Zeitfenster?
Zeitfenster existieren in allen Bereichen und Situationen. Der Begriff wird so v.a. in der Technik und in der Betriebswirtschaft verwandt (Arbeits-, Projekt- und Aufgabenzeit).
Das Ereignis, bei dem die Pufferzeit grenzwertig wird, nennt man zeitkritisches Ereignis. Hierdurch entsteht sogenannter Zeitdruck. Die Bemühungen für die Erledigung dieses kritischen Pfades müssen somit forciert werden.
Stimmen zum Zusammenhang von Weltwirtschaftskrise,
Kapitalismus und Krieg
1. Christian Frings: "...Wenn die hier
skizzierte historische Einordnung zutrifft, dann werden wir in den nächsten
Jahren oder vielleicht schon Monaten den Zusammenbruch des Weltwährungssystems
erleben, einen dramatischen Anstieg von Arbeitslosigkeit und Elend, wachsende
Konkurrenz und Rivalität im Staatensystem, den Zusammenbruch ganzer Staaten;
damit verbunden wird die Gefahr steigen, dass die Herrschenden in Kriege als
letzte Ablenkungsmanöver flüchten oder dass selbst kleine Konflikte gewollt oder
ungewollt zum Flächenbrand eskalieren; und wenn diese Phase globaler
Instabilität wie in der Vergangenheit 20 oder 30 Jahre andauert, dann wird sich
mit oder ohne atomare Verseuchung durch Kriege die ökologische Katastrophe
weiter zuspitzen..." den ganzen Artikel lesen:
Die Krise im Lebenszyklus des Kapitalismus (ak - analyse & kritik - zeitung
für linke Debatte und Praxis / Nr. 536 / 20.2.2009).
Ein Radiointerview mit Christian Frings:
Diese Krise wird schwerer als wir uns vorstellen können
Christian Frings war der Referent unserer
Veranstaltung am 20. Januar 2009:
Finanzkrise oder Systemkrise? Krieg oder Revolution?
2.
Immanuel Wallerstein: "...Ich denke in der Tat, dass wir seit 30 Jahren
in die Endphase des kapitalistischen Systems eintreten... Für die Kräfte, die
die Lage zuvor beherrschten, wird sie chaotisch und unkontrollierbar. So sieht
man einen Kampf aufkommen, und zwar nicht nur zwischen Herren und Gegnern des
Systems, sogar auch zwischen allen Beteiligten untereinander, um zu bestimmen,
was das System ablösen wird. Das Wort `Krise´ benutze ich ausschließlich für
solche Situationen. Nun gut, wir sind heute in einer Krise. Der Kapitalismus
berührt sein Ende..." den ganzen Artikel lesen:
Der Kapitalismus berührt sein Ende | Interview Immanuel Wallerstein,
deutsche Übersetzung | "Le capitalisme touche à sa fin", "Le Monde" 11. Oktober
2008 - dazu auch:
"In 30 Jahren wird es keinen Kapitalismus mehr geben", telepolis, 06.02.2009
3. Historiker
Eric Hobsbawm:
"Es wird Blut fließen, viel Blut"
Die Politiker pumpen Billionen Euro und Dollar in die Wirtschaft, um der
globalen Krise Herr zu werden. Alles umsonst, fürchtet Eric Hobsbawm, einer
der wichtigsten Historiker der Gegenwart. Er hat Angst, dass der Kapitalismus
sich über eine fürchterliche Katastrophe rettet.
Bei der Bewältigung der Finanzkrise geht es um "das Überleben der Menschheit",
sagt der Historiker Eric Hobsbawm in einem Interview in der neuen, am
Donnerstag erscheinenden Ausgabe des stern. Der 92-Jährige, der als einer der
bedeutendsten lebenden Geschichtswissenschaftler der Welt gilt, fürchtet, dass
die Situation noch dramatischer ist als während der Großen Depression in den
30ern.
Aus der damaligen Krise, die erst durch den Zweiten Weltkrieg beendet wurde,
habe man nichts gelernt. Eine "rationale Analyse des Kapitalismus" sei auch in
den letzten 40 Jahren "systematisch verweigert worden", so Hobsbawm im stern.
Noch immer hänge die Menschheit einer "primitiven Ideologie" an, die nur auf
"Habgier aufgebaut" sei und keine Basis für eine stabile Gesellschaftsordnung
biete. Hobsbawm: "Der Kapitalismus wird verschwinden, früher oder später."
Sogar einen dritten Weltkrieg will Hobsbawm nicht ausschließen und nennt als
möglichen Anlass die wachsende wirtschaftliche Konkurrenzsituation zwischen
den USA und China: "Entweder hören wir mit der Ideologie des grenzenlosen
Wachstums auf, oder es passiert eine schreckliche Katastrophe. ( endlich gefunden: ein link auf das vollständige Interview mit Hobsbawm im stern, Heft 20/2009)
Anmerkung zur Quelle: Lesen Sie nicht die Leser-Kommentare. Es ist unglaublich, wie sich da Menschen entblödenentblößen, indem sie sich über einen "Hobbsi" äußern ...
Hintergrundinformation bei telepolis:
Tomasz Konicz - Kurze Geschichte der Weltwirtschaftskrise und
Texte und Materialien zur Krise von wildcat
Von: Paderborner Initiative gegen den Krieg
Gibt es einen Zeitpunkt, zu dem Handeln mit der Chance auf eine Beeinflussung der Zukunft noch bzw. nicht mehr möglich ist, und kann der von den potentiell Handelnden oder Handlungsfähigen (einschließlich der teilnehmenden Beobachter) erkannt werden? M. a. W.: Wann kippt eine Krise (Das System kann die erforderlichen Strukturen nicht hervorbringen, alle Krisenlösungsversuche wirken als neue Krisenverursacher.)?*
Wallersteins Formulierung legt ja den Schluss nahe, dass das Zeitfenster irgendwann geschlossen ist (offenbar das Wesen von Zeitfenstern): Ist dann Zukunft durch individuelles Handeln prinzipiell nicht mehr beeinflussbar? Oder müsste nicht nur das Handeln ein anderes sein, weil sich die Bedingungen verändert haben (weil ja nur das für ein bestimmtes Ereignis zur Verfügung stehende Zeitkontingent erschöpft ist - steht jetzt also für ein neues bestimmtes Ereignis wieder ein Zeitkontingent zur Verfügung)? Oder ist Zukunft durch individuelles Handeln grundsätzlich gar nicht beeinflussbar?
Oder könnte es ein, dass "Zeitfenster" ein untauglicher Begriff ist, Bedingungen menschlichen Handelns zu beschreiben ...
* Als Beispiel: Gibt es einen Zeitpunkt, zu dem 1932/33 erkennbar gewesen wäre, dass die Machtübergabe an die Hitlerfaschisten nicht mehr verhinderbar ist? Oder gibt es nur eine Konstruktion ex post eines solchen Zeitpunkts, dass die Machtübergabe nicht mehr verhinderbar war, dass die Krise gekippt war?