Über Distanzlosigkeit als Parodie auf Brüderlichkeit und Solidarität
Georg Seeßlen in seiner Nachschrift zu den „BLÖDMASCHINEN“ (7):
... wenn Theodor W. Adorno die „Distanzlosigkeit“ (zum Beispiel des Fernsehens) als „Parodie auf Brüderlichkeit und Solidarität“ ansieht, so können wir davon ausgehen, dass sich vielleicht das ganze System von Mediokratie und e-democracy als Netz solcher Parodien ausformte: Das endlose Bereden und das Spiel von Teilhabe als Parodie der Demokratie, das Coachen, Beraten, Raten und Richterspielen als Parodie der Gerechtigkeit, die intime Nettigkeit als Parodie der Solidarität usw. – es ist die Maske der politischen Entmachtung des Volkes durch die postdemokratische Mediokratie.
In einer Parodie (oder Simulation) von Demokratie zu leben ist nicht nur im Interesse der „demokratischen Fürsten“, sondern macht auch das Leben der Regierten leichter, machen wir uns nichts vor. „Liberalisieren“, so nennen wir das gern, ist, was die Kommunikation anbelangt, eine „kulturelle Erleicherung“. In der von Adorno diagnostizierten Distanzlosigkeit achtet man nicht mehr so auf seine Worte, seine Erscheinung, vielleicht nicht einmal auf sein Verhalten. Daher wird man immer mehr zur Zumutung für den anderen, was wiederum die Notwendigkeit der „Kontrollen“ erhöht. Wer sich nichts draus macht, anderen Menschen auf die Schuhe zu kotzen oder sie in etwa so obszön verbal zu attackieren, wie man’s im Fernsehen geboten bekommt, der ist kein bisschen „frei“. Aber wir beginnen darüber zu vergessen, was „frei“ bedeuten kann.
... wenn Theodor W. Adorno die „Distanzlosigkeit“ (zum Beispiel des Fernsehens) als „Parodie auf Brüderlichkeit und Solidarität“ ansieht, so können wir davon ausgehen, dass sich vielleicht das ganze System von Mediokratie und e-democracy als Netz solcher Parodien ausformte: Das endlose Bereden und das Spiel von Teilhabe als Parodie der Demokratie, das Coachen, Beraten, Raten und Richterspielen als Parodie der Gerechtigkeit, die intime Nettigkeit als Parodie der Solidarität usw. – es ist die Maske der politischen Entmachtung des Volkes durch die postdemokratische Mediokratie.
In einer Parodie (oder Simulation) von Demokratie zu leben ist nicht nur im Interesse der „demokratischen Fürsten“, sondern macht auch das Leben der Regierten leichter, machen wir uns nichts vor. „Liberalisieren“, so nennen wir das gern, ist, was die Kommunikation anbelangt, eine „kulturelle Erleicherung“. In der von Adorno diagnostizierten Distanzlosigkeit achtet man nicht mehr so auf seine Worte, seine Erscheinung, vielleicht nicht einmal auf sein Verhalten. Daher wird man immer mehr zur Zumutung für den anderen, was wiederum die Notwendigkeit der „Kontrollen“ erhöht. Wer sich nichts draus macht, anderen Menschen auf die Schuhe zu kotzen oder sie in etwa so obszön verbal zu attackieren, wie man’s im Fernsehen geboten bekommt, der ist kein bisschen „frei“. Aber wir beginnen darüber zu vergessen, was „frei“ bedeuten kann.
gebattmer - 2012/02/16 20:07
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