Archäologie (CCCIV): Politik und Medien in der frühen BRD: Besser erst die SS fragen ... Ehemalige Wehrmachts- und Waffen-SS-Offiziere haben mit Wissen der Regierung eine Armee in Deutschland installiert
Ehemalige Wehrmachts- und Waffen-SS-Offiziere haben ab 1949 eigenmächtig eine Armee in Deutschland installiert. Das offenbaren jetzt freigegebene Unterlagen des BND. Nach Informationen des SPIEGEL sollte die Truppe 40.000 Mann umfassen.
... Hauptorganisator war der spätere Heeresinspekteur der Bundeswehr, Albert Schnez... Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer erfuhr spätestens 1951 von der Schnez-Truppe und beauftragte die Organisation Gehlen – den Vorläufer des Bundesnachrichtendienstes (BND) – mit der "Betreuung und Überwachung" der Schattenarmee...
Schnez hatte Verbindungen zum ehemaligen SS-Obersturmbannführer Otto Skorzeny, der ein ähnliches Projekt plante. Ein Abteilungsleiter der Organisation Gehlen warf die Frage auf, ob man es sich "leisten könne", den Kampf gegen Skorzeny aufzunehmen. Der Geheimdienstler schlug laut SPIEGEL-Informationen vor, zunächst "die SS" zu fragen: "Sie ist ein Faktor, und wir sollten vor einem Entschluss die dortigen Auffassungen eingehend sondieren." (SPIEGEL ONLINE Sonntag, 11.05.2014)
Das Netzwerk von Schnez ... habe auch einen sogenannten Abwehrapparat betrieben, der linksorientierte Bürger bespitzelt haben soll. So wurde bei einem Kriminalrat schon mal der Hinweis "Halbjude" notiert und auch Politiker wie der spätere SPD-Fraktionschef Fritz Erler ausgespäht. Für den Fall eines Bürgerkrieges bereiteten sich Schnez' geheime Krieger für den Einsatz im Inland gegen Kommunisten vor... (Süddeutsche Zeitung 11. Mai 2014)
Information
Ab 1943 führte Schnez als Oberstleutnant ein Regiment der 25. Panzergrenadierdivision an der Ostfront. Ab 1944 war er als Oberst General des Transportwesens in der Südukraine. Im November 1957 wurde er als Brigadegeneral in der neugeschaffenen Bundeswehr reaktiviert, gehörte zum engeren Umfeld des Verteidigungsministers Franz Josef Strauß und diente - wie sich die wikipedia auszudrücken beliebt - zuletzt von 1968 bis 1971 im Rang eines Generalleutnants des Heeres als dessen Inspekteur.
Material
+ Dokumente zum Zeitgeschehen: WORTLAUT DER "SCHNEZ-STUDIE" (Quelle: Blätter 1970 Heft 03)
+ Des Kanzlers lieber General. DER SPIEGEL 39/1954
+ Reinhard Gehlen, the CIA and the Nazis - Conspiracy documentary
+ Operation Gladio - Studies of NATO stay-behind networks and other clandestine resurgence operations
+ Geheimnisse im Kalten Krieg – Die Schattenkrieger des BND
+ Im SPIEGEL des BND (Markus Kompa, tp 28.04.2011) - Lesebefehl!!Fernsehtipp für heute: Die Akte Odessa: Thriller mit Jon Voight - Montag, 12. Mai 2014, 23:15 (nach dem Roman von Frederick Forsyth aus dem Jahr 1972. Der Originaltitel lautet The Odessa File)
Kleine Gedankenspiele (aka Bastelanleitungen für Verschwörungstheorien)
1. Was mag der Mann rechts vom Vaterlandsverräter Frahm-Brandt wohl denken?
Der SPIEGEL vom 28.10.1959: Immer Angst - über den Tod von Stepan Bandera in München.
Der SPIEGEL vom 22.09.2012: Ehemalige SS-Offiziere beim frühen SPIEGEL
Zwei der SS-Offiziere, von denen in der Debatte immer wieder die Rede war, sind Horst Mahnke (1913 - 1985) und Georg Wolff (1914 - 1996). Sie kannten sich aus dem Studium, beide waren vor 1945 beim SD, dem Nachrichtendienst in Heinrich Himmlers Reichssicherheitshauptamt, jeweils im Rang eines SS-Hauptsturmführers. Nach dem Krieg wurden beide Ressortleiter beim SPIEGEL, Wolff brachte es sogar zum stellvertretenden Chefredakteur. Mahnke schied 1959 beim SPIEGEL aus, Wolff 1979.
Laut Hachmeister profitierte der SPIEGEL vor allem von den guten Verbindungen der beiden, etwa zum späteren Bundesnachrichtendienst (BND), wo ehemalige SD-Kameraden untergekommen waren. "Die beiden waren SS-Offiziere der mittleren Ebene, aber sehr intelligent, sehr gut vernetzt", sagt der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister, einer der Referenten auf der Konferenz, der die Karrieren von Mahnke und Wolff schon 1998 in seiner Habilitation nachzeichnete. "Das waren beileibe keine alten Nazis, das waren junge Nazis, sie hatten gute Kontakte und machten schnell Karriere." Es habe bei den beiden nach 1945 "keine Sehnsucht nach dem Führer" gegeben, "aber sie behielten den SS-Jargon bei", behauptet Hachmeister...
3. Wer schrieb von dem ab?
1969 wurde eine geheime, von Schnez in Auftrag gegebene, Studie mit dem Titel „Gedanken zur Verbesserung der inneren Ordnung des Heeres“ bekannt. Sie beklagte den „fehlenden Verteidigungswillen im Volk“ und forderte „eine Reform an Haupt und Gliedern, an Bundeswehr und Gesellschaft“, um die gesunkene Kampfkraft des Heeres entscheidend zu heben. Zudem monierte die Studie eine „übertriebene parlamentarische Kontrolle“ des Militärs. So stellte sie weitreichende Forderungen an die Zivilgesellschaft, darunter auch Änderungen des Grundgesetzes, um die Autorität des Militärs in Krisen und Krieg zu stärken. Des Weiteren sollte sich die Bundeswehr auf die Werte einer „Kampf-, Schicksals- und Notgemeinschaft“ besinnen. (wikipedia)
Wer da abschrieb: Ein Hinweis hier: Endlich spricht er Tacheles: Let Us Beat Plowshares Into Swords
Wahrscheinlich ist das alles im geschichtspolitischen Narrativ (auch so ein Newspeak-Nullinger) des neuen Deutschland ja prima gewesen: Ging und geht ja gegen die Soffjets und die hiesigen Kommunisten. Und schließlich haben wir ja gewonnen! Man sollte beim Begriff Geschichtsrevisionismus bleiben! Sehr lesenswert dazu
Die Deutschen und “ihre” Juden - im summacumlaudeblogNoch Fragen? -
Max Greger und sein Orchester vor dem Abflug in die Sowjetunion, 1959
... Hauptorganisator war der spätere Heeresinspekteur der Bundeswehr, Albert Schnez... Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer erfuhr spätestens 1951 von der Schnez-Truppe und beauftragte die Organisation Gehlen – den Vorläufer des Bundesnachrichtendienstes (BND) – mit der "Betreuung und Überwachung" der Schattenarmee...
Schnez hatte Verbindungen zum ehemaligen SS-Obersturmbannführer Otto Skorzeny, der ein ähnliches Projekt plante. Ein Abteilungsleiter der Organisation Gehlen warf die Frage auf, ob man es sich "leisten könne", den Kampf gegen Skorzeny aufzunehmen. Der Geheimdienstler schlug laut SPIEGEL-Informationen vor, zunächst "die SS" zu fragen: "Sie ist ein Faktor, und wir sollten vor einem Entschluss die dortigen Auffassungen eingehend sondieren." (SPIEGEL ONLINE Sonntag, 11.05.2014)
Das Netzwerk von Schnez ... habe auch einen sogenannten Abwehrapparat betrieben, der linksorientierte Bürger bespitzelt haben soll. So wurde bei einem Kriminalrat schon mal der Hinweis "Halbjude" notiert und auch Politiker wie der spätere SPD-Fraktionschef Fritz Erler ausgespäht. Für den Fall eines Bürgerkrieges bereiteten sich Schnez' geheime Krieger für den Einsatz im Inland gegen Kommunisten vor... (Süddeutsche Zeitung 11. Mai 2014)
Information
Ab 1943 führte Schnez als Oberstleutnant ein Regiment der 25. Panzergrenadierdivision an der Ostfront. Ab 1944 war er als Oberst General des Transportwesens in der Südukraine. Im November 1957 wurde er als Brigadegeneral in der neugeschaffenen Bundeswehr reaktiviert, gehörte zum engeren Umfeld des Verteidigungsministers Franz Josef Strauß und diente - wie sich die wikipedia auszudrücken beliebt - zuletzt von 1968 bis 1971 im Rang eines Generalleutnants des Heeres als dessen Inspekteur.
Material
+ Dokumente zum Zeitgeschehen: WORTLAUT DER "SCHNEZ-STUDIE" (Quelle: Blätter 1970 Heft 03)
+ Des Kanzlers lieber General. DER SPIEGEL 39/1954
+ Reinhard Gehlen, the CIA and the Nazis - Conspiracy documentary
+ Operation Gladio - Studies of NATO stay-behind networks and other clandestine resurgence operations
+ Geheimnisse im Kalten Krieg – Die Schattenkrieger des BND
+ Im SPIEGEL des BND (Markus Kompa, tp 28.04.2011) - Lesebefehl!!
- Wie eng sich die Schattenmänner im Nachkriegsdeutschland u.a. mit dem bedeutendsten politischen Magazin DER SPIEGEL abgestimmt hatten, kann nun im Buch "Enttarnt" des früheren SPIEGEL-Journalisten Peter Ferdinand Koch nachgelesen werden. Nicht nur in Nachrichtendiensten, sondern auch in Nachrichtenmagazinen arbeiteten etliche Doppel- und manchmal auch Dreifachagenten, von denen Koch nicht weniger als 47 aufgespürt hat.
- Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat möglicherweise viel enger mit dem vormaligen ukrainischen NS-Kollaborateur Stepan Bandera (vgl. auch hier) zusammengearbeitet als bisher bekannt. Dies legen Recherchen des Berliner Historikers Grzegorz Rossolinski-Liebe nahe. Wie Rossolinski-Liebe im Interview mit german-foreign-policy.com berichtet, deuten freigegebene CIA-Dokumente darauf hin, "dass kein anderer westlicher Geheimdienst so lange wie der BND die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) in München unterstützt und Bandera so viel Macht eingeräumt hat"... Spätestens 1956 nahm auch der BND Kontakt zu Bandera auf. "Wir kennen ihn schon seit rund 20 Jahren", schrieb 1959 Heinz-Danko Herre, einst in der NS-Spionageorganisation "Fremde Heere Ost", später beim BND mit dem Auskundschaften der Sowjetunion befasst, über den ehemaligen NS-Kollaborateur. Gemeinsam mit Bandera plante der bundesdeutsche Dienst die Indienststellung neuer Agenten in der Ukrainischen SSR, als der OUN-Führer am 15. Oktober 1959 in München von einem KGB-Mann ermordet wurde. Noch am Tag davor hatte er mit Mitarbeitern des BND die Ausweitung der gemeinsamen antisowjetischen Aktivitäten besprochen...
München, Banderas Wirkungsstätte bis zu seinem Tod 1959, ist, wie Rossolinski-Liebe schildert, nach dem Zweiten Weltkrieg einer der zentralen Sammelpunkte ehemaliger Aktivisten der OUN und der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) im Westen gewesen. OUN-Mitglieder und Veteranen der Waffen-SS-Division Galizien fanden eine neue Wirkungsstätte beispielsweise in der Münchner "Ukrainischen Freien Universität", die von 1968 bis 1986 sogar von einem OUN-Aktivisten geleitet wurde - einem alten Freund Banderas. "Die OUN gab in München Zeitungen heraus, besaß einen Verlag, der Bücher auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch publizierte, und organisierte antisowjetische Protestaktionen", berichtet Rossolinski-Liebe. Von ihrem Zentrum in der Münchener Zeppelinstraße 67 aus führte der prominente OUN-Aktivist Jaroslaw Stezko den "Antibolschewistischen Block der Nationen", eine Kampforganisation des Kalten Kriegs, die - von Veteranen weiterer faschistischer Bewegungen wie der kroatischen Ustascha oder der slowakischen Hlinka-Partei mitgetragen - die Unterstützung des von 1953 bis 1960 amtierenden bundesdeutschen Vertriebenen-Ministers Theodor Oberländer fand...
Kleine Gedankenspiele (aka Bastelanleitungen für Verschwörungstheorien)
1. Was mag der Mann rechts vom Vaterlandsverräter Frahm-Brandt wohl denken?
- 1 Idee - aus wikipedia komponiert: Na toll, jetzt ist der Vaterlandsverräter, der alles vögelt, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, Kanzler! - Wie der da schon steht, - keine Haltung. Wahrscheinlich fällt der demnächst noch dem Polen vor die Füße! Hätte der Gehlen mich damals mit dem Skorzeny machen lassen, wär der gar nicht mehr da! Und jetzt hat sein Leutnant der Reserve Helmut Schmidt als Verteidigungsminister mir auch noch den Maizière vor die Nase gesetzt (macht sich ansonsten aber ganz gut, der Schmidt!), nachdem ich wegen der Scheiß-Holländer schon den NATO-Posten des Oberbefehlshabers Allied Forces Central Europe nicht gekriegt habe ... Und wenn ich die Fresse von Scarface Steinhoff sehe, wird mir übel: Wenn der damals schneidiger gewesen wäre bei der Meuterei gegen den fetten Göring, hätten wir mit der ME 262 den Krieg noch gewinnen können. Und der geht wahrscheinlich nächstes Jahr zur NATO! Das ist doch keine Kampf-, Schicksals- und Notgemeinschaft hier!! Muss mit den Jungs mal über einen Putsch reden. Blöd, dass die Russen damals den Bandera ausgeknippst haben ... Aber Gladio!...
Der SPIEGEL vom 28.10.1959: Immer Angst - über den Tod von Stepan Bandera in München.
Der SPIEGEL vom 22.09.2012: Ehemalige SS-Offiziere beim frühen SPIEGEL
Zwei der SS-Offiziere, von denen in der Debatte immer wieder die Rede war, sind Horst Mahnke (1913 - 1985) und Georg Wolff (1914 - 1996). Sie kannten sich aus dem Studium, beide waren vor 1945 beim SD, dem Nachrichtendienst in Heinrich Himmlers Reichssicherheitshauptamt, jeweils im Rang eines SS-Hauptsturmführers. Nach dem Krieg wurden beide Ressortleiter beim SPIEGEL, Wolff brachte es sogar zum stellvertretenden Chefredakteur. Mahnke schied 1959 beim SPIEGEL aus, Wolff 1979.
Laut Hachmeister profitierte der SPIEGEL vor allem von den guten Verbindungen der beiden, etwa zum späteren Bundesnachrichtendienst (BND), wo ehemalige SD-Kameraden untergekommen waren. "Die beiden waren SS-Offiziere der mittleren Ebene, aber sehr intelligent, sehr gut vernetzt", sagt der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister, einer der Referenten auf der Konferenz, der die Karrieren von Mahnke und Wolff schon 1998 in seiner Habilitation nachzeichnete. "Das waren beileibe keine alten Nazis, das waren junge Nazis, sie hatten gute Kontakte und machten schnell Karriere." Es habe bei den beiden nach 1945 "keine Sehnsucht nach dem Führer" gegeben, "aber sie behielten den SS-Jargon bei", behauptet Hachmeister...
3. Wer schrieb von dem ab?
1969 wurde eine geheime, von Schnez in Auftrag gegebene, Studie mit dem Titel „Gedanken zur Verbesserung der inneren Ordnung des Heeres“ bekannt. Sie beklagte den „fehlenden Verteidigungswillen im Volk“ und forderte „eine Reform an Haupt und Gliedern, an Bundeswehr und Gesellschaft“, um die gesunkene Kampfkraft des Heeres entscheidend zu heben. Zudem monierte die Studie eine „übertriebene parlamentarische Kontrolle“ des Militärs. So stellte sie weitreichende Forderungen an die Zivilgesellschaft, darunter auch Änderungen des Grundgesetzes, um die Autorität des Militärs in Krisen und Krieg zu stärken. Des Weiteren sollte sich die Bundeswehr auf die Werte einer „Kampf-, Schicksals- und Notgemeinschaft“ besinnen. (wikipedia)
Wer da abschrieb: Ein Hinweis hier: Endlich spricht er Tacheles: Let Us Beat Plowshares Into Swords
Wahrscheinlich ist das alles im geschichtspolitischen Narrativ (auch so ein Newspeak-Nullinger) des neuen Deutschland ja prima gewesen: Ging und geht ja gegen die Soffjets und die hiesigen Kommunisten. Und schließlich haben wir ja gewonnen! Man sollte beim Begriff Geschichtsrevisionismus bleiben! Sehr lesenswert dazu
Die Deutschen und “ihre” Juden - im summacumlaudeblog
Noch Fragen? -
"Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte."
(Max Liebermann)
Max Greger und sein Orchester vor dem Abflug in die Sowjetunion, 1959
gebattmer - 2014/05/12 17:00
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