Die anomische Herrschaft der Rackets (VIII): Libyen - Alles auf der Flucht. Oder: Wie man einen einen Staat zerlegt ... Nebst einer intelligenten Analyse der Katastrophe westlicher Politik, frühzeitig vorgetragen von einem gewissen Herrn Putin
- Die Regierung ist kollabiert, gegen die überhandnehmenden Machtkämpfe zwischen Milizen ist noch kein Rezept gefunden; westliche Regierungen evakuieren ihre diplomatischen Vertreter
Es liegt nahe, dies als Metapher für den Zustand des ganzen Landes zu nehmen: Ein Treibstofflager in der Nähe des Flughafens der Hauptstadt Tripoli ist von Raketen getroffen in Brand geraten. Laut der staatlichen Ölgesellschaft National Oil Corporation (NOC) befinden sich im Speicherbehälter sechs Millionen Liter Benzin. Bedrohlich sei die Lage aber auch durch daran angrenzende Tanks mit mehr als 90 Millionen Litern Fassungsvermögen. Weil auch ein benachbarter Ergassspeicher Feuer fangen könnte, fürchtet man "eine gewaltige Explosion", die in einem Umkreis von bis zu fünf Kilometern schwere Schäden anrichten könne.
Es ist nicht die einzige brisante Nachricht aus einem Konfliktgebiet, das vom Krieg im Osten der Ukraine, vom Gazakrieg und von den kriegerischen Auseinandersetzungen in Syrien und im Irak an den Rand der öffentlichen Aufmerksamkeit gedrängt wurde. 97 Tote und mehr als 400 Verletzte gab das libysche Gesundheitsministerium gestern als Bilanz eines zweiwöchigen Milizenkriegs in Tripoli bekannt.
Aus Bengasi, im Osten Libyens, werden mindestens 38 Tote aus Auseinandersetzungen am Wochenende gemeldet. Die meisten davon seien Soldaten, wie Jeune Afrique berichtet, die gegen islamistische Gruppierungen kämpften. Libyen sei ins Chaos getaucht, so die afrikanische Publikation. Auch der Lagebericht des britischen Guardian hilft sich mit dem Wort Chaos.
Die Machtverhältnisse in Libyen sind unübersichtlich, ebenso die Art der Zweckbündnisse und Loyalitäten zwischen den Milizen und der Regierung (siehe dazu Von der EU aufgebaute "Grenzschutztruppen" in Libyen verselbständigen sich und Putschversuch im libyschen Schlamassel) - feststeht nur das gegenwärtige Motto so gut wie aller Ausländer.
"Rauskommen sei erstmal das Wichtigste", wird ein ausländischer Offizieller in Libyen vom Guardian zitiert. Erklärungen, warum alles so schief läuft und wer dafür die Verantwortung trage, müssten warten. (Thomas Pany, tp 28.07.2014)
Vgl. auch: Bye Bye Mu’ammar Abu Minyar al-Qaddhafi (VI): Reinhard Merkel - Die Intervention der NATO in Libyen. Völkerrechtliche und rechtsphilosophische Anmerkungen zu einem weltpolitischen Trauerspiel
+ »Die anomische Herrschaft der Rackets«
gebattmer - 2014/07/28 19:46
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