Die anomische Herrschaft der Rackets - Why Rebel Groups Love the Toyota Hilux (- und nicht den VW Amarok). Ein Beitrag zur Theorie der Neuen Kriege
Bemerkenswert beim Vormarsch der ISIS im Irak finde ich, wie schon seinerzeit bei den Taliban in Afghanistan, die Veränderung der Motorisierung der Armeen gegenüber sog. traditionellen Kriegen, als man mit Panzern und als deutscher Landser noch hinten auf einem Opel Blitz zB in die Sowjetunion einrückte (hier allerdings Bundesarchiv Bild 101I-303-0554-24, Italien, Soldaten auf LKW Opel-Blitz):
... Na gut, ich sehe gerade, so großartig anders sieht das auch nicht aus! Dann erweitern wir eben unseren Ansatz globalisierungsmäßig und stellen fest, dass weltmarktmäßig seinerzeit General Motors der führende Anbieter von Fahrzeugen für bewaffnete Milizen war und dass die Weltmarktführerschaft in diesem Segment spätestens seit dem Abzug der Roten Armee aus Afghanistan auf Toyota übergegangen ist.
So dass sich die Frage stellt
Why Rebel Groups Love the Toyota Hilux,
die NEWSWEEK schon am 10/14/10 in einem Artikel von Ravi Somaiya beantwortet hat:
- It’s not just rebels in Afghanistan that love the Hilux. “The Toyota Hilux is everywhere,” says Andrew Exum, a former Army Ranger and now a fellow of the Center for a New American Security. “It’s the vehicular equivalent of the AK-47. It’s ubiquitous to insurgent warfare. And actually, recently, also counterinsurgent warfare. It kicks the hell out of the Humvee.” Anecdotally, a scan of pictures from the last four decades of guerrilla and insurgent warfare around the world—the first iteration of the Hilux appeared in the late ’60s—reveals the Toyota’s wide-ranging influence.
Somali pirates bristling with guns hang out of them on the streets of Mogadishu... A ragtag bunch of 20 or so Sudanese fighters raise their arms aloft in the back of a Hilux in 2004. Pakistani militants drive through a crowd, guns high, in 2000. It goes on. Nicaragua, Ethiopia, Rwanda, Liberia, the Democratic Republic of the Congo, Lebanon, Yemen, Iraq—U.S. Special Forces even drive Toyota Tacomas (the chunkier, U.S. version of the Hilux) on some of their deployments...
The truck even has a war named after it: the so-called “Toyota War” between Libya and Chad in the 1980s was dominated by fighters using the light, mobile Hilux....
While Taliban leader Mullah Omar reportedly likes to roll in a Chevy Suburban and Osama Bin Laden is said to have preferred the Hilux’s bigger brother, the Landcruiser, when he was able to move freely, most Al Qaeda lieutenants drive Hiluxes...
Alle Quellen, die sich damit befassen, beziehen sich auf ein experiment conducted by British TV show Top Gear in 2006 (that) offers one explanation (für den Erfolg des Hilux). The show’s producers bought an 18-year-old Hilux diesel with 190,000 miles on the odometer for $1,500. They then crashed it into a tree, submerged it in the ocean for five hours, dropped it from about 10 feet, tried to crush it under an RV, drove it through a portable building, hit it with a wrecking ball, and set it on fire. Finally they placed it on top of a 240-foot tower block that was then destroyed in a controlled demolition. When they dug it out of the rubble, all it took to get it running again was hammers, wrenches, and WD-40. They didn’t even need spare parts.
"Killing a Toyota" (... wie ich neulich schon sagte: Entschuldigung! Ich mag keine lustigen Video-Clips, aber bei dem hier könnte ich mich wegschmeißen...)
Fortsetzung hier und hier.
So lässt sich eventuell auch erklären, warum CIA und NSA vom Vormarsch der ISIS im Irak überrascht wurden (wenn sie denn überrascht wurden): Das hat mit der bekannten und in diesen Kreisen sonst viel gelobten unsichtbaren Hand zu tun: Supply and demand:
Der beinahe unheimliche Erfolg des Pritschenwagen (so nochmal die FAZ) zeigte sich zuletzt an der libyschen Front. Inzwischen setzen nicht nur die Aufständischen auf die japanischen Wagen, sondern auch die Truppen von Machthaber Gaddafi. Nato-Kommandeure stöhnen, sie könnte aus der Luft kaum noch auseinanderhalten, wer da am Boden unterwegs sei...
Darüber hinaus stellt sich schon noch die Frage, wer die Flotte der schönen weißen Hilux der ISIS bezahlt hat-Barzahlung oder Leasing:
Wenn es zutrifft, dass das Emirat Katar ein wichtiger Finanzierer der ISIS ist und wenn es zutrifft, was SPON seinerzeit meldete: Das Emirat ist über seine Investmentgesellschaft ebenfalls an Volkswagen beteiligt. Katar stehe voll hinter seinem Anteil von 17 Prozent der VW-Stammaktien, teilte die Investmentgesellschaft des Emirats mit., - dann frage ich mich, warum die ihre Gotteskrieger nicht mit dem VW Amarok ausstatten!! So stellen wir uns doch die traditionell guten Beziehungen nicht vor! Da müsste Gabriel mal nachfragen!!
Bereit für jedes Abenteuer. Genau wie der Amarok. Ab 34.770 Euro netto.
Unaufhaltsam. Der Toyota Hilux ab 22.134,00 € Unaufhaltsam. Seit 1968. Seine Erfolgsgeschichte begann bereits 1968. Seitdem haben über 13 Millionen Hilux die widrigsten Strecken der Welt bezwungen – ob in der arktischen Tundra oder Sandwüsten wie der Sahara.
In Ansehung der Abbildungen: Es ist ja faszinierend, welche Produktvielfalt die unsichtbare Hand des Marktes hervorbringt, - aber dem Emir, der ja seine Kaufentscheidungen nicht nach ästhetischen Gesichtspunkten treffen muss, sei gesagt: Erstens passt Bereit für jedes Abenteuer genau so gut zum Projekt Destabilisierung des Nahen Ostens wie Unaufhaltsam und zweitens dürfte der Preisunterschied nicht so ins Gewicht fallen, hat doch der Emir auf WM-Baustellen was einsparen können ...
Vgl. auch:
+ The Bugatti Veyron Race - Jeremy vs Hammond and May
+ Der Frettchen-Cayenne-Krimi
Zur Theorie der asymetrischen Kriege:
+ Münkler - Die neuen Kriege (.pdf)
Für Münkler haben sich die Kriege verändert: Erstens seien die Staaten nicht mehr die alleinigen Herren des Krieges. Zweitens habe das Militär das Monopol auf die Fähigkeit der Kriegsführung verloren, und drittens sei es zu einer Asymmetrierung der Kriege gekommen. Es werde zu einer "Re-Regionalisierung der Sicherheitspolitik" kommen, Europa müsse sich dabei auf seine Peripherie konzentrieren.
+ Zur Kritik des neoimperialen und ‑kolonialen Duktus dieser Thesen: Raul Zelik in PERIPHERIE:
Aufstandsbekämpfung und Besatzungskrieg. Die Entwicklung asymmetrischer Kriegführung durch den Westen.
... ich könnte versuchen, mich flach auf den Bauch zu werfen, aber ich habe Angst, dann vielleicht ohne Beine leben zu müssen. Ich habe nur mein Notizbuch und den Bleistift behalten. Ich werde sie wegwerfen, bevor ich mich auf das andere Bein stelle, und das muß ich, weil ich den Krieg satt habe und weil mir die Ameisen kommen ...
gebattmer - 2014/06/16 17:36
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