf den transzendentalen Realismus, sprich den Dreiklassenstaat."
--> Honneth versus Sloterdijk: „Ernstlosigkeit und Verquatschtheit!“. Zur Kritik der Kritik.
Dreiklassenstaat als leider nie zu realisierende Utopie ... Irgendwie erinnert das alles an das Geschwurbel der präfaschistischen rechten Intellektuellen am Ende der Weimarer Republik; - oder man muss es lesen als Anspielung auf ihres Kumpel Sarrazins konkrete Utopie bei der Planung der deutschen Einheit (s.u.)!
Exportabel kommentiert; hANNES wURST legt nach; Als Ökonom muss Sloterdijk noch üben - Vontobel; "Weiter geht’s – heute: Dünnbrettbohren" bei Metalust & Subdiskurse Reloaded; beim Berlin-Institut könnten die Jungs von der Firma etwas über Ungenutzte Potentiale erfahren, aber das wollen sie ja gar nicht. Ihr Reiz besteht darin, das von anderen längst Erarbeitete dank der zugeschalteten Aggressivität als persönliche geistige und moralische Heldentat zu erleben. (Stephan Speicher, Ungewaschene Helden, sz vom 24./25.10.09)
Nachtrag (der letzte, danach möchte ich dazu nichts mehr sagen):
Wie immer weiß Otto Köhler mehr:
...
»Sarrazin hat einen Dachschaden.« So versuchte sich letzte Woche noch die »Financial Times Deutschland« des Problems zu entledigen. Doch Sarrazins »Tiraden gegen die Unterschicht« entspringen nicht mangelndem Verstand, sie sind so eiskalt überlegt, wie sein Jünger Sloterdijk gern denken können möchte.
Sarrazin hat mit Pullover und einem Tagesverpfelgungssatz von 3,48 Euro den Standard für die Käfige gesetzt, in denen künftig die Unterschicht bis zu ihrem Ableben gehalten werden soll. Sein von Sloterdijk bejubeltes Interview legte fest, wer in die Käfige gesperrt werden muss.
Dass es da noch Widerspruch gab, dass mancher meinte, an der Spitze der Bundesbank sollte kein Mann stehen, der seine Gewaltphantasien an kleinen türkischen Kopftuchmädchen aufgeilt, musste den Bürger Sloterdjik verstimmen.
Er mag sich trösten: wir können soviel keifen und hetzen wie wir nur wollen – Sarrazin ist unabsetzbar. Nach dem Gesetz könnte ihn nur der Bundespräsident aus dem Vorstand der Bundesbank entlassen. Doch im Dach der Republik gibt es einen Schaden, der nicht mehr zu heilen ist: Thilo Sarrazin und Horst Köhler sind Komplizen, die genau wissen, wie man Unterschichten produziert.
Im Jahr der »Wende« hat der damalige Bonner Finanzstaatssekretär Horst Köhler seinen Mitarbeiter Sarrazin »als scharfsinnigen, einsatzbereiten und loyalen Beamten kennen und schätzen gelernt.« In aller Heimlichkeit planten sie schon im Januar 1990 einen »offensiven Lösungsweg«, nämlich die »Schaffung einer Wirtschafts- und Währungsunion zum frühestmöglichen Zeitpunkt.« Allerdings, so errechnete Sarrazin für Köhler, der DDR-Industriesektor sei »künstlich überdimensioniert«, weil hier 20,9 Prozent der Wohnbevölkerung arbeiteten, während es in der Bundesrepublik nur 14,2 Prozent sind. Sarrazin: »Hier wird und muss es erhebliche Freisetzungen geben. Bei Freisetzungen im Umfang von ca. 35 bis 40 v.H. der Industriebeschäftigten wäre der in der Bundesrepublik übliche Anteil der Industriebeschäftigten an der Wohnbevölkerung erreicht.«
Und Köhler, sachverständig wie er ist – er hatte schon 1977 seine Doktorarbeit dem »Freisetzen von Arbeit« gewidmet –, stimmte freudig zu.
Das gehört zu den wenigen Einzelheiten, die aus der klandestinen Anschluss-Arbeit der Gruppe Köhler-Sarrazin im Bundesfinanzministerium bekannt wurden. Aber Sarrazin weiß mehr, Sarrazin weiß alles, was damals für das Anschlussgebiet geplant wurde. Er weiß zu viel...
Mehr zur Köhler-Sarrazin-Connection:
Der Freund, der gute Freund von Otto Köhler mit mehr Einzelheiten über Sarrazins Rolle in der viersiebten Wirtschafts- und Währungsunion!
gebattmer - 2009/10/25 17:04
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