Miszellen
... sind nicht etwa Wucherungen ... Eigentlich wollte ich, um mal wieder etwas reinzustellen, über ein tragisch schlechtes Konzert von Robin Trower schreiben, aber es fehlt mir der Antrieb. Er kann ja für sein Alter und sein Aussehen nichts; - die Frage ist nur, ob man nicht wenigstens verantwortlich ist für den Stil, den Code, den man als Künstler kommuniziert (siehe irgendwo unten: Keuner und King Crimson): Augen zu und Gesicht wie sterbender Lurch zu permanenter Bratzgitarre hat was Tragisches ...
Im Zuge der Vorbereitung der mündlichen Abiturprüfungen (Grundkurz Politik) eine interessante Passage von Mario Scalla gefunden (für die Prüfung nicht verwendbar: 1. zu hoch angesetzt 2. kommt Marx vor) in einer Rezension von Rifkins Access. Könnte erklären helfen, worum es eigentlich geht, wenn Deppen wie Müntefering von Kapitalismus reden (oder so tun als redeten sie ...)
Michael Hardt und Antonio Negri etwa erklären in ihrem Buch Empire, dass die Modernisierungen des Kapitalismus lediglich durch eine Plünderung alternativer, an sich systemfeindlicher Arbeits- und Lebensformen möglich werden, das heißt, dass die Innovationen und kreativen Energien unabhängig von Kapitalverhältnissen existieren und das an sich unkreative System sie lediglich assimiliert. Jeremy Rifkin liefert hier ein schönes Beispiel. Die US-amerikanische Firma Cadillac taxiert den "Lebenszeitwert" jedes Kunden, der eines ihrer Geschäfte betritt, auf 322 000 Dollar. Diesen Betrag möchte das Unternehmen von seinen Käufern haben. Käufer kann man aber nicht kaufen wie Arbeitskräfte. Für den ganzen, sinnlichen Menschen, über den der junge Marx so gerne geschrieben hat, und der zum Leitbild des Spätkapitalismus geworden ist, braucht man die Kultur.
In Alexander Kluges Chronik der Gefühle war zu lesen, dass die Menschen zweierlei Arten von Eigentum besitzen: Ihre Lebenszeit und ihren Eigensinn. Das Kapital will aus der Lebenszeit einen Tauschwert machen. Der Konsument verdrängt den Produzenten, die Lebenszeit verweist die Arbeitszeit auf den zweiten Rang. Der sinnliche, kulturbewusste Mensch muss sich entscheiden, ob er seine eigensinnige Kreativität systemkompatibel einsetzt oder sich verweigert. Ist also das als "Zugang" beschriebene System hinreichend attraktiv, um die kulturellen und kreativen Energien, die durch soziale Beziehungen geschaffen werden, zu assimilieren, oder lediglich alternativlos? Letzteres hätten die Eigentümer und ihre Pförtner gerne, allerdings gelang es bisher jedem Empire immer nur für begrenzte Zeit, glaubhaft diesen Anschein zu erwecken.
Das Phänomen der Attraktivität ist schwieriger zu verhandeln. Natürlich ist nach wie vor der Zwang ein wirksames Mittel, Alternativen zu verhindern. Die Privatisierung von Fernsehfrequenzen, die Patentierung (natürlichen und) kulturellen Eigentums sind nur zwei Beispiele dafür, wie die Exklusivität des Zugangs auf der politisch und juristisch abgesicherten Aneignung sozialer Ressourcen beruht.
Der komplette Text hier.
Im Zuge der Vorbereitung der mündlichen Abiturprüfungen (Grundkurz Politik) eine interessante Passage von Mario Scalla gefunden (für die Prüfung nicht verwendbar: 1. zu hoch angesetzt 2. kommt Marx vor) in einer Rezension von Rifkins Access. Könnte erklären helfen, worum es eigentlich geht, wenn Deppen wie Müntefering von Kapitalismus reden (oder so tun als redeten sie ...)
Michael Hardt und Antonio Negri etwa erklären in ihrem Buch Empire, dass die Modernisierungen des Kapitalismus lediglich durch eine Plünderung alternativer, an sich systemfeindlicher Arbeits- und Lebensformen möglich werden, das heißt, dass die Innovationen und kreativen Energien unabhängig von Kapitalverhältnissen existieren und das an sich unkreative System sie lediglich assimiliert. Jeremy Rifkin liefert hier ein schönes Beispiel. Die US-amerikanische Firma Cadillac taxiert den "Lebenszeitwert" jedes Kunden, der eines ihrer Geschäfte betritt, auf 322 000 Dollar. Diesen Betrag möchte das Unternehmen von seinen Käufern haben. Käufer kann man aber nicht kaufen wie Arbeitskräfte. Für den ganzen, sinnlichen Menschen, über den der junge Marx so gerne geschrieben hat, und der zum Leitbild des Spätkapitalismus geworden ist, braucht man die Kultur.
In Alexander Kluges Chronik der Gefühle war zu lesen, dass die Menschen zweierlei Arten von Eigentum besitzen: Ihre Lebenszeit und ihren Eigensinn. Das Kapital will aus der Lebenszeit einen Tauschwert machen. Der Konsument verdrängt den Produzenten, die Lebenszeit verweist die Arbeitszeit auf den zweiten Rang. Der sinnliche, kulturbewusste Mensch muss sich entscheiden, ob er seine eigensinnige Kreativität systemkompatibel einsetzt oder sich verweigert. Ist also das als "Zugang" beschriebene System hinreichend attraktiv, um die kulturellen und kreativen Energien, die durch soziale Beziehungen geschaffen werden, zu assimilieren, oder lediglich alternativlos? Letzteres hätten die Eigentümer und ihre Pförtner gerne, allerdings gelang es bisher jedem Empire immer nur für begrenzte Zeit, glaubhaft diesen Anschein zu erwecken.
Das Phänomen der Attraktivität ist schwieriger zu verhandeln. Natürlich ist nach wie vor der Zwang ein wirksames Mittel, Alternativen zu verhindern. Die Privatisierung von Fernsehfrequenzen, die Patentierung (natürlichen und) kulturellen Eigentums sind nur zwei Beispiele dafür, wie die Exklusivität des Zugangs auf der politisch und juristisch abgesicherten Aneignung sozialer Ressourcen beruht.
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gebattmer - 2005/05/16 12:24
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