Die anomische Herrschaft der Rackets (VI): The Badass Jihadis in Black try a Military Parade in Raqqa
... die marketingtechnisch und choreografisch aber eher in die Hose geht:
Trying to capitalize on its offensive in Iraq, the Islamic State held a military parade in Raqqa in northern Syria on Monday.The Iraqi-led group, which has held Raqqa — the largest city outside regime control — since last year, showed off a SCUD missile and US-made howitzers captured in Iraq’s second city Mosul. (By Scott Lucas, EA WorldView, Syria Daily, July 1, 2014)
Das ist doch keine Militärparade! Mit einer Scud-Rakete und einem Sammelsurium von alten amerikanischen Haubitzen, Humvees und nicht mal einheitlich weiß lackierten Toyota Hilux (und dem Gehupe, das eher an eine türkische Hochzeit in Gelsenkirchen denken lässt oder an den Autocorso zu Ehren der italienischen Nationalmannschaft in irgendeinem Sechzehntelfinale ... - ich weiß, dass das jetzt nicht korrekt ist!!)! Da hätten sich die Medienberater der ISIS mal Aufnahmen wie diese oder auch diese ansehen sollen! Das sind ordentlich widerlich inszenierte Militärparaden, die den gängigen Standards des Leviathan entsprechen und dem Islamischen Staat eines Serienmörders, der Kinder vor Eisdielen töten läßt, medial inszenierungsmäßig schwer überlegen sind!
Im beinharten ökonomischen Konkurrenzkampf auf dem Gebiet der privatisierten Kriegführung liegt Abu Bakr al-Baghdadi, was "proud tale of performance excellence and driven entrepreneurialism" angeht, damit aktuell performancemäßig doch etwas zurück. Wir beobachten das weiter ...
- Herr G. schreibt mir dazu:
Bei der Parade bin ich mir nicht ganz sicher. Eigentlich ist das besonders Furcht einflößend. Ähnlich wie die gröhlenden und hupenden Fans, deren Stimmung sehr schnell umschlagen kann. Gerade dieses bescheuert Karnevaleske drückt sehr schön die Asymmetrie der heutigen Kriegsführung aus. Und hinter der Fassade einer wohlorganisierten "ordentlichen" Parade lauert wahrscheinlich auch in der Realität das durchgeknallte Killerkommando (Apocalypse Now?).
+ bei Telepolis finden Sie jetzt ein Dossier Zerfallende Staaten
+ Die unglaubliche Reise der verrückten Terror-Miliz (FABIAN KÖHLER, Hintergrund, 1. Juli 2014)
= Nachtrag zu: Die anomische Herrschaft der Rackets (V): Gnadenlos platter, testosterongesättigter, marketingtechnisch zelebrierter Männlichkeitskult: The Badass Jihadis in Black vs. Blackwater
Die mit der Krise des Kapitals immer stärker um sich greifende Barbarisierung könnte ... den Zivilisationsprozess zwischen zwei Mühlsteinen, die bereits jetzt oft genug in Wechselwirkung treten, zermalmen: dem verwildernden Leviathan und dem blindwütig um sich schlagenden Racket...
So ist immer mal wieder anzufügen: Kurt Tucholsky, 1931
Die Militaristen irren. Es ist gar nicht die Aufgabe der Pazifisten, sie zu überzeugen - sie sollen vielmehr in einem Kampf, der kein Krieg ist, besiegt, nämlich daran gehindert werden, über fremdes, ihnen nicht gehöriges Leben zu verfügen.
Man mache sie unschädlich; einzusehen brauchen sie gar nichts.
Ich bin für militaristischen Pazifismus.
Ich auch. Aber wo ist dieser militaristische Pazifismus??... ich könnte versuchen, mich flach auf den Bauch zu werfen, aber ich habe Angst, dann vielleicht ohne Beine leben zu müssen. Ich habe nur mein Notizbuch und den Bleistift behalten. Ich werde sie wegwerfen, bevor ich mich auf das andere Bein stelle, und das muß ich, weil ich den Krieg satt habe und weil mir die Ameisen kommen ...
gebattmer - 2014/07/01 19:11
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/909745429/modTrackback