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Il y a des juges à Leipzig

"Der Soldat musste nicht damit rechnen, dass die an Recht und Gesetz (Art. 20 Abs. 3 GG) und damit auch an das geltende Völkerrecht gebundene Regierung der Bundesrepublik Deutschland im Zusammenhang mit einem Krieg, gegen den gravierende völkerrechtliche Bedenken bestehen, militärische Unterstützungsleistungen zugunsten der USA und ihrer Verbündeten beschließen und erbringen würde, und dass in diesem Kontext des Irak-Krieges die nicht auszuschließende Möglichkeit bestand, dass er mit seiner konkreten dienstlichen Tätigkeit in solche Unterstützungshandlungen verstrickt würde. ... Auf dieser Grundlage formulierte der Soldat für sich die Schlussfolgerung, er sei ›nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch verpflichtet, nach Kräften passiv und aktiv für die Wiederherstellung des Rechts und eine Beendigung der Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an der mörderischen Besetzung des Irak durch die USA (und andere) einzutreten‹. Der daraus resultierende Gewissenskonflikt ist in sich schlüssig und damit nachvollziehbar. ... Der Soldat hat hier die ihm erteilten beiden Befehle nicht ausgeführt, die er aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht auszuführen brauchte, weil er aufgrund der Schutzwirkung des Grundrechts der Freiheit des Gewissens (Art. 4 Abs. 1 GG) einen Anspruch darauf hatte, dass ihm durch seine zuständigen Vorgesetzten eine gewissenschonende Handlungsalternative zur Verfügung gestellt wird. ... Sein Verhalten lässt im Übrigen keinerlei Rückschlüsse auf ein mangelhaftes und unzureichendes Pflichtenverständnis oder auf eine fehlende Gesetzes- und Rechtstreue zu."


Kernsätze der inzwischen dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts nachgereichten Begründung für den Freispruch des Bundeswehrmajors Florian Pfaff vom Vorwurf der Gehorsamsverweigerung. Soweit bekannt, handelt es sich bei Pfaff um den einzigen deutschen Soldaten, der den Mut hatte, sich Befehlen zu widersetzen, die ihn wissentlich an dem von den USA und Großbritannien angezettelten Angriffskrieg gegen den Irak beteiligt hätten.
Mehr im Kommentar von Jürgen Rose im Freitag 41

Wiedergefunden

Karl Heinz Scherfling: Eishockey

Er: Gehen Sie manchmal zum Eishockey?
Sie: Ist das nicht Tierquälerei?
Er: Sie meinen Springreiten?
Sie: Nein. - Eishockey!
Er: Beim Eishockey gibts keine Tiere.
Sie: Woher soll ich das wissen; ich war noch nie beim Eishockey.
Er: Hätten Sie nicht mal Lust, mit mir zum Eishockey zu gehen?
Sie: Nein, ich kann den gequälten Ausdruck in den Augen der Tiere nicht ertragen.
Er: Sie meinen beim Springreiten?
Sie: Nein. - Beim Eishockey.
Er: Beim Eishockey gibts keine Tiere.
Sie: Ich war noch nicht beim Eishockey.
Er: (brüllt) Dann gehen Sie doch mal mit! - Dann wissen Sie, wie
Eishockey gespielt wird!
Sie: (heulend) Ich kann einfach keine Tiere leiden sehen!
Er: (brüllt) Beim Eishockey leiden keine Tiere!
Sie: (verzweifelt) Woher soll ich das denn wissen. Ich war ja noch nie beim Eishockey.
Er: Ich kann nicht mehr. Ich bin vollkommen fertig.
Sie: Ich bin ja auch so unglücklich.
Er: Irgendwie ist Eishockey nicht unser Thema.
Sie: Das ist mir auch noch nie passiert. Wir kommen ja überhaupt nicht weiter im Gespräch.
Er: Entschuldigen Sie, daß ich so gebrüllt habe.
Sie: Ich wollte mich ja gar nicht stur stellen. (Pause)
Sie: Vielleicht nehmen Sie mich ja mal mit zum Eishockey.
Er: Das ist jetzt ganz lieb von Ihnen, daß Sie das sagen. Eishockey ist
mein Lehen. (Sie weint wieder)
Er: Was haben Sie denn? - Sie brauchen sich das doch alles nicht so zu
Herzen zu nehmen...
Sie: Sie müssen mir aber versprechen, daß wir nach Hause gehen, wenn ich nicht mehr hingucken kann.
Er: Alles halb so wild. - Höchstens, daß mal ein paar Zähne aufs Eis fliegen. Mal 'n gebrochenes Nasenbein. Das sind die doch gewohnt...
Sie: (platzt heulend heraus) Die armen Tiere!

Ein wunderbarer Dialog. Kalle Scherfling war Texter der Lok Kreuzberg. Der Text ist erschienen in der Düsseldorfer DEBATTE 11/86.

lok krezbergDie Düsseldorfer Debatte ging nach kurzer Zeit ein, aus der Lok wurde die Nina Hagen Band und dann Spliff. Von der Lok gibt es noch "Gesammelte Werke 1972 - 1978".


Das Werk sei hiermit empfohlen; - auch das Stöbern im PLÄNE-Archiv.

Wieder gefunden

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind von Herrn (...) mit der Wahrnehmung seiner Interessen betraut worden. Unser Mandat verwahrt sich mit Nachdruck gegen die von Ihnen implizit erhobene Behauptung, er sei »Deutschland«. Diese Behauptung ist nachweislich falsch. Die einschlägige staats- und völkerrechtliche Literatur lässt hieran keinen Zweifel. Auch der Umstand, dass unser Mandant qua Geburt, ohne dass dabei oder später sein Einverständnis eingeholt worden wäre, offenkundig mit der deutschen Staatsbürgerschaft ausgestattet worden ist, rechtfertigt nicht Ihre unzutreffende Unterstellung.

Des Weitern lehnt unser Mandant ...


Der Kutter | Mittwoch, 28. September 2005, 19:29 Uhr



"Sinnpassepartout"

"Hospitality Area" (Bereich für schwer hospitalisierte Kopfwackler, dachte ich, war aber die B-Promi <- ekelhaftes Wort/ Ecke beim Robbie-Williams-Konzert in der Hauptstadt)

- beide heute irgendwo im Feuilleton der Süddeutschen (schon weg, morgen ist Altpapier)


Politische Motive, hörte man auf Umwegen wieder von Ardisson, ließen sich nicht ausmachen, nichts als fremdbestimmte Wahnideen, manische Verfolgungswahnstimmungen und ein irrationales Verhältnis zur Realität. Auf wen träfe diese vorzügliche Definition nicht zu, bei Lichte betrachtet.
Kieseritzky - Anatomie für Künstler, S. 189

The Tourist

raydtourist






Klick = Ray Davies`Video: The Making of




Klick hier = RAY DAVIES, YORK GRAND OPERA HOUSE, SUNDAY 25 SEP 2005 von last night an mp3 saved my wife

Marrakesch-Wolfgang

Was kommt als erstes Bild, wenn man bei google "Marrakesch" eingibt?
marrakeschSich lösen vom Alltag. Tief eintauchen - in die Lockungen des Orients. Dort nehmen sich die Frauen noch Zeit für die Spielarten der Liebe. Mann fühlt sich als orientalischer Sultan im Harem, der unter seiner Lieblingsfrauen wählen kann. Zu den liebenswürdigen Gesten der Gastfreundschaft gehört das Marrakesch-Extra-Service beim Entree: Herren, die an der Garderobe nur den Mantel abgeben wollen, bekommen gleich da auf Glanz - ihre Schuhe poliert. Wer beim Anblick vieler Schönheiten ins Schwitzen kommt, kann ja fürs erste Dampf ablassen gleich in der Sauna und wird gleich weiter verwöhnt. Seit 20 Jahren ist der Marrakesch Nightclub im Westen Wiens ein Begriff für Kenner.
Mann weiß, was Mann erwartet, sogar zu ganz bürgerlichen Preisen. Zum nur reinschnuppern in das Marrakesch braucht keiner mehr ein Öl-Scheich zu sein. Gäste kommen auf einen kleinen Braunen herein und nehmen sich oft eine große Schwarze....

Täglich geöffnet von 18 bis 5 Uhr früh.

Wien 14., Linzerstrasse 199, Tel. 914 99 76
www.orient.at

piechund gerdDas wär doch ne Adresse, um sich mal wieder zu treffen:

Piech's era
Schroeder's not the only who's job is on the line. His close friend Ferdinand Piech, chairman of VW's supervisory board and former VW CEO, increasingly is coming under fire.

The VW executives who are now being bashed in the media launched their careers during Piech's reign. The Wolfsburg Way, which is to court friends, intimidate opponents and make employee representatives compliant, came into being during Piech's era.

German newspapers are full of VW scandal stories every day. These stories allege that VW business trips turned into sex parties and that family members of prominent union officials were provided with new cars for practically nothing.

Schroeder's Social Democratic Party was given VW buses for campaigning during elections. Friends of the Social Democratic Party got lucrative jobs in such organizations as the VW Sound Foundation. The company paid former VW employees' salaries when the government already was paying them as full-time politicians.

Piech's 'hobbies'
The German press also has reported that works council members, politicians and even journalists were offered consulting contracts, free trips, hotels and women, financed from company coffers.

While all this was happening Piech pursued his "hobbies."

He bought and restored luxury brands such as Bugatti. At great expense he developed a Climatronic air conditioning system that offers direct and indirect ventilation and had it installed in a monster-sized, upper-premium sedan called the Phaeton.

Piech's family business, Porsche Holding Salzburg, also won contracts to import VW models into Hungary, Romania, Serbia and other growth markets in central and eastern Europe.

http://www.globalautoindustry.com/EUROtalkAUGUST2005.htm#VW

02299oid156097800Dann sollten Sie aber Marrakesch-Wolfgang auch einladen, schließlich ist es dem gelungen, mit Hilfe von Scholz & friends oder irgendwelchen anderen PR-Fuzzis (Tom Schimmeck: Arschlochalarm) eine schöne Geschichte in allen Medien unterzubringen: Wie der deutsche Arbeiter zum Deppen gemacht wurde, indem vorgeführt wurde, dass er fast so billig zu haben ist wie der portugiesische Niedriglöhner (komisch, dass der Slowene gar nicht mitspielen durfte), um ein komplett idiotisches Auto (werksintern: "A-SUV ... eine Mischung aus Emotionalität und Sachlichkeit" suedeutsche von heute) zu bauen. Nein, was haben sich die Wirtschaftsexperten in der Madsack-Redaktion (HAZ) gefreut! .... consulting contracts, free trips, hotels and women, financed from company coffers ??
Mit Sicherheit gibt's sowas für die Kollegen aus den Autoredaktionen ("Mobiles Leben"); wie wäre es sonst zu erklären, dass einer sowas ablässt:

Alleine das donnernde Laufgeräusch der großvolumigen V6-Maschine ist den saftigen Eintrittspreis wert. Mächtig und mit hell-harzigem Timbre posaunt der Sechszylinder seinen Leistungswillen in die Welt und auch die dazugehörigen Fahrleistungen lassen den Brunftschrei glaubwürdig erscheinen ... Keine Traktionsprobleme und besonders die von Antriebseinflüssen bereinigte Lenkung machen gegenüber den frontgetriebenen Golf-Brüdern einen spürbaren Stimmungswechsel aus ... = ein Johannes Riegsinger über den R32, seinen eigenen Leistungswillen und seine dreckige Phantasie in der sueddeutschen von heute abspritzend.

Eine Wortkotze ohnegleichen, syntaktisch hemmungslos und mit schwach verankerten Sinngeländern ...

"Betreff: Arbeit in Deutschland"

Ace Cash Express Inc. bietet eine einzigartige Beschäftigungsmöglichkeit an. Seien Sie Ihren eigenen Boss, planen Sie Ihren Arbeitsplan so, wie es Ihnen guenstig ist, arbeiten Sie zu Hause und bleiben Sie bei Ihrem PC!

Wir sind eine junge und aufstrebende Finanzgesellschaft. Wir suchen organisierte, verantwortliche und motivierte Personen, die sich unserem erfolgreichen Team anschließen wuenschen.

Die Hauptforderungen:

- das Alter 18 +
- Legaler Aufenthaltsstatus am Territorium des Landes
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Der erfolgreiche Kandidat wird fähig sein, die guten kommunikativen Fertigkeiten zu demonstrieren und wird erfolgreich im großen Team arbeiten.

Bitte setzen Sie sich mit unseren Managern in Verbindung und legen Ihren Lebenslauf bei.

Ihr persönlicher Manager:


E-mail: william.jacobson@ace-cash-express.org

Mit herzlichen Grüßen,
Ace Cash Express Inc.

1xUnd jetzt der Knaller: Abesender der E-mail ist gar nicht ACE (eine texanische Drückertruppe wie der AWD), sondern Lee Dobbs! Genau. Der Lee Dobbs, der in Santa Barbara Tankverschlüsse verscherbelt, in denen man Ersatzschlüssel verstecken kann. Schade nur dass die seit heute 34$ kosten. Gestern hätte man sie noch für 29 bekommen! Mann, ist das Internet ne spannende Veranstaltung!

Wenn der Beat Club auf den Kanzlerfreund kommt

beatclublogo_2oder: Gut, dass Leckebusch das nicht mehr erleben musste, wie ein Herr Sonntag und Radio Bremen, was doch hätte interessant werden können, RTL2-mäßig zur Unterschichtenfernsehparty machten: schlechte Regie, saumäßig zusammengestoppelte Clips, keine Ahnung von der Sache. Und wer sind eigentlich Kim Fischer und Dirk Böhling? Und was haben die Agenturen für die Auftritte der - abgesehen von Carl Carlton - drittklassigen und abgehalfterten Schützenfest-Acts gezahlt? Nachdem bei Hinz und Kunz die Tourdaten eingeblendet waren, Niedecken sich an "Like a rolling stone" vergangen ("Wo sind eure Hände?"//Schunkel, Klatsch, Glotz gerührt// und Maffay ungefähr 23X "Halt dich an mir fest" //Schukel, Klatsch// gesungen hatte, plätteten die Scorpions "I can't explain" (Klaus Meine - auch 23x -: "She drive me out of my mind", um dann die Zuschauer, die auch schon bei der ersten Folge am 25.9.65 dabei waren, aber nichts sagen durften (... was hätten sie auch sagen sollen?), mit Trommelstöcken zu bewerfen).
Der eine tut so, als wär er Kanzler, und der andere, als wär er Rock-Musiker.

soap10I'm a star.
You're not a star, Norman. You're just a plain ordinary little bloke and even if you walked down the street in a silver suit people wouldn't recognise you. You're dull, ordinary and uninteresting! You're a drag!


Singers come and go,
And stars fade away.
They vanish in the haze
And they're never seen again,
But they can't stop the music playing on.
Raymond Douglas Davies: Soap Opera, 1974/5
oder auch: http://www.nostalgiacentral.com/sixties.htm

a never-ending cyclone of poverty

... Hurricane Katrina also underscores a much larger problem: the growing number of Americans trapped in a never-ending cyclone of poverty. And while it may be too early to apportion blame definitively for the mishandling of the hurricane, even President Bush's own administration acknowledges that America's poverty is worsening on his watch.

The U.S. Census Bureau reported a few days ago that the poverty rate rose again last year, with 1.1 million more Americans living in poverty in 2004 than a year earlier. After declining sharply under Bill Clinton, the number of poor people has now risen 17 percent under Mr. Bush.

If it's shameful that we have bloated corpses on New Orleans streets, it's even more disgraceful that the infant mortality rate in America's capital is twice as high as in China's capital. That's right - the number of babies who died before their first birthdays amounted to 11.5 per thousand live births in 2002 in Washington, compared with 4.6 in Beijing.

Indeed, according to the United Nations Development Program, an African-American baby in Washington has less chance of surviving its first year than a baby born in urban parts of the state of Kerala in India.

Under Mr. Bush, the national infant mortality rate has risen for the first time since 1958. The U.S. ranks 43rd in the world in infant mortality, according to the C.I.A.'s World Factbook; if we could reach the level of Singapore, ranked No. 1, we would save 18,900 children's lives each year.

So in some ways the poor children evacuated from New Orleans are the lucky ones because they may now get checkups and vaccinations. Nationally, 29 percent of children had no health insurance at some point in the last 12 months, and many get neither checkups nor vaccinations. On immunizations, the U.S. ranks 84th for measles and 89th for polio....

The Larger Shame
By NICHOLAS D. KRISTOF
Published: September 6, 2005
http://www.nytimes.com/2005/09/06/opinion/06kristof.html?hp

Die Beerdigung der Sargträger

Mario Scalla im Freitag über Diverse Biografien und lehrreiche Bücher von, mit und über Joschka Fischer & Co KG

ampelWas ist das "rot-grüne Projekt"?
Wie mit vielem, von dem andauernd die Rede ist, so ist auch hier unklar, was gemeint sein könnte. Der "ökologische Umbau der Industriegesellschaft", die Förderung alternativen Wirtschaftens, die sozial etwas weniger brutale politische Ausgestaltung der Globalisierung, das sind einige der Antworten, die im Umlauf sind. Dass dieses Projekt von Karrieristen verraten wurde, ist eine gängige Sichtweise.

Plausibel wiederum ist die Ansicht, ein solches Projekt habe es nicht gegeben.

Allerdings erscheinen zwei Einwände sinnvoll. Es gab ein rot-grünes Projekt, das 1990 bei der Bundestagswahl, zu der Oskar Lafontaine als Kanzlerkandidat antrat, reale Chancen besaß, und es war zuvörderst und zuerst ein grün-alternatives. Mit ökologischen, anderen bürgerrechtlichen oder sozialkulturell motivierten Bewegungen konnten die Sozialdemokraten nichts anfangen. Es gab einige vorzeigbare Galionsfiguren, Lafontaine, Eppler und andere Versprengte und Wohlmeinende, die Einfluss gewannen, weil vieles, was aus diesen Bewegungen kam, unter großem Aufwand und Mobilisierungskraft in den achtziger Jahren, in der Gesellschaft mehrheitsfähig geworden war. Aber diese Entwicklung sollte nicht überschätzt werden; in seiner Partei musste ein Kanzler Schröder keine nennenswerten Korrekturen vornehmen.

Mit dem Wahlsieg 1998 stellte sich nicht mehr die Frage, ob dieses grüne und alternative Projekt in Politik umgesetzt werden könnte. Es ging darum, wie die gesellschaftlichen Mehrheiten, etwa für den Atomausstieg, gegen Rüstungsexporte oder für die Abkehr von der neoliberalen Politik, bekämpft und unschädlich gemacht werden können. Wenn jetzt also allerorten Abgesänge auf das "rot-grüne Projekt" zu lesen sind, ist zu entgegnen: Diejenigen, die bald abtreten, sind die, die das grüne und alternative Projekt beerdigten. Es geht also bei der anstehenden Wahl, kurz gesagt, um die Beerdigung der Sargträger.

Wie die Grünen für das Establishment zu nützlichen Personen werden konnten, ist zuweilen explizit, manchmal zwischen den Zeilen in diversen Publikationen nachzulesen. Natürlich steht dort auch, was für große Strategen diese Protagonisten doch sind, aber das ist für die jeweilige Gemeinde geschrieben und soll hier nicht weiter interessieren. Bemerkenswert ist auf jeden Fall, wie mit denen verfahren wird, die dem Aufstieg der Porträtierten im Weg standen. Wie etwa Michael Schwelien in seiner schon etwas zurück liegenden Biografie Joschka Fischers - mit dem bezeichnenden Untertitel Eine Karriere - mit den von den Medien als "Fundamentalisten" etikettierten Personen umgeht, ist kaum zu glauben. Jutta Ditfurth und andere figurieren als eine Art Roadkill, als Kröten, denen vorsätzlich keine Auffangzäune gebaut werden. Mit welcher Schäbigkeit gemeinhin die Geschichte der Sieger erzählt wird, hat man in diesem Milieu gut gelernt.

Wie das so funktioniert, der große soziale Aufstieg, auch dazu findet sich gelegentlich in dieser sonst wenig ergiebigen Biografie der ein oder andere Hinweis. So hielt Fischer 1996 auf Einladung der Herbert-Quandt-Stiftung, die leider nicht weiter beschrieben wird, aber für Anlässe dieser Art berufen zu sein scheint, eine Rede in Maryland, USA. Selbige wurde unter anderem von Horst Teltschik, dem ehemaligen Kohl-Berater, als ministrabel gelobt und fortan der Kandidat als kooptierbar anerkannt. Die zweite Anekdote spielt nach der erfolgreichen Wahl 1998, aber noch vor der Amtseinführung der neuen Regierung. Bill Clinton bedrängte die neu gewählte Führungsspitze, seiner Kriegsdrohung für das Kosovo zuzustimmen. Der alte Kanzler Kohl signalisierte Zurückhaltung, der neue soll Fischer ultimativ gedroht haben, wenn er diesem Kurs nicht zustimme, könne er seine Amtsträume begraben. Auf diese Weise wurde die verbliebene systemische Inkompatibilität diesem grünen Prätendenten ausgetrieben und etwas später bekanntlich ähnlich rüde mit dem grünen Umweltminister verfahren.
...

Das Bildungswesen ist kein Wirtschaftsbetrieb

Fünf Einsprüche gegen die technokratische Umsteuerung des Bildungswesens

Wir laden ein zu einer Zusammenkunft von Erziehungswissenschaftlerinnen und Pädagogen am
Montag, dem 10. Oktober 2005, 12.30-17 Uhr,
Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Campus Bockenheim, Mertonstraße, Hörsaal IV
Bei dieser Gelegenheit sollen die folgenden fünf Einsprüche erläutert, diskutiert und der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

1. Wir wenden uns gegen die Illusionen einer alle politischen Parteien übergreifenden Bildungspolitik, die das Bildungssystem nach betriebswirtschaftlichen Mustern in den Griff zu bekommen sucht.
2. Wir widersprechen der völlig irreführenden Behauptung, bei der gegenwärtigen Umorganisation der Bildungsinstitutionen gehe es um mehr Autonomie von Schulen und Hochschulen.
3. Wir halten es für einen folgenschweren Irrtum, wenn behauptet wird, Erziehungswissenschaft erfülle ihren öffentlichen Auftrag nur dann, wenn sie unmittelbar verfügbare und kurzfristig nutzbare Ergebnisse für Politik und Praxis zeitige.
4. Wir protestieren gegen die weitere Aushöhlung von universitären Studiengängen - insbesondere auch in der Lehrerausbildung - durch ihre zunehmende Verschulung.
5. Wir bezweifeln die vorherrschende Meinung, die Festlegung und Durchsetzung von Leistungsstandards zur Überprüfung von Basiskompetenzen sei ein geeignetes Mittel, um der demokratischen Forderung nach größtmöglicher Gleichheit der Bildungschancen Genüge zu tun.

Andreas Gruschka (Frankfurt/M.), Ulrich Herrmann (Tübingen),
Frank-Olaf Radtke (Frankfurt/M.), Udo Rauin (Schwäb. Gemünd),
Jörg Ruhloff (Wuppertal), Horst Rumpf (Frankfurt/M.), Michael Winkler (Jena)

http://bildung.twoday.net/stories/905100/
- dort auch der vollständige Text als pdf.

nagin interview

Here is a mirrored copy of the mp3 of the WWL radio interview with Mayor Ray Nagin of New Orleans. Warning, strong language and reality check. Don’t believe everything you hear on CNN.

http://www.atypical.net/archive/2005/09/02/nagin-interview

http://wiki.nola-intel.com/index.php?title=Main_Page

http://www.wwltv.com/perl/common/video/yahooPlayer.pl

When The Levee Breaks

If it keeps on rainin', levee's goin' to break,
When The Levee Breaks I'll have no place to stay.

Mean old levee taught me to weep and moan,
Got what it takes to make a mountain man leave his home,
Oh, well, oh, well, oh, well.

Don't it make you feel bad
When you're tryin' to find your way home,
You don't know which way to go?
If you're goin' down South
They go no work to do,
If you don't know about Chicago.

Cryin' won't help you, prayin' won't do you no good,
Now, cryin' won't help you, prayin' won't do you no good,
When the levee breaks, mama, you got to move.

All last night sat on the levee and moaned,
Thinkin' about me baby and my happy home.
Going, going to Chicago... Going to Chicago... Sorry but I can't take you...
Going down... going down now... going down...


“Oh all das Weinen und Beten wird dir nicht helfen", heißt es in dem Song “When The Levee Breaks", den die Bluesgitarristin Memphis Minnie 1929 aufgenommen hat, “Wenn der Deich bricht wirst du alles verlieren". Zwei Jahre zuvor war der Mississippi über seine Ufer getreten und hatte auch New Orleans überflutet. Die Schwarzen der Stadt wurden damals zusammengetrieben und während der Wasserspiegel stieg, hinderten bewaffnete Truppen die Eingepferchten, daran, sich in Sicherheit zu bringen. Der Historiker John M. Barry beschreibt in seinem Buch “The Rising Tide", dass die Kapelle eines Dampfschiffes beim Ablegen höhnisch “Bye Bye Blackbird" spielte. Auch die Flut von 1927 war auf Grund von Gier und menschlichem Versagen zur Katastrophe geworden, schreibt Barry. Zu viele Dämme im Oberland des Mississippi hatten zu einem instabilen Flusssystem geführt. Detailliert beschreibt Barry, wie die Flut von 1927 die gesamte amerikanische Gesellschaft veränderte. Über tausend starben. Fast 300.000 Schwarze wurden gezwungen in unzureichend versorgten Flüchtlingslagen zu hausen. Das führte zunächst zu Rassenunruhen, dann beschleunigten die Flutfolgen die massenhafte Abwanderung der Schwarzen in den Norden, de Machtmonopole der weißen Großgrund- und Plantagenbesitzer fielen und das beherzte Eingreifen der Bundesregierung gab eine erste Ahnung von den umwälzenden sozialen Veränderungen, des New Deal.

Andrian Kreye: Wenn die Dämme brechen. In den Fluten von New Orleans stößt die Zivilgesellschaft an ihre Grenzen.
http://www.andriankreye.com/Katrina01.html

Nachtrag:
Louisiana (1927) - Randy Newman
What has happened down here is the wind have changed
Clouds roll in from the north and it started to rain
Rained real hard and rained for a real long time
Six feet of water in the streets of Evangeline

The river rose all day
The river rose all night
Some people got lost in the flood
Some people got away alright
The river have busted through cleard down to Plaquemines
Six feet of water in the streets of Evangeline

Louisiana, Louisiana
They're tyrin' to wash us away
They're tryin' to wash us away
Louisiana, Louisiana
They're tryin' to wash us away
They're tryin' to wash us away

President Coolidge came down in a railroad train
With a little fat man with a note-pad in his hand
The President say, "Little fat man isn't it a shame what the river has
done
To this poor crackers land

download link : http://rockdesiempre.blogspot.com/

Bretto und nutto

Otto Köhler im Freitag (32/05):
Brutto ist Angela Merkel die Kanzlerkandidatin aus dem Osten - netto kommt Schönbohm dabei heraus.

Moondog

moondog_grafikWhen Machines were mice and men were lions it was once upon a time. But now it is the opposite -it's twice upon a time.
Moondog - Stomping Ground - vielleicht erinnert sich die eine oder der andere an den CBS-Sampler Fill your head with rock von 1970: Nachfolger dieser psychodelischbuntgepressten That's Underground und Pop Revolution-Sampler: meine erste Begegnung mit Moondog (den ich hier schon längst lobpreisempfehlen wollte. Nun hat saidthegramophone kürzlich dazu geschrieben): strange words and strange sounds. Etwa 10 Jahre später fielen mir zwei Alben (als cutouts für eine Mark) in die Hände: Moondog in Europe und H'Art Songs; beide Ende der 70er in Bochum aufgenommen:

MOONDOG SINGING MOONDOG? REALLY! EVEN GOODNESS KNOWS THAT MOONDOG DOESN'T SING A SONG; HE SHOWS YOU HOW IT GOES.

Louis T. Hardin aka Moondog

Wüsste ich mehr über Musik, würde ich gern beweisen, dasss Moondog einer der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts war. Seine schönsten Lieder sind für mich Choo-Choo Lullaby (von H'Art Songs) und Paris (von Sax Pax For A Sax) - Hörproben bei Amazon, ein Interview von 98 hier, und die beste Seite = Tom's Moondog Website: Moondog's Corner (in Deutsch und Englisch). Dort auch dieser Überblick über Hardins faszinierende Biographie:

Once in a blue Moon(dog) ...

Am 26.05.1916 wurde Louis Thomas Hardin in Maryville, Kansas, geboren. Seine Jugend verlebte er in verschiedenen Teilen des Mittleren Westens. Im Alter von 16 Jahren verlor er das Augenlicht bei einer Explosion, als er mit einer Dynamitkapsel hantierte. Auf einer Blindenschule in Iowa kam er mit klassischer Musik in Berührung und erhielt seine erste musikalische Ausbildung. Er lernte Violine, Viola, Piano, Orgel, Chorgesang und Harmonielehre, studierte autodidaktisch weiter, indem er las, was ihm zum Thema Musik in Blindenschrift zugänglich war. Und natürlich trommelte er weiter. Seine Gehörbildung perfektionierte er so sehr, dass er musikalische Ideen direkt aus dem Kopf in Blindenschrift umsetzen konnte. So gut wie alle seine Kompositionen entstanden ohne Instrument. Den Namen "Moondog" legte er sich 1947 zu - nach seinem Blindenhund, der, so Hardin, "mehr als jeder andere Hund, den ich kannte, den Mond anheulte ".
1943 zog es Hardin in den "Big Apple", wo er "street life" als dichtender und musizierender Clochard führte. Bis in die frühen 70er Jahre war er meist an der Ecke der 6th Avenue und 54th Street anzutreffen, trug kleine Gedichte und Kompositionen zur Trommel oder auf einer Zither vor und verkaufte sie an Passanten. Fasziniert von der Lektüre der "Edda", legte er sich eine Wikingerkluft zu. Alte Fotos zeigen den Verehrer nordischer Mythologie mit wallendem Bart, weitem Umhang, langem Speer und gehörntem Helm - etwa so, wie man sich den Großvater von Hägar dem Schrecklichen vorstellen würde. Von manchen Passanten wohl als exzentrischer Sonderling oder gar als Scharlatan beargwöhnt, von zahlreichen Künstlern aber hoch geachtet, wurde Moondog bald zu einer Art Institution im Straßenbild von Manhattan. Zu den schönsten Anekdoten, die um ihn kursieren, gehört wohl jene, wonach das Hilton Hotel in der "New York Times" Anzeigen schaltete, in denen es seine Adresse mit "gegenüber von Moondog" angab. Wenn Hardin auch die Straße zu seinem Zuhause machte, ein sozialer Drop-out, ein verwahrloster Berber war er nie. Auf der Straße lernte er Musiker der New Yorker Philharmonie kennen, die ihn ihrem Dirigenten Artur Rodzinski vorstellten. Der lud ihn ein, den Orchesterproben in der Carnegie Hall beizuwohnen, wo Moondog dann auch jahrelang ein und aus ging und eine Menge über Orchestrierung lernte. Dort machte er die Bekanntschaft von Arturo Toscanini, Igor Strawinski und Leonard Bernstein. Nach Rodzinskis Weggang 1947 freilich war der skurrile Wahlwikinger in der Carnegie Hall nicht mehr ganz so gern gesehen. An seinen Straßenecken traf er mit Charlie Parker zusammen, der ihm vorschlug: "You and I should make a record together". Durch Parkers plötzlichen Tod blieb der Musikwelt jedoch eine "Bird Meets Moondog" - Scheibe vorenthalten. Das hätte spannend werden können.
Dagegen kam es zu anderen, wenn auch weniger spektakulären künstlerischen Begegnungen. Mit Julie Andrews veröffentlichte Moondog 1955 bei Angel Records eine sehr erfolgreiche Platte mit Kinderliedern. Mit Charles Mingus bestritt er irgendwann ein Konzert im Whitney Museum, mit Allen Ginsberg eine Dichterlesung. Janis Joplin nahm 1968 eines seiner Madrigale, "All Is Lonelines" auf. "Damit machte sie es kaputt", wie Moondog heute meint. Bei den Labels Mars, Prestige und Epic waren bereits Platten mit seiner Musik erschienen, als er in den späten 60er Jahren zwei Alben für CBS einspielte.
Dann plötzlich war Moondog aus New Yorks Straßen verschwunden. Als er nicht wieder auftauchte, hielten ihn manche für tot. In einer TV-Talkshow bedauerte Paul Simon, eines seiner großen musikalischen Vorbilder, Moondog, sei verstorben. Doch der Wikinger, der sich selbst gern als "Europäer im Exil" sah, weilte inzwischen im Land seiner großen musikalischen Vorbilder, der Klassiker: Moondog lebte in Deutschland - in Oer-Erkenschwick am Nordrand des Ruhrgebiets. Das Wikingerkostüm hatte er in den Schrank gelegt und gegen Wollmütze und Rollkragenpulli eingetauscht. Was war geschehen? Auf Vermittlung eines Freundes, des Organisten Paul Jordan, war Moondog 1974 vom Hessischen Rundfunk zu zwei Konzerten nach Frankfurt eingeladen worden und einfach in Deutschland, seiner eigentlichen musikalischen Heimat, geblieben. In Hamburg, Hannover und wenig später in Recklinghausen setzte er fürs erste sein Straßenmusikleben fort, trommelte in den Fußgängerzonen und verkaufte seine Gedichte. Bis er von der Studentin Ilona Göbel angesprochen und, zunächst nur für ein paar Tage, ins elterliche Haus nach Oer-Erkenschwick eingeladen wurde."Mein zehn Jahre alter Bruder" erzählte sie, "wollte ihn zu Weihnachten zum Essen nach Hause einladen, weil er ihm so leid tat. Aber keiner aus der Familie traute sich, ihn zu fragen. Und dann sah ich eine Platte mit seiner Musik - Orchesterstücke, gespielt von 45 Musikern, mit einer Menge Solisten. Die kaufte ich. Als ich seine Musik zum ersten Mal hörte, war ich ergriffen. Ich konnte nicht glauben, dass jemand, der solche Musik schreiben kann, so leben muß wie er. Da lud ich ihn nach Hause ein".
Ilona Göbel redete ihm die Wikingerkluft aus (O-Ton: "Was bist du eigentlich - Modedesigner oder Komponist?") und brachte ihn auf den Geschmack an einem mehr bürgerlichen Leben. Sie gab ihr Studium auf, nahm Moondog in ihre Obhut und machte das Haus zum "Komponistenparadies" für Louis Hardin. Sie lernte, seine Kompositionen aus der Blinden- in normale Notenschrift zu übertragen und gründete den Musikverlag Managarm, in dem seither alle Moondog-Werke gemeinsam mit ROOF Music verlegt sind.
ROOF Music brachte auf seinem Label Kopf-Records in den späten 70ern drei Moondog-LPs heraus. Danach wurde es in puncto Veröffentlichungen still um den Ex-Wikinger. Der freilich komponierte unermüdlich weiter. Auf fünfzig Symphonien und zahllose kleinere Stücke ist sein Oevre mittlerweile angewachsen.
Anderthalb Jahrzehnte nach seinem Weggang erlebte Moondog jetzt in New York ein vielbeachtetes Comeback. So plötzlich, wie er damals verschwunden war, tauchte er Ende ´89 wieder aus der Versenkung auf, wenn auch nur für wenige Tage. Das 10. New Music America Festival hatte ihn eingeladen, einige seiner Kompositionen aufzuführen. Bei dem Konzert, das am 16.November unter dem Motto "Meet The Moderns" in der Brooklyn Academy of Music stattfand, standen u.a. auch Uraufführungen symphonischer Werke von Butch Morris und John Zorn auf dem Programm. In einer Folge von musikalischen Widmungen an Musiker, die er einst kannte (Benny Goodman, Lester Young, Charlie Parker, Artur Rodzinski), sowie an die Städte New York und Paris dirigierte Moondog selbst das Philharmonische Kammerorchester Brooklyn.
Als ebenso ungewöhnlich wie seine Musik wurde dabei sein Dirigierstil aufgenommen. Moondog spielte nicht die traditionelle Rolle der dirigierenden Autoritätsfigur, sondern saß seitlich des Orchesters und gab auf einer Pauke den Beat vor. In einem Interview nahm er dazu Stellung: "Ich verstehe mich als Erster unter Gleichen. Es gibt quasi 40 Dirigenten, und jeder ist sowohl für seinen eigenen Part verantwortlich als auch für die gesamte Aufführung. Orchestermusiker reagieren durchaus positiv auf diese Idee. In meiner Musik gibt es keine Taktwechsel. Wenn ich in 4/4 anfange, höre ich auch in 4/4 auf. Sie brauchen bloß gerade durchzuzählen. Nur wenn unbedingt nötig, gebe ich mal einen Wink mit der Hand. Aber durchweg will ich, wenn sie einmal angefangen haben, gar nicht, daß sie mich ansehen. Sie sollen sich auf ihren Part konzentrieren".
Das Medienecho auf Moondogs Rückkehr hätte kaum überschwenglicher sein können. Die "New York Times" etwa und "People Magazine" begrüßten ihn in ausführlichen Beiträgen; zahlreiche Zeitungen hoben ihn per Foto aus dem restlichen Programmangebot hervor. Und in einer Rezension des Konzertes in "New Yorks Newsday" hieß es: "Nur neun kurze Nummern des blinden, gabelbärtigen Moondog machten den Abend lebendig. Für den 75-jährigen könnte das New Yorker Comeback erst den Anfang einer neuen Karriere bedeuten." CBS und ROOF Music wiederveröffentlichten seine früheren Platten als CDs.
Der Pop-Chansonnier Stephan Eicher zog ihn, bei seinem Album "My Place" (Phonogram), für ein Instrumentalarrangement des "Guggisbergliedes" heran, und Musiker der Guildhall School of Music führten anläßlich Moondogs 75. Geburtstages im Mai in London und Dartington eine Reihe seiner Saxophonwerke auf.
Im Januar 1992 führte das American Ballet Theatre Orchesterwerke Moondogs in Hollywood, Washington (Kennedy Center) und in der New Yorker Metropolitan Opera auf.
1994 legte der unermüdlich schaffende damals 78jährige Amerikaner wieder ein Album vor. "SAX PAX FOR A SAX". Eingespielt im englischen Bath mit dem LONDON SAXOPHONIC Ensemble, das in GB und in Deutschland wahre Begeisterungsstürme auslöste, u.a. auf der DOCUMENTA in Kassel, beim STUTTGARTER JAZZGIPFEL und beim MOERS NEW JAZZ FESTIVAL 1994. Bei der Produktion waren neben DAVID LORD als Produzent (u.a. PETER GABRIEL) mit DANNY THOMPSON und PETER HAMMILL weitere Größen der englischen Musikwelt beteiligt.
1997 wird das Album "Sax Pax For A SAX" in den USA veröffentlicht (Atlantic Records).
Moondog sieht sich als Klassizist. Sein kompositorisches Ideal ist der Kontrapunkt. Was aber auch moderne Musiker jedweder Colour (E, U oder Jazz) nicht davon abhält, von ihm beeindruckt zu sein. Von Philip Glass freilich fühlt Hardin sich nur halbrichtig verstanden, wenn der ihn als "the leader of the pack" bezeichnet; Glass selbst, aber auch Steve Reich und Terry Riley seien von Moondog beeinflußt. Tatsächlich arbeitet Moondog, ähnlich wie die Minimalisten, mit repetitiven Patterns, doch folgt er stets den Gesetzen des Kontrapunktes. Ein wenig schelmisch erhebt er deren Einhaltung gar zum Nonplusultra der Musik überhaupt. Daß ihm die Tendenzen der Neuen Musik zur Atonalität und zur Elektronik ein kompositorisches Greuel sind, versteht sich schon fast von selbst. Doch Moondog geht, nicht ohne augenzwinkernde Übertreibung, auch mit seinen klassischen Vorbildern streng ins Gericht. Mit geradezu diebischem Spaß "überführt" er selbst Bach oder Palestrina der Abweichung von den Kontrapunktregeln. Und doch klingt seine Musik nicht eben klassisch.
Klassische Techniken führen bei ihm zu einem unklassischen Resultat. Der Meister des Kontrapunkts komponiert so konsequent konservativ, daß es schon fast wieder revolutionär wirkt. In der formalen Strenge findet er seine musikalische Freiheit. Einen Hinweis zum Verständnis dieses scheinbaren Widerspruchs gibt Moondog selbst: "Mir kommt es so vor, als ob ich mit einem Fuß in Amerika und mit dem anderen in Europa stehe, oder mit dem einen in der Gegenwart und mit dem anderen in der Vergangenheit. Rhythmisch könnte man mich der Gegenwart, ja, der Avantgarde zurechnen; melodisch und harmonisch stehe ich dagegen sehr weit in der Vergangenheit".
Ob Songs oder Orchesterstücke, Kanons oder Madrigale, Werke für Orgel oder für Kammerensemble - fast immer ist seine zeitlos schöne Musik mit eigentümlichen Perkussionsrhythmen unterlegt, die Moondog selbst durchweg auf einer dreieckigen Trommel schlägt. Bisweilen entsteht sogar ein zwar eher "zickiger" als swingender, aber doch immerhin entfernt jazz-ähnlicher Beat. Tatsächlich bezieht Moondog sich auf traditionelle indianische Rhythmen, wie er sie als Kind in den Indianerreservaten von Wyoming kennenlernte, wohin ihn sein wanderpredigender Vater bei Missionsbesuchen gelegentlich mitnahm. Noch heute erzählt er gern davon, wie er auf Häuptling Yellow Calfs Schoß sitzen und die große Sonnentanztrommel schlagen durfte. Die Vorliebe für Perkussion ließ ihn nicht wieder los. Die "Indian Beats" wurden zu einer Art Herzschlag in Moondogs Musik.


Globalisierung

Wenn eine Firma Waren oder Rohstoffe billig im Ausland kaufen kann, dann ist das Globalisierung. Wenn eine Firma ihre Werke im Inland schliesst und billig im Ausland produzieren lässt, dann ist das Globalisierung. Wenn ein Bürger Musik billig im Ausland kauft, dann ist das illegal.
... schreibt netlib.weblog.

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Irak
Iraq Coalition Casualty Count
Bundesrepublik Deutschland
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Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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