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Lernen

Sprache, Arbeits­gedächtnis, Handlungsplanung, Wohlstand&Bildung

Wie sich das Gehirn und die geistigen Anlagen eines Kindes entwickeln, hängt auch von Wohlstand und Bildung seiner Eltern ab. Unter einem niedrigen "sozioökonomischen Status" leiden vor allem Sprache, Arbeits­gedächtnis und Handlungsplanung!

Interessanter Artikel von Christian Wolf, der vor allem darauf hinweist, dass empirisch belegt ist:
Die Umwelt entscheidet maßgeblich darüber, ob das geistige Potenzial von Heranwachsen­den ausgeschöpft wird. So hängt das Abschneiden adoptierter Kinder bei Intelligenztests ungefähr zur Hälfte mit dem sozialen Status der - genetisch nicht verwandten - Adoptiveltern zusammen. Zudem wirkt sich Armut umso negativer aus, je früher ihr die Kinder in ihrer Entwicklung ausgesetzt sind. Letzteres widerlegt auch den gelegentlich zu hörenden Einwand, dass hier Ursache und Wirkung verwechselt würden...

... oder look here: Socioeconomic status and the developing brain

Vgl. auch hier!

Abitur in Deutschland - Falsch Gm8

abi1955bDer Bildungswirt (via NDS) hat dankenswerterweise am Beispiel des Faches Deutsch recherchiert, wie bundesweit die Kultusbürokratie mit dem Zentralabitur die Reste dessen, was man Bildung nennen könnte, liquidiert hat und an die Stelle der zugegebenermaßen wenig befriedigenden Willkür des Fachlehrers die Willkür des ministeriell verordneten Irrsinns gesetzt hat. Alles, was man über die Entwicklung von Lesekompetenz nach PISA wissen kann, wird eingedampft auf die Schwundstufe von Lernen: learning on the test ...

... Die verordneten Pflichtlektüren, Willkürlisten der Vor-Vorgestrigen, die für neue Lehrer von Altlehrern und deren Altlehrern gemacht wurden, lassen für subjektive Präferenzen der Lernenden kaum eine Option offen. In Hessen z.B. schrieb das Kultusministerium für das Landesabitur 2007 und 2008 (Unterricht der gymnasialen Oberstufe) folgende Lektüre zwingend vor: Lyrik der Klassik und Romantik; Schiller: Don Carlos; Hoffmann: Der Sandmann; Büchner: Woyzeck und Briefe; Fontane: Effi Briest, Kafka: Kurze Prosa; Gedichte des Expressionismus; Dürrenmatt: Die Physiker; Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen (nur im Leistungskurs); Kafka: Die Verwandlung (nur im Leistungskurs); Frisch: Homo faber (nur Leistungskurs). Zusätzlich wird für die im »Abschlussprofil des Leistungskurses geforderte größere literarische Belesenheit« erwartet: Brecht: Leben des Galilei; Eichendorff: Das Marmorbild; Th. Mann: Buddenbrooks. Nach zahlreichen Protesten von Lehrern und Eltern wird Dürrenmatt: Die Physiker und Eichendorff: Das Marmorbild wieder gestrichen und gleichzeitig das Abschlussprofil des verbindlichen Unterrichtsinhalts »Reflexion über Sprache« gesetzt. Dazu gehört dann unter anderem – »Das Zusammenwirken von psychischen, sprachlichen, ästhetischen, situativen und normativen Faktoren beim Austausch von Sachverhalten und Informationen erkennen und analysieren, Formen sprachlicher Beeinflussung und manipulativen Sprachgebrauchs erkennen«, aber auch »schriftlich orthographisch und grammatikalisch normgerecht formulieren«.

Schüler und Lehrer geraten unter unnötigen Dauerstress durch diese reglementierenden Erlasse. Das Leseprogramm wird im Stakkato durchgenommen und in die sogenannte Freizeit der Schüler abgedrängt. Von Lehrerseite heißt es dann: »Im Unterricht haben wir dazu nur begrenzt Zeit, wir Lehrer können nichts dafür, das wird vom Ministerium vorgegeben« – Paradebeispiele für Motivationskiller durch abstrakte Autoritäten. Verschärfend kommt noch hinzu:

Literatur nach 1960? Fehlanzeige! 50 Jahre literarische Blackbox: junge deutsche und internationale Autoren sind de facto in der Schule exkommuniziert.
...

In Niedersachsen ticken die Uhren wiederum ganz anders. Im Abitur 2009 werden verbindlich drei thematische Schwerpunkte gesetzt: “1. Literaturkritik, 2. Natur und Transzendenz in der Romantik, 3. Soziales Drama.” Dann erfolgt eine extrem kleinschrittige Festlegung der verbindlichen Lektüre. Beim Schwerpunkt “Literaturkritik” müssen alle “Die Besten 2004, Klagenfurter Texte” lesen, dazu werden die Seitenzahlen, z.B. S. 232-237 oder 255-258 bestimmt. Im 2. Schwerpunkt werden gar einzelne Gedichte festgelegt, z.B. Eichendorffs ‘Wünschelrute’. Für den LK selbstverständlich (?) Karoline von Gründerode und Heinrich von Kleist. Im Schwerpunkt 3: Hauptmann: Die Ratten und Horvath: Geschichten aus dem Wiener Wald. Für das Abitur 2011 sieht man das aber alles wieder anders. Die thematischen Schwerpunkte heißen dann: “1. Deutsche Sprache der Gegenwart, 2. Heinrich von Kleist, 3. Wissen und Verantwortung.” Im 3. Schwerpunkt wird als verbindliche Lektüre festgelegt: Dürrenmatt: Die Physiker, Ibsen: Ein Volksfeind, Helmut Schmitt - einer seiner vielen “Zeit”-Artikel und als Krönung J.W. Goethe: Der Zauberlehrling. Mit dem “Zauberlehrling” und dem Nicht-abstellen-Können der Breimaschine werden zu einem Ministerium ungeahnte paralelle Spuren erkennbar, zum Glück nicht interpretativ abiturrelevant. Bertolt Brecht - Lob des Lernens, Lob des Zweifels - wird abschließend für den Leistungskurs zur verbindlichen Lektüre erklärt; der Grundkurs wird davon “befreit”, wer braucht da schon Brecht? ...

Tiefer nachdenken könnten alle Bildungsinteressierten auch mal über die obligatorische ministeriale Setzung für das Abitur 2009: »Über das Verhältnis von Sprechen, Denken und Wirklichkeit nachdenken: Sprachkritik, Sprachskepsis, Sprachnot (Grund- und Leistungskurs)«. Diese Prüfung sollte auch für Ministerialbeamte und die untere Schulaufsicht eingeführt werden mit Veröffentlichung der Ergebnisse im Internet! Des Weiteren kann niemand mit guten Argumenten erklären, warum im Abitur 2008 »Strukturen der Sprache als System und Funktion ihres Gebrauchs in Texten und Kommunikationssituationen: Rhetorik – öffentliche Rede« noch verpflichtend gesetzt, aber in Hessen für 2009 und 2010 gestrichen wird. Sind öffentliche Kommunikationssituationen nicht mehr von Bedeutung? Warum werden grundlegende Themen wie »Spracherwerb und Sprachentwicklung« nur für den Leistungskurs gesetzt? Ministeriale Willkür, so weit das Auge reicht.

Dank an den Bildungswirt für diese hervorragende Zusammenstellung von anschaulichen Beispielen dafür, wie es gelungen ist, innerhalb weniger Jahre Schule völlig gegen die Wand zu fahren.

Mit einer ebenso scharfsinnigen Analyse der Fehlkonstruktion des
G8 verbindet Ulrich Herrmann Vorschläge für eine Schule , in der Lernen möglich wäre (auszüge):

... "Neue" Bildungspläne – gemeint sind Lehr-, eigentlich jedoch: Stoffverteilungspläne – sind genau so sinnvoll oder sinnlos wie alte: Es kommt immer darauf an, was mehr oder weniger intelligente Lehrer und Schüler daraus machen. Deshalb benötigt eine freie, an den Zielen, Leistungen und Ergebnissen ihrer Schüler (und nicht an fragwürdigen PISA-Perzentilen) orientierte Schule weder neue noch alte Bildungs-, Lehr- oder Stoffverteilungspläne, sondern gar keine: In den Schulen der europäisch-angelsächsischen Reformpädagogik werden seit dem Ende des vor-vorigen Jahrhunderts (also seit der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert) Lehrpläne durch Arbeitspläne ersetzt. Es ist wie bei der Eisenbahn: Was nützt der schönste Fahrplan, wenn der Reisende selber kein Reiseziel hat. Da das lernende Gehirn prinzipiell schienen-ungebunden und autonom auf Informations- und geistige Reisen geht, machen Lehr- als Fahrpläne nun schon gar keinen Sinn. Auch wieder wie bei der Eisenbahn: Sie können einem Fahrgast keinen Fahrschein verkaufen, an dessen Zielbahnhof er gar nicht will oder wohin das Fahrgeld nicht reicht.

Eine "planmäßige" Bildungsarbeit ist unter den Arbeitsbedingungen der staatlichen öffentlichen Schulen ein Widerspruch in sich: Jedes Schüler-Gehirn folgt seinen Plänen und Möglichkeiten. Demzufolge sind Vergleichsarbeiten, Bildungsstandards und zentrale Prüfungen aus neurowissenschaftlicher Sicht die vergebliche Hoffnung auf geistiges Klonen.

Was die "höhere" Schule – und nicht nur sie! – braucht, sind die materiellen und personellen Voraussetzungen und Ausstattungen dafür, dass sie herausfinden und praktizieren kann, was sie wirklich leisten kann und was sie nicht kann. Dazu braucht sie Einsatzpläne für Lehrer, Arbeitspläne für die Schüler und Wegebeschreibungen für erreichbare (Ab- und Anschluss-)Ziele – also alles andere als Lehrpläne und diese, wie unten gezeigt wird, gar nicht! ...

Die wichtigste Schulzeitverkürzung, die mit der Lebenszeit junger Menschen verantwortlich umgeht und Personal für andere Aufgaben freisetzen würde, ist die Abschaffung des Sitzenbleibens, dessen Unvertretbarkeit und Unsinnigkeit außer Zweifel steht.

Der Klarheit wegen sollte zwischen Schulzeit und Schulbesuchszeit unterschieden werden. Erstere benennt den Zeitrahmen für die Erreichung von Ab- und Anschlüssen, letztere die Verweildauer im System, wenn Praktika, Auslandsaufenthalte usw. mitgerechnet werden. Für letztere ist im jetzigen G 8 kein Zeitfenster mehr vorhanden.

Was ist in dieser Situation künftig zu tun, wo schon aus Etatgründen nicht damit zu rechnen ist, dass die Gymnasialzeit wieder um ein Jahr verlängert wird?

Ehe wir in die Fallen dessen laufen, was gar nicht "richtig" gemacht werden kann oder in den Papierkorb gehört (wie z.B. Lehrplan-Revision), sollten wir uns vergegenwärtigen, wer hier die hauptsächlich Betroffenen sind: die Schüler und Lehrer. Lassen wir mal die Lehrkräfte beiseite, die sich durch Gewerkschaften und Standesorganisationen sowie derzeit noch geschützt durch ihren Beamtenstatus ihrer Haut wehren könnten (was sie leider nicht tun), sondern betrachten wir die Schüler mal probehalber als Arbeitnehmer in einer öffentlichen Firma der Wissensgenerierung im nationalen Interesse und im Rahmen des globalen Wissens- und Wissenschaftswettbewerbs.

schulzimmermittextanimSchüler als Arbeitnehmer haben keine Lobby und keine wirksame Rechtsvertretung (obwohl sie im Sinne des Schulgesetzes juristische Personen sind); sie sind von Gesetzes wegen dienst- bzw. zwangsverpflichtet, ohne nennenswerte Rechte am Arbeitsplatz zu haben (und den haben sie meist gar nicht!), Streikrecht und eine wirksame Interessenvertretung fehlt ihnen. Ihre Eltern bzw. ihre Erziehungsverantwortlichen können ihre Interessen nicht (oder nur ausnahmsweise) wahrnehmen bzw. trauen sich (aus den bekannten Gründen) nicht, die Lehrkräfte wollen es nicht bzw. sehen dies gar nicht als ihre Aufgabe. Die Schule stellt sich dar als eine Unterrichtsvollzugsanstalt mit entsprechenden Nachteilen für die Insassen und beträchtlichen Vorteilen und Privilegien für das Personal (das gleichwohl das Problem hat, den Vollzug vollziehen zu müssen).

Wie stellen sich nun konkret die Arbeits- und Arbeitsplatzsituationen der Schülerinnen und Schüler im Gymnasium und die damit verbundenen Belastungen im baden-württembergischen G 8 dar? Unter anderem so: 32 bis 34 Unterrichtsstunden, an drei Tagen Nachmittagsunterricht ohne Mensa oder Freizeitbereich in der Mittagspause, einige wenige noch mögliche zusätzliche Aktivitäten, dazu Wegezeiten und Hausaufgaben – macht von Montag bis Freitag locker eine 45-Stunden-Woche; samstags ist Ruhetag, aber der Sonntag ist der Hauptarbeitstag für die Vorbereitung der kommenden Woche, in der u. U. eine oder mehrere Klausuren fällig werden (je 4 in 4 Hauptfächern, je 2 in den Nebenfächern, ergibt 36 Klausuren im Schuljahr, konzentriert zudem an den Quartalsenden, wenn die Unterrichtseinheiten beendet werden). Es liegt auf der Hand, dass kein Berufstätiger einem solchen Stress und einer solchen permanenten Überprüfung unterworfen ist. (Dass dies ein System ist, in dem nach Auskunft der Neurowissenschaften nachhaltig gar nichts gelernt werden kann, sei wenigstens erwähnt und leuchtet auch ohne deren Begründungen schon aus alter Erfahrung ein: Es fehlen schlicht und ergreifend die Zeitfenster für Üben und Vertiefen, Üben und Vertiefen, Üben und Vertiefen…)

Was also ist zu tun und kann auch im jetzigen Kontext getan werden?

41C72F4XQRL-_SS500_1Der Schweizer Pädagogische Psychologe und Klassiker der Psychologischen Didaktik Hans Aebli hat dargelegt, wie Lehrpläne durch Lerngänge und Lernzyklen zu ersetzen sind. Das führt zu ganz anderen Arbeitszeitberechnungen (und z.B. im Selbstorganisierten Lernen zu beträchtlichen Zeiteinsparungen), ganz anderen Arbeits(=Lern)-Abläufen, ganz anderen Lehrertätigkeiten und -belastungen (und nota bene im Wesentlichen Entlastungen). Bekommen Schüler einen bestimmten Auftrag, einen erklärungsbedürftigen Sachverhalt zu erarbeiten, zu erklären und zu verstehen, dann brauchen sie – grob gesprochen – Zeit für die Organisation ihrer (Gruppen-)Arbeiten, für Recherchen, für das Zusammenführen, Auswerten und Interpretieren von Informationen, für das Formulieren, Kontrollieren und Präsentieren der Ergebnisse ihrer Arbeit. Man kann sich an drei Fingern abzählen, wie viele derartige Vorhaben im Kirchenjahr der Schule im Rhythmus von Betriebs- und Ferienzeiten in einem "Fach" unterzubringen sind. (Wer es genauer wissen will, kann sich am Dekaden-System der Urspring-Schule bei Schelklingen oder an den Themen des Vernutzten Unterrichts der Marchtaler-Plan-Schulen schlau machen.)

Fazit: Nicht "Lehrpläne" müssen "entrümpelt", sondern im Ganzen durch eine Abfolge von Arbeitseinheiten ersetzt werden. Ein funktionierendes G 8 kann nicht die Schrumpfform des G 9 sein, sondern muss von den Arbeits-(=Lern-)Abläufen her neu konstruiert werden. Diese Arbeitseinheiten müssen für alle erforderlichen Schritte von der Themenfindung bis zur Ergebnispräsentierung Zeitbudgets ausweisen für die Erreichung von Mindeststandards, d.h. für das Erreichen der angestrebten Ab- und Anschlüsse in und nach der Schule. Die Summe dieser Zeitbudgets darf die zur Verfügung stehende Regel-Schülerarbeitszeit in einem rhythmisierten Arbeitsalltag montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr nicht überschreiten.

Im übrigen sollte lediglich das Minimum der Länge der Regelschulbesuchszeit generell festgelegt, die Länge der Schulzeit sich jedoch an den individuellen Leistungspotentialen und Fortschritten der Schüler orientieren. Dies geschieht durch die Individualisierung der Arbeitspläne mit gestuften Anforderungen. Dabei gibt es dann von selber kein Sitzenbleiben mehr, sondern mehr oder weniger Zeitaufwand für die Bewältigung der selbstgestellten Aufgaben im jeweiligen Niveau. Die einen benötigen dann für den Gymnasialkursus 11, die anderen 13 Jahre oder auch entsprechende Halbjahresabstände, je nach Prüfungsreife für die Reifeprüfung.
...

Bildungsplänen liegt in der Regel entweder die Vorstellung vom Nürnberger Trichter oder die irrige Annahme der Planbarkeit von Bildung zugrunde. Überdies gilt das Diktum Hegels: Selbst wenn der Hund das Buch gefressen hat, kann er immer noch nicht lesen. Und "bilden" kann sich jemand nur selber.

Ein Mensch lernt nur, was er tut. (Denken ist auch eine Tätigkeit…) Ein Lernen, das keine Tätigkeit ist, ist gar kein Lernen, sondern vertrödelte Zeit. Die Vermittlung von "Stoff" an untätige Schüler, auch Unterricht genannt, setzt daher in der Regel gar kein Lernen in Gang, sondern lässt lediglich unkontrollierte bruchstückhafte Informationsaufnahme im Nebenbewusstsein mitlaufen, während sich das Gehirn anderweitig selber beschäftigt. Diese vorherrschende Form des Unterrichtsbetriebs in Gymnasien und die ihm zugrunde liegenden Stoffverteilungen und Stundenkontingente zeigen mithin zunächst einmal nur dies: Dies sind diejenigen Zeiten, in denen die Schüler mit hoher Wahrscheinlichkeit eines nicht tun: etwas lernen. (Das müssen sie denn auch nachmittags zuhause nachholen.) Lernen geschieht mit Aussicht auf Erfolg erst durch die selbstbestimmten, selbsttätigen, interessegeleiteten, aktiven Formen der Aneignung als tätiger Auseinandersetzung mit einer Aufgabe, einer Herausforderung. (Wer sehen will, wie so etwas geschieht, braucht nur anzuschauen, wie Kinder einen ganzen Vormittag unermüdet in "vorbereiteten Lernumgebungen" aktiv sind.)

Fazit: Bildungspläne deklarieren einen Anspruch, tragen aber zu Lerneffekten von Unterricht und Schule gar nichts bei, sondern kaschieren nur deren Unwirksamkeit. (Das übrigens war die wirkliche PISA I-Botschaft!) Das Gymnasium muss nicht "entrümpelt" werden, sondern es muss methodisch-didaktisch neu konstruiert werden, damit sich die Schulbesuchszeit als effektive Lern-Arbeitszeit verwenden lässt. Dies geschieht bereits seit 1898 in den deutschen Landerziehungsheimen und heute in immer mehr reformpädagogisch orientierten Ganztags-("Tagheim"-)Schulen.
...

Generell gilt für die jetzige Debatte nach Auskunft der Schulleute: Gymnasium und andere weiterführende allgemeinbildende Schulen müssen bis zur Mittleren Reife wieder synchronisiert werden, damit der Übergang aus anderen Schulen in die Gymnasiale Oberstufe ohne Zeitverlust wieder möglich wird: je 3 Jahre für die Unter- und Mittelstufe bzw. je 6 Halbjahre. [2] Sodann wird die Gymnasiale Oberstufe in der Regel auf 2 Jahre (in 4 Halbjahren) begrenzt, was völlig ausreichend ist, damit sie ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht werden kann: vornehmlich den Übergang vorbereiten in ein Hochschul- oder Universitätsstudium. Weitere ein oder zwei Halbjahre dienen Auslandsaustauschen, Sprachkursen, Praktika, Berufserkundungen usw., damit die Abiturienten anders als heute endlich halbwegs wissen, was sie nach dem Gymnasium mit sich anfangen wollen. – Mit dieser Regelung tritt eine Schulzeitverkürzung ein, als die sinnlosen Monate der Vorbereitung aufs Abitur und der Leerlauf danach entfallen. Die punktuelle Abschlussprüfung ist schon jetzt relativ funktionslos bei der Feststellung der Gesamtleistung für das Abschlusszeugnis und kann ersatzlos wegfallen.

Fazit: Die Gymnasiale Unterstufe darf keine Abschreckungs-, sondern muss eine Einführungs- und Stabilisierungsphase sein. Die Gymnasiale Mittelstufe in der Zeit der Pubertät muss eine schulische Bildung vermitteln, die – wie der Mittlere Abschluss an Real- und Gesamtschulen – eine Einmündung in andere Schulen oder die Berufsausbildung sicherstellt oder den Eintritt in eine Gymnasiale Oberstufe. Diese hat sich auf eine vertiefte Schulbildung und die Anschlussfähigkeit für ein Hochschul- oder Universitätsstudium zu konzentrieren.

Es liegt auf der Hand, dass nur der Ganztagsbetrieb die Zeitbudgets zur Verfügung stellt, um sowohl themenbezogene Projektarbeit als auch soziale Selbstentfaltung und freie Kreativitätsentfaltung zu ermöglichen.

Denn es sei abschließend noch einmal an den Sinn des Schulbesuchs im Jugendalter aus der Sicht von Jugendlichen erinnert: die Schule ist für sie ein Ort des Lebens, sich Kennenlernens, der Freundschaften, der Selbstfindung – und Lernen kommt erst unter "ferner liefen…". Das entspricht den neun Entwicklungsaufgaben im Jugendalter, die Fend identifiziert : den Körper bewohnen lernen, Umbau der sozialen Beziehungen, Umgang mit Schule und Leistungsbereitschaft, Berufswahl, Bildung, Identitätsarbeit, Persönlichkeitsentwicklung.

Schule ist ein Mittel zum Zweck: anschlussfähig für Anforderungen nach der Schule zu machen, aber auch Mittel zu einem anderen Zweck: jungen Menschen zu helfen, ihren Selbst-Zweck zu finden. Dass das G 8 in seiner jetzigen Form dazu etwas beiträgt, bezweifeln Lehrer, Eltern und Schüler. Die Lehrplandebatte führt hier nicht weiter, sondern ist ein Holzweg.


Anm.:
Oben zu "Bildung" ein Link auf einen Vortrag von Jürgen Oelkers , hier zum Stöbern der Link auf all seine Vorträge.
Vgl auch immer wieder: Lehren als Lernbehinderung


Update:
Meine LieblingsHAZ berichtet heute:
Wulff ärgert sich übers Kultusministerium
LTW2008_Grossflaechen_Bildung Schon nach der Sitzung der CDU-Landtagsfraktion am Dienstag fing das Gegrummel an, bis gestern wurde es auf den Fluren des Parlaments immer stärker. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) ist unzufrieden mit den Vorarbeiten, die das Kultusministerium für die Klausurtagung der Regierung am kommenden Montag geleistet hat. „Er hat das Konzept verworfen“, heißt es aus Koalitionskreisen. Die Kritik zielt zunächst auf Ministerin Elisabeth Heister-Neumann. Vor ihr stauen sich die Probleme. Ihr fehlen 1500 Lehrerstellen. ... Doch erste Papiere aus dem Ministerium haben Wulff erzürnt. ...
20.02.2009 / HAZ Seite 1 Ressort: POLI

Das ist eine starke Meldung und echt investigativer Journalismus. Es ist ja in der Tat eine Meldung wert, dass da sich einer ärgert, gar erzürnt ist ...
Hatte er nicht nach der Landtagswahl so einige Ideen angekündigt, mit Gruppenarbeit, fächerübergreifendem Unterricht und so ...?

Und Deutsch können sie auch nicht:
20 Millionen Euro mehr für die Lehrer (20.02.2009 / HAZ Seite 5 Ressort: NIED) müsste wohl heißen: 20 Mio für mehr Lehrer; aber ich fürchte, nicht mal das wird was werden... (s. o.)

Upgrade
Wer sich vorgestern ärgert und erzürnt ist, was macht der gestern: er donnert (der alttestamentarische Gott Wulff):
Wulff verdonnert Lehrer zur Mehrarbeit
Vor der mit Spannung erwarteten Kabinettsklausur zur Schulpolitik hat Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) die bisherigen rund 10 000 Teilzeitlehrer auf neue Belastungen eingestimmt. Aus „dienstlichen Belangen“ werde das Kultusministerium künftig nicht mehr jedem Antrag eines Lehrers, seine Stelle zu reduzieren, zustimmen können. „Das wird keine Begeisterung auslösen, aber wenn in einem Betrieb ganz viel Arbeit da ist, müssen die Beschäftigten mehr tun. Dies wird man auch von Beamten verlangen können“, sagte der Ministerpräsident. Er bat um Verständnis wegen der problematischen Unterrichtsversorgung in den Gymnasien. „Zwei Jahre lang“, bis zum doppelten Abiturjahrgang 2011, sei die Situation angespannt.... 21.02.2009 / HAZ Seite 1 Ressort: POLI
Auf die Idee, wenn ganz viel Arbeit da ist, mehr Leute einzustellen, kommt keiner mehr ... Ich sach noch ... (s. o.)
["ganz viel Arbeit da" ist auch eine niedliche Vorstellung: Bei dem in seiner Heimatstadt gegen die Wand gefahrenen Kabriobauer Karmann ist jetzt ganz wenig Arbeit da ...]

Kommunikation III

Carl Rogers gilt als ein herausragender Vertreter der humanistischen Psychologie und ist der Vater der Gesprächspsychotherapie. Der Südwestrundfunk hat über diese Therapieform und seinen prominenten deutschen Vertreter Reinhard Tausch eine Sendung gemacht (mp3-Datei). Wenn Sie lieber etws fürs Auge wollen, dann schauen Sie das Video:

 


via Interessante Zeiten

PISA, die Testindustrie und der Leviathan II

Hätten Sie den Grundschultest bestanden?


Machen
Sie den Test: Hannovers Grundschullehrer haben scharfe Kritik an den
bundesweiten Vergleichsarbeiten für Drittklässler geübt
auf HAZ.de finden Sie den Mathe- und den Deutschtest zum
Herunterladen als PDF-Dateien. Sie haben pro Test eine Stunde Zeit.


Die Tests,
die die Universität Koblenz-Landau im Auftrag der
Kultusministerkonferenz für alle deutschen Grundschulen erdacht
hat, seien zu umfangreich und zu schwierig, meinen die Pädagogen.
Am Montag hatten die meist acht- bis neunjährigen Kinder eine
17-seitige Deutscharbeit zu bearbeiten, an diesem Dienstag folgt ein
Mathetest von 21 Seiten. Dafür bekommen die Schüler eine
knappe Stunde Zeit. „Was ihnen dort vorgelegt wird, ist einfach
zu viel“, sagt Barbara Biadacz-Hennig von der Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft (GEW).


Machen Sie den Test: Hier gibt's die PDF-Dokumente zum Herunterladen:


Dateiname : Deutschtest für Drittklässler
Dateigröße : 302,94 KBytes.
Datum : 06.05.2008 13:38
Download : Download NOW!





Dateiname : Mathetest für Drittklässler
Dateigröße : 277,75 KBytes.
Datum : 06.05.2008 13:37
Download : Download NOW!


1422_Deutschtest_04
Erste Ergebnisse:
Lösung eines Drittklässlers (ohne Mirgrationshintergrund, Vater Rechtsanwalt, Mutter Studienrätin am Gymnasialzweig einer Kooperativen Gesamtschule, beide Wähler der Grünen; konsumfreudige Citoyens; Stadtteil mit hohen Immobilienpreisen/ hohem Anteil von Eigentumswohnungen):
Das afrikanische Märchen, das an die deutsche Geschichte vom Hasen und vom Igel erinnert - ein Hinweis darauf, dass Märchen offenbar in unterschiedlichen Kulturen doch ähnliche menschliche Grunderfahrungen artikulieren -, kann einerseits gelesen werden als Kritik der direkten Demokratie: Die Basis - hier die Versammlung aller Tiere des Waldes - ist einfach zu beschränkt zu erkennen, dass ein Wettlauf zwischen Hase und Schildkröte nicht das geeignete Mittel sein kann, den Besten als Herrscher zu ermitteln. Sie treibt den Hasen geradezu in die Überheblichkeit, die ihn ausruhen lässt und damit um den verdienten Sieg bringt. Es kann aber anderereseits auch gelesen werden als Appell an die Leistungsträger nicht nachzulassen, nicht frühzeitig auszuruhen, weil sie so doch Gefahr laufen, von den Langsamen überholt zu werden, die dann das allgemeine Tempo bestimmen können. Hier droht die Herrschaft der Mittelmäßigkeit!
Björn-Emmanuel F. (7 J.)

Vgl. auch: PISA, die Testindustrie und der Leviathan

oder auch: Brügelmann zum Problem des Umgangs mit den Ergebnissen:
... Insbesondere das Versprechen, es werde kein Ranking geben, wird durch die Verpflichtung, allen Eltern nicht nur die Ergebnisse ihres Kindes, sondern ebenso die Durchschnittswerte seiner Klasse und der Schule mitzuteilen, faktisch wertlos. Wer in Ländern wie England und den USA beobachtet hat, welche Konsequenzen die Publikation von globalen Testdaten einzelner Schulen z. B. auf die Immobilienpreise von Stadtteilen hat, wird sich keine Illusionen machen, was den Umgang mit solchen Daten in der Öffentlichkeit betrifft. ...

Man könnte es auch umdrehen:
Gespräch mit Nobelpreisträger Heckman
"Die Mittelschicht soll Gebühren zahlen"
Der Ökonom und Nobelpreisträger James Heckman beschäftigt sich mit der Förderung von Minderheiten - und spricht über Bildung, Chancengleichheit und ein kleines Programm mit enormen Effekten.

Oder weiter im Privatisierungswahn:
Die NZZ berichtet über eine Studie zu Bildungsgutscheinen und Schulwettbewerb (via NDS):
Die Idee klingt ebenso genial wie einfach. Sie stammt vom neoliberalen amerikanischen Wirtschaftstheoretiker Milton Friedman und lautet so: Statt Schulen direkt zu finanzieren, gibt der Staat den Eltern für jedes Kind einen Bildungsgutschein (englisch Voucher) in die Hand. Diese wählen jene Schule, die sie für die beste halten – und bringen ihr mit dem Schüler auch die Finanzierung. Resultat: Aus machtlosen Eltern und Schülern werden finanzkräftige Kunden, was Schulen dazu zwingt, um sie zu werben und ihre Anliegen ernst zu nehmen. Wodurch zwischen den einzelnen Schulen Wettbewerb entsteht, wodurch das Produkt – nämlich Bildung und Betreuung – besser wird.
...
Skeptisch stimmt ... das Fazit aus weltweit gesammelten Evaluationen zur Wirkung von Bildungsgutscheinen: Nahezu überall, auch in Schweden, haben Vouchers die sozioökonomische Segregation der Schülerschaft verstärkt und dadurch die Schulqualität ungleicher gemacht. Von der Wahlfreiheit profitieren vor allem besser gebildete Familien mit mittleren bis hohen Einkommen. Zudem haben Vouchers, wo immer sie realisiert wurden, die Bildungskosten keineswegs gesenkt. Doch der gravierendste Befund von Oelkers' Bericht: Eine Leistungssteigerung als direkte Folge von Schulwahl und Vouchers lässt sich nur für seltene Einzelfälle nachweisen.


So ähnlich wie bei der neuseeländischen Eisenbahn oder bei Angebot, Nachfrage und Wirkungen von Nachhilfe

Die Kultusministerin bleibt blass



eZeitung

Beim Auftritt vor dem Schulleitungsverband erntet Elisabeth Heister-Neumann Unmut
Bei ihrem ersten Auftritt vor dem Schulleitungsverband wird die neue Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann grundsätzlich. Viel zu grundsätzlich, finden viele der rund 1000 Schulleiter, die am Donnerstag zur Tagung ihres Verbandes nach Hannover gekommen sind.
Nachdem die CDU-Politikerin ausführlich über den „Weg in die Wissensgesellschaft“, „Bildung als Kapital und Leiter nach oben“ und den Spardruck, unter dem das Land stehe, gesprochen hat, schwillt der Unmut in den Reihen der Zuhörer hörbar an. „Völlig unpräzise“, murmelt ein Mann. „Unverschämtheit“, erregt sich sein Nachbar. „Vor 20 Jahren wäre das eine tolle Rede gewesen, jetzt bin ich enttäuscht“, meint eine Grundschulleiterin aus der Region Hannover.
Später wird die Ministerin dann doch konkret. Sie verspricht den Schulleitern Entlastung bei den Unterrichtsstunden sowie bei Verwaltungsaufgaben. Heister-Neumann will eine eigene Arbeitszeitverordnung für die Schulleiter umsetzen, aber darauf, dass Schulleiter nicht mehr als zwei Stunden Unterricht täglich geben dürfen, will sie sich nicht festlegen. Das hatte Helga Akkermann, Vorsitzende des Schulleitungsverbandes, zuvor gefordert. Ihrer Meinung nach sollten Leiter großer Schulen wegen der zahlreichen Verwaltungsaufgaben zudem überhaupt nicht mehr unterrichten müssen. „Ich glaube nicht, dass man eine Stundenzahl verbindlich festschreiben kann, das müssen die Schulen selbst entscheiden“, entgegnet Heister-Neumann.
„Schulleiter haben eine Präsenzpflicht“, sagt die Ministerin. Den Zusatz aus ihrem Redemanuskript, dass sich diese auch auf Ferientage beziehen kann, soweit diese den Erholungsurlaub übersteigen, lässt sie in ihrem Vortrag dann doch lieber weg. Während die Schulferien rund zwölf Wochen im Jahr umfassen, liegt der Jahresurlaub in den meisten Branchen bei sechs Wochen. „Wir sind schon auch jetzt während der Ferien oft in der Schule“ sagt eine Sprecherin des Schulleitungsverbands.
Heister-Neumann spricht sich für mehr Lehrer und kleinere Klassen aus. Der Philologenverband verweist darauf, dass derzeit in jeder zweiten Gymnasialklasse 30 oder mehr Schüler sitzen. „Bei solchen Rahmenbedingungen zu verlangen, dass der Lehrer auf die individuellen Stärken und Schwächen jedes einzelnen Schülers eingehen soll, kommt der Forderung gleich, mit einem 100-PS-Auto Formel-1-Rennen zu gewinnen.“, kritisiert Verbandsvorsitzender Guillermo Spreckels.
Weitere Strukturreformen plane sie nicht, sagt die neue Ministerin. Das heiße aber nicht, dass sie Reformen ihres Vorgängers wie die Eigenverantwortliche Schule zurückdrehen werde. Aber: „Bildung braucht Muße, wir wollen die Langsamkeit neu entdecken.“
Was die Schulleiter zu Beifall hinreißt, stößt bei den Oppositionsparteien, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und zahlreichen Initiativen auf massive Kritik. Sie wollen Tempo, keine Langsamkeit. Im Streit um die Gründung neuer Gesamtschulen werfen sie Ministerpräsident Christian Wulff „Wortbruch“ vor. Dieser hatte vor der Wahl angekündigt, das Errichtungsverbot für Gesamtschulen aus dem Schulgesetz zu streichen.
„Die Regierung hält uns hin“, bemängelt GEW-Landesvorsitzender Eberhard Brandt und verlangt einen „umgehenden Gesetzentwurf“ der Koalition, damit neue Gesamtschulen bereits im August 2008 gegründet werden könnten. SPD, Grüne und Die Linke werden in die Landtagssitzung in der nächsten Woche eigene Gesetzentwürfe einbringen.

Ausgabe: HAZ Datum: 04.04.2008

update:
... wird aber rhetorisch immer brillanter:

... Anrede,
ich fasse zusammen:

Wir wollen, dass unsere Schülerinnen und Schüler im Wettbewerb auf Augenhöhe mit ihren Freunden aus den anderen Bundesländern stehen.

Das verlangt von allen Beteiligten, den Schülern, den Eltern, den Schulen, den Kommunen und dem Land Anstrengungen und Einsatzbereitschaft. Ich bin davon überzeugt, das Können und Motivation vorhanden sind und wir die Herausforderungen bestens bewältigen werden.

Wir werden dafür Sorge tragen, damit G8 in Niedersachsen ein Erfolg wird. Unsere Kinder sollen für Studium und Beruf ideal vorbereitet sein.

Und zuletzt ein Appell an Sie, meine Damen und Herren! Alle gemeinsam sollten wir das Abitur nach 12 Jahren als Chance sehen. Am Montag am runden Tisch habe ich zumindest festgestellt: Wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, dann wird G8 zu einer einmaligen Chance für die junge Generation!


"Wettbewerb auf Augenhöhe" ist gut, besser jedenfalls als weiter unten; was die Sprachrichtigkeit angeht: ein paar Fehler drin* ... aber das wird noch ... via Bildungsclick

*... so ähnlich wie bei Netto heute: Plakat über der Kasse, das für sowas wie die Nettopaybackkarte wirbt:
(Abb. ec-Karte:) "ohne Punkte" - (Abb. nettocard:) "mit Punkte"
logonetto

Siehe auch G8 revisited

G8 revisited

Zu dem Bericht vom 4. März:
Dass unsere Kinder in der Schule belastet werden, steht außer Frage. Ob das Maß jedoch so hoch ist, dass Inhalte gekürzt werden sollten, ist fraglich. Schließlich sind die Schulen die Hälfte des Jahres völlig geschlossen (104 Sonnabende und Sonntage, 80 Ferien- und Feiertage). In der verbleibenden Schulzeit fällt der Unterricht flächendeckend bis zu 20 Prozent dann irgendwie aus. Im Abiturjahr fällt der Unterricht nach den schriftlichen Arbeiten zwei Monate bis zu 95 Prozent aus. Auch 32 Schüler in einer Klasse sind immer noch ein Lehrerorganisationsproblem. Statistisch stellte der Staat schon 2001 für 13 Schüler einen Lehrer zur Verfügung (laut Bundesamt für Statistik). Das dürfte sich noch verbessert haben. Durch Abschaffung der 13. Klasse des Gymnasiums wurden bundesweit weitere 50 000 Lehrer völlig vom Unterricht befreit. Was machen die eigentlich? Und Ruhe ist das Letzte, was die Schulen brauchen. Wir leben auf keiner Insel, sondern in globaler Konkurrenz. Nicht nur in Singapur, selbst in den Niederlanden sind viele Kinder freiwillig bereits bis 20 Uhr in der Schule.
Burgwedel Gerolf K.
Gymnasiallehrer


Dies war ein Leserbrief in meiner LieblingsHAZ zu einem Artikel, in dem ich zitiert wurde. Wie auch immer: Ich finde, so etwas darf man als verantwortlicher Redakteur nicht veröffentlichen: Der Mann zeichnet immerhin mit seinem Namen und einer Berufsbezeichnung und wird durch die Veröffentlichung als pisamäßig unterste Stufe und bar jeder Kompetenz, einen Gedanken verständlich zu äußern und mit dem nächsten sinnvoll zu verknüpfen, geoutet!
Was die 50 000 Lehrer machen werden, die durch die Einführung des G8 hoffentlich völlig vom Unterricht befreit sein werden, wenn das denn eintritt, könnte ich sagen: Die schreiben den ganzen lieben langen Tag Blogs über das völlige Versagen des deutschen Schulsystems voll... Schließlich verstehen sie was davon ...

Update
... so wie Frau H-N (war wohl noch sehr früh!):
Interviews | 06.03.2008 07:20 Uhr
"Unsere Schüler müssen Freude am Lernen haben"
Elisabeth Heister-Neumann, CDU, Kultusministerin in Niedersachsen, im NDR Info Interview vom 6. März 2008


NDR Info: Muss das Turbo-Abitur für die Schüler erträglicher gemacht werden?

ElisabethHeister-Neumann: Ich bin zunächst erst einmal davon überzeugt, dass das G8-Abitur vernünftig ist. Wir sind in Deutschland quasi Schlusslicht in der Umstellung – das ist also weltweit Standard. Die andere Frage ist, wie man umsteuert vom G9 auf G8. Bei dieser Umsteuerung stellen wir fest, dass zumindest in einigen Schulen doch Klagen geführt werden, dass es nicht reibungslos läuft. Dann kommt es genau zu den Punkten, die Sie angesprochen haben – eben eine stärkere Belastung der Schülerinnen und Schüler. Das kann nicht sein. Wir müssen sehen, dass unsere Schüler auch in der Schule Freude am Lernen haben und deshalb müssen wir in die Feinheiten schauen. Das wird sicherlich heute auch noch mal Gegenstand der Diskussion während der Kultusminister-Konferenz sein.

NDR Info: Welche Feinheiten haben Sie denn da im Auge?

Elisabeth Heister-Neumann: In Niedersachsen haben wir übrigens schon angefangen, dass bei der Vermittlung der Inhalte wirklich auch darauf geachtet wird, dass die Umstellung von Rahmenrichtlinien auf curricular auch tatsächlich durchgeführt wird. (...). Wir haben bislang immer schwerpunktmäßig eine ganz bestimmte Stofffülle ins Auge gefasst und diese wird abgearbeitet. Bei dem curricular ist es so, dass man bestimmte Notwendigkeiten formuliert, mit Methodenlehre gleichzeitig und dann exemplarisch sagt – an ein, zwei, drei Beispielfällen soll gelernt werden, wie man mit diesen Fragen umgeht. Und das heißt nicht die Ansammlung von reinem Wissen, sondern das heißt, exemplarisch an bestimmten Dingen eben lernen, wie so etwas zu erlernen ist. Und das kann man sicherlich in einem Zeitraum von G8 auch erreichen.

NDR Info: Und wer müsste das dann entscheiden? Macht das dann der Lehrer jeweils vor der Klasse?

Elisabeth Heister-Neumann: Es sieht so aus, dass es von den Kultusministern der Länder über die Kultusminister-Konferenz auch sogenannte Bildungsstandards gibt - bestimmte Bereiche. Und diese Standards müssen eingehalten werden, sonst ist das gesamte Abitur natürlich in den deutschen Ländern nicht vergleichbar. Der Weg dorthin bleibt zu einem großen Teil auch wirklich der Schule vor Ort überlassen.

NDR Info: Würde das denn auch bedeuten, dass man womöglich auf ganze Fächer verzichtet?

Elisabeth Heister-Neumann: Nein, auf keinen Fall. Erstens sollte nicht auf Fächer verzichtet werden und zweitens, das mir auch ganz wichtig (...), dass wir auch die Hausaufgaben mit im Blick haben. Denn das ist etwas, wo ich die meisten Klagen höre. Dass auf der einen Seite diese Veränderung des Stoffplans, aber gleichzeitig die nicht in dem Maße durchgeführte Einbindung der Hausaufgaben ein Problem ist. (...) In seiner Freizeit muss der Schüler noch andere Dinge machen können, die für die Entwicklung und Bildung von Bedeutung sind. Und deshalb müssen die Lehrer, meines Erachtens, die Hausaufgaben stärker in die Lehrpläne miteinbeziehen.


Update vom 04.04.: Kultusministerin bleibt blass
Der unfreundliche HAZ-Artikel ist offenbar noch sehr freundlich gehalten. Teilnehmer berichten von fachlichem Desaster ....

Text - Thema - Kohärenz


„Thema“ ist ein Begriff, mit dem man über den bloßen Inhalt eines Textes hinauskommen will. Um das Thema
geht es, wenn die Frage ansteht, ob ein Text „verstanden“
ist. Aber wie ermittelt man das Thema, wenn man nicht einfach ein paar
Stichworte des Textes herausgreift („Thema des Textes ist das
Drama ‚Don Carlos‘.“)
Hier setzen seit vielleicht 30 Jahren neue Theorien über Text und Textualität ein, die mit dem Begriff der Kohärenz eines Textes arbeiten (und diesen von Kohäsion,
also den sprachlichen Mitteln, auf der Oberfläche
Zusammenhänge herzustellen, unterscheiden). Zu den Begriffen der
Textualität und der Kohärenz verweise ich auf die beiden
Stichworte im Glossar zur Textlinguistik von Eva Schoenke (Uni Bremen):
http://www-user.uni-bremen.de/~schoenke/tlgl/tlgldl10.html
http://www-user.uni-bremen.de/~schoenke/tlgl/tlgldl2.html#Koh%E4renz
Außerdem gibt eine Vorlesung von Lenders an der Uni Bonn: „Kohärenzformen und Texttypen...“, diskurs_2.pdf (fabelhaft!) sowie
http://www.cl.uni-heidelberg.de/~hellwig/texttheorie.pdf
(Bei
teachsam kann man allenfalls sein Wissen zum Wiederholen
überprüfen; die Ausführungen sind viel zu knapp.) Das
alles kann man in der 6. Auflage des Grammatik-Dudens (1998), Nr. 1422
ff. und Nr. 1450 ff., nachlesen.
Hilfreich ist vielleicht auch der Begriff der Textfunktion, wie er im Grammatikduden Nr. 1434 ff. eingeführt wird.
Nun weiß ich seit einiger Zeit, dass man erklärende Texte (Texte mit Informationsfunktion) wesentlich vom Frage-Antwort-Schema
her verstehen kann: Der Autor (nicht der Text!) will in seinem Text
eine Frage beantworten; der Text ist die Antwort, die in einem
Gedankengang entfaltet wird. Es kommt darauf an, Frage und Antwort zu
verstehen und die einzelnen (vom Autor zurückgelegten oder
vorgezeichneten oder konstruierten) Gedankenschritte zu
beschreiben; das ist aber etwas ganz anderes, als einzelne Stichworte
am Textverlauf entlang zu wiederholen oder zu paraphrasieren!
Zu Frage / Antwort siehe:
http://www.goethe.de/Z/50/commeuro/i4.htm
(In der DDR gab es bereits ein Frage-Antwortsystem:
http://www.dataleum.de/FAS%20Konzept/FAS-Konzept.html,1983;
vgl. auch die Hausarbeit von Christian Simon:
Konzept zur automatischen Kohärenzanalyse mit prototypischen
Fragen und einer Frame-basierten Wissensbasis, 2005, eine .pdf-Datei)
http://norberto42.kulando.de/post/2005/12/21/theoretische_texte_analysieren
http://norberto42.kulando.de/post/2007/09/14/sachtexte_und_
http://aktuell.de.selfhtml.org/artikel/gedanken/metatext/ (Textmodell)
Jeder Lehrer weiß das eigentlich längst, wenn er den Schülern erklärt, wie sie lernen sollen: den Lernstoff als Antwort auf Fragen lernen! Vgl. „Grundwissen Deutsch in Frage, Antwort und Erklärung“ (http://alt.school-scout.de/Abitur_Grundwissen_Deutsch.cfm);
20 Regeln zur Formulierung des Lernstoffs: http://www.manfred-kremer.de/supermemo/articles/20rules.htm
Jeder Lehrer weiß auch, dass in einem Bericht die Frage, was passiert ist, mit Antworten auf die 6 W-Fragen beantwortet
wird; jeder Lehrer weiß, dass die Satzglieder potenzielle Fragen
beantworten (Kohärenz innerhalb eines Satzes).
Ich habe diese Ideen auch schon zur Konstruktion von Gesprächen mit Autoren der Weltliteratur genutzt, die aus deren Aphorismen und den dazu von mir gefundenen passenden Fragen bestehen: http://norberto42.kulando.de/post/2006/09/27/ und http://norberto42.kulando.de/post/2007/07/26/ sowie http://www.lehrer-online.de/nietzsche-gespraech.php




Sind wir verpflichtet, unsern Irrtümern treu zu sein?

Durchaus sinnvolle Hinweise

Jugendfreunde

upload by Herr G.

Warum? Darum!

1974 war der Zeitgeist bis ins Salemer Schloß vorgedrungen. Die Schüler verließen das durch Anspruch und Schulgeld als Eliteanstalt ausgewiesene Internat, um gegen die allzu rigide Schulordnung zu protestieren. Sie zogen vorübergehend zu den Bauern, in deren Scheunen sie ihre Porsches vor den Augen ihrer Erzieher versteckt hatten. Mit diesen Fluchtfahrzeugen entkamen sie hin und wieder dem asketischen Erziehungsarrangement von Salem mit kaltem Duschen, Morgenlauf und Schulappell. Damals verhandelte der frisch gebackene, gerade 34-jährige Schulleiter Bernhard Bueb noch mit Schülern, und man einigte sich im Gespräch auf eine neue Schulordnung.
Bernhard Bueb ist seit einem Jahr pensioniert. Er wurde nun von der in Bildungs- und Erziehungsfragen gleichermaßen engagierten wie kompetenten Redaktion der Bild-Zeitung zum „strengsten Lehrer Deutschlands“ ernannt. Diese Auszeichnung, denn als solche ist diese Zuschreibung gemeint, diese Auszeichnung bekam der Pensionär für sein Buch „Lob der Disziplin“. Darin fasst er seine Erziehungserfahrungen mit der angehenden Elite der Nation zusammen. Eine seiner Schlussfolgerungen: Verhandelt wird nicht mehr, damit hat er in 32 Jahren Salem nur schlechte Erfahrungen gemacht.
In englischen Internaten werde jede Aufforderung eines Erziehers reflexhaft mit einem „Yes Sir“ quittiert, so wie wir es auch aus den Filmen über amerikanische Kadettenanstalten kennen. Verlangte er dagegen von seinen Zöglingen, dass sie ihr Zimmer aufräumen oder den Mülleimer leeren, so bekam er immer nur ein „gleich“ oder gar ein „warum?“ zu hören. Damit muss Schluss sein, meint Bueb. Ja, das ewige Gerede um irgendwelche Kleinigkeiten, das kennen auch wir ganz normalen Eltern, und so fühlen sich auch die Bild-Leser, die seine Erziehungsratschläge als Serie verfolgen konnten, bei diesem Elite-Erzieher gut aufgehoben. Klare Ansagen brauchen die jungen Menschern, und auf die Nachfrage nach dem Warum schadet auch nicht eine so herrlich naive, wie er sagt, Antwort wie die seiner Mutter: Darum! Wahre Autorität braucht keine Legitimation, sagt er.
Schülermitverwaltung? Ein demokratischer Irrweg, meint Bueb. Viel besser funktioniert doch das englische System, wo Vertrauensschüler nicht gewählt, sondern ernannt werden und für ihre Aufgabe mit einer Reihe von Privilegien belohnt werden, bis hin zu Rangabzeichen, die er auch in Salem wieder einführen wollte. Endlich mal eine Schule, in der man wirklich etwas fürs Leben lernt.
Dass Autorität legitimiert sein will und hinterfragt werden muss – für Bueb ist das eine bedauerliche Spätfolge des Nationalsozialismus, der Autorität und Gehorsam in Verruf gebracht habe. Auch von dieser Erblast müssen wir uns befreien, meint er. Vergessen wir also, dass es einen realen Zusammenhang gibt zwischen dem autoritären Charakter und dem Nationalsozialismus, zwischen der Erziehung zum Kadavergehorsam, etwa in amerikanischen Offiziersschulen, und der Bereitschaft, Menschen zu demütigen und zu foltern, zum Beispiel in Abu Ghreib oder Guantanamo. Nun gibt es bei der Autorität ja immer die einen die befehlen wollen, und die anderen, die gehorchen müssen. Beides sind zwei Seiten ein und desselben autoritären Charakters. Und in Salem lernen potentielle spätere Alphatiere, wie Autorität funktioniert, erst mal als bedingungslose Befehlsempfänger, damit sie später ebenso bedingungslos befehlen werden.
Das Trachten des Menschen ist böse von Jugend auf, fasst er seine Erfahrungen mit faulen, lügenden, kiffenden und egoistischen Schülern zusammen. Für ihn ist Erziehung nichts anderes, als ständig dem Bösen im Menschen Grenzen zu setzen. Steht man nicht ständig regelnd und strafend hinter den Kids, dann laufen sie aus dem Ruder. Buebs Botschaft fällt auf fruchtbaren Boden bei einem Publikum, dessen Jugend-Bild geprägt ist von Berichten über die Rütli-Schule und vorm Computer verblödenden und vereinsamenden Kids. Und weil es so wenige Kinder gibt, haben auch immer weniger Erwachsene eigene Erfahrungen im Umgang mit ihnen. Kein Wunder, dass es mittlerweile kinderlose Menschen gibt, die sich nicht mehr trauen, mit der Straßenbahn zu fahren, weil da so viele Jugendliche sind.
Buebs Freund Frank Schirrmacher vom Feuilleton der FAZ hat ihn zum Schreiben des Buches ermutigt, er hielt bei dessen Vorstellung in Berlin die Laudatio. Schirrmacher lebt nun publizistisch davon, dass er die demografische Krise beschwört. Immer weniger Menschen sehen das Kinderkriegen als selbstverständlich an. Und nach der Lektüre von Buebs Ratschlägen werden sie sich fragen, warum sollten sie sich das antun und solch schwer zu bändigende, von Grund auf böse Wesen in die Welt setzen?

Von Karl-Heinz Heinemann
oder auch:
Über ein falsches Konzept und eine falsche Diskusion.
Zu dem Buch von Bernhard Bueb: Lob der Disziplin.2006.
SWR HF 2 AULA, 4.2.2007

Lehren als Lernbehinderung

Lehrer, Sisyphos der Schule
Lehrer zu sein, bedeutet einen unmöglichen Job zu machen: Schüler anerkennen zu wollen - sie aber in einem Auslesesystem demütigen zu müssen. Schule konditioniert darauf, Zertifikate zu ergattern, statt den eigenen Fragen an die Welt nachzugehen

...
die-lernendeBildungsadministrationen stecken heute viel Geld in die Fortbildung von LehrerInnen. Sie sollen "Methodentraining nach Klippert" üben - und zufrieden sein, wenn eine Schulklasse bei beliebigen Inhalten mit Spaß bei der Sache ist. Die Sache selbst ist nicht mehr näher begründungsbedürftig. Gelernt wird etwas, weil es eben dran ist und für die nächste Prüfung wichtig. Dieses Auf-die-Prüfung-Lernen macht die eigentümliche Struktur des Schulsystems aus. Es fußt gerade nicht auf der Anerkennung des Einzelnen mit seinen individuellen Interessen. Und es ist nicht an der Entfaltung seiner Weltsichten interessiert. Vielmehr stellt es ein System dar, das die Gesellschaft sich leistet, um Statuszuweisungen formal zu begründen.

Bei der notwendigen Gratifikationsvergabe in Form von Noten und Aufstiegsberechtigungen wird auch eine besondere Art der Anerkennung etabliert - allerdings nur für jene, die in den permanenten Notenwettbewerben in der Schule die Gewinner sind. Dazu zählen diejenigen, die "überm Strich" sind und sich für ihren Fleiß angeblich zu Recht zu den "Erfolgreichen" zählen. Dabei produziert das System unablässig aber eben nicht nur die Gewinner, sondern zugleich als unverzichtbares Komplement die Verlierer, die Versager und Gedemütigten.

Das alles ist durchaus bekannt, wird aber in der deutschen Variante besonders intensiv betrieben.

...

Guter Artikel von Frank Nonnenmacher in der taz vom 3.1.

oder auch heute: Wer länger zur Schule geht, lebt länger
Thomas Pany : Der "Education-Effect"

Ich hatte schon früher hingewiesen auf:
Klaus Holzkamp: Lehren als Lernbehinderung?
Schriften I, Berlin: Argument 1997

Man kann das alles wissen ...

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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