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CRISIS , WHAT CRISIS ? (XCII): Desintegrationsprozesse - PEGIDA im imaginären Raum?

Abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, wieso man diese popelig klingenden Abkürzungen wählt (die nach DDR-wie-BRD-Muff riechen à la JUMO, DEHOGA, HARIBO, Vokuhila usw.), und ich erstmal dazu neige, das auf der Ebene des Postillon zu erledigen ("Versehentlich mitmarschierender Moslem steckt 52 PEGIDA-Demonstranten mit Islam an "), spricht ja doch einiges dafür, das Phänomen genauer in den Blick zu nehmen (was ja nicht heißt, um Verständnis dafür zu werben). In der Süddeutschen Zeitung von heute findet sich dazu ein Gastbeitrag von Byung-Chul Han: Sehnsucht nach dem Feind:
    Aus der lähmenden Angst, abgehängt
    zu werden oder nicht mehr dazuzugehö-
    ren, befreien sich Menschen, indem sie ei-
    nen imaginären Feind konstruieren. Pegi-
    da - "Patriotische Europäer gegen die Isla-
    misierung des Abendlandes" - eröffnet ei-
    nen solchen imaginären Raum, in dem die
    Angst, die jeder für sich oder um sich hat,
    externalisiert wird und mit einem anderen
    Objekt, hier mit dem Islam, besetzt wird.
    Die externalisierte Angst entlastet die See-
    le. Das Objekt der Angst ist nun benenn-
    und bekämpfbar, selbst wenn es im Imagi-
    nären situiert ist. Vermittels des imaginä-
    ren Feindes erlangen Menschen wieder
    den Zutritt ins System. Über das Imaginäre
    finden sie ins System zurück, von dem sie
    sich abgehängt fühlen. Der Ausschluss des
    imaginären Fremden befreit sie von dem
    Gefühl, nicht dazuzugehören. Er erzwingt
    das Gefühl der Zugehörigkeit ins System.
    Auffallend für die Beteiligten ist, dass sie
    schweigend marschieren. Sie formulieren
    keine Ziele, stellen keine konkreten Forde-
    rungen auf. Sie weigern sich zu reden. Der
    Grund ist offenbar: Sie wollen sich nicht
    aus dem imaginären Raum hinausdrängen
    lassen. Hier hilft es wenig zu versuchen, sie
    auf die Realität zurückzubringen und sie
    darauf hinzuweisen, dass es in Dresden
    kaum Muslime gebe, dass von der Islami-
    sierung nicht die Rede sein könne. Sie ent-
    ziehen sich der Realität, um ihren imaginä-
    ren Raum zu schützen, der für sie befrei-
    end wirkt. Sie werden daher jeden Ver-
    such, sie auf den Boden der Realität zurück-
    zubringen, aggressiv abwehren. Hier liegt
    eine Verneinung vor, zu der nur eine Psy-
    choanalyse Zugang hätte.
    Die Protestierenden externalisieren ih-
    re Angst, indem sie sie auf den imaginären
    Feind beziehen. Hier ist wieder die Logik
    des Sündenbocks am Werk. Früher waren
    es die Juden, nun sind es die Muslime. Die
    Geschichte Wiederholt sich. Die Politiker
    schauen nur zu und begnügen sich mit
    Ferndiagnosen. Oder sie schüren die
    Angst, um politisch daraus Kapital zu
    schlagen. Eigentlich sollten sie froh sein,
    dass die Wut der Protestierenden sich
    nicht gegen sie, sondern gegen den imagi-
    nären Feind richtet. Pegida ist das Zerrbild
    einer Gesellschaft, in der die Politik ver-
    sagt hat. Menschen begeben sich ins Imagi-
    näre, um sich das Gefühl zu verschaffen,
    wieder in die Gesellschaft zu gehören...
Dem Denkansatz liegt zugrunde, was Han schon in seinem (überwiegend verrissenen) Buch "Psychopolitik - Neoliberalismus und die neuen Machttechniken" augeführt (und ebenfalls in der Süddeutschen Zeitung - gegen Negri - in Stellung gebracht) hat:
    ... warum kein Klassenkampf mehr stattfindet. Das neoliberale Herrschaftssystem sei ganz anders strukturiert als die alten systemerhaltenden Mächte – nicht mehr repressiv, sondern seduktiv, also verführend. Dadurch sei die Unterdrückung nicht mehr so sichtbar wie in disziplinarischen Regime. Laut Han formt der Neoliberalismus aus dem unterdrückten Arbeiter einen freien Unternehmer, einen Unternehmer seiner selbst. Jeder sei heute ein selbstausbeutender Arbeiter seines eigenen Unternehmers, jeder sei Herr und Knecht in einer Person. Dadurch verwandele sich der Klassenkampf in einen inneren Kampf mit sich selbst. Und, besonders wichtig: Wer heute scheitert, beschuldigt sich selbst und schämt sich. Man problematisiere sich also selbst statt der Gesellschaft... (WISSEN BLOGGT: Vom Klassenkampf zur Selbstausbeutung)
Dass das Symptome von tatsächlich stattfindenden Desintegrationsprozessen sind (20,3 % der Bevölkerung Deutschlands von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen), dürfte nicht zu leugnen sein. Insofern halte ich den Deutungsansatz Menschen begeben sich ins Imaginäre, um sich das Gefühl zu verschaffen, wieder in die Gesellschaft zu gehören für durchaus tragfähig. Es lassen sich iÜ Verbindungen herstellen zu Heitmeyers Langzeituntersuchung gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit!

Andererseits muss es doch auch so etwas wie schwer blödheitsbedingte Menschenfeindlichkeit geben, sieht man sich das Panorama-Extra Pegida: Die Interviews in voller Länge an.

Politische Motive, hörte man auf Umwegen wieder von Ardisson, ließen sich nicht ausmachen, nichts als fremdbestimmte Wahnideen, manische Verfolgungswahnstimmungen und ein irrationales Verhältnis zur Realität. Auf wen träfe diese vorzügliche Definition nicht zu, bei Lichte betrachtet. (Kieseritzky - Anatomie für Künstler, S. 189)
... oder auch: Human intelligence 'peaked thousands of years ago and we've been on an intellectual and emotional decline ever since'


Dresdner Montagsandacht

= Pegida ist kein Randphänomen, sondern in Deutschland mehrheitsfähig (Florian Rötzer, tp 17.12.2014)

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Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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