CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXXXV): Mission Accomplished - Die anomische Herrschaft der Rackets
Sehr hilfreich zum Verständnis der Vorgänge u. a. im Irak scheint mir der Aufsatz von Tomasz Konicz (tp 15.06.2014) zu sein, der hiermit dringend der Lektüre empfohlen sei:
Gescheiterte Staaten: Leben im Zusammenbruch
Die Desintegration des kapitalistischen Weltsystems ist längst im vollen Gange, sie wird nur nicht als solche wahrgenommen
Konicz resümiert:
(via Libya 360 - America’s Covert Re-Invasion of Iraq)
+ Conrad Schetter: Kriegsfürstentum und Bürgerkriegsökonomien in Afghanistan
[ 'Mission Accomplished': Bush's Iraq War Boast 10 Years Later; The Huffington Post 05/01/2013]
+ Bagdad im Jahre Null - Das Scheitern der neokonservativen Utopie. Von Naomi Klein (in: »Blätter« 1/2005, Seite 33-54) - unbedingt lesen, wenn Sie eine Idee davon bekommen wollen, wie man Staten zerlegen kann: Ohne Kenntnis von Paul Bremers Schocktherapie für den Irak wird das nichts ...
+ The Forgotten War: Libya After NATO
With the Libyan war, like so many wars before it, the public was lied to just enough to convince them that war was necessary to maintain peace. And now that the real mission has been accomplished and Libya's gold has been stolen and its central bank has been established and its AFRICOM-resisting leader has been killed and it has been established as an operations base for NATO's Al-CIAda mercenaries, the political misleaders who started the war couldn't care less about the lives of the Libyan people ... (The Corbett Report -Open Source Intelligence News)
+ ISIS finanziert sich vor allem durch Spenden aus den Golfstaaten Katar und Saudi-Arabien (tagesschau.de)
-> Katar: Die politischen Beziehungen Katars zur Bundesrepublik Deutschland sind traditionell gut und haben sich durch eine stetige hochrangige Besuchsdiplomatie noch intensiviert ... Deutsche Firmen sind vornehmlich im Anlagenbau, der Bauwirtschaft und zunehmend im Dienstleistungssektor, aber auch im Gasbereich aktiv. Marktpotenzial für deutsche Unternehmen besteht in der Chemie- und Baubranche, sowie in den Bereichen Maschinenbau, Kfz, Umwelt- und Medizintechnik.
Katar engagierte sich seinerseits mit Investitionen in Deutschland und hält u.a. Beteiligungen an Volkswagen, Hochtief und Siemens. - so das Auswärige Amt.
-> Saudi Arabien: Gabriel bewilligt mehr Rüstungsexporte an kritische Länder.
Der Wirtschaftsminister hat die Ausfuhr von Rüstungsgütern in Milliardenhöhe genehmigt. Vor allem für kritische Länder wie Saudi-Arabien gab es mehr Zusagen, so die ZEIT vom 17. Mai 2014.
+ Gauck: Mehr Verantwortung - notfalls mit Waffen (heute.de) + Gauck: "Auch zu Waffen greifen" (dlf)
Und, Gauck, auf wen schießen wir dann? Auf die Verbündeten unserer Shareholder und der Leo-II-Abnehmer??
Vgl. Endlich spricht er Tacheles: Let Us Beat Plowshares Into Swords - Immerhin: Große Mehrheit gegen stärkere internationale Einmischung Deutschlands
Fast zwei Drittel der Bundesbürger sind dagegen, dass Deutschland international mehr „Verantwortung“ übernimmt. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Auswärtige Amt zusammen mit der Körber-Stiftung in Auftrag gegeben hat. (1)
Interessant: Der Präsident predigt anhaltend gegen die Mehrheit: Ihm gehe es um ein "Ja zu einer aktiven Teilnahme an Konfliktlösungen im größeren Rahmen" mit den Partnern der Europäischen Union und der NATO, sagte der Bundespräsident. Ich bin gespannt, wie er sich eine Konfliktlösung in größerem Rahmen im Irak vorstellt!
... ich könnte versuchen, mich flach auf den Bauch zu werfen, aber ich habe Angst, dann vielleicht ohne Beine leben zu müssen. Ich habe nur mein Notizbuch und den Bleistift behalten. Ich werde sie wegwerfen, bevor ich mich auf das andere Bein stelle, und das muß ich, weil ich den Krieg satt habe und weil mir die Ameisen kommen ...
Der Vorsitzende der anderen Fraktion bzw. irdische Stellvertreter Jesu Christi ist da weiter:
Ich glaube, wir sind in einem Weltwirtschaftssystem, das nicht gut ist... Wir haben das Geld in den Mittelpunkt gestellt, den Geldgott. Wir sind in den Götzendienst des Geldes verfallen... Wir schließen eine ganze Generation aus, um ein Wirtschaftssystem aufrecht zu erhalten, das nicht mehr zu ertragen ist. Ein System, in das Krieg führen muss, um zu überleben... Aber weil man keinen Dritten Weltkrieg führen kann, führt man eben regionale Kriege. Und was bedeutet das? Dass Waffen produziert und verkauft werden, und dadurch sanieren sich die Gleichgewichte der ... großen Weltwirtschaften... (Papst Franziskus hat der Zeitung "La Vanguardia" aus Katalonien ein Interview gegeben; Domradio.de)
Die GBlog-Suche nach »failing states« hat 11 Resultate geliefert.
Und was ist eigentlich in der Zwischenzeit aus Belgien geworden??? Man hört gar nichts ...
Gescheiterte Staaten: Leben im Zusammenbruch
Die Desintegration des kapitalistischen Weltsystems ist längst im vollen Gange, sie wird nur nicht als solche wahrgenommen
Konicz resümiert:
- Der einsetzende Staatszerfall des Irak lässt eine riesige "poststaatliche" Region entstehen, die in strukturloser Willkür- und Gewaltherrschaft (Anomie) versinkt, bei der konkurrierende Milizen und Banden um Macht und Ressourcen kämpfen. Dies scheint das traurige Resultat des "arabischen Frühlings", der noch vor wenigen Jahren eine Demokratisierung der gesamten Region einzuläuten schien.
Der arabische Frühling, in dessen Verlauf viele der autoritären Regimes zwischen Tunis und Damaskus gestürzt oder in ihren Grundfesten erschüttert wurden, ist längst einem schwarzen Herbst aus Zerfall und Reaktion und gewichen. Neben brutaler autoritärer Restauration (Ägypten) und einer fragilen Demokratisierung (Tunesien) haben die Massenaufstände in Tunesien, Libyen, Jemen, Ägypten und Syrien vor allem zur irreversiblen Schwächung oder Auflösung staatlicher Strukturen beigetragen. Längst greift man im Westen auf Begriffe wie den des "failed State" zurück - die ursprünglich dem subsaharischen Afrika vorbehalten waren -, um das sich in weiten Teilen der arabischen Welt entfaltende Chaos einordnen zu können....
Die Diagnose "Failed State" - die eigentlich nichts erklärt - wird inzwischen routinemäßig ausgestellt, wenn die Folgen der Zerfallsprozesse in der Peripherie des kapitalistischen Systems beschrieben werden sollen...
Die gegenwärtigen Verwerfungen stellen nur die jüngste Etappe eines langfristigen Prozesses dar: des Scheiterns der kapitalistischen Modernisierung im Trikont. Der Staat bildete im globalen Süden nach der Dekolonialisierung die machtpolitisch-organisatorische Form, in der die nachholende Modernisierung dieser Regionen geleistet werden sollte. In einem gewaltigen Kraftakt wollten die meisten Regime der "Entwicklungsländer" den ökonomischen Rückstand zu den Zentren des Weltsystems aufholen. Sie versuchten, vermittels zumeist kreditfinanzierter Investitionsprogramme eine warenproduzierende Industrie, ja eine nationale Volkswirtschaft überhaupt erst zu entwickeln, die oftmals in den gerade unabhängig gewordenen Ländern nur in Ansätzen als Überbleibsel der kolonialen Plünderungswirtschaft gegeben war.
Diese Strategie der "importierten Modernisierung" - die von nahezu allen Entwicklungsregimen unabhängig von ihrer geopolitischen und ideologischen Ausrichtung verfolgt wurde - misslang auf breiter Front spätestens in der zweiten Hälfte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Den Entwicklungsdiktaturen der "Dritten Welt" gelang es nicht mehr, die Kapitalmassen zum Aufbau einer konkurrenzfähigen Industrie zu akkumulieren, die es ihnen ermöglicht hätte, in den 1970ern am Weltmarkt zu bestehen...
(via Libya 360 - America’s Covert Re-Invasion of Iraq)
- Racketbildung und anomische Herrschaft stellen mitnichten einen Rückfall in "frühere" oder traditionelle Gesellschaftszustände dar. Der alltägliche Massenmord in diesen Zusammenbruchsgebieten stellt die Fortführung der allseitigen kapitalistischen Konkurrenz nach dem Zusammenbruch der kapitalistischen Gesellschaftsformation - also der Verwertung von Arbeitskraft im nennenswerten Ausmaß - dar. Ähnlich verhält es sich mit der einflussreichsten Krisenideologie in der Peripherie, mit dem extremistischen Islamismus, der mit traditionellen islamischen Religionsvorstellungen kaum etwas gemein hat. Der Islamismus stellt - ähnlich dem europäischen Rechtsextremismus - eine Krisenideologie dar, die es deren Trägern ermöglich, selbst noch den sozioökonomischen Zusammenbruch mit einem höheren Sinn und einer irren Perspektive aufzuladen: Sei es die Errichtung einer rassereinen Volksgemeinschaft oder eines panislamischen Kalifats von Atlas bis zum Hindukusch...
+ Conrad Schetter: Kriegsfürstentum und Bürgerkriegsökonomien in Afghanistan
[ 'Mission Accomplished': Bush's Iraq War Boast 10 Years Later; The Huffington Post 05/01/2013]
+ Bagdad im Jahre Null - Das Scheitern der neokonservativen Utopie. Von Naomi Klein (in: »Blätter« 1/2005, Seite 33-54) - unbedingt lesen, wenn Sie eine Idee davon bekommen wollen, wie man Staten zerlegen kann: Ohne Kenntnis von Paul Bremers Schocktherapie für den Irak wird das nichts ...
+ The Forgotten War: Libya After NATO
With the Libyan war, like so many wars before it, the public was lied to just enough to convince them that war was necessary to maintain peace. And now that the real mission has been accomplished and Libya's gold has been stolen and its central bank has been established and its AFRICOM-resisting leader has been killed and it has been established as an operations base for NATO's Al-CIAda mercenaries, the political misleaders who started the war couldn't care less about the lives of the Libyan people ... (The Corbett Report -Open Source Intelligence News)
+ ISIS finanziert sich vor allem durch Spenden aus den Golfstaaten Katar und Saudi-Arabien (tagesschau.de)
-> Katar: Die politischen Beziehungen Katars zur Bundesrepublik Deutschland sind traditionell gut und haben sich durch eine stetige hochrangige Besuchsdiplomatie noch intensiviert ... Deutsche Firmen sind vornehmlich im Anlagenbau, der Bauwirtschaft und zunehmend im Dienstleistungssektor, aber auch im Gasbereich aktiv. Marktpotenzial für deutsche Unternehmen besteht in der Chemie- und Baubranche, sowie in den Bereichen Maschinenbau, Kfz, Umwelt- und Medizintechnik.
Katar engagierte sich seinerseits mit Investitionen in Deutschland und hält u.a. Beteiligungen an Volkswagen, Hochtief und Siemens. - so das Auswärige Amt.
-> Saudi Arabien: Gabriel bewilligt mehr Rüstungsexporte an kritische Länder.
Der Wirtschaftsminister hat die Ausfuhr von Rüstungsgütern in Milliardenhöhe genehmigt. Vor allem für kritische Länder wie Saudi-Arabien gab es mehr Zusagen, so die ZEIT vom 17. Mai 2014.
+ Gauck: Mehr Verantwortung - notfalls mit Waffen (heute.de) + Gauck: "Auch zu Waffen greifen" (dlf)
Und, Gauck, auf wen schießen wir dann? Auf die Verbündeten unserer Shareholder und der Leo-II-Abnehmer??
Vgl. Endlich spricht er Tacheles: Let Us Beat Plowshares Into Swords - Immerhin: Große Mehrheit gegen stärkere internationale Einmischung Deutschlands
Fast zwei Drittel der Bundesbürger sind dagegen, dass Deutschland international mehr „Verantwortung“ übernimmt. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Auswärtige Amt zusammen mit der Körber-Stiftung in Auftrag gegeben hat. (1)
Interessant: Der Präsident predigt anhaltend gegen die Mehrheit: Ihm gehe es um ein "Ja zu einer aktiven Teilnahme an Konfliktlösungen im größeren Rahmen" mit den Partnern der Europäischen Union und der NATO, sagte der Bundespräsident. Ich bin gespannt, wie er sich eine Konfliktlösung in größerem Rahmen im Irak vorstellt!
... ich könnte versuchen, mich flach auf den Bauch zu werfen, aber ich habe Angst, dann vielleicht ohne Beine leben zu müssen. Ich habe nur mein Notizbuch und den Bleistift behalten. Ich werde sie wegwerfen, bevor ich mich auf das andere Bein stelle, und das muß ich, weil ich den Krieg satt habe und weil mir die Ameisen kommen ...
Der Vorsitzende der anderen Fraktion bzw. irdische Stellvertreter Jesu Christi ist da weiter:
Ich glaube, wir sind in einem Weltwirtschaftssystem, das nicht gut ist... Wir haben das Geld in den Mittelpunkt gestellt, den Geldgott. Wir sind in den Götzendienst des Geldes verfallen... Wir schließen eine ganze Generation aus, um ein Wirtschaftssystem aufrecht zu erhalten, das nicht mehr zu ertragen ist. Ein System, in das Krieg führen muss, um zu überleben... Aber weil man keinen Dritten Weltkrieg führen kann, führt man eben regionale Kriege. Und was bedeutet das? Dass Waffen produziert und verkauft werden, und dadurch sanieren sich die Gleichgewichte der ... großen Weltwirtschaften... (Papst Franziskus hat der Zeitung "La Vanguardia" aus Katalonien ein Interview gegeben; Domradio.de)
Die GBlog-Suche nach »failing states« hat 11 Resultate geliefert.
Und was ist eigentlich in der Zwischenzeit aus Belgien geworden??? Man hört gar nichts ...
gebattmer - 2014/06/15 18:26
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/894830092/modTrackback