Stimmt doch alles, Recht hatte er.
Warum klingt das aus heutiger Sicht so naiv hilflos ? Weil wir uns damit abgefunden haben? Könnte es sein, dass die naive Hilflosigkeit die des heutigen Hörers/Lesers ist und nicht die des Sängers, der am letzten Donnerstag an Lungenkrebs gestorben ist?
"Ned nur I hab so a Angst ned nur I hab so an Hass auf Euch die ihr uns regiert’s - tyrannisiert’s in Kriege fuert’s wir san nur Dreck fuer Euch. Vier Milliarden Menschen - vier Milliarden Traeume über die ihr lacht’s. Vier Milliarden Hoffnungen die ihr mit einem Schlag zunichte macht’s. Und ihr baut’s Raketen und Atomkraftwerke und dann Bunker - wo ihr Euch versteckt’s. Aber diesmal meine Herren koennt’s Euch sicher sein dass ihr mit uns verreckt’s. Vier Milliarden Leben, vier Milliarden Tode doch des is euch gleich. Hoert’s ihr Wissenschaftler, ihr Politiker ihr Maechtigen - wir fordern jetzt von Euch: Gebt’s uns endlich Frieden!
Nach der Veröffentlichung der 18. Sozialerhebung des Deutschen
Studentenwerkes ist die Diskussion um die beispiellose
Selektivität des Bildungs- und Hochschulsystems neu entbrannt.
Niemand hätte ernsthaft damit gerechnet, dass die 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes (PDF-Datei)), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde, eine positive Entwicklung des maroden Bildungs- und Hochschulsystems aufzeigen würde. Doch die Zahlen, die nun ungeschönt vor dem Betrachter liegen, beschreiben Sachverhalte, die grundsätzlich bekannt sind, eben doch mit besonderer Deutlichkeit.
Die Umfragen, die vom Hochschul-Informations-System (HIS)
im Sommersemester 2006 mit rund 17.000 Teilnehmern durchgeführt
wurden, zeigen einmal mehr, dass die deutschen Hochschulen vornehmlich im Hinblick auf die soziale Auslese ihrer Studierenden eine
internationale Spitzenposition beanspruchen können.
Von 100 Akademikerkindern können immerhin 83 ein
Hochschulstudium aufnehmen. Von 100 Kindern aus den sogenannten
bildungsfernen Familien schaffen es nur 23. Wer aus einer
Beamtenfamilie stammt, in der mindestens ein Elternteil eine
akademische Ausbildung genossen hat, bekommt demnach eine
fünfeinhalb Mal so hohe Bildungschance wie gleichaltrige und
vielleicht talentiertere Kinder aus Arbeiterfamilien. ...
"Wo früher der Gewinn zwischen Kapital und Arbeit mehr oder weniger fair aufgeteilt wurde, erwarten die internationalen Finanzmärkte nun eine Maximalrendite auf eingesetztes Kapital und nehmen auf prekäre Löhne oder Arbeitsbedingungen kaum Rücksicht."
So schreibt Herr Beck, der Vorsitzende der sozialdemokratischen Partei Deutschlands in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ein interessanter Ansatz, Geschichte zu betrachten: Welch idyllische Zeiten mag er im Sinn haben: die der Deutschen Arbeitsfront, fortgeführt in NordhoffPorschePiechs VW-IGM-SPD-Puff-Korporatimus (by the way: 1959 heiratete Ernst Piëch, einer der Enkel Ferdinand Porsches, des ehemaligen Wehrwirtschaftsführers Heinrich Nordhoff jüngste Tochter Elisabeth.)???
Es sei ihm eine Artikelserie aus der "Neuen Rheinischen Zeitung" vom 5. 6. 7. 8. und 11. April 1849 empfohlen, die seinerzeit zwei Politikberater, die der Sozialdemokratie nahestanden, veröffentlichten: Lohnarbeit und Kapital. Auch allen anderen LeserInnen empfohlen!
Albrecht Müller kommentiert Beck: Dieser Beitrag enthält nahezu keinen eigenständigen Gedanken, logisch nachvollziehbare sowieso nicht, aber dafür eine Unzahl von geliehenen Gedanken, Versatzstücken und Klischees. - und Lafontaines Rede vom 16.6.2007.
Robert Kurz ordnet ein - im Freitag:
Wenn die defensive Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn notwendig wird, ist das ein buchstäbliches Armutszeugnis für die herrschende Gesellschaftsordnung - Kampf um Mindeststandards kennzeichnete den Frühkapitalismus. Nach 150 Jahren sozialer und politischer Regulation haben die Krisenprozesse von Dritter Industrieller Revolution und Globalisierung Teile der Lohnabhängigen auf das Niveau des 19. Jahrhunderts zurückversetzt. Blamiert hat sich dabei jetzt schon die Gegenüberstellung eines angeblich sozialen "rheinischen" und eines neoliberalen "angelsächsischen" Kapitalismus. Tatsächlich ist die marktradikale Prekarisierung der Arbeit in Westeuropa nirgends so weit fortgeschritten wie hierzulande....
Er kommt ganz ausser Atem nach einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Vladimir Putin (auf dem G8 Gipfel), zu seiner Pressekonferenz getorkelt und sagt:
"Meine Damen und Herren,
Ich bitte sie meine Verspätung zu entschuldigen,
(grossen Grinsen)
welche auf Grund der Länge des Gespräches,
(schelmisches Grinsen)
welches ich mit Monsieur Putin hatte, zustande kam.
(tiefes Luftholen)
Was möchten Sie das ich mache?
(leichtes torkeln)
Soll ich auf Fragen antworten?
(leicht betrunkener Gesichtsausdruck)
Also…
(breites, wankendes Grinsen)
…gibt es denn Fragen?
(Grinsen über beide Ohren + wankender Körper),
Na Fangen Sie an..
(tiefes Luftholen + schnaufen)
Tja, ja, ja
(wird wieder seriös)
via Auslandsjahr
Orthographie und Zeichensetzung übernommen. Ist so ähnlich wie bei vielen Schülern: Komma wenn man Luft holt ... I.Ü.: Eigentlich nicht wert verbreitet zu werden, um sich darüber zu empören, dass ein Mitglied der politischen Klasse im Dienst einen in der Mütze hat. Was erwartet man: Dass er sich ordentlich benimmt? Na schön, wenn wir damit zufrieden sein wollen ...
Ich finde, er kuckt so niedlich, wenn er breit ist ... daher hier:
Till Bastian entwickelt in einem hoch interessanten Artikel im heutigen Freitag die These: Scham ist ... durchaus ein Problem der Moderne, und der "Pannwitz-Blick" ist gerade heute allgegenwärtig. Dieser die Grundfesten der Existenz bedrohende Affekt ist kein Aschenbrödel, sondern eher ein allgegenwärtiges Phantom: in immer neuer Gestalt sorgt er dafür, dass sich hilflose und ohnmächtige Menschen im Kern getroffen fühlen müssen, heute nicht weniger als vor tausend Jahren. Und manche Wunden der Scham heilen nie.
Die Ableitung der These kann den Leser schon mitnehmen: Wie aber steht es heute um Beschämung und Scham? Viele glauben, wir lebten in "schamlosen Zeiten". Diese Ansicht hat zum Beispiel der Ethnologe Hans-Peter Duerr in seiner Kritik an Norbert Elias (Der Mythos vom Zivilisationsprozess) vertreten, und ein Blick ins Fernsehprogramm, etwa in den Big-Brother-Container, scheint ihm recht zu geben. Es ist offenkundig, dass in der modernen westlichen Gesellschaft die Sexualscham von der Statusscham fast völlig verdrängt worden ist. Noch für Freud war die Scham ein Damm gegen sexuell motivierte Schaulust. In einer Zeit indes, in der Jugendliche sich auf dem Schulhof via Handy Sex- und Gewaltdarstellungen betrachten können, leben wir offenkundig unter anderen Bedingungen als einst in der viktorianischen Ära. Natürlich hat es auch früher Statusscham gegeben, aber sie bezog sich auf den Ehrenkodex privilegierter Schichten, etwa der homerischen Helden. Heute ist die Statusscham demokratisiert und infolgedessen allgegenwärtig; sie heftet sich vor allem auf die Verfügbarkeit über Gebrauchsgüter und Verhaltensoptionen. Ein Freund wurde etwa von seiner pubertierenden Tochter erbost zur Rede gestellt, weil er während des Schulfestes telefoniert hatte: "Wie kannst du mich nur so blamieren! Mit so einem alten Handy!" Das Wort "peinlich" fällt nicht ohne Grund in der Jugendsprache äußerst häufig. Die Scham ist der Unfähigkeit geschuldet, Dockers-Schuhe und Diesel-Jeans zu tragen. Die Bedeutung der visuellen Sphäre ist deutlich: Man schämt sich jetzt wie einst für den Anblick, den man bietet - aber nicht nackt und bloß, sondern uncool und ohne Markenware.
Eine rituelle Beschämung findet aber auch statt in der weitgehenden öffentlichen Ächtung ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen, etwa der "Hartz-IV-Empfänger", von Menschen also, die ein ehemaliger Spitzenmanager ungestraft als "Wohlstandsmüll" hat bezeichnen können. Wohin es führen kann, wenn große, ohnehin benachteiligte Randgruppen der Gesellschaft durch provokante Äußerungen schamfreier Politiker verhöhnt und beleidigt, also öffentlich beschämt werden, wie jugendliche Immigranten durch den damaligen Innenminister und heutigen Staatspräsidenten Sarkozy, ließ sich im Herbst 2005 in den Vorstädten unseres Nachbarlandes beobachten wie in einem sozialpsychologischen Experiment.
Interessant ist, wie Bastian die Verbindung zum Pannwitz-Blick herstellt ( einem Phänomen, das ich neulich in anderem Zusammenhang erwähnte Der entleerte Blick hinter der Kamera), den Primo Levi in seinen Erinnerungen an Auschwitz so eindringlich beschrieben hat. Dieser Blick des IG-Farben-Direktors Pannwitz richtet sich im Nebenlager Monowitz auf Häftling 174 517, auf Levi: "Mir ist, als müsste ich überall, wo ich hinkomme, Schmutzflecken hinterlassen", so erlebt sich der hilflose Auschwitz-Häftling unter dem Blick des übermächtigen Ariers, der - so Levi - "fürchterlich hinter einem wuchtigen Schreibtisch" thront *.
Die Spiegelung im Auge des Anderen
Das Gemeinschaftstier Mensch ist nun einmal dazu verurteilt, sich in den Augen der anderen zu spiegeln, auch dann, wenn diese Augen unbarmherzig sind. Wobei es für die tiefste Beschämung schon genügt, wenn wir sie für unbarmherzig halten, weil wir den abschätzigen Betrachter verinnerlicht haben. Bernard Williams hat auch dieses Thema erörtert: "Auch wenn sich die Scham und ihre Motivation in der einen oder anderen Weise immer auf den Blick des anderen beziehen, ist es wichtig, festzuhalten, dass für viele ihrer Operationen der imaginierte Blick eines imaginierten anderen ausreicht".
Die Spiegelung im Auge der anderen, ob imaginiert oder nicht, erhält jedoch eine neue Qualität durch die technische Reproduzierbarkeit der Abbildung und durch die damit mögliche zigtausendfache, auch weltweite Verbreitung ...
* Primo Levi - Ist das ein Mensch? Erinnerungen an Auschwitz, 1947: Wie Pannwitz mit dem Schreiben fertig ist, hebt er die Augen und sieht mich an. Zwischen Menschen hat es einen solchen Blick nie gegeben. … der wie durch die Glaswand eines Aquariums zwischen zwei Lebewesen getauscht wurde, die verschiedene Elemente bewohnen … Der jene blauen Augen und gepflegten Hände beherrschende Verstand sprach: 'Dieses Dingsda vor mir, gehört einer Spezies an, die auszurotten selbstverständlich zweckmäßig ist. In diesem besonderen Fall gilt es festzustellen, ob nicht ein verwertbarer Faktor in ihm vorhanden ist.
Ray Davies - X-Ray:
Perhaps everyone exists half in somebody else’s imagination. No one is totally human. We are all facets of someone else’s internalization. Visions of what they want us to be.
What if ....
Update 2010: Georg Seeßlen über die Gründe für die neue soziale Praxis des Fremdschämens:
1. Kann sich in einer medienpopulistischen Gesellschaft niemand mehr für sich selber schämen. Schamlosigkeit ist vielmehr die Voraussetzung für jede Karriere. Wer Erfolg haben will, und wollen wir das nicht alle, darf keinesfalls verschämt daherkommen. Haben Sie vielleicht schon einmal einen Finanzberater, einen Fernsehmoderator oder einen Wirtschaftsminister gesehen, der sich schämt? Das lassen die von anderen machen. Denn damit, dass man sich seiner selbst nicht mehr schämen darf, soll und kann, ist ein gewisses Scham-Bedürfnis des Menschen ja nicht vollständig aus der Welt geschafft. Die Lösung: Fremdscham.
2. Kann man umgekehrt in einer medienpopulistischen Gesellschaft auch niemanden einfach so verachten, bloß weil er oder sie brunzdumm, obszön, peinlich, aufdringlich oder sonstwie unerträglich ist. Das wäre nämlich arrogant und elitär. Die Lösung auch hier: Zeigt sich der Mitmensch als mehr oder weniger gewöhnliches Arschloch, dann verachten wir ihn nicht, wir schämen uns für ihn. Und zwar am besten so, dass er oder sie persönlich gar nichts davon merken. Eben das nennt man Fremdscham.
Ah yes, the one where she bumps the double-bass with her hips in the video. Typical of the sort of complex storytelling that Kate is prone to, about a woman who gives her wandering-eye husband some lame little letter-writing litmus test. You keep thinking this is one of Kate’s lesser songs, then you get caught singing “Babooshka, Babooshka, Babooshka, ya ya!” at the salad bar in the cafeteria at lunch by your co-workers. Probably spawned thousands of aspiring, misguided fretless bass players in the early 80s.
merkt man (wie ich schon häufiger feststellte) erst spät, dass einem etwas fehlt: schon 2003 starb Lu Lafayette -Jochen Peters-.
Vielleicht erinnern sich einige an seine BandWolfsmond:
Mit das Beste, was es an deutschsprachiger Rockmusik oder meinetwegen auch Popmusik gibt, JJCale-laid back, Brian Wilson würdigend, mit z.T. wirklich schönen Texten.
Als alter Rattles-Fan habe ich ihn damals bei The RATTLES #14 kennen gelernt.
note: the top picture is the never before seen original inner sleeve,rediscovered in the home of an unnamed fan/friend
it was made by the Fool Collective,of dutch painter Simon Posthuma,He also made a highly acclaimed album, together with his girlfriend Marijke. this blog is he first one worldwide to show it, and I am pretty proud of it.
Ich halte es übrigens für völlig angemessen, mehrmals im Leben seine Ansichten zu ändern. Häufig wird das ja mit diesem "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern"-Spruch denunziert. Es ist doch ganz offensichtlich so, dass man häufiger feststellen muss, dass Aussagen von gestern auf dem besten Weg in den Arsch sind bzw. schon immer da waren: man hatte es nur nicht bemerkt. Nun müsste man klassifizieren, was Aussagen dieser Art sind, um sie zu unterscheiden von Prinzipien, deren Aufgabe ganz anderen Kriterien genügen muss als nur dem der Nichtmehr-Bewährung an Lebenswirklichkeit (vgl. auch das geschundene Wort vom richtigen Leben im Falschen*). Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich damals die Beatles doof fand und entsprechend auch das jetzt zu feiernde Album und selbstverständlich das grausame Their Satanic Majesty's Request besser, dass ich das dann vor einigen Jahren korrigierte (beeinflusst durch George Martins Summer of Love und durch Brian Wilsons Aussage, dass das nun wirklich überzeitlich geniale Pet Sounds Album von den Beatles beeinflusst sei) und dass ich das jetzt wieder zu korrigieren geneigt bin, weil mir dies ganze Beatles-Oevre wie Kindergeburtstagsmusik vorkommt ...
* Zum zitierten Diktum Adornos: Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.
Auch ihn treibt ein Traum von Glück an – und dieser klingt seltsam idylisch, nicht etwa intellektuell oder politisch anspruchsvoll: Rien faire comme une bête, auf dem Wasser liegen und friedlich in den Himmel schauen, »sein, sonst nichts, ohne alle weitere Bestimmung und Erfüllung« könnte an Stelle von Prozeß, Tun, Erfüllen treten. – Und daneben seine durchaus materialistisch-humane Vision: Zart wäre einzig das Gröbste: daß keiner mehr hungern soll.
Und schließlich am Ende der Minima Moralia ein fast religiöser Satz – eine Religiösität ohne Gott
– und damit will ich schließen: Philosophie, wie sie im Angesicht der Verzweiflung einzig noch zu verantworten ist, wäre der Versuch, alle Dinge so zu betrachten, wie sie vom Standpunkt der Erlösung aus sich darstellten. Erkenntnis hat kein Licht, als das von der Erlösung her auf die Welt scheint: alles andere erschöpft sich in der Nachkonstruktion und bleibt ein Stück Technik.
Das gilt wohl auch für die Musik.
Leider ist in der öffentlichen Wahrnehmung offenbar völlig verloren gegangen, dass Verzweiflung eine moralische Kategorie und nicht ein individuelles Defizit ist (dem mit Pillen begegenet werden muss). Dass also Erlösung nicht individuell zu denken ist, müsste erst wieder ins Bewusstsein gerückt werden. Die Wissenschaft dafür könnte u.a. Fülberths Kapitalistik sein. Der Satz über die Philosophie gilt i. Ü. für alle Wissenschaft: gerade Naturwissenschaft, die nur Technik ist, bleibt blind und wo sie meint, daraus auch noch Geltungsansprüche ableiten zu können, wird sie doof.
Nina Hagen - Zarah (1983)
Als ich die Schellackplatten meines Vaters von Zarah hörte, waren die ungefähr 25 Jahre alt. Jetzt ist Ninas VinylZarahRemake etwa 25 Jahre alt ...
Davis zeichnet die globale Herausbildung der in den 1960er-Jahren als »Slums der Hoffnung« apostrophierten informellen Ansiedlungen nach – vom »Big Bang« der städtischen Armut im Verlauf der Verschuldungsdekaden der 1970er- und 1980er-Jahre bis hin zu den heutigen Megaslums von Sadr City oder Cape Flats. Von den überquellenden »Barricadas« in Lima bis zu den Müllhalden in Manila, überall hat sich die Urbanisierung von industrieller Entwicklung und ökonomischem Wachstum entkoppelt.
»Weder in der klassischen Sozialtheorie, weder bei Karl Marx noch bei Max Weber oder in der neueren Modernisierungstheorie wurde vorausgesehen, was sich in den Städten innerhalb der letzten 30 oder 40 Jahre entwickelt hat. Nirgendwo wurde die Herausbildung einer riesigen Klasse hauptsächlich junger Menschen vorausgesehen, die in Städten lebt, keine formelle Anbindung an die Weltökonomie hat noch irgendeine Chance, diese jemals zu bekommen. Diese informelle Arbeiterklasse ist nicht das ›Lumpenproletariat‹ von Karl Marx und sie ist nicht der ›Slum der Hoffnung‹. Diese informelle Arbeiterklasse repräsentiert eine von der Theorie völlig unvorhergesehene, beispiellose Entwicklung.«
In den armen Ländern des globalen Südens wird sich eine »gigantische Konzentration der Armut« herausbilden. Die Kapitalreproduktion in den Global Cities wird weitgehend ohne diese Menschen auskommen, die ihr Überleben auf dürftigstem Niveau werden organisieren müssen.
Ende des 19. Jahrhunderts zerstörten Dürren ungeheuren Ausmaßes wiederholt die Ernährungsgrundlagen in den Teilen der Erde, die heute "Dritte Welt" genannt werden. Zwischen 1876 und 1879 sowie zwischen 1896 und 1900 starben in den im Allgemeinen als klimabedingt definierten Hungerskatastrophen und nachfolgenden Epidemien in Äthiopien, Indien, China und Brasilien zwischen dreißig und sechzig Millionen Menschen. Als unmittelbarer Auslöser dieser wenig beachteten, aber ungeheuerlichen Massenvernichtung wurden in der Wissenschaft bisher Wetterphänomene wie El Nino verantwortlich gemacht. Doch die Natur allein ist selten so tödlich. Mike Davis legt in seiner faszinierenden und einzigartigen "Politischen Ökologie" des Hungers die Hintergründe zwischen Weltklima und Weltökonomie im imperialistischen Zeitalter frei, die zur "Geburt der Dritten Welt" führten und bis heute nachwirken. "Wir haben es mit anderen Worten nicht mit »Hungerländern« zu tun, die im Brackwasser der Weltgeschichte ins Abseits gerieten, sondern es geht um das Los der Menschheit in den Tropen, das sich just zu einem Zeitpunkt (1870-1914) änderte, als deren Arbeitskraft und Produkte zwangsweise in die Dynamik der von London gesteuerten Weltwirtschaft integriert wurden. Millionen starben nicht außerhalb des »modernen Weltsystems«, sondern im Zuge des Prozesses, der sie zwang, sich den ökonomischen und politischen Strukturen anzupassen. Sie starben im golden Zeitalter des liberalen Kapitalismus; viele wurden, wie wir sehen werden, aufgrund der dogmatischen Auslegung der orthodoxen Prinzipien von Smith, Bentham und Mill regelrecht ermordet."
Sehr empfehlenswert; wenn das Prädikat nicht so ausgeleiert wäre: spannend zu lesen, welch neue Perspektiven Davis' Politische Ökologie auf Geschichte eröffnet (als Paperback zZt für 20,00 € erhältlich).
Nachtrag: Erklärung des Verlages Assoziation (in dem Planet der Slums erscheint, - gegenwärtig Platz 6 der Sachbücher des Monats ) zur Durchsuchung der Verlagsräume am 09.05.07 im Vorfeld des G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm ...
schriebsang Franz Josef Degenhardt 1967. Zero G Sound dokumentiert das Burg Waldeck - Festival Chanson Folklore International 1967.
Degenhardts Klage bleibt ja aktuell: Es gibt in der populären Kultur bis heute keine wirkliche Aneignung dieser Tradition, die hegemonial, also irgendwie massenwirksam wäre: Degenhardts Klage wäre also zu ergänzen um:
aufgedunsene Gesichter im Muikantenstadel sie endültig erledigt:
Georg Seeßlen - über “Volksmusik”:
Die aufgedunsenen und geröteten Gesichter der Musiker sprechen eine eindeutige Sprache: Wir wissen, daß wir zu viel fressen und zu viel saufen, wir wissen, daß wir die häßlichen Deutschen sind, vor denen man sich auf der ganzen Welt fürchtet; wir sind hemmungslos senitmental und im nächsten Augenblick brutal; wir sind strohdumm, aber wir finden immer noch jemanden, der noch dümmer ist als wir, und über den lachen wir dann. Wir sind das Deutschland, das Ihr im Herzen habt.
Seit der Monks-Reunion vom letzten Jahr sind alte Bilder wieder zum Leben erwacht: Erinnerungen an einen der ersten Beat-Clubs mit einer höchst skurilen Band, die völlig aus dem Rahmen der (eigentlich ja überhaupt nicht) langhaarigen Liverpoodlians fiel:
Mein Freund Herr R. hat damals 18,- DM ausgegeben, um sich "Black Monktime" zu kaufen - eine gewagte Aktion, - gab es doch auch LPs, deren Besitz mehr Bewunderung und Anerkennung (und den Wunsch, sie mal aufnehmen zu dürfen) hervorrief.
Im zweiten Teil des Clips (ab 3:24) der immer noch (1966!!) geniale Track " How to Do Now"!!
Die Dame, die die Band ankündigt, traf ich letztes Jahr bei einer schönen Veranstaltung im Museum für Hamburgische Geschichte zur Eröffung der Sonderausstellung – BEATLES, BEAT & GROSSE FREIHEIT“: In einem Vortragssaal war Julian Dawson im Gespräch mit Ian Edwards - wie man heute sagt: einem Zeitzeugen: dem Chef von Ian & The Zodiacs. Das Gespräch hatte schon begonnen, da setzte sich neben mich eine Dame im weißen Hosenanzug: Uschi Nerke. Ich freute mich jemanden zu treffen, den ich schon so lange kenne und mit dem mich durchaus etwas verbindet. Das sagte ich ihr dann auch und sie erwiderte, dass es ihr genauso gehe. Das zur medialen Einwegkommunikation.
„
Am 2. Oktober 1966 liest der Schriftsteller Hubert Fichte im Star-Club von St. Pauli im Wechsel mit Beat-Gruppen Auszüge aus seinem, im Entstehen befindlichen Romanmanuskript Die Palette.
"Das Experiment dieser Texte mit heißer Beat-Musik war eigentlich keines: genau der hämmernde, unerbittliche, gelegentlich weiche, gelegentlich rasend harte Rhythmus dieser Musik ist die spontane Artikulation dessen, was in Fichtes Prosa bedacht, nein analysiert wird. Der sensationelle Erfolg dieser literarischen Lesung auf Hamburgs Reeperbahn, an der Entstehungsstätte der Beatles, hängt mit diesem mühelosen Synchron zweier Medien zusammen." (Fritz J. Raddatz)
"Hier, im 'heiligen Sanktus-Paulus-Village', erschlug der Beat die Prosa nicht; beide koexistierten, mehr: sie machten gemeinsame Sache, sie dementierten das angebliche Schisma zwischen der Sub-, der Pop-Kultur, die ihre Kleidung und Sprache und Umgangsformen hat, und der seriösen, der höheren, der dunkel gekleideten 'eigentlichen' Kultur. Dichterlesungen ist sonst oft ein Element der Verlegenheit eigen, herrührend aus der Anstrengung, die es kostet, sich zu einer feierlichen Kulturtat aufzuschwingen... Hier, im 'Star-Club', wurde eine andere Form ausprobiert, und sie funktionierte: Die Diskrepanz schien fast ausgelöscht. Der Dichter fand zwanglos ein neues Publikum." (Dieter E. Zimmer, Die Zeit, 7.10.1966)
"Ich möchte auch mal die fünf Beatles sein:
- Hier ist mein Sound. Ich steh vor euch. Das mach ich.
Zweitausend Menschen. Auf St. Pauli, die nie sonst ein Buch in die Hand nehmen." (Hubert Fichte, Die Palette)
Update 03/08:
Sensationelles Video: Ian & The Zodiacs und Hubert Fichte!!!
Did you know that this past Saturday was Malcolm X's 82nd birthday? If not, I can empathize. There were no flags-at-half-mast. No video montages on the local news. No words of remembrance from our "civil rights leaders." No official national recognition. Just another Saturday. It even momentarily slipped under the radar screen, here at Biochemical Slang.
Eff supremacy. I'll be confident that supremacy is loosening it's grip around my neck when my government, at the very least, acknowledges the existence of Malcolm X. Every yin needs a yang. Every Martin needs a Malcolm. Turn the other cheek, with a clenched fist in your pocket.
Believe it or not, the hippies may be ahead of the game with this one. Believe it or not, Berkeley city offices were CLOSED in recognition of "Malcolm X Day:"
"10-Punkte-Plan zur effizienten Ausbeutung eines Planeten mit halbintelligenten Lebensformen" - Erster Teil des 3-teiligen Animationsfilms zur Erklärung des Geld- und Bankenwesens von Max von Bock.
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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