Die Ästhetik des Widerstands

Peter Weiss, geboren am 8. November 1916 in Nowawes bei Berlin (heute Potsdam) als Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten ungarischer Herkunft und einer deutschen Schauspielerin, die bei Max Reinhardt spielte. Nach dem 1. Weltkrieg wurde Weiss tschechischer Staatsbürger, 1946 nahm er in seiner Exilheimat Schweden die schwedische Staatsbürgerschaft an. 1939 war er zusammen mit seiner Familie vor den nationalsozialistischen Ariergesetzen dahin geflohen. In Schweden schloss er sich eine Zeitlang auch der "Vänster Parti / Kommunisterna" (der eurokommunistischen KP) an.
Peter Weiss war Maler, Schriftsteller und Filmemacher. Der Malerei waren besonders die dreissiger und vierziger Jahre gewidmet, dem Film die fünfziger Jahre. Erste jugendlich romantische Texte schrieb er gegen Ende der dreissiger Jahre, inspiriert von seinem Idol Hermann Hesse. Surrealistisch inspirierte Prosa und Dramatik begleitete die filmischen Versuche - Experimentalfilme, Dokumentarfilme sowie ein Langspielfilm. Ums Jahr 1960 erregte der bisher weitgehend unbekannte Weiss Aufsehen, als die Prosatexte "Abschied von den Eltern", "Fluchtpunkt" und "Der Schatten des Körpers des Kutschers" erschienen.

Danach folgten die erfolgreichen Dramen "Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung von Herrn de Sade" und "Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen" über den Frankfurter Auschwitz-Prozess. In jener Zeit formulierte Weiss in seinen "10 Arbeitspunkten eines Autors in der geteilten Welt" sein sozialistisches Credo. Weitere Dramen bekräftigten den damit geschaffenen Weltruhm: "Viet Nam-Diskurs", "Trotzki im Exil", "Hölderlin" und schliesslich "Der neue Prozess". Die letzten zehn Schaffensjahre widmete Weiss dem riesigen Romankonvolut "Die Ästhetik des Widerstands", einer vielschichtigen Schilderung des antifaschistischen Widerstands. Am 10. Mai 1982 verstarb Peter Weiss in Stockholm.
Doch was besagen schon ein paar dürre biographische Angaben.
'Die Ästhetik des Widerstands', das in den Jahren von 1971 bis 1981 entstandene erzählerische Hauptwerk des Schriftstellers Peter Weiss, gehört zu den wichtigsten deutschsprachigen Romanen der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts. Im Zentrum des fast eintausend Seiten umfassenden Triptychons, das die Geschichte des Scheiterns sozialistischer Ideale und Kämpfe und das Ausgeliefertsein des Individuums in totalitären Zeiten abbildet, steht die Person eines fiktiven deutschen Widerstandskämpfers. Dieser Ich-Erzähler verlässt als Jugendlicher 1937 Berlin und gelangt über die Tschechoslowakei, Spanien und Paris nach Schweden. Da wie dort wird er Zeuge der Widerstandskämpfe gegen Nazideutschland und der Machtkämpfe innerhalb der Kommunistischen Partei. "Wer ist dieses Ich? Ich selbst bin es."
Der namenlose Protagonist ist in vielen Details dem Autor nachgebildet. Er gibt Peter Weiss Gelegenheit, durch seine literarische Trauer- und Erinnerungsarbeit eine sprachmächtige Aufarbeitung eines historisch entscheidenden Jahrzehnts in der Auseinandersetzung der Ideologien zu liefern. Am Ende steht der Fall des Faschismus, gleichzeitig entwerten sich aber auch die Utopien der europäischen Linken im sowjetischen Personenkult und in der weltanschaulichen Zerrissenheit der Arbeiterparteien. Darüber hinaus arbeitet sich Weiss auch an der für ihn persönlich relevanten Hauptfrage ab, inwieweit politische Notwendigkeit und individuelle Erkenntnis über ästhetische Zusammenhänge miteinander zur Deckung gebracht werden können - auch hier gelingt dem Autor eine bittere Synthese aus Kunsttheorie und Realitätsanspruch: Der Ich-Erzähler und seine Gefährten entwickeln nicht nur über politische Erörterungen und Einschätzungen, sondern ebenso über Lektüren und gemeinsame Kunstbetrachtung eine Art kollektive Weltsicht. Durch die Reflektion seines politischen Tuns wie durch die Deutung großer Kunstwerke erfindet sich der Erzähler im Roman eine eigene Position als geistiger Arbeiter, als freier Schriftsteller, der sich aber aus ebenso freien Stücken der Disziplin einer Kaderpartei unterwirft: "Für den Ruf nach totaler Zertrümmerung der Kunst hatten wir nichts übrig, solche Parolen konnten sich diejenigen leisten, die übersättigt waren von Bildung."

Gut fünfundzwanzig Jahre nach dem Tod von Peter Weiss, gut fünfzehn Jahre nach dem Zerfall des kommunistisch regierten Ostblocks liest man "Wehrt Euch"-Parolen auf den Straßen Berlins und im Osten Deutschlands, diesmal auf den Plakaten der politischen Erben der Nazi-Ideologie - und nicht als illegal hinterlassenes Signum des Widerstands gegen das NS-Regime wie im Roman 'Die Ästhetik des Widerstands'. Zu keinem besseren Zeitpunkt könnte man erinnern an einen der noch vor nicht allzu langer Zeit meistgespielten und meistgelesenen Nachkriegsautoren Deutschlands, an Peter Weiss und seine 'Ästhetik des Widerstands', die nun in einer fast zwölfstündigen Hörspielfassung, erarbeitet und realisiert von Karl Bruckmaier, vorliegt - immer noch monströs, immer noch schwierig, immer noch besessen vom Wunsch, auf der Basis von Vernunft und Verstehen eine bessere Welt zu errichten, ohne deshalb die Menschlichkeit abzuschaffen. ...
Update 11_08
Heute Abend ...
Peter Watkins - Privilege (1966)
... mit der Blues Band in der Blues Garage




für Herrn G.
Sehr empfehlenswert:

Every Monday evening Paul Jones administers a weekly dose of Rhythm and Blues, combining classics, new releases, specially recorded sessions, and the occasional interview.
Die letzte Folge ist immer für eine Woche zu hören bei BBC Radio 2.
Herr P., die Herren G. und ich waren uns einig: Paul Jones ist einer der begnadetsten Mundharmonikaspieler überhaupt und die Blues Band spielt wie kaum eine andere (Rhythm &) Blues so laid back und tight together, dass einem zweieinhalb Stunden Standards nicht eine Sekunde langweilig werden ... Dazu: Die wunderbar leichte britische Ironie in Sprache und Mimik der Herren Musiker ...
Nachtrag:
Sehr empfehlenswert auch die BBC 2 Show von

s. o. klick Listen Again
Anmerkung:
Die BBC-Links auf Bob Dylan's Theme Time Radio Hour are only available to listeners in the UK.
Update 2015:
Paul Jones ist immer noch auf BBC2 zu hören; - empfehlenswerter denn je!
ZB Yusuf, formerly Cat Stevens, speaks to Paul Jones about his latest album. Release date: 26 Nov 2014
Gimmicks



Spinal Tap is back, and this time the band wants to help save the world from global warming.
The mock heavy metal group immortalized in the 1984 mockumentary, "This Is Spinal Tap," will reunite for a performance at Wembley Stadium in London as part of the Live Earth concerts scheduled worldwide for July 7.
The original members of Spinal Tap will be there: guitarist Nigel Tufnel (played by Christopher Guest), singer David St. Hubbins (Michael McKean) and bassist Derek Smalls (Harry Shearer). Rob Reiner, who both directed "This Is Spinal Tap" and played the fake documentarian Marty DeBergi in the film, will also be in attendance.
Reiner created a new 15-minute film, which premiered at the Tribeca Film Festival in New York.
Video: Watch the new "Spinal Tap" film now:
http://www.liveearth.msn.com./spinaltap
Bonus:
The Big Lebowski - They Peed on my Rug
Stasi 2.0 (II)
Nicht immer gut, aber hier: bösartig: Mathias Richling als Schäuble.

Plasbergs Sendung im Archiv.
via swens blog
AUFKLÄRER SCHÄUBLE * Georg Fülberth: Big Brother ist kein Fiesling mehr - Ohne "inneren Feind" ist nun mal kein Staat zu machen
Ende der Vertraulichkeit
Auf dem Weg zum gläsernen Bürger: Der Überwachungskosmos der modernen Telekommunikation - Von Rolf Gössner
und nochmal die Empfehlung:
Vom Umbau des Rechtsstaats in einen Präventionsstaat
Heribert Prantl in der SZ
Lesen!
Nachtrag, sehr empfehlenswert:
20-Punkte-Heilplan gegen Dateninfantilität
Nachtrag 20.05.:

via un avis en passant

Die Dreigroschenoper


via Zero G Sound
Update: jetzt dort ein Hinweis auf eine Aufnahme mit Hildegard Knef und Curd Jürgens - wen immer das interessieren mag:

Kapitalismus ist gut
Nach Wellness: Selfness werden die Chefdenker des neuen Deutschland noch deutlicher: ein schönes Beispiel für Arschdenk aus meiner Lieblings-HAZ von neulich: Ein Denken ohne Sinngeländer, eine Wortkotze sondergleichen nach dem Motto: Wenn früher Zucker draufstand und Salz drin war, hatten wir ein Problem, jetzt müssen wir neu
>
Der neue Trendtag, auf dem Sie sprechen werden, hat das griffige Thema „Karma- Kapitalismus“. Was kann man sich darunter vorstellen?

Das hieße, dass der Kapitalismus aus sich heraus gut sein könnte.
Richtig. Das ist mein Thema. Das ist nicht nur ein kurzfristiger Trend. Dahinter gibt es auch einen harten empirischen Sachverhalt, der die These fördert – und das ist die Logik der Netzwerke selber. Der gute Kapitalismus wird aus dem Geist der Netzwerke heraus geboren. Einfach deshalb, weil sich in vernetzten Zusammenhängen kooperatives Verhalten lohnt. Es gibt immer eine wirtschaftliche Prämie auf moralisch angemessenes Verhalten.
.. nicht ganz klar, welche Frage sie nun eigentlich diskutieren wollen ...
Wenn harte empirische Sachverhalte Thesen fördern, ist das immer so eine Sache mit der Logik, wenn die Empirie nur aus Logik bestehen soll, weil die ja bekanntlich nicht so schwer empirisch ist, sondern vielleicht doch eher aus dem Geist (wenn auch nicht unbedingt der Netzwerke) geboren ist. Die wirtschaftliche Prämie auf moralisches Verhalten, die es immer gibt, ist dann wahrscheinlich die Einlösung von Aktienoptionen durch Herrn Kleinfeld nach seinem Abgang bei Siemens.
Aber es sind doch nicht alle Unternehmen so mit ihren Kunden vernetzt, dass es stets sofort Rückmeldungen zu gutem oder schlechtem Verhalten gibt.
Es liegt in der Natur des Trendtags, dass es hier eher um die Zeichnung eines Megatrends gehen soll als um eine Beschreibung unseres Alltags. Wir wollen nicht das erzählen, was jeder schon kennt, sondern neue Entwicklungen skizzieren.
Und eine davon markiert das Ende des Raubtierkapitalismus?
Nehmen wir mal den scheinbar härtesten Fall im klassischen Kapitalismus im Sinne von Raubtierkapitalismus: die Hedge-Fonds. Die kriegen aus der Perspektive des Karma-Kapitalismus eine ganz neue Funktion. Die machen sich schon jetzt die wachsende Boykottbereitschaft von Konsumenten zunutze. Sie wetten auf den Niedergang von Aktien durch Proteste und sind natürlich überaus hellhörig, wo es irgendwelche Proteste gegen Unternehmen gibt. Es gibt sogar eine Bank, die Verbindung zwischen Bürgerinitiativen und Hedge-Fonds herstellt. Das ist ein verrücktes Konzept, aber ein Signal für diese neue Zeit.
An zentraler Stelle in Ihrem Gedankengebäude befindet sich die Figur des Kunden.
Richtig. Und zwar der Kunde, der sich immer mehr als Bürger versteht. Ich glaube, man kann gerade eine interessante Wiederverschmelzung dieser früher getrennten Rollen beobachten. Die Kunden werden zu Wertewählern, und diese Wertewähler können sich auf dem Schauplatz des Marktes sehr viel besser ausleben als auf dem klassischen politischen Schauplatz, wo es gar nicht so leicht ist, sein Wertebewusstsein politisch zu artikulieren.
Hier könnte die Marx'sche Unterscheidung von Bourgeois und Citoyen helfen, obwohl irgendwie nicht ganz klar ist, wie Bolz das Wertewählen auf dem Marktplatz (nee, er ist ja von Haus aus Medientheoretiker: also: auf dem Schauplatz des Marktes) hart empirisch gesehen haben will: wahrscheinlich bei den Anrufern der DSDS-Menschenmarkt-Zurichtungsveranstaltungen ...
Bedeutet das ein Schwinden des Feldes der Politik?
In der Tat. Das politische Engagement der Bürger verlagert sich immer mehr in die Welt der Wirtschaft. Und sie bekommen darin ja auch immer die Unterstützung der Politik, die ja selber immer wieder einräumt, dass die Wirtschaft die eigentlich dominierende Wirklichkeit der modernen Welt ist. Insofern handeln die Bürger als Kunden ganz konsequent, wenn sie ihre politischen Ambitionen gleich direkt auf dem Feld der Wirtschaft anmelden.
Der Marxsche Gedanke der Entfremdung hat in dem Konzept des Karma-Kapitalismus natürlich keinen Platz?
Ich komme selber aus einer Welt, die mit diesem Begriff heftig gearbeitet hat. Ich glaube, man hat mittlerweile umgelernt. Man denkt nicht mehr in Klassenkampfkategorien. Stattdessen will jeder selber etwas tun und die Folgen seines Handelns dann auch konkret spüren. Dafür sind solche Dinge wie Boykott natürlich wunderbar geeignet.
Kann es sein, dass Sie sich vom Medien- theoretiker zum Gesellschaftstheoretiker gewandelt haben?
Nein, das kann man nicht sagen. Denn die Grundlage all dessen, was ich beschreibe, ist die Logik der Netzwerke. Für mich überschneiden sich die Bereiche immer mehr. Es wird immer schwieriger, Bereiche wie Medienwissenschaften, Soziologie, Philosophie fein säuberlich in Schubladen zu stecken. Die spannenden Themen findet man ohnehin nur an den Schnittstellen.
Das geht mir auch so: dauernd spannende Themen an Schnittstellen, wie Schwarm-Intelligenz oder Rudel-Demenz oder Herden-Bunzdummheit
Zensur: Den folgenden unerträglichen Quatsch zum Feminismus habe ich gestrichen ...
Nein, ich habe in meinem Buch „Die Helden der Familie“ alles untergebracht, was zu dem Thema aus meiner Sicht zu sagen ist. Das wäre mir viel zu langweilig, mich über meine eigenen Thesen immer wieder neu zu verbreiten.
Das Thema „Karma-Kapitalismus“ ist aber auch nicht ganz neu. Einer der letzten Trendtage widmete sich der „Schwarm- Intelligenz“, die im Grunde dasselbe Phänomen beschreibt.
Das stimmt. Ich hatte beim Thema „Karma-Kapitalismus“ auch das Gefühl, dass hier viele Fäden früherer Trendtage zusammenlaufen. So eine intellektuelle Kohärenz ist natürlich sehr erfreulich. Alles das, was bei früheren Trendtagen über Konsumentendemokratie oder die Vorteile von Kooperation gesagt wurde, fügt sich hier allmählich zusammen. Und daraus ziehe ich den größenwahnsinnigen Schluss: Es muss etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben.
Ein schöner Schluss: wenn sich was zusammenfügt, muss es was mit der Wirklichkeit zu tun haben! Ich stell mir das so vor: Bolz und Horx verstehen sich, was gut sein kann (wiewohl sie auf dem Schauplatz des Marktes natürlich konkurrieren um die jederzeit beste marktkompatible Verabschiede-das-Denken -ins-Karma-Idee) und halten das für einen Beweis dafür, dass das kleine Fenster zu dem, was sie für Realität halten, noch offen ist...
Ich nehme stark an, der Meyer-Arlt hat das veröffentlicht, um den Bolz bei den Lesern der HAZ endgültig fertig zu machen ....
Interview: Ronald Meyer-Arlt
Ausgabe: HAZ Datum: 03.05.2007
Nachtrag:
Heuschrecken-Alarm im Ashram
Jörg Auf dem Hövel berichtet vom Trendtag (tp)
Let's Get Lost With Chet Baker
Eine faszinierende Stimme, eine abgefahrene Drogen-Biographie ...

... und - vom Fotografen William Claxton perfekt in Szene gesetzt, auch aufgrund seines Aussehens und seiner Ähnlichkeit mit James Dean - ikonographiert wie später

Jim Morrison - a tribute
More Chet:
Chet Baker in Tokyo ' 87 - My Funny Valentine
Van Morrison & Chet Baker - Send In The Clowns
More Clowns:

- *
- *
- *
Vielleicht
waren ja Game Shows nicht immer so doof wie heute. Der Ausschnitt, den WFMU's Beware of the Blog gerade zeigt, mag u.a. dies deutlich werden lassen:
- GameShow-Moderatoren müssen nicht notwendig völlig blöde sein.
Ein Künstler kann als solcher im Fernsehen auftreten.
Pink Floyd war so neu nicht.
Echte Klänge sind lustiger als samples.
Here's John Cage performing Water Walk in January, 1960 on the popular TV show I've Got A Secret.
At the time, Cage was teaching Experimental Composition at New York
City's New School. Eight years beyond 4:33, he was (as our smoking MC
informs us) the most controversial figure in the musical world at that
time. His first performance on national television was originally
scored to include five radios, but a union dispute on the CBS set
prevented any of the radios from being plugged in to the wall. Cage
gleefully smacks and tosses the radios instead of turning them on and
off.
him fairly reverentially, cancelling the regular game show format to
allow Cage the chance to perform his entire piece.
Powered by ScribeFire.
Ein Hartz für Pierer

Die Enthüllung unschöner Tatsachen bei VW und Siemens ist Propaganda für die "Heuschrecken".
...
Damit kommen wir zur Aktionärs-Revolution. Ihr Ziel ist die Mobilisierung von Kapital an den Finanzmärkten, unter anderem durch den Erwerb und die Weiterveräußerung von Firmen. Der sogenannte Shareholder-Value besteht im Börsenkurs. Bisher galt der Stakeholder-Value. Darunter versteht man die Interessen möglichst vieler Beteiligter: Aktionäre, Management, Belegschaften, vielleicht sogar Kundschaft und Standort. Bei dieser Definition ist viel Ideologie im Spiel. Ihr Moment Wahrheit wird allerdings dann sichtbar, wenn man diese ältere Ordnung mit der neuen vergleicht. Da wird ein Betrieb erst interessant, wenn er billig erstanden und teuer wieder verkauft werden kann. Wo ein Unternehmen nicht langfristig funktionieren, sondern nur einen Preis abwerfen soll, kann man sich das Geld fürs Schmieröl sparen.
So ist gegenwärtig ein Kampf im Gange: Shareholder gegen den Verbund von Management, Gewerkschaft, Stammbelegschaften und korporatistischen Politikern. Als Müntefering im April 2005 von Heuschrecken redete, sprach er gegen erstere und für letztere. Die Enthüllungen von unschönen Tatsachen bei VW, Siemens und anderswo haben ebenfalls eine propagandistische Funktion, allerdings mit umgekehrtem Vorzeichen.
Wer zu keinem der beiden Lager gehört (zum Beispiel ein marxistischer Kleinbürger), kann sich mittlerweile überlegen, auf welches von ihnen er wetten will.
vollständig in konkret 05/07
The FineArt Of Playing The Bass II
Ich hätte diesen Beitrag auch unter der Rubrik Zuweilen
merkt man (wie ich schon häufiger feststellte) erst spät, dass einem etwas fehlt ablegen können:
Jaco Pastorius, am 1. Dezember 1951 geboren, starb am 21.September 1987 in Fort Lauderdale nach einer Schlägerei mit einem Türsteher, der zu Protokoll gab, den psychisch verwirrten Bassisten für einen aggressiven Drogenabhängigen gehalten zu haben.
Pastorius war in meiner Wahrnehmung (im Hinblich auf die Erweiterung von Hörgewohnheiten) neben Jack Bruce der interessanteste Bassist des ausgehenden letzten Jahrhunderts. Überwältigt war ich von seinem Spiel, als ich mir 1977 Don Juan's Reckless Daughter von Joni Mitchell kaufte.
Interessant ist diese Seite

ergiebiger noch diese:


Sein bestes Werk ist für mich
Les Incontournables
mit diesem Line_up (!!):
Othello Molineaux Drums (Steel)
Brett Murphey Trumpet
Melton Mustafa Trumpet
Brian O'Flaherty Trumpet
Jerry Peel Cor
Oscar Salas Percussion
Toots Thielemans Harmonica
Ron Tooley Trumpet
Paul Horn-Muller Drums (Steel)
Steve Roitstein Cor
Peter Gordon Cor
Peter Graves Trombone
Wayne Andre Trombone
Dave Bargeron Trombone, Tuba
Randy Brecker Trumpet
Elmer Brown Trumpet
Forrest Buchtel Trumpet
Kenneth Faulk Trumpet
Russ Freeland Trombone
Mike Katz Trombone
Jack DeJohnette Drums (Snare)
Jon Faddis Trumpet
Herbie Hancock Piano
Hubert Laws Flute
Jaco Pastorius Organ, Arranger, Shekere, Direction, Main Performer, Bass, Piano
Tom Scott Clarinet (Bass)
Wayne Shorter Sax (Soprano)
Wenn reinhören, dann: Fannie Mae!! ... and listen to the basslines!
President "Karcher"
The Seven Deadly Sins

via Zero G Sound @ 6:56 PM
Lovers In A Dangerous Time
You never get to stop and open your eyes
One day you're waiting for the sky to fall
The next you're dazzled by the beauty of it all
When you're lovers in a dangerous time
Lovers in a dangerous time
These fragile bodies of touch and taste
This vibrant skin -- this hair like lace
Spirits open to the thrust of grace
Never a breath you can afford to waste
When you're lovers in a dangerous time
Lovers in a dangerous time
When you're lovers in a dangerous time
Sometimes you're made to feel as if your love's a crime --
But nothing worth having comes without some kind of fight --
Got to kick at the darkness 'til it bleeds daylight
When you're lovers in a dangerous time
Lovers in a dangerous time
And we're lovers in a dangerous time
Lovers in a dangerous time

The Cockburn Project is a unique website that exists to document the work of Canadian singer-songwriter and musician Bruce Cockburn. The central focus of the Project is the ongoing archiving of Cockburn's self-commentary on his songs, albums, and issues.
Ich empfehle auch den Text meines zweiten Cockburn-Lieblingsliedes:
If I had a Rocket Launcher ...
Stasi 2.0 von Politikern 1.0 mit Ahnung 0.0
Heute hat die Bundesregierung eine massive Beschneidung der
bürgerlichen Freiheiten beschlossen. Die Volksvertreter tun dies
auch, weil es ihnen geht wie vielen Managern: Sie leben nicht mehr auf
dieser Welt. … Die Politiker haben Angst vor dem Internet.
… Psychologisch gesehen bewegen sich Schäuble und Co. somit
auf der intellektuellen Selbsterkenntnis von Ausländerhassern. Man
sollte von ihnen Höheres erwarten.
Lesenwert: Der Planet der Entscheider bei Indiskretion Ehrensache.
Schäuble lässt also demnächst Menschen
wegsperren oder sogar per finalem Rettungsschuss behandeln, obwohl sie
keinen Anschlag begehen wollen? … Damit rechtfertigt der
amtierende Innenminister Justizwillkür. Er redet dem
Totalitarismus das Wort. Er macht den (unschuldigen) Bürger
wissentlich zum rechtlosen Objekt, mit dem der Staat nach Belieben
verfahren kann. Das ist der Abschied von der Menschenwürde, wie
wir sie kennen. Und bisher das Ungeheuerlichste überhaupt, was in
der Debatte über Schäubles Lippen gekommen ist.
Quelle: Hallo, rechtloses Objekt im law blog, mit vielen Kommentaren. [...]
>
Vom Umbau des Rechtsstaats in einen Präventionsstaat
Der große Rüssel
Innenminister Schäuble hat geschafft, was seinen Vorgängern nie gelungen war: Eine Grundsatzdiskussion über die Veränderungen des Rechtssystems in Deutschland. Werden seine Pläne umgesetzt, wird jeder Bürger wird zum Ausländer im eigenen Land.
Heribert Prantl in der SZ
The FineArt of Playing the Bass
Currently he is touring with Eric Clapton. The snippet below that I took from Clapton's last performance in Detroit on April 5th, illustrates a little bit what Willie is able to do with the bass.
Zuweilen (IV)
Schon 1980 starb Vladimir Vissotski.
Nun weiß gerade Zero G Sound etwa über ihn zu berichten:

The beginning of Vysotsky's professional life coincided with the appearance of guitar poetry, which in its turn was enabled by the availability of the portable tape recorder in the USSR. Vysotsky's songs could therefore be recorded free of official controls, and the results duplicated. The popularity of these homemade tapes, and the semi-legal appearances Vysotsky made in clubs and other institutions, brought him to the attention of the authorities. He was subjected to harrassment because, in official eyes, the content and especially the style of his songs, saturated with robust humor, were unacceptable even within the relatively permissive boundaries of Socialist Realism in its later phases. Vysotsky was regularly censured by various official bodies, but, shielded by his unprecedented popularity, he was never subjected to serious reprisals.
Vladimir Vysotsky became an immensely popular singer/songwriter in the former Soviet Union and was eventually silenced and banished by government officials. When he died in 1980, at the age of 42, over one million people attended his funeral. The posthumous release of his poetry, in addition to his musical legacy and acting, endeared him to the masses. Fans still make pilgrimages to his grave to pay respects to the man who was, for his country, what Bob Dylan and Leonard Cohen were to America.
Until his death, Vladimir Vysotsky was a prophet without honor in his own country; although he wrote more than a thousand highly popular songs, he died without an official record release to his name. The reason for this studied neglect lay in the political tenor of his material. Vysotsky, who began performing in the 1960s, was quite critical of the Communist regime, and his lyrics took position on the Soviet status quo. His songs derived from the "blatny pesny" (literally, delinquent song) tradition, with its celebration of sex, drink, and street fights. Informally distributed cassettes ensured Vysotsky a wide and enthusiastic following. After his death, in 1980, Gorbachev granted his music an imprimatur and a 20-album retrospective was released.
Although aparently compiled in Germany, this CD is in Russian and contains some of Visotsky's most popular work. Although Visotsky composed more than a 1,000 songs, only a few of them were sanctioned by the Soviet government. This CD contains many of the songs that were "officially" released to the public and were a staple on Russian radio in the 70's. A unique feature of this CD is that it contains many songs with orchestral background in contrast to the griddy guitar solos that Visotsky usually performed in underground clubs.
Siehe auch hier!
Als eigentlich noch schönerer Ausgleich (oder: Wise Men ...)
Als Ausgleich

Günther, Hans und Rolf (und Imre)

Reden wir doch nur von den Verdiensten, die er sich beim Wiederaufbau erworben hat, wie vorbildlich er als Ministerpräsident im baden-württembergischen Landtag mit der - sagen wir - rechtskonservativen NPD zusammenarbeitete. Reden wir von der großartigen Sammlungsbewegung, die er nach seinem erzwungenen Rücktritt mit seinem Studienzentrum Weikersheim schuf, der exzellenten Denkfabrik zur "geistig-sittlichen Erneuerung" unseres Staatswesens.
Als einfacher Journalist durfte ich dort Hans Filbinger zweimal als genialen Gesprächsführer erleben. Erstmals 1980, als sein Studienzentrum auf Einladung des Rüstungskonzerns Dornier im Schloss Meersburg tagte. An diesem passenden Ort wurden am Vormittag die Möglichkeiten eines Dritten Weltkriegs beraten und am Nachmittag, wie man der "Exzesse des Sozialstaates" Herr werden könne. Unvergesslich wird mir sein, wie der als Vier-Sterne-General und Oberbefehlshaber der Verbündeten Streitkräfte Europa-Mitte (bis 1968) reaktivierte Wehrmachtsmajor Johann Adolf Graf von Kielmansegg - er hatte Geheime Kommandosachen abgezeichnet wie "Sühneerschießungen von 40 Kommunisten" - die damalige Lage einschätzte: Nach dem Verlust der bis dahin "an den Westen angegliederten Ordnungsmacht Persien" wäre es richtig, wenn die Bundesrepublik "nicht mit ängstlichem Seitenblick nach dem Osten von Solidarität nur reden würde, sondern auch die notwendigen Maßnahmen ergriffe." Der General: "In unserem Grundgesetz steht kein Wort, das wir das nicht dürfen." Als der aufbrausende Beifall verebbt war, sprach Filbinger: "Ich bin überzeugt, dass das, was heute gesagt wurde, eine Folgewirkung haben wird."
Im März 1983 feierte Filbinger mit seinem Studienzentrum Weikersheim im Rittersaal ein Wendefest zum Wahlsieg Helmut Kohls und der mit ihm verbundenen geistig-moralischen Erneuerung. Neben zahlreichen Offizieren der Bundeswehr war auch Rolf Kosiek da, der langjährige NPD-Chefideologe und Stuttgarter Abgeordnete, mit dem Ministerpräsident Filbinger im Landtag hervorragend zusammenarbeiten konnte. Zukunftsweisend war die Rede von Manfred Wörner, der als neuer Verteidigungsminister klagte, er müsse sich bei den christlichen Gemeinden draußen im Land mit ihrem Verständnis vom menschlichen Leben herumschlagen: "eine Verabsolutierung des Überlebens", die kaum mit dem "Grundgehalt des christlichen Glaubens" übereinstimmt.
Filbinger hatte damals die Hoffnung geäußert, dass "von dieser Tagung etwas ausgehen" werde. Ja, in diversen Kriegseinsätzen hat die Bundeswehr inzwischen dafür gesorgt, dass der Grundgehalt des christlichen Glaubens wieder Geltung gewonnnen hat.
In der Ausgabe Nr. 1 Januar 2005 der Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei findet sich ein aufschlussreicher Artikel über Die Netzwerke der rechten Szene:

Mehr über die Truppe hier.
Und auch hier per Selbstauskunft: Die Referenten der


("lesen.de - Ein Geschäftsbereich der jpc-schallplatten Versandhandelsgesellschaft mbH") und bei amazon - mit schönen Kundenrezensionen!
Schon eine nur oberflächliche Suchmaschinen-Recherche ("Filbinger und Kosiek") ermöglicht zudem interessante Einblicke in die Natur der letzten großen Auseinandersetzungen in dieser Republik: Die Liste der Unterzeichner:
Tradition, Kultur und Sprache bewahren, Volksvermögen schützen: Wir kippen die Rechtschreibreform! (... Deutschland in Geschichte und Gegenwart Dr. Rolf Kosiek ... Hans Filbinger Stiftung Dr. Albrecht Jebens ... und wer noch so alles!!)
Herr Grimm von der HAZ könnte auch mal wieder schreiben, dass das doch ein schöner Tabubruch des Redenschreibers von Oettinger war, der damit nur auf jahrelang politisch vermintem Gelände rumspringen wollte, um zu demonstrieren, dass die Antifaschisten endlich das Maul zu halten haben. Nicht ganz gelungen, aber nach rechts verschiebt's die politische Öffentlichkeit trotzdem immer weiter (weil immer das Falsche zum Skandal (34 responses to “Der Fall Gröger - ein Justizmord”) gemacht wird, der sich aber sowieso nächste Woche erledigt hat - ).
Nachtrag- nochwas für Imre:
50 Jahre Vertreibung - im gleichen Verlag erschienen wie das Schmuddelwerk oben - u.a. mit einem Beitrag von Kosiek, in dem er unter der Überschrift
"Die Massenausraubung des Deutschen Volkes" den Siegerstaaten über den NS eine Rechnung praesentiert: eine Summe von 34000 Mrd DM. Jahrzehntelang politisch vermintes Gelände ... Ich weiß schon : man darf das Thema nicht den Rechten überlassen. Aber manchmal beschleicht mich eine leise Trauer, das es sowas wie das Народный комиссариат внутренних дел nicht mehr gibt ... Aber den Gedanken schüttle ich selbstverständlich sofort ab!
Noch ein Nachtrag: Worum sich Imre mal kümmern könnte:
Paul Karl Schmidt alias Paul Carell (1911-1997 --> s.o. Netzwerk) hat mit seinen Bestsellern zum Zweiten Weltkrieg das Bild vom Krieg der Wehrmacht als sauberen, kameradschaftlichen und heldenhaften Kampf geprägt. Als politischer Journalist schrieb er u.a. 1954 in der ZEIT zu den Ursachen beider Weltkriege, 1957 im SPIEGEL zum Reichstagsbrandprozess und 1979 in der WELT zur Verteidigungsdoktrin der Bundeswehr; hier forderte er eine Wandlung in Richtung einer angeblich möglichen präventiven Kriegführung. Bis zum Tode des Verlegers Axel Springer 1985 war er dessen enger Berater und Sicherheitschef. Vor 1945 agierte Schmidt als jüngster Gesandter I. Klasse bzw. Ministerialdirigent im NS-Regime. Er leitete seit 1939/40 die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes und hatte wesentlichen Anteil an der Auslandspropaganda des Regimes. In diesem Zusammenhang machte er propagandistische Vorschläge zur Rechtfertigung der Deportation der Budapester Juden 1944. (Benz)
Benz behandelt auch die Rolle Schmidt-Carells und des SPIEGEL bei der Durchsetzung der Alleintäterthese van der Lubbes beim Reichstagsbrand. Wo hab ich neulich genaueres darüber gelesen?
Update:
redblog hat zwei extra 3 Clips zu Filb&Oettinger.
Oettinger ist Mitglied in rechtem Studienzentrum (update 21.04.: jetzt nicht mehr.)
Zwischen dem "Studienzentrum Weikersheim" und dem Staatsministerium lassen sich Verbindungslinien ziehen, die noch auf Erwin Teufels Amtszeit zurückreichen. So fing im Jahr 2002 der Redenschreiber Michael Grimminger in Referat 43 Grundsatzabteilung an. Grimminger schrieb schließlich jene Trauerrede auf Filbinger, die den aktuellen Eklat ausgelöst hat. Einst war Grimminger Mitarbeiter des konservativen Publizisten Günter Rohrmoser.
Bernt Engelmann hat bereits in KONKRET 3/76 alles über Filbinger gesagt!