Winkelemente in den Farben unseres Landes

Nachtrag - mit der Frage, ob das so geht:

Dem Land, in dem wir geboren sind und dessen Sprache wir sprechen.
Der Staat schere sich fort, wenn wir unsere Heimat lieben. Warum grade sie – warum nicht eins von den andern Ländern –? Es gibt so schöne.
Ja, aber unser Herz spricht dort nicht. Und wenn es spricht, dann in einer andern Sprache – wir sagen ›Sie‹ zum Boden; wir bewundern ihn, wir schätzen ihn – aber es ist nicht das.
Es besteht kein Grund, vor jedem Fleck Deutschlands in die Knie zu sinken und zu lügen: wie schön! Aber es ist da etwas allen Gegenden Gemeinsames – und für jeden von uns ist es anders. Dem einen geht das Herz auf in den Bergen, wo Feld und Wiese in die kleinen Straßen sehen, am Rand der Gebirgsseen, wo es nach Wasser und Holz und Felsen riecht, und wo man einsam sein kann; wenn da einer seine Heimat hat, dann hört er dort ihr Herz klopfen. Das ist in schlechten Büchern, in noch dümmeren Versen und in Filmen schon so verfälscht, dass man sich beinah schämt, zu sagen: man liebe seine Heimat. Wer aber weiß, was die Musik der Berge ist, wer die tönen hören kann, wer den Rhythmus einer Landschaft spürt ... nein, wer gar nichts andres spürt, als dass er zu Hause ist; dass das da sein Land ist, sein Berg, sein See, auch wenn er nicht einen Fuß des Bodens besitzt ... es gibt ein Gefühl jenseits aller Politik, und aus diesem Gefühl heraus lieben wir dieses Land. Wir lieben es, weil die Luft so durch die Gassen fließt und nicht anders, der uns gewohnten Lichtwirkung wegen – aus tausend Gründen, die man nicht aufzählen kann, die uns nicht einmal bewußt sind und die doch tief im Blut sitzen.
Wir lieben es, trotz der schrecklichen Fehler in der verlogenen und anachronistischen Architektur, um die man einen weiten Bogen schlagen muß; wir versuchen, an solchen Monstrositäten vorbeizusehen; wir lieben das Land, obgleich in den Wäldern und auf den öffentlichen Plätzen manch Konditortortenbild eines Ferschten dräut – laß ihn dräuen, denken wir und wandern fort über die Wege der Heide, die schön ist, trotz alledem.
Manchmal ist diese Schönheit aristokratisch und nicht minder deutsch; ich vergesse nicht, dass um so ein Schloß hundert Bauern im Notstand gelebt haben, damit dieses hier gebaut werden konnte – aber es ist dennoch, dennoch schön. Dies soll hier kein Album werden, das man auf den Geburtstagstisch legt; es gibt so viele. Auch sind sie stets unvollständig – es gibt immer noch einen Fleck Deutschland, immer noch eine Ecke, noch eine Landschaft, die der Fotograf nicht mitgenommen hat ... außerdem hat jeder sein Privat-Deutschland. Meines liegt im Norden. Es fängt in Mitteldeutschland an, wo die Luft so klar über den Dächern steht, und je weiter nordwärts man kommt, desto lauter schlägt das Herz, bis man die See wittert. Die See – Wie schon Kilometer vorher jeder Pfahl, jedes Strohdach plötzlich eine tiefere Bedeutung haben ... wir stehen nur hier, sagen sie, weil gleich hinter uns das Meer liegt – für das Meer sind wir da. Windumweht steht der Busch, feiner Sand knirscht dir zwischen den Zähnen ...
Die See. Unvergeßlich die Kindheitseindrücke; unverwischbar jede Stunde, die du dort verbracht hast – und jedes Jahr wieder die Freude und das »Guten Tag!« und wenn das Mittelländische Meer noch so blau ist ... die deutsche See. Und der Buchenwald; und das Moos, auf dem es sich weich geht, dass der Schritt nicht zu hören ist; und der kleine Weiher, mitten im Wald, auf dem die Mücken tanzen – man kann die Bäume anfassen, und wenn der Wind in ihnen saust, verstehen wir seine Sprache. Aus Scherz hat dieses Buch den Titel ›Deutschland, Deutschland über alles‹ bekommen, jenen törichten Vers eines großmäuligen Gedichts. Nein, Deutschland steht nicht über allem und ist nicht über allem – niemals. Aber mit allen soll es sein, unser Land. Und hier stehe das Bekenntnis, in das dieses Buch münden soll:
Ja, wir lieben dieses Land.
Und nun will ich euch mal etwas sagen:
Es ist ja nicht wahr, dass jene, die sich ›national‹ nennen und nichts sind als bürgerlich-militaristisch, dieses Land und seine Sprache für sich gepachtet haben. Weder der Regierungsvertreter im Gehrock, noch der Oberstudienrat, noch die Herren und Damen des Stahlhelms allein sind Deutschland. Wir sind auch noch da.
Sie reißen den Mund auf und rufen: »Im Namen Deutschlands ... !« Sie rufen: »Wir lieben dieses Land, nur wir lieben es.« Es ist nicht wahr.
Im Patriotismus lassen wir uns von jedem übertreffen – wir fühlen international. In der Heimatliebe von niemand – nicht einmal von jenen, auf deren Namen das Land grundbuchlich eingetragen ist. Unser ist es.
Und so widerwärtig mir jene sind, die – umgekehrte Nationalisten – nun überhaupt nichts mehr Gutes an diesem Lande lassen, kein gutes Haar, keinen Wald, keinen Himmel, keine Welle – so scharf verwahren wir uns dagegen, nun etwa ins Vaterländische umzufallen. Wir pfeifen auf die Fahnen – aber wir lieben dieses Land. Und so wie die nationalen Verbände über die Wege trommeln – mit dem gleichen Recht, mit genau demselben Recht nehmen wir, wir, die wir hier geboren sind, wir, die wir besser deutsch schreiben und sprechen als die Mehrzahl der nationalen Esel – mit genau demselben Recht nehmen wir Fluß und Wald in Beschlag, Strand und Haus, Lichtung und Wiese: es ist unser Land. Wir haben das Recht, Deutschland zu hassen – weil wir es lieben. Man hat uns zu berücksichtigen, wenn man von Deutschland spricht, uns: Kommunisten, junge Sozialisten, Pazifisten, Freiheitliebende aller Grade; man hat uns mitzudenken, wenn ›Deutschland‹ gedacht wird ... wie einfach, so zu tun, als bestehe Deutschland nur aus den nationalen Verbänden.
Deutschland ist ein gespaltenes Land. Ein Teil von ihm sind wir.
Und in allen Gegensätzen steht – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu unserer Heimat.
Kurt Tucholsky - 1929 - gerade via Likedeeler
Cognitive Enhancer - oder: Aus Käse kann man keine Funken schlagen
Im April 2008 veröffentlichte Nature die
Ergebnisse einer Online-Befragung,
in der die Teilnehmer Auskunft über ihre Einnahme von Medikamenten
zur kognitiven Leistungssteigerung gaben. Tatsächlich gaben 20 %
der 1400 Befragten an, schon einmal Modafinil (Provigil),
Methylphenidate (Ritalin) oder einen Beta Blocker wie Propranolol
eingenommen zu haben, um sich konzentrierter zu fühlen oder das
Gedächtnis zu unterstützen. Dieser Off-Label-Use hat
unterschiedliche Ausprägungen, 27.3 % der Teilnehmer nehmen ein
solches Arzneimittel nur einmal im Jahr, rund ein Viertel nehmen es
monatlich oder einmal die Woche, wiederum ein Viertel täglich.
interessant. Zum einen deutet sie auf ein Phänomen hin, das unter
der Bezeichnung "cognitive enhancement" seit einiger Zeit in den USA
und Großbritannien
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Die zugrunde liegende Annahme ist, dass weithin nebenwirkungsfreie
Medikamente zur Verfügung stehen, die der Hirnleistung von
gesunden Menschen förderlich sind. Eine Analyse der zur
Verfügung stehenden Studien zeigt allerdings die Unhaltbarkeit
einer solchen These...
Lesenswert! Das Problem scheint mir zu sein, dass Hirnleistung bei den Hirnforschern als etwas ähnliches angenommen wird wie das Übertragungspotential von Funknetzen, bei denen man auch nicht weiß, was sie eigentlich übertragen sollen. Kurz gesagt: wenn einer nicht denken gelernt hat, keine Theorien sich hat aneignen können, die ihm mehr Weltaufschluss ermöglichen als ein Denken ohne, dann ist da auch nichts zu enhancen ... vgl. Schadenfreude ...

(Ratten-) Hirnforschung stellt Kinderpsychologie auf den Kopf (?!)
Zerebral aufgepeppte Reformpädgogik
Die Neurodidaktiker, so der Einwand ihrer Kritiker, fördern Erkenntnisse zutage, die verzichtbar sind. "Zuhauf werden altbekannte reformpädagogische Ideen aufgegriffen und neurowissenschaftlich aufgepeppt", ärgert sich Becker und spricht von einer "Zerebralisierung" der Pädagogik. Dabei sei doch jedem klar, der die Neuro-Metaphorik einmal hinter sich lasse: "Nervenzellen haben keinen Willen, Moleküle können sich nicht für etwas interessieren, und schließlich ist es auch nicht das limbische System, das in Prüfungssituationen Angst hat."
Nikolas Westerhoff über Neurodidaktik im Freitag 46/08
Freiheit stirbt mit Sicherheit

:::: .... Unter dem Motto "Freiheit stirbt mit Sicherheit" ordnete er die aktuellen Diskussionen um das neue Terrorismusbekämpfungsergänzungsgesetz in die seit einigen Jahren zu beobachtenden Tendenzen einer Erosion des Rechtsstaats zugunsten eines präventiven Sicherheitsdenkens ein.
Der Vortrag von Peter-Alexis Albrecht wurde aufgezeichnet und kann online angehört werden.
Scham heute III - WEIBLICHER KöRPER

[...]
Was haben die Handtaschen der Vogue-Models, Helen Memels Hämorrhoiden und Tochter F.s Leibesfrüchte miteinander zu tun? Alles, denn sie zeichnen sich durch eine schmerzhafte Fühllosigkeit aus, die das Charakteristikum des weiblichen Körpers zu Beginn des 21. Jahrhunderts zu sein scheint. Wir wüssten derzeit nicht zu sagen, worin denn weibliche Sexualität besteht. Und nichts haben sie miteinander zu tun, denn das Weibliche ist zerstreut in alle Winde, es siedelt in unzusammenhängenden Paralleluniversen: Es siedelt im Himmel irrealer Dekadenzen, wo Hypersex sich in sich selbst auflöst und die Handtasche zum Riesenphallus mutiert, es siedelt auf Erden, wo man verzweifelt versucht, selbst zur Agentin der eigenen Verstümmelung zu werden und sich mit 18 rasch sterilisieren lässt (das rettet dich nicht, Helen Memel), und es lebt im Keller, wo der Hadesvater archaisch wütet mit Sex, Macht und blinder Fortpflanzung. Der Himmel ist die reine Phantasie, die Erde eine Fiktion mit Wirklichkeitskern, im Keller (der von den Medien gerne als die "Hölle" bezeichnet wurde) waltet das Reale. Es ist das, was wir uns am wenigsten vorstellen können.
Andererseits:

Nachtrag I:
Scham und Schaulust, Macht und Ohnmacht ...
Dr.med. Till Bastian, Bodnegg, Vortrag, 18. April 2007
Nachtrag II:
Skammen
(Shame)
(Ingmar Bergman; 1968)

Scham heute II
... und aufgreifen werde ich da auf jeden fall auch ein zitat von einem jener schreibtischtäter, die sich in der quasikriminellen vereinigung namens "initiative neue soziale marktwirtschaft" organisieren, von der die folgen ihres treibens bspw. im gerade erschienenen armutsbericht zwar nur unvollständig abgebildet, aber immerhin doch zu erahnen sind. sein name lautet bernd raffelhüschen, und in einem interviewlassen sich folgende sätze bestaunen:
(...)"ZG: Als Experte für sozialstaatliche Themen stehen Sie sicherlich in einem besonderen Verhältnis zu den Gesellschaftsgruppen, welche Sie unter die akademische Lupe nehmen.
Inwieweit versuchen Sie sich in die Lage der jeweils Betroffenen
hineinzuversetzen?
Raffelhüschen: Das dürfen sie gar nicht oder zumindest erst dann, wenn sie fertig sind. Politikberatung müssen sie nach dem Gesetz der großen Zahl machen! Es geht gar nicht anders, denn rationale Politik darf nicht an individuellen Spezialsituationen festgemacht werden. D.h. man braucht da eine grobe Linie, die auch erstmal abstrahiert, die erst einmal gar nicht sieht, dass ein Rentner eben ein Mensch ist, dass ein Junkie ein Mensch ist, usw. Das dürfen sie nicht machen. "(...)
"rationale Politik" = empathiebefreit. (und auf menschen dürfen Sie dabei nicht achten, bzw: Sie dürfen menschen nicht achten. genau so sieht das, was hier so unter "politik" verkauft wird, dann auch aus). das ist echte objektivistische logik, die sich da frech artikuliert. aus dem gerade verlinkten beitrag auch noch das folgende zitat von j. erik mertz, weil´s so schön
passt:
"Die Psychose beginnt in der Regel nicht erst mit dem offensichtlichen Wahnsinn, der auffällig störenden Verrücktheit, sondern lange, lange vorher, die Psychose beginnt haargenau als beliebig rationales, im objektiven Sinne beliebig realitätstüchtiges Kontrollbewußtsein, das allerdings in einer funktionalen Monopolposition operiert.(...)
"Weicht die stets objektive Realitätsbewältigung des Psychotikers von den jeweils geltenden objektiven Realitätsnormen seiner Bezugskultur ab, so gilt er als `verrückt´, gelingt ihm eine flächendeckende Anpassung an die geltenden objektiven Realitätsnormen, so könnte er z.B. die unauffällige Existenz eines theoretischen Physikers führen oder vielleicht sogar durch die Konstruktion einer wissenschaftlichen Theorie, etwa einer Relativitätstheorie, auffallen."
oder aber die existenz eines professors für finanzwirtschaft führen.
*
passend zum oben erwähnten armutsbericht (und ebenfalls als
übelriechender ausfluß objektivistischer logik zu begreifen)
ein weiteres interview :
(...)WELT ONLINE: Es geht also darum, welche Behandlungen
notwendig oder sinnvoll sind und welche den Patienten nicht mehr
bezahlt werden.
Hoppe: Ja. Es ist inzwischen so, dass wegen der strikten Ausgabenbegrenzung nicht mehr alles für alle bezahlbar ist. Das heißt, eine Form von Rationierung medizinischer Leistung ist unumgänglich. Aber diese Rationierung soll transparent sein, und sie soll nicht vom behandelnden Arzt getroffen werden müssen.
WELT ONLINE: Bisher haben Sie sich immer gegen Rationierung gewehrt. Woher der Sinneswandel?
Hoppe: Es gibt seit Jahren eine heimliche Rationierung. Wir Ärzte haben sie bisher nicht akzeptiert und versucht, sie zu kompensieren. Inzwischen ist klar, dass es Rationierung in jedem Land der Welt gibt, eben auch bei uns in Deutschland. Die Rationierung muss aber offen diskutiert werden, und dabei wollen auch wir Ärzte mitreden. Die Politik und die Kassen dürfen nicht länger behaupten, die Patienten bekämen die notwendige Versorgung, und in Wirklichkeit wird dieses Notwendige dem Finanzierbaren angepasst."(...)
da hatte der herr hipp damals ja einen offensichtlich wahrhaft prophetischen moment.
Vgl dazu auch:
Scham heute - der allgegenwärtige Pannwitz-Blick
Mai Tipp

GUSTAV KOMPONIERT UND PRODUZIERT SONGS AM LAPTOP, SPIELT ALLE ERDENKLICHEN INSTRUMENTE UND "SINGT MIT DERART UNNACHAHMLICHER KRAFT, WELCHER MAN SICH ALS ZUHÖRER SCHLICHT NICHT ENTZIEHEN KANN". IHRE SONGS SINGT GUSTAV IN VERSCHIEDENEN SPRACHEN - MANCHMAL ENGLISCH, MANCHMAL FRANZÖSISCH, MANCHMAL DEUTSCH - "ABER DER APPEAL IST ABSOLUT UNIVERSELL".
HINTER GUSTAV: EVA JANTSCHITSCH LEBT UND ARBEITET IN WIEN ALS KÜNSTLERIN; KOMPONIERT & PRODUZIERT MUSIK FÜR THEATER, FILM UND IPODS; IM MOMENT ARBEITET SIE AN IHREM ZWEITEN ALBUM UND HAT EINE NEUE KARRIERE GESTARTET: ALS CHORUS GRRRL. GUSTAV PERFORMT SOLO SHOWS - UND TRITT ZUSAMMEN MIT MARVELLOUS OLIVER STOTZ (FENDER) UND PHANTASMAGORIC ELISE MORY (BÖSENDORFER) ALS GUSTAV+BAND AUF.
GUSTAV ALBUM ”VERLASS DIE STADT” - OUT ON MAY 2ND 2008 ON CHICKS ON SPEED RECORDS!
Unbedingt anhören: hier!
Spreeblick schreibt:
Man kann GUSTAV gar nicht oft genug dafür loben, mit welcher Leichtigkeit die neu(e)n Lieder auf „Verlass die Stadt“ daherkommen. In der deutschen Sprache zu texten und zu singen und dabei weder den Schlager zu streifen noch anders peinlich zu werden, dabei auch noch politisch zu sein – das ist eine Kunst, die nur Wenige beherrschen. Und nicht zuletzt trägt die Eleganz, mit der Eva Jantschitsch jede inhaltliche und stimmliche Koketterie vermeidet, dazu bei, dass dieses Album Spaß macht, ohne banal zu sein und dass man sich die Songs sowohl auf einer Party als auch in kopfhöriger Einsamkeit im Wald vorstellen kann.
Obwohl „Verlass die Stadt“ wie der Vorgänger eine feine Mischung aus modernsten Klängen und Samples sowie traditioneller Instrumentierung ist, die man am ehesten und frei von Ironie als „zeitgemäßen Liedermacher-Sound“ bezeichnen kann, lauert unter der Oberfläche der größtenteils fast vorsichtigen Stücke eine Art „romantische Aggression“. Wenn GUSTAVs Songs im Café an der Ecke laufen (was sie in den kommenden Wochen in einigen Bezirken garantiert tun werden), dann dürfte der ein oder andere Gast aufhorchen, wenn Eva Jantschitsch fragt: „Bist du Soldatin oder Veteran?“.
Ich habe beschlossen, ich gehe konform
ich stelle mich richtig und entspreche der Norm
So singt Jantschitsch in „Abgesang“ und lässt diesen Zeilen ein geradezu twitterhaftes „Tschiep, tschiep“ folgen. Es ist der erste Track auf dem Album und er scheint allein dafür gemacht zu sein, als zartes Vögelchen in der Hand des Hörers Platz nehmen zu dürfen. Um ihm danach, fast zufällig und scheinbar unbeabsichtigt, hin und wieder in die Finger zu hacken.
Doch keine Bange: „Alles renkt sich wieder ein“, weiß Eva Jantschitsch, ein Optimismus-befreites Album ist „Verlass die Stadt“ also keineswegs. Ganz im Gegenteil:
Wut und Mut reimen sich nicht nur, sie passen bei GUSTAV auch ansonsten wunderbar zusammen.
H.A.M.S.T.E.R.
die Zwangsarbeit wieder

einzuführen, auf große Zustimmung
stieß, stellten heute Glos und sein innig verbundener Kollege aus
dem Umweltressort Sigmar Gabriel ein bahnbrechendes Konzept vor, mit
dem die Regierung einerseits den Endsieg über die Arbeitslosigkeit
besiegeln will, um Deutschland immerwährende
Vollbeschäftigung zu bringen, und gleichzeitig Deutschlands
Energiepolitik nachhaltig revolutionieren wird. Das Konzept trägt
den eher sperrigen Namen „
Human Assignment Manifesto for Sustainable Transformation of Energy Resources“ – kurz HAMSTER – und wurde von der Bertelsmann-Stiftung entwickelt.
Forschungsgrundlage war die thermodynamische Energieverwertung des
menschlichen Organismus. Ein untätiger Mensch nimmt immerhin rund
2.000 kcal pro Tag zu sich – thermodynamisch umgewandelt sind
dies immerhin 3 kWh, addiert man die elektrische Energie hinzu, die der
untätige Mensch durch das Anschauen des Fernsehprogramms oder das
Hören zu lauter Musik vergeudet, kommt man auf einen
beträchtlichen Wert. In Zeiten des globalen Klimawandels, der
Verteuerung von Energie und der sinkenden Energiesicherheit ist diese
Verschwendung – so die HAMSTER-Forscher – kaum mehr vor
unseren Kindern zu rechtfertigen. Untätige Sozialschmarotzer
verschwenden jeden Tag gigantische Mengen an Energie und sind damit
direkt für den Klimawandel und die damit verbundenen Todesopfer
verantwortlich. Der Ansatz, sie zu gemeinnütziger Arbeit
heranzuziehen, sei deshalb nicht nur vertretbar, sondern sogar
dringlich geboten, will man etwas für die Umwelt tun....
Jens Berger bei Spielgelfechter (via NDS) -Weiterlesen! Schade, dass einem dabei das Lachen sonstwo stecken bleibt!
Moral Education

Werbekampagne der Deutschen Bank für die Spekulation mit Getreide - auf Brötchentüten einer Frankfurter Bäckerei-Kette
Am Telefon bin ich nun verbunden mit Jean Ziegler. Er ist
Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen für das Recht auf
Nahrung und Autor des Buches "Das Imperium der Schande". Und als
solcher begrüße ich ihn nun. Guten Tag, Herr Ziegler!
DLF: "Aufstände der Verzweiflung", 11.04.2008
Download [mp3, 3,1 MB] via redblog

Billig dagegen: Köhlers Monster
- revisited
und Ackermann warnt vor Regulierungswut:
Der Chef der Deutschen Bank weist den Vorwurf zurück, die Finanzwelt sei alleine Schuld am aktuellen Debakel...
Sorgen bereiten Josef Ackermann derzeit nicht nur die immensen Kosten der Finanzkrise. Der Schweizer Vorzeigebanker und Chef der Deutschen Bank stellt derzeit eine abnehmende Akzeptanz des Kapitalismus fest. Nach Jahrzehnten der Liberalisierung habe sich das Blatt gewendet, der Ruf nach Regulierung nehme wieder zu, sagte er am 38. St. Gallen Symposium. Dem gelte es entgegenzuwirken. Angesichts der Finanzkrise sei es gerade jetzt immens wichtig, das Vertrauen in das kapitalistische System wieder zu stärken.
Na denn mal los!
Political Education: Il y a des juges III
Pressemitteilung Nr. 52/2008 vom 7. Mai 2008
Urteil vom 7. Mai 2008 – 2 BvE 1/03 –

Für den Einsatz deutscher Soldaten in AWACS-Flugzeugen der NATO zur Luftraumüberwachung über dem Hoheitsgebiet der Türkei im Frühjahr 2003 hätte die Bundesregierung die Zustimmung des Deutschen Bundestags einholen müssen. Dies entschied der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts mit Urteil vom 7. Mai 2008. Der
wehrverfassungsrechtliche Parlamentsvorbehalt für den Einsatz
bewaffneter Streitkräfte greift ein, wenn nach dem jeweiligen
Einsatzzusammenhang und den einzelnen rechtlichen und tatsächlichen Umständen die Einbeziehung deutscher Soldaten in bewaffnete Auseinandersetzungen konkret zu erwarten ist. Diese Voraussetzungen lagen hier vor. Mit der Luftraumüberwachung der Türkei in AWACS- Flugzeugen der NATO haben sich deutsche Soldaten an einem Militäreinsatz beteiligt, bei dem greifbare tatsächliche Anhaltspunkte für eine drohende Verstrickung in bewaffnete Auseinandersetzungen bestanden.
(Zum Sachverhalt vgl. Pressemitteilung Nr. 4 vom 21. Januar 2008) ... und die interessante Frage: Kam die Klage wegen des AWACS-Einsatzes in Wirklichkeit aus der CDU?
So begrüßenswert dieses Urteil auch ist - es bleibt doch ein erhebliches Unbehagen, geraten die Konsequenzen in den Blick. Wer wird denn in welcher Form für diesen Verfassungsbruch zu Rechenschaft gezogen? Immerhin geht es hier um kein Kavaliersdelikt, sondern die verfassungswidrige Beihilfe zu einem zu Recht als "völkerrechtliches Verbrechen" gebrandmarkten Akt. Deutschland - lässt sich der Karlsruher Entscheidung entnehmen - war auf Geheiß der rot-grünen Bundesregierung Kriegspartei. Und jenes friedensverräterische Kabinett trägt demzufolge eine Mitschuld am hunderttausendfachen Sterben irakischer Männern, Frauen und Kinder. Ohne die eilfertige Gewähr umfassender Hilfsleistungen hätte sich die angloamerikanische Militärmacht kaum so entfalten lassen, wie das 2003 und danach geschehen ist. Mitschuld tragen aber auch die Friedensverräter im Generalsrock, die sich - ihren Diensteid brechend - nicht geweigert haben, mit Tausenden von Bundeswehrsoldaten willfährig den ihnen erteilten völkerrechts- und verfassungswidrigen Auftrag zu erfüllen. Dass sie von Anfang an wussten, was sie taten, ergibt sich unwiderlegbar aus einem im Verteidigungsministerium vor Kriegsbeginn selbst angefertigten Rechtsgutachten zur völkerrechtlichen Zulässigkeit der Bewachung von US-Einrichtungen in Deutschland durch die Bundeswehr. Aus diesem ging klar hervor, dass mit dem Einsatz deutscher Soldaten zur Unterstützung der USA und ihrer Alliierten die Bundesrepublik Deutschland selbst mit ihren Streitkräften zum legitimen militärischen Ziel im Sinne des Völkerrechts - also zur Kriegspartei - wurde.
Dipl. Päd. Jürgen Rose ist Oberstleutnant der Bundeswehr und aus disziplinarrechtlichen Gründen gezwungen, darauf hinzuweisen, dass er in diesem Beitrag nur seine persönlichen Auffassungen vertritt.

Vgl. auch:
Il y a des juges II
L e i t s ä t z e zum Urteil des Ersten Senats vom 15. Februar 2006 - 1 BvR 357/05 - 1. Der Bund hat unmittelbar aus Art. 35 Abs. 2 Satz 2 und Abs. 3 Satz 1 GG das Recht zur Gesetzgebung für... ...
Il y a des juges à Leipzig
"Der Soldat musste nicht damit rechnen, dass die an Recht und Gesetz (Art. 20 Abs. 3 GG) und damit auch an das geltende Völkerrecht gebundene Regierung der Bundesrepublik Deutschland im Zusammenhang... ...
Sex Education

Siehe auch: Harold Lloyd had a great eye. And her original hair colour (more or less)
oder auch - um eine Verbindung zum vorigen Beitrag herzustellen -:
Je weniger künstliche Elemente ein Mensch aufweist, desto positiver wird er im allgemeinen beurteilt, man nimmt dann fälschlicherweise an, er könne so, mit der Natur auf seiner Seite, vorausgesetzt, die geht freiwillig mit!, welche für Bezahlungen jeder Art vollständig taub ist und nur Geschenke austeilt, keine entscheidenden Fehler begehen, die ihm für sein späteres Leben die Chancen rauben würden (fatal sich selbst im Wege sind dabei oft die Frau und ihr künstliches Wangenrot. Magentarote Schmiere an den falschen Stellen macht den entsetzten Betrachter, ob er will oder nicht, auf das Materielle aufmerksam, das ihn antreibt, ob er will oder nicht), und ähnlich, im positiven Sinn, ergeht es jeder Landschaft, die es gibt. Sie braucht keine Tünche, weil sie meist eine Naturschönheit ist, und wenn nicht, muß sie sich in den Schutz der Nacht begeben, damit sie nicht gesehen wird, außer beim namenlos wunderbaren Mondenschein oder beim Nachtslalom, doch da wird schon wieder das Licht aufgedreht. Oder sie kann sich schleichen, die Landschaft, falls sie soviel Natürlichkeit nicht aushält. Sie sollte sich überhaupt nicht dauernd so entsetzlich wichtig nehmen, denn sie hängt von unserer Wertschätzung ab....
Elfriede Jelinek - Neid, 3. Kapitel
Im Verlassenen
Beeindruckend: Elfriede Jelinek; aber ich zitiere das wegen des Vermerks auf der Heimatseite der J lieber nicht mehr, kann ja jeder bei ihr zuhause lesen. via tp
Eine lesenswerte Kritik des Textes im Begleitschreiben:
...Und nun ein Text zu Amstetten. Jelinek setzt zu ihrem üblichen Parlando an. Aber diesmal geht es nicht um fiktive Figuren, die exemplarisch vorgeführt werden können. Diese Menschen gibt es. Hat sie das vergessen?
Und Jelinek schreibt mit dem Furor der Wissenden. Ihre Urteile stehen immer schon fest. Und auch für sie ist F. ein Monster (sie benutzt nur das Wort nicht)...
Die vollkommen berechtigte Frage, wie so etwas über diese lange Zeit unentdeckt bleiben konnte, wird heruntergebrochen, in dem nun das ganze Land zum Kumpan des Josef F. erklärt wird...
Archäologie XXV - 30. Oktober 1947

Brecht and the HUAC
Listen to an excerpt of Bertolt Brecht's testimony before the House Committee on Un-American Activities in 1947. Like the famous "Hollywood Ten," Brecht was later charged with contempt of Congress — but managed to avoid a jail sentence since he had already fled the country.
oder hier auch als mp3:

Leider fehlt in dieser Aufnahme Brechts "statement", mit dem er mehrmals auf die Frage nach der Mitgliedschaft in der KPD antwortet: My name is Bertolt Brecht. I was born in Augsburg ....
Paris, May 1968


On May 2, 1968, the administration shut down the Sorbonne, the university in the heart of Paris, locking out the students. Four days later, 20,000 students, teachers, and supporters marched on the Sorbonne. It was the first move in what became a near revolution fought out on the streets of Paris. Trains stopped running. Airports closed. Mail and telephone communications were cut. Barricades were erected. The Sorbonne was re-opened by the authorities, and was promptly occupied by students and declared an "autonomous People's University".
In Paris, on May 7, 1968., Some of the
worst fighting took place in the Latin Quarter. Students hurl paving
stones at police in the Rue St. Jacques. The police respond with yet
more tear gas. The fightings in Paris lasted for nearly four weeks.
Buses and cars were overturned and set ablaze, 422 people were
arrested. Over 600 were seriously injured.

via Beatlesite
Arno Münster
Als die Barrikaden Feuer fingen
FRANKREICH * Das Erbe des Pariser Mai ´68. Ein kritisches Resümee
PISA, die Testindustrie und der Leviathan II
Hätten Sie den Grundschultest bestanden?
Machen
Sie den Test: Hannovers Grundschullehrer haben scharfe Kritik an den
bundesweiten Vergleichsarbeiten für Drittklässler geübt
– auf HAZ.de finden Sie den Mathe- und den Deutschtest zum
Herunterladen als PDF-Dateien. Sie haben pro Test eine Stunde Zeit.
Die Tests,
die die Universität Koblenz-Landau im Auftrag der
Kultusministerkonferenz für alle deutschen Grundschulen erdacht
hat, seien zu umfangreich und zu schwierig, meinen die Pädagogen.
Am Montag hatten die meist acht- bis neunjährigen Kinder eine
17-seitige Deutscharbeit zu bearbeiten, an diesem Dienstag folgt ein
Mathetest von 21 Seiten. Dafür bekommen die Schüler eine
knappe Stunde Zeit. „Was ihnen dort vorgelegt wird, ist einfach
zu viel“, sagt Barbara Biadacz-Hennig von der Gewerkschaft
Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Machen Sie den Test: Hier gibt's die PDF-Dokumente zum Herunterladen:
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Erste Ergebnisse:
Lösung eines Drittklässlers (ohne Mirgrationshintergrund, Vater Rechtsanwalt, Mutter Studienrätin am Gymnasialzweig einer Kooperativen Gesamtschule, beide Wähler der Grünen; konsumfreudige Citoyens; Stadtteil mit hohen Immobilienpreisen/ hohem Anteil von Eigentumswohnungen):
Das afrikanische Märchen, das an die deutsche Geschichte vom Hasen und vom Igel erinnert - ein Hinweis darauf, dass Märchen offenbar in unterschiedlichen Kulturen doch ähnliche menschliche Grunderfahrungen artikulieren -, kann einerseits gelesen werden als Kritik der direkten Demokratie: Die Basis - hier die Versammlung aller Tiere des Waldes - ist einfach zu beschränkt zu erkennen, dass ein Wettlauf zwischen Hase und Schildkröte nicht das geeignete Mittel sein kann, den Besten als Herrscher zu ermitteln. Sie treibt den Hasen geradezu in die Überheblichkeit, die ihn ausruhen lässt und damit um den verdienten Sieg bringt. Es kann aber anderereseits auch gelesen werden als Appell an die Leistungsträger nicht nachzulassen, nicht frühzeitig auszuruhen, weil sie so doch Gefahr laufen, von den Langsamen überholt zu werden, die dann das allgemeine Tempo bestimmen können. Hier droht die Herrschaft der Mittelmäßigkeit!
Björn-Emmanuel F. (7 J.)
Vgl. auch: PISA, die Testindustrie und der Leviathan
oder auch: Brügelmann zum Problem des Umgangs mit den Ergebnissen:
... Insbesondere das Versprechen, es werde kein Ranking geben, wird durch die Verpflichtung, allen Eltern nicht nur die Ergebnisse ihres Kindes, sondern ebenso die Durchschnittswerte seiner Klasse und der Schule mitzuteilen, faktisch wertlos. Wer in Ländern wie England und den USA beobachtet hat, welche Konsequenzen die Publikation von globalen Testdaten einzelner Schulen z. B. auf die Immobilienpreise von Stadtteilen hat, wird sich keine Illusionen machen, was den Umgang mit solchen Daten in der Öffentlichkeit betrifft. ...
Man könnte es auch umdrehen:
Gespräch mit Nobelpreisträger Heckman
"Die Mittelschicht soll Gebühren zahlen"
Der Ökonom und Nobelpreisträger James Heckman beschäftigt sich mit der Förderung von Minderheiten - und spricht über Bildung, Chancengleichheit und ein kleines Programm mit enormen Effekten.
Oder weiter im Privatisierungswahn:
Die NZZ berichtet über eine Studie zu Bildungsgutscheinen und Schulwettbewerb (via NDS):
Die Idee klingt ebenso genial wie einfach. Sie stammt vom neoliberalen amerikanischen Wirtschaftstheoretiker Milton Friedman und lautet so: Statt Schulen direkt zu finanzieren, gibt der Staat den Eltern für jedes Kind einen Bildungsgutschein (englisch Voucher) in die Hand. Diese wählen jene Schule, die sie für die beste halten – und bringen ihr mit dem Schüler auch die Finanzierung. Resultat: Aus machtlosen Eltern und Schülern werden finanzkräftige Kunden, was Schulen dazu zwingt, um sie zu werben und ihre Anliegen ernst zu nehmen. Wodurch zwischen den einzelnen Schulen Wettbewerb entsteht, wodurch das Produkt – nämlich Bildung und Betreuung – besser wird.
...
Skeptisch stimmt ... das Fazit aus weltweit gesammelten Evaluationen zur Wirkung von Bildungsgutscheinen: Nahezu überall, auch in Schweden, haben Vouchers die sozioökonomische Segregation der Schülerschaft verstärkt und dadurch die Schulqualität ungleicher gemacht. Von der Wahlfreiheit profitieren vor allem besser gebildete Familien mit mittleren bis hohen Einkommen. Zudem haben Vouchers, wo immer sie realisiert wurden, die Bildungskosten keineswegs gesenkt. Doch der gravierendste Befund von Oelkers' Bericht: Eine Leistungssteigerung als direkte Folge von Schulwahl und Vouchers lässt sich nur für seltene Einzelfälle nachweisen.
So ähnlich wie bei der neuseeländischen Eisenbahn oder bei Angebot, Nachfrage und Wirkungen von Nachhilfe
Archäologie XXIV - 25.05.1958
61 Gespräche davon existieren im Original (16 mm) und stehen als Online-Video in voller Länge bereit. Die Mischung der Gäste ist...eklektisch. Eldon Edwards erklärt die "Position" des Ku Klux Klan und hat dabei ein fesches Zipfelmützchen auf. Kirk Douglas berichtet von den Dreharbeiten zu seinen Filmen. Mafia-Anwalt Edward Bennett Williams (der auch Senator McCarthy vertrat) erklärt das Rechtssystem des Landes. Meine persönlichen Favoriten sind Peter Ustinov und Erich Fromm, aber auch der zwölf Jahre alte Quizshow-Gewinner Leonard Ross, der sich über die Gefahren von Quizshows für Jugendliche äussert....
via tp

Erich Fromm vor 50 Jahren u.a.:
...
WALLACE: Well, that's the point. At the same time you make this apparently contradictory statement, because you also said, earlier this week: "If the United States goes on in the direction it is taking, it is in serious danger of destroying itself." Now how? In what ways?
FROMM: Well, Mr. Wallace, I would say, if I would put it generally, because in our enthusiasm to dominate nature and to produce more material good - goods - we have transformed means into ends. We've wanted to produce more in the 19th century and the 20th century in order to give man the possibility for more dignified human life; but actually what has happened is that production and consumption have become means-- have ceased to be means and have become ends, and we are production crazy and consumption crazy.
WALLACE: Well, I would like to get your views, with that as a background. I'd like to get your views as a psychoanalyst on specific instances - on what is happening to us as individuals. For instance, what would you say is happening to man, American man, in relationship to his work?
FROMM: I think his work is to a large extent, meaningless, because he is not related to it. He is increasingly part of a big machinery, social machinery, governed by a big bureaucracy......and I think American man unconsciously hates his work very often, because he feels trapped by it...imprisoned by it... because he feels that he is spending most of his energy for something which has no meaning in itself.
...
Erstaunlich, was vor 50 Jahren im US-TV zu sehen und zu hören war!
The history of man so far is nothing to brag about, from the standpoint of our ideas--
Update 11/08:
Liebe im Kapitalismus
Bewußtsein ohne Gehirn?


Update 0708:
Berthold Seliger
Wir sind alle Tibeter
Update später 0708:
Leo Fischer
Tibet - Die verbotene Stadt
Geheimnisse eines Mysteriums
Tibet, rätselhafter Enigmastaat im ewigen Eis! Ein Land, in dem geheimnisvolles Elend und zauberhafte Armut sich die Hand in den Mund geben; ein Land, in dem schon Vorschulkinder die Chance haben, von ihren Eltern an verdrehte Mönche verkauft zu werden; ein Land schließlich, das man sehr leicht mit Nepal verwechseln kann, besonders wenn man eine westliche Nachrichtenagentur ist. Tibet, Dach der Welt oder Dachschaden der Weltgesellschaft?
Auf in den Krieg
kommentieren. Gezeigt werden Ausschnitte aus dem Fernsehen und von Reden, die deutlich machen, welche rhetorische Mittel die Regierung von George W. Bush benutzte, um die Menschen von der Richtigkeit einer Invasion im Irak zu überzeugen.
Der Film ist mit Untertiteln in 19 Sprachen verfügbar: Arabisch,
Bahasa, Englisch, Französisch, Deutsch, Hindi, Italienisch,
Japanisch, Koreanisch, Mandarin (traditionell/vereinfacht), Polnisch,
Portugiesisch, Russisch, Spanisch (Lateinamerika/Kastilisch), Thai,
Türkisch und Vietnamesisch und kann kostenlos heruntergeladen
werden.
Links:
- "Leading to War" - Filmseite
- Downloadseite
via Redblog
Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind
den Hunger in Afrika, der Zynismus der Kommissare in Brüssel ist
bodenlos. Eine solche Weltordnung muss radikal bekämpft werden,
meint Jean Ziegler.
Es war eine stockfinstere, mondlose Nacht. Der Wind fegte
mit mehr als hundert Stundenkilometern über das Meer. Er peitschte
zehn Meter hohe Wellen hoch, die mit einem schrecklichen Tosen auf das
leichte Boot herabstürzten. Es war vor zehn Tagen von einer
kleinen Bucht an der mauretanischen Küste aufgebrochen, an Bord
101 afrikanische Flüchtlinge. Wie durch ein Wunder warf der Sturm
das Boot gegen ein Riff am Strand von El Médano, einer kleinen
Insel im Archipel der Kanarischen Inseln. Im Boot fand die spanische
Guardia Civil unter den verstörten Überlebenden die Leichen
von einer Frau und drei Jugendlichen, die an Hunger und Durst gestorben
waren.
Zur selben Zeit spielte sich, diesmal im Mittelmeer, ein anderes
Drama ab: 150 Kilometer südlich von Malta entdeckte ein
Beobachtungsflugzeug der Organisation Frontex ein mit 53 Personen stark
überladenes Schlauchboot, das – wahrscheinlich aufgrund
einer Motorpanne – auf den Wellen dahintrieb. Die Kameras des
Flugzeugs konnten an Bord Frauen und Kleinkinder ausmachen. Der Pilot
informierte sofort die maltesischen Behörden. Diese weigerten sich
einzugreifen unter dem Vorwand, dass sich die Flüchtlinge in einer
„libyschen Such- und Rettungszone“ befanden. Laura Boldini,
die Vertreterin des Hochkommissariats für Flüchtlinge der
Vereinten Nationen in La Valetta, intervenierte und bat die Malteser,
ein Schiff zur Rettung der in Seenot geratenen Menschen auszusenden. Es
war nichts zu machen. Europa rührte keinen Finger. Man verlor jede
Spur von den Flüchtlingen.
Wie viele von Elend, Hunger und Verzweiflung geplagte Afrikaner
verlassen alljährlich ihr Land, um unter Lebensgefahr den Versuch
zu unternehmen, nach Europa zu gelangen? Laut der spanischen Regierung
sind 47 685 illegale afrikanische Migranten im Jahr 2006 an den
spanischen Küsten gelandet. Dazu muss man die 23 151 illegalen
Migranten hinzurechnen, die von Libyen oder von Tunesien aus auf
italienischen Inseln oder auf Malta gelandet sind. Andere versuchen,
über Ägypten, die Türkei und Griechenland die
italienische Adriaküste zu erreichen. Die Flucht der afrikanischen
Hungerflüchtlinge über das Meer wird durch einen besonderen
Umstand begünstigt: die rasch voranschreitende Zerstörung der
Fischergemeinden an den Atlantik- und Mittelmeerküsten des
Kontinents. Diese Zerstörung kommt daher, dass die meist hoch
verschuldeten afrikanischen Staaten die Fischereirechte an
ausländische Unternehmen verkaufen. Die riesigen Fang- und
Verarbeitungsschiffe aus Japan, Kanada, Portugal, Frankreich,
Dänemark usw. verwüsten die Hoheitsgewässer. Die
ruinierten, in auswegloses Elend gestürzten und machtlosen Fischer
verkaufen ihre Boote billig an verbrecherische Menschenhändler
oder versuchen sich selbst als Schlepper. Diese Boote, die für die
Küstenfischerei in den Hoheitsgewässern gebaut sind, sind
nicht hochseetauglich.
Knapp unter einer Milliarde Menschen wohnen in Afrika. Zwischen
1972 und 2002 ist die Zahl der schwerst und dauerhaft
unterernährten Afrikaner von 81 auf 203 Millionen angewachsen.
Warum? Es gibt mehrere Gründe für dieses Desaster. Der
wichtigste Grund: die Landwirtschaftspolitik der Europäischen
Union. Die Industriestaaten der OECD haben ihren Landwirten und
Viehzüchtern im Jahr 2007 mehr als 350 Milliarden Dollar an
Subventionen für Produktion und Export ausbezahlt. Insbesondere
die Europäische Union praktiziert in Afrika das Agrar-Dumping. Das
führt in erster Linie zur systematischen Zerstörung der
afrikanischen Selbstversorgung mit Grundnahrungsmitteln. Nehmen wir als
Beispiel „Sandaga“, den größten Markt für
gängige Konsumgüter in Westafrika. Sandaga ist eine
lärmende, bunte, duftende, wunderbare Welt mitten in Dakar. Die
Konsumenten können dort je nach Jahreszeit Gemüse und Obst
aus Portugal, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland usw. kaufen
– und zwar zu einem Drittel oder zur Hälfte des Preises der
gleichwertigen einheimischen Produkte. Einige Kilometer entfernt
arbeitet der afrikanische Bauer mit seiner Frau und seinen Kindern bis
zu 15 Stunden pro Tag bei glühender Hitze – und hat nicht
die geringste Aussicht, dafür ein anständiges
Mindesteinkommen zu erhalten. Die Politik des landwirtschaftlichen
Dumpings, die von Europa praktiziert wird, zerstört ihr Leben und
das ihrer Kinder.
Der Zynismus der EU-Kommissare in Brüssel ist bodenlos. Sie
fabrizieren den Hunger in Afrika und organisieren auf den Meeren die
Jagd nach den Hungerflüchtlingen. Sie haben eine halb geheime
militärische Organisation auf die Beine gestellt, die oben
erwähnte Frontex. Diese Institution ist für die
„Verteidigung der Außengrenzen Europas“
zuständig. Sie verfügt über schnelle und bewaffnete
hochseetaugliche Abfangschiffe, über Kampfhubschrauber, eine
Flotte von Überwachungsflugzeugen, die mit hochempfindlichen
Nachtsichtkameras ausgestattet sind, über Radaranlagen, Satelliten
sowie über hochentwickelte Mittel zur elektronischen
Fernüberwachung.
Frontex unterhält auf afrikanischem Boden auch
„Auffanglager“, in denen die Hungerflüchtlinge
zusammengepfercht sind, die aus dem mittleren, dem westlichen und dem
südlichen Afrika kommen, aus Tschad, aus der Demokratischen
Republik Kongo, aus Burundi, Kamerun, Eritrea, Malawi, Simbabwe und so
weiter. Oft sind diese Flüchtlinge schon sieben, acht Jahre lang
durch den Kontinent unterwegs. Sie schlagen sich mühsam durch,
überqueren Grenzen und versuchen, nach und nach näher an eine
Küste heranzukommen. Dann werden sie von den Leuten der Frontex
oder ihren örtlichen Helfershelfern abgefangen, die den Auftrag
haben, sie daran zu hindern, die Häfen am Mittelmeer oder am
Atlantik zu erreichen. Ich betone: Die Heuchelei der Kommissare in
Brüssel ist abscheulich. Einerseits organisieren sie die
Hungersnot in Afrika, auf der anderen Seite kriminalisieren sie die
Hungerflüchtlinge.
Um zu überleben, muss der Hungernde Grenzen
überschreiten. Er tut es illegal. Die Illegalität wird durch
den Notstand aufgehoben. Vorläufig ermöglicht kein Instrument
des internationalen Rechts, den Hungerflüchtling zu
„entkriminalisieren“. Die Konvention der Vereinten Nationen
für den Schutz von Flüchtlingen aus dem Jahr 1951
gewährt das Asylrecht nur den Personen, die aus rassischen,
religiösen oder politischen Gründen verfolgt werden. Diese
Kriterien sind nicht ausreichend. Was das UN-Abkommen für den
internationalen Schutz der Migranten betrifft, dessen Anwendung der
internationalen Arbeitsorganisation (und nicht dem Hochkommissar der UN
für Flüchtlinge) obliegt, so gestattet es keine ihrer
Bestimmungen, die Hungerflüchtlinge zu entkriminalisieren. Die
einzige Instanz, die gesetzgeberisch handeln kann, ist der Rat für
Menschenrechte der Vereinten Nationen, bestehend aus 47
Mitgliedsstaaten, die von der Generalversammlung in New York im
Verhältnis zu den Kontinenten für eine (verlängerbare)
Dauer von drei Jahren gewählt werden.
Im Imperium der Schande, das von der organisierten Knappheit
regiert wird, ist der Krieg nicht mehr vorübergehend, sondern
permanent. Er ist nicht mehr eine Krise oder eine Pathologie, sondern
der Normalfall. Er ist nicht mehr die „Verfinsterung der
Vernunft“ – wie Horkheimer/Adorno es in der
„Dialektik der Aufklärung“ analysierten –,
sondern der eigentliche Daseinsgrund des Imperiums. Die Herren des
Wirtschaftskrieges plündern systematisch den Planeten. Sie
attackieren die normative Macht der Staaten, sie zerstören die
Volkssouveränität, untergraben die Demokratie, verheeren die
Natur und vernichten die Menschen und deren Freiheit. Die
Naturalisierung der Ökonomie, die „unsichtbare Hand des
Marktes“ ist ihre Kosmogonie, die Profitmaximierung ihre Praxis.
Ich bezeichne diese Kosmogonie und diese Praxis als strukturelle
Gewalt. Die Verschuldung und der Hunger sind die zwei
Massenvernichtungswaffen, die von den Herren der Welt eingesetzt
werden, um die Völker, ihre Arbeitskraft, ihre Rohstoffe und ihre
Träume zu versklaven.
Von den 192 Staaten des Planeten liegen 122 in der südlichen
Hemisphäre. Ihre Auslandsschuld beläuft sich insgesamt auf
mehr als 2100 Milliarden Dollar. Die Außenschuld wirkt wie eine
Würgschraube. Der Großteil der Devisen, die ein Land der
Dritten Welt durch seine Exporte verdient, dient dazu, die
Amortisationstranchen und die Zinsen der Schuld zu bezahlen. Die
Gläubigerbanken des Nordens handeln wie Vampire. Das Schuldnerland
wird ausgeblutet. Die Schuld verhindert jede konsequente
gesellschaftliche Investition in die Bewässerung, die
Straßen-, Schul- und Gesundheitsinfrastruktur, und erst recht in
einen Industriesektor, welchen auch immer. Das tägliche Massaker
des Hungers geht in eiskalter Normalität weiter. Alle fünf
Sekunden stirbt ein Kind unter zehn Jahren an Hunger. Alle vier Minuten
erblindet jemand aufgrund von Vitamin A-Mangel. Im Jahr 2007 waren 856
Millionen Menschen – jeder sechste auf unserem Planeten –
schwer und dauerhaft unterernährt. Im Jahr 2005 waren es noch 842
Millionen. Der World Food Report der FAO, der diese Zahlen angibt,
versichert, dass die weltweite Landwirtschaft im derzeitigen
Entwicklungsstand ihrer Produktivkräfte normalerweise (das
heißt mit 2700 Kalorien pro Tag und pro Erwachsenem) 12
Milliarden Menschen ernähren könnte. Wir sind heute 6,6
Milliarden Menschen auf dieser Erde. Konklusion: Es gibt kein
unabänderliches Schicksal. Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird
ermordet. Die wirtschaftliche, soziale und politische Weltordnung, die
vom Raubtierkapitalismus errichtet wurde, ist nicht nur
mörderisch. Sie ist auch absurd. Sie tötet, aber sie
tötet ohne Notwendigkeit. Sie muss radikal bekämpft werden.
Wo ist Hoffnung? In der Weigerung des Menschen, eine Welt zu
akzeptieren, in der das Elend, die Verzweiflung, die Ausbeutung und der
Hunger einer Vielzahl den relativen Wohlstand einer gewöhnlich
weißen Minderheit gewährleistet. Der moralische Imperativ
lebt in jedem von uns. Es geht darum, ihn zu wecken, den Widerstand zu
mobilisieren und den Kampf zu organisieren. Ich bin der andere, der
andere ist ich. Die Unmenschlichkeit, die einem anderen angetan wird,
zerstört die Menschlichkeit in mir. Karl Marx: „Der
Revolutionär muss imstande sein, das Gras wachsen zu
hören.“
Vom 5. bis zum 7. Juni 2007 hat im Seebad Heiligendamm an der
Ostsee das Treffen der Staats- und Regierungschefs der acht
mächtigsten Staaten des Planeten stattgefunden. Ein riesiges
Metallnetz in der Ostsee, eine Mauer, Stacheldraht über zwölf
Kilometer, Kampfschwimmer, ein US-Kriegsschiff, schwarze
Apache-Hubschrauber, 16 000 Polizisten, Elitetruppen und
Scharfschützen auf allen Dächern in allen Nachbardörfern
mussten die Staats- und Regierungschefs schützen. 5000
Journalisten aus der ganzen Welt, die in dem Nachbarort
Kühlungsborn zusammengepfercht waren, berichteten über das
Ereignis. In Heiligendamm haben Wladimir Putin, Angela Merkel, George
W. Bush und Nicolas Sarkozy und ihre Kollegen versucht, als die Herren
der Welt aufzutreten. Ein rührender Versuch, der ans
Lächerliche grenzt, sind doch die meisten unter ihnen –
selbst wenn sie demokratisch gewählt sind – nichts anderes
als Söldner der real herrschenden Konzerne. Im Jahr 2007 haben die
500 mächtigsten transkontinentalen Privatgesellschaften mehr als
53 Prozent des Weltbruttosozialprodukts kontrolliert, das heißt
aller Reichtümer (Kapital, Dienstleistungen, Waren, Patente usw.),
die in einem Jahr auf dem Planeten geschaffen werden. Afrika stand im
Mittelpunkt der Debatten. Die zwei wichtigsten Punkte der Tagesordnung
betrafen zum einen die „Garantie für
Privatinvestitionen“ und zum andern die „Universalität
des Patentschutzes“. Das Wort „Hunger“ kam auf der
Agenda von Heiligendamm nicht vor.
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 27.04.2008)