Re: "I love that woman. I love her more than sharks love blood." (House of Cards) - Mit einer Empfehlung von Jürgen Trittin
Willi Winkler bringt heute in der Süddeutschen Zeitung: Es ist Brecht, Dummkopf den toten Hund Brecht in gewisser Weise doch noch einmal zu seinem Recht :
- Der arme Lohnschreiber B.B. hatte in Hollywood allen Grund zur Klage. "Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen/Fahre ich zum Markt, wo Lügen gekauft werden./Hoffnungsvoll/Reihe ich mich ein unter die Verkäufer" ...
Der in Hollywood glanzlos scheiternde Brecht erlebt Jahrzehnte später einen unerwarteten Triumph, wenn Kevin Spacey in der vielbefabelten Netflix-Serie House of Cards in bester Brecht'scher Manier den Moritätenerzähler gibt. Wenn Spacey sich im Film ohne Warnung direkt ans Publikum wendet, folgt er werkgetreu den Regeln des epischen Zeigestock-Theaters....
- House of Cards, eine US-amerikanische Webserie, die seit Februar 2013 in den USA von Netflix per Streaming ausgestrahlt wird, spielt in Washington, D.C. Im Zentrum steht Francis „Frank“ Underwood (Kevin Spacey), ein intelligenter, erfahrener und machtbewusster demokratischer Kongressabgeordneter. Als Majority Whip der Demokraten übt er eine wichtige Funktion im Politbetrieb der Hauptstadt aus, da es seine Aufgabe ist, die Abgeordneten auf Partei- bzw. Regierungslinie zu bringen. Als ihm der begehrte und bereits versprochene Posten des Außenministers vom neuen Präsidenten und Parteifreund Garrett Walker jedoch vorenthalten wird, setzt der ehrgeizige Underwood alle Hebel in Bewegung, um sich dafür zu rächen. Durch Intrigen und skrupelloses Vorgehen will er sich seinen weiteren Weg an die Spitze bahnen, unterstützt von seiner ebenfalls berechnenden Ehefrau Claire. Frank nutzt nun sein intimes Wissen des Politikbetriebs in Washington und instrumentalisiert unter anderem eine ehrgeizige Reporterin für seine Ziele. Stück für Stück setzt er seine politische Vergeltung in die Tat um.
In der Darstellung durchbricht Spacey wiederholt die vierte Wand und richtet seine oft sarkastischen Bemerkungen direkt an den Zuschauer.

Kevin Spacey als Francis „Frank“ Underwood ist großartig, fast noch besser ist Robin Wright Penn als Claire, seine Frau, unglaublich tough, - die Kälte, mit der sie als Leiterin der Wohltätigkeitsorganisation Clean Water Initiative und auch als Frau agiert, ist fast körperlich spürbar. Golden Globe!!
- "Ich liebe sie mehr, als Haie Blut lieben."
Ein Herr Trittin schreibt dazu:
- ... House of Cards kann uneingeschränkt für den Gemeinschaftskundeunterricht empfohlen werden. Frank Underwood führt durch das Unterholz von Max Webers Theorie über das Wesen von Politik im Kompromiss. Nur stellt dieser sich eben nicht im Wettstreit besserer Konzepte her, sondern zwischen sehr eigennützigen, sehr materiellen Interessen. Da ist es gut, wie Frank Underwood mehrere Eisen im Feuer zu haben. Wenn man wie seine Frau Claire dann sagen kann: „Ich mag Eisen und ich liebe Feuer“, hat man Spaß an Politik.
Jürgen Trittin: Wer das Feuer liebt. Die US-Serie „House of Cards“ führt durchs Unterholz von Max Webers politischer Theorie und kann für den Gemeinschaftskundeunterricht nur empfohlen werden - im FREITAG
Jürgen hat nur noch nicht mitbekommen, dass das Fach schon lange nicht mehr "Gemeinschaftskunde" heißt. Ansonsten wird er was wissen über Machtspiele. Wenn er als Bilderberger schreibt
"Die Interessen des militärisch-industriellen Komplexes entziehen sich der Logik des innerparteilichen Kampfes und begrenzen ihn zugleich."
muss man sich allerdings fragen, wer da wen begrenzt: Was bitte ist Bedeutung von dieses? Vgl. auch den Kommentar von Jeanne Barefoot vom 09.01.2014, ebd.
_________________________
* House of Cards: Erster Golden Globe für Netflix / Sat.1 beendet "House of Cards" vorzeitig
gebattmer - 2014/01/13 19:39
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/603124881/modTrackback