Falsch Gm8 (XIII): Bildungsdefizite durch verkürzte Schulzeit (II)
In Falsch Gm8 (XII): Bildungsdefizite durch verkürzte Schulzeit (?) ging es um wesentliche Aspekte des Lehr-/Lernverhältnisses.
In den Kommentaren zu dem Beitrag von Herrn Rau, durch den ich auf Ladenthins Analyse: Was fehlt Studierenden, die schon nach zwölf Schuljahren an die Universitäten kommen? aufmerksam wurde, findet sich eine hoch interessante Anmerkung von Dipl.-Psych. Thorsten Kerbs:
Die naheliegende Antwort ist geeignet, einen, der jetzt seit 37 Jahren in Schule arbeitet, in Verzweiflung zu stürzen ....
In den Kommentaren zu dem Beitrag von Herrn Rau, durch den ich auf Ladenthins Analyse: Was fehlt Studierenden, die schon nach zwölf Schuljahren an die Universitäten kommen? aufmerksam wurde, findet sich eine hoch interessante Anmerkung von Dipl.-Psych. Thorsten Kerbs:
- Ich stimme der zitierten Sichtweise ebenso wie der von Volker Ladenthin weitgehend zu. Und ich möchte kurz aus meiner Perspektive berichten, die eine außerschulische ist: Ich verdiene mein Geld, indem meine KollegInnen und ich zu Schülern gehen, die sich völlig in der immer öfter medial bedingten “Filterbubble” verloren und dort den Anschluss verloren haben. Denen schauen wir metaphorisch gesprochen dann erst mal tief in die Augen und hören ihnen geduldig zu. Hernach fragen wir sie dann Woche für Woche über die großen Reportagen ausgewählter Wochen- und Tageszeitungen aus. Wir lesen mit ihnen Bücher und debattieren gesellschaftliche Fragestellungen oder aktuelle Begebenheiten aus dem Schulalltag. Und das erfolgt in diesem Stile, selbst wenn es eigentlich um Mathe oder Englisch geht. Warum? Weil das den Effekt hat, als würde man einen Stöpsel ziehen! Die jungen Leute legen nach kürzester Zeit los, als hätten sie zu lang die Luft angehalten. Sie lesen von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen brav ihr Pensum und können gar nicht genug von solchen Debatten, von dieser Art der Auseinandersetzung bekommen. Sie brauchen es, dass all diese Fachthemen, die sie vormittags im Sauseschritt durcheilen müssen, in einem dialogischen Prozess für sie in nachvollziehbaren Bezug zu ihrer ganz persönlichen Lebenswelt gesetzt werden. Und dann staunen wir immer wieder, wie diese Smartphone-Nerds plötzlich lebendig werden und wieder in der analogen Welt auftauchen. Unter Zuhilfenahme eines Elixiers, das zu wesentlichen Teilen aus Aufmerksamkeit und Austausch besteht.
So viel Zuwendung erhält kaum ein Schüler, weil wenige Eltern sich das leisten können. Und das Gemeinwesen sich das bekanntlich nicht leisten will. Nachdem viel Geld mit dem Verkauf von Bildschirmgeräten, persönlichen Daten, Flats, Games und Apps an Minderjährige verdient wurde, niemand sich um die kurz- und langfristigen Konsequenzen dieses soziologischen In-vivo-Experimentes schert, schaltet die Selektionsmaschinerie mit der Absenkung der Abi-Anforderungen still und leise einen halben Gang runter...
Die naheliegende Antwort ist geeignet, einen, der jetzt seit 37 Jahren in Schule arbeitet, in Verzweiflung zu stürzen ....
gebattmer - 2014/06/24 21:34
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