GBlog&search

 

GBlog&count



GBlog&listen


Van Morrison
Roll with the Punches


Chilly Gonzales und Jarvis Cocker
Room 29


Blackfield (Aviv Geffen & Steven Wilson)
Blackfield V


Jeff Beck
Loud Hailer




Daniel Hope
Escape to Paradise


Daniel Hope
Spheres


Jonathan Rudess
Explorations


Animals As Leaders
The Joy Of Motion


Colosseum
Valentyne Suite


Jack Bruce
Harmony Row


Spooky Tooth
Spooky Two



Utopia
Ra


Richie Havens
Nobody Left to Crown




Dimitri Schostakowitsch, Mariss Jansons
Sinfonien 1-15


Moondog & the London Saxophoni
Sax Pax for a Sax

GBlog&read - Nutzen Sie die Hinweise zur Orientierung und kaufen Sie dann beim Buchhändler um die Ecke



Uwe Timm
Ikarien



Christoph Ransmayr:
Cox oder Der Lauf der Zeit





Steffen Kopetzky
Risiko


José Saramago
Kain


Eva Menasse
Quasikristalle


Roberto Bolaño
2666


Tschingis Aitmatow
Der erste Lehrer


Uwe Timm
Rot


Leonardo Padura
Adiós Hemingway


Antonio Skarmeta
Mit brennender Geduld


Jose Saramago
Die Stadt der Blinden


Edgar Hilsenrath
Nacht: Roman



Rolf Dubs
Lehrerverhalten

User Status

Du bist nicht angemeldet.

simply and affectingly ...

1

The Second Concerto is, on the surface at least, a far more amiable animal, though with Shostakovich things are never quite as simple as they seem. The second movement contains one of his best melodies, a veritable love-song ...

2
Spider and I by Brian Eno


3
Make you feel my Love by Bryan Ferry

Tipp: Glitter And Doom Live - The Imaginarium of Doctor Parnassus /Advance

Tom Waits is generously making the first 8 tracks from his upcoming 2CD live set available for free download... @320, no less. Glitter And Doom Live doesn't come out until November 24th but you can grab Tom's advance preview here (or at his brand new website).
The first disc is Waits in concert. The second disc, however, is something completely different. From the website: "Disc Two is a bonus compendium called TOM TALES, which is a selection of the comic bromides, strange musings, and unusual facts that Tom traditionally shares with his audience during the piano set. Waits' topics range from the ritual of insects to the last dying breath of Henry Ford."
Unbedingt !!: Listen to Disc One's "Goin' Out West" and see the album's promo video, below.

Tom Waits - Glitter and Doom Live from Anti Records on Vimeo.

via Never Get Out Of The Boat!

Und:
Tom Waits in:
Terry Gilliam's The Imaginarium of Doctor Parnassus
:


Imaginarium of Doctor Parnassus Trailer - Official Teaser
via Politeia

Dietmar Dath: Für immer in Honig 23 / Maschinenwinter/The Sory Of Stuff

1

Die fehlenden Kapitel! Gerettet und nahezu vollständig rekonstruiert:

Dietmar Dath und Andreas Platthaus stellen in geschwinder Komplettlesung ein Buch vor, das eine Welt ist: Daths Roman Für immer in Honig.

Download

Länge: 46'09''




verbrecherverlag.de: "Für immer in Honig" ist ein historischer Roman über Dinge, die nie passiert sind und nicht passieren werden. Er erklärt alles, was in der Zeitung steht und im Fernsehen kommt und handelt von Leuten, die sehr viel wissen und trotzdem alles falsch machen. Die Geschichte umfasst mehrere Jahrzehnte, in denen Deutschland vor die Hunde geht und die Beziehungen der Vereinigten Staaten von Amerika zum Rest der Welt sich verschlechtern, während die Toten ins Leben zurückkehren, die Wissenschaft Fortschritte eher seitwärts als nach vorne macht und die Popmusik sich nicht gerade verbessert."
via Swen's Weblog

2
Dietmar Dath, Maschinenwinter.
Wissen, Technik, Sozialismus.
Eine Streitschrift. edition unseld 8,
Suhrkamp Verlag 2008


Aus der Rezension von H.J.Krysmanski:
... In den amerikanischen Klassenzimmern macht derzeit hunderttausendfach ein subversives
grünes Animations-Video, The Story of Stuff, die Runde, das auf unnachahmlich prägnante
Weise den kapitalistischen Stoffwechsel zwischen Natur und Gesellschaft darstellt und
verdammt, ohne das Wort Kapitalismus auch nur ein Mal zu verwenden. Der bekannte
Historiker Paul Kennedy von der Yale University macht sich lustig über die hilflosen
Verrenkungen der ‚Weltpolitiker’ auf den G-20-Gipfeln und der Finanzeliten in ihren
Glastürmen, wo doch die productive forces dieses Planeten schon längst eine ganz andere
Richtung der Entwicklung der Krise vorgeben.
In der Bundesrepublik ist selbst die Linke noch nicht so weit. Sie konzipiert dieses und jenes,
nur nicht eine demokratische Planwirtschaft auf der Basis der Rechnerkraft heutiger
Supercomputer (S. 45). Sie hat überhaupt nicht im Blickfeld, dass die Entmachtung der
instrumentellen Machtausüber der Kern moderner Klassenkämpfe ist (S. 27) – mit dem Ziel
der Befreiung der Technik. Denn das „Menschenwesen sollte aufgrund seiner
informationsverarbeitenden Potenzen in seinem Energie- und Informationsaustausch mit der
Natur nur durch die Naturgesetze insgesamt begrenzt sein“ (S.71). Da sind es denn dann doch
eher die wie Stückvieh behandelten Arbeiterinnen und Arbeiter mit ihren Brechstangen vor
den Fabriktoren, die allmählich wieder entdecken, wo es wirklich langgeht. „Die
Verhandlungsmacht der Arbeitenden“, zitiert Dath Wallerstein, „nimmt weltweit zu“. Dath:
„Nur: Wer verrät ihnen das?“ (S.126)
Derweil lesen die Fans von Sloterdijk (der auch wieder einmal den richtigen Riecher hatte)
dessen Monologe über ‚Anthropotechnik’, welche der Religion den Garaus machen müsse,
weil wirklich alles machbar sei.2 In den Talkshows wird verteilt und verteilt, aber nicht eine
fragt, wie das zu Verteilende hergestellt wird und wozu. Nur von Leistungsträgern ist die
Rede, die immer neuere und schönere und nutzlosere und technisch perfektere Exportartikel,
gegen alles Gebrauchsinteresse vernünftiger Menschen, durchpeitschen. Man gebe sich nur
den Werbespots von BMW und Mercedes hin, die ja mittlerweile im mehrfachen Sinne des
Wortes Brechmittel sind...


3

Story of Stuff - German from UTOPIA AG on Vimeo.

Das Original:
480x60_SoS_BannerHorz

via H.J. Krysmanski - Aspekte der Globalisierung: Politische Kultur
Dort auch: als Online-pdf-Version:
H.J. Krysmanski
Popular Science. Medien, Wissenschaft und Macht in der Postmoderne
Münster/New York: Waxmann 2001

Neulich in Dreikirchen

IMG001141

Media News: Appaz

Kurt Appaz liest! Während im Fernsehen ein alter Film läuft, der die Technik der russischen Filmmontage demonstriert, liest Kurt Appaz mal wieder in aller Ruhe ein paar Seiten in seinem eigenen Roman.



Sie können natürlich auch kurtappaz abonnieren!
Oder rewind.

LaufzeitenExportWeltmeister

091015_pol_sewersk_2
091007_1509_titelbild_wahl
459_Krieg_und_Leichen___die_letzte_Hoffnung_der_Reiche
Atomkopulation
tomsk-7_4r0002
tomsk_7
Strahlendes Sibirien
"Euer Atommüll verrottet bei uns"
Alptraum Atommüll - (Frankreich, 2009, 98mn) ARTE F - Regie: Eric Guéret

Schönen Abend noch in D'yer Ma'ker!

People Like Us end of season album download

Pic-for-blogpage It's the end of the Summer Season and so time for DO or DIY to unplug the ethernet cable, give the ol' modem a bit of a dust and take the next season off. But before we go we haven't forgotten that it's somewhat a tradition to make a downloadable collection of the best of all things avant retard for your ears and eye-pods, you lucky people - complete with downloadable artwork. So here it is. I always say there's nothing like art, and this is nothing like art.

Do or DIY - "Awful Fun" (zip file: MP3s and artwork)




Völlig abgedreht von WFMU's Beware of the Blog

Archäologie LXXIV: The Rattles

Als Entschädigung rare Aufnahmen meiner Lieblingsband der 60er: die Rattles als warmup-act für die Beatles im Circus-Krone-Bau 1966 in München:





Zugabe: Achim Reichel - Der Spieler

Sarrazin und die Sarazenen: Robuster Tabubruch

"Immer fällt mir, wenn ich an den Indianer denke, der Türke ein. Das hat, so sonderbar es scheinen mag, doch seine Berechtigung." Karl May, Winnetou I

Die Wikipedia zur Etymologie des Begriffes Sarazenen:
Griechisch Sarakenoi, syrisch Sarkaye und lateinisch Saraceni bezeichnete in der Spätantike (2. bis 4. Jahrhundert) zunächst einen oder mehrere Nomadenstämme auf der Sinaihalbinsel, und zwar nach der Darstellung von Ptolemaios im Gebiet von Nabatäa. Die Herkunft des Wortes ist nicht sicher. Unter den zahlreichen Etymologien, die in moderner Zeit vorgeschlagen wurden, begegnet am häufigsten eine seit dem 18. Jahrhundert aufgekommene Herleitung aus arabisch scharqi („östlich, orientalisch, Orientale“). Ebenfalls bedenkenswert erscheint als mögliche arabische Wurzel sariq, Plural sariqin („Plünderer“).

Bedeutungsentwicklung
Die Bedeutung wurde seit der Spätantike sukzessive erweitert, zuerst auf die übrigen arabischen Stämme der vorislamischen Zeit (Eusebius, Hieronymus), und dann im Laufe der kriegerischen Auseinandersetzungen mit maurischen und arabischen Armeen in Europa auf die islamischen Völkerschaften schlechthin. In dieser erweiterten Bedeutung wurde das Wort seit der Zeit der Kreuzzüge aus dem Griechischen und Lateinischen auch in die europäischen Volkssprachen übernommen.

Der Gebrauch im christlichen Schrifttum war hierbei geprägt von einer die bezeichneten Völker abwertenden, gelehrten Volksetymologie. Bereits bei Hieronymus und Sozomenos, also in vorislamischer Zeit, erscheint die Worterklärung, dass die Agarener (oder Hagarener), die Nachfahren der Hagar, der verstoßenen Sklavin und Nebenfrau Abrahams, sich fälschlich als „Sarazenen“ bezeichnet hätten, um sich als Abkömmlinge der Sarah, der Freien und Ehefrau Abrahams auszugeben und sich dadurch aufzuwerten. Diese Worterklärung, die die Sarazenen als verkappte Agarener, und damit in Anknüpfung an die paulinische Deutung des alttestamentlichen Themas (Gal. 4,21-31) als Angehörige eines von Gott heilsgeschichtlich verstoßenen Volkes deutete, wurde bei den christlichen Autoren des Mittelalters seit dem Aufkommen des Islam zu einem anti-islamischen Topos, der in der europäischen Literatur über die Kreuzzüge und den Islam weitere Verbreitung erlangte.

Das Wort saracenus und seine volkssprachlichen Entsprechungen haben im Verlauf ihrer mittelalterlichen Bedeutungsentwicklung neben der primären ethnischen oder religiösen Bedeutung „islamischen Völkern zugehörig“ zum Teil auch die weitere Bedeutung „heidnisch“ oder allgemein „fremdartig, alt“ angenommen (so in Bezeichnungen von Bauwerken oder Ruinen der römischen Antike als „sarazenisch“, daher auch engl. sarsen (stone) für Megalithen in prähistorischen Monumenten), außerdem in bestimmten Zusammenhängen die übertragene Bedeutung „schwarz, dunkel“. Sprach- und sachgeschichtlich ist deshalb oft schwer oder nur anhand des jeweiligen Kontextes zu entscheiden, ob gegebene Verwendungsweisen auf der primären oder einer sekundären Bedeutung beruhen.

Als zu Beginn des 15. Jahrhunderts in romanischen und deutschsprachigen Ländern erstmals Gruppen der ursprünglich aus Indien stammenden, über Byzanz und den Balkan zugewanderten Roma auftauchten und von der einheimischen Bevölkerung als Angehörige eines fremden, dunkelhäutigen und aus dem Osten stammenden Volkes wahrgenommen wurden, wurde neben anderen Bezeichnungen wie „Ägypter“, „Zigeuner“ (beides schon im byzantinischen Sprachgebrauch vorgebildet), „Heiden“ und „Tataren“ zuweilen auch die Bezeichnung „Sarazenen“ für Roma verwendet, so hauptsächlich in romanischen Sprachen und unter deren Einfluss dann im 15. Jh. vereinzelt auch im Deutschen.

Abgeleitete Namen
Personennamen
Besonders in Frankreich und der Schweiz ist noch heute der Familienname Sar(r)asin bzw. Sar(r)azin verbreitet, in der deutschsprachigen Schweiz auch Saratz, in Italien und der italienischsprachigen Schweiz Sar(r)aceno, Sar(r)acino, im Englischen die aus dem Französischen bzw. Anglonormannischen noch weiter entwickelte Form Sarson. Vorläufer solcher Namen ist im Mittelalter ein in den lateinischen Quellen seit dem 11. Jh. vielfach dokumentierter Name oder Beiname Saracenus, der in vielen Fällen wegen einer „sarazenischen“ Herkunft des Trägers, in anderen Fällen aber auch nur wegen eines zeitweisen Aufenthaltes bei den „Sarazenen“ oder, wie lat. Maurus, nordfrz. Moreau, engl. Moore, zur Hervorhebung einer besonders dunklen Haut- oder Haarfarbe entstand. Sofern der Name erst im Spätmittelalter in Gebrauch kam, ist auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass er im Hinblick auf die mögliche Bedeutung „Zigeuner“ gewählt wurde.


PI-Werbung-7Wenn also der Name Sarrazin auf die sarazenische Herkunft des Trägers verweist, dann haben wir es hier mit einem interessanten Fall von kultureller Obsthändler-Identitätsdiffusion zu tun. Das muss ähnlich wehtun wie die Obsessionen eines Mr Liwek “Lionheart” Ozog aus Tombstone, AZ 85638, USA, der den Chef macht bei Fact - Fiction (a transatlantic press network based in the USA: ... widmet sich vornehmlich der Politik, der Wirtschaft, den Medien, der Geschichte und Zeitgeschichte. Es ist konservativ, politisch-inkorrekt, kapitalistisch, religiös neutral, anti-islamistisch, anti-ideologisch, vertritt aber die christlichen Wurzeln des Abendlandes und deutsche Interessen... - ein ähnlich bräunliches Gemisch also wie PI -), dessen deutscher Ableger mit viel islamophober Zustimmung die schönsten Passagen des Sarrazin-Interviews im Netz verbreitet.

Ist aber auch egal, denn:

Ob Sarrazin sich total geirrt hat oder nicht, ist in der Draufsicht auf das Problem des Landes völlig unwichtig, aber er hat sich als Tabubrecher für das Ganze nützlich gemacht. Und es wird noch viele Tabus zu brechen geben, wenn etwas Vernünftiges dabei heraus kommen soll.
Bettina Röhl als Gefangene der Sarazenen:


IFB-5735_Die_Gefangene_der_Sarazenen_I-1960_8p_3-00e
... Was Sarrazin gesagt hat, muss jemand sagen dürfen, ohne, dass er persönlich vernichtet wird. Sarrazin hat ein Recht, mit dem was er gesagt hat, auf das Gegenargument. Und die Gesellschaft und die Bürger dieses Land haben ein Recht auf Diskussion. Die Reaktionen, die Sarrazin erzeugt hat, beweisen, dass das Thema Integration von einem gefährlichen Ungeist totgebügelt wird, obwohl es das wahrscheinlich virulenteste Thema der Gegenwart ist.
Ohne jede Grundlage werden Phantastereien, Ideologien und alle möglichen Verklemmungen gepaart mit skrupelloser Karrieresucht und einem unerträglichen Gutmenschentum zu einer verquasten Pampe gerührt. Wie gesagt, ob Sarrazin unter- oder übertreibt, ob er überhaupt richtig oder gänzlich falsch liegt, oder ob Sarrazin sich im Ton vergriffen hat oder nicht, ist ein eigenes Thema für sich, dass aber nur diskutiert werden kann, wenn Meinungsfreiheit und wenn Fakten herrschen, respektive eine Chance haben, erkannt zu werden...



Eine Wortkotze ohnegleichen, - schön aber rührt sie den Topos des heroischen Tabu-Brechens in ihre verquaste Pampe; eine Technik, die auch als Plasberg-Methode in den öffentlichen Schein-Debatten grassiert:

... Und warum geht's im hiesigen Diskurs, was das Sortieren brauchbarer und unbrauchbarer Gruppen angeht, so verkrampft zu? Bei dieser Frage gäbe es eine Durchfallquote von null Prozent sogar bei Kopftuchmädchen. Plasberg durfte die Antwort vorwegnehmen, in Frageform: „Ist das ein Erbe der Nazi-Unkultur, dass wir solche Diskussionen nicht mehr führen können?“ Streberhaft preschte Oswald Metzger vor: „Aus meiner Sicht ohne jede Frage. Also, das Erbe der deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts wird uns ewig“ - hier stockte Metzger, und in seine „Ähs“ hinein, noch bevor er den Satz mit „bleiben“ beenden konnte, stellte Plasberg seine Anschlussfrage: „Zurecht oder zu Unrecht?“

Und das musste wirklich einmal gefragt werden. Dafür hat sich der ganze Lärm gelohnt. Auch wenn fünfundneunzig Prozent der türkischen Bevölkerung in Berlin von heute an aus lauter Trotz auch noch Kopftuchjungen produzieren, diesen Erfolg kann Thilo Sarrazin niemand mehr nehmen. Das Erbe der deutschen Geschichte ist für die Deutschen dauernde Belastung und Verpflichtung. Zurecht oder zu Unrecht? Rufen Sie Plasberg an, schicken Sie ihm eine Mail, und versäumen Sie nicht den Fakten-Check zum Holocaust und zum Existenzrecht Israels.

Plasberg wollte aber auch wirklich genau wissen, ob die geschichtspolitische Erblast unsere Debattenkultur erdrückt, und belohnte seinen Lieblingsschüler Metzger mit der Nachfrage: „Sollten wir uns jetzt davon befreien?“ Jetzt? Sofort, aus Metzgers Sicht. Oder nie, darum aber erst recht. „Aus meiner Sicht: Die Erblast tragen wir, aber wir können uns davon befreien.“ Durch enthemmtes Schwätzen.

Von der „Heftigkeit“ des Streits in seiner Sendung wollte Plasberg zurückschließen auf die Legitimität seiner Strategie der maßlosen Dramatisierung. Frage an Matussek: „Wofür ist Sarrazin das Indiz? Ist er eher der Brandstifter für Sie oder eher ein Ventil für einen Überdruckkessel?“ Matussek entschied sich erwartungsgemäß für Ventil und lieferte Plasberg das Stichwort der von Sarrazin verdienstvollerweise berührten „Tabufelder“. Plasberg, triumphierend: „Sehen Sie einmal, was da passiert, wenn man ein Tabu verletzt.“ Diesen Satz musste Plasberg nicht mehr als Frage formulieren. Er war die Antwort. In der verkehrten Welt der Fernsehdebatte ist ein Tabu dadurch definiert, dass es gebrochen werden muss.


Neu ist das ja alles nicht:
Robustest möglicher Schwachsinn // geändert in: Pack
Deutsche religiöser als vermutet - und man merkt es sofort
Hagen Rether in der Scheibenwischer Gala 29.12.07 : Der Islam<


Ansonsten: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Oder immer gut gegen alle terribles simplificateurs: Theweleit: Play Station Cordoba. Yugoslavia. Afghanistan etc. Ein Kriegsmodell (nur noch hier: Booklooker)
”Die Politik der kulturellen Identität besteht darin, Minoritäten innerhalb von Majoritätsgesellschaften anzustiften, ihre je kulturelle Autonomie zu behaupten, zur Not mit Gewalt. (...) Die Begriffserfindung der kulturellen Identität hat keine reale Entsprechung, sie ist ein Kontrafaktum, eine Konstruktion zur Erpressung der zu ihr gehörigen und zur ausbeuterischen Ausgrenzung aller nicht zu ihr gehörigen.” Bazon Brock: Krieg und Kunst - Kulturelle Regelsysteme

Verlierer - oder: Mission accomplished

Im Forum Kritische Pädagogik veröffentlicht Uwe Findeisen einen aus aktuellem Anlass überarbeiteten Aufsatz:
Mit Gewalt zur Anerkennung des Ich
Anmerkungen zu „Jugendgewalt“ und „School Shooting“
:
U. a. befasst er sich mit Leistungslernen – Notensystem – Geltungsbedürfnis
:
... Das schulische Konkurrenzverhalten ist also eine widersprüchliche Angelegenheit, über dessen Här-ten in der Öffentlichkeit, zumal seit den PISA-Studien, freimütig berichtet wird. Das Prinzip lautet: Jeder ist seines Glückes Schmied - gegen die anderen. In der Schul- oder Arbeitsmarktkonkurrenz werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene einem Vergleich unterworfen, den siegreich bestehen muss, wer zu etwas kommen will. Jeder strengt sich also an, besser als die anderen zu sein. Dieses Verhalten aber mit der individuellen Leistung zu legitimieren, die dem Einzelnen entspreche, unter-schlägt, dass die Leistungsbedingungen nicht von denen, die konkurrieren, festgelegt werden, son-dern vorgegeben sind. Der eigentliche Lehrplan des heutigen Bildungssystems besteht laut Nüberlin darin, dass die Schule die Schüler im Unterricht unter einen künstlichen Zeitdruck setzt, so dass un-ter ihnen notwendigerweise Leistungsunterschiede entstehen. Noten sind also keine qualitative Be-urteilung, sondern eine „Leistungsabstandsmessung, die die Schüler in ein Rangordnung von Zif-fernnoten einordnet“ (Nüberlin 2002).
Die Schüler aber betrachten die Noten anders, nämlich als persönliches Verdienst. Ihr Schul-zeugnis ist für sie mehr als die Auflistung der Fachnoten. Es erscheint als „Wertigkeitszuschrei-bung“. – und der Grund dafür scheint allein in der Anstrengung und Begabung des Einzelnen zu lie-gen.
sitzenbleiben-kopieLeistungsdruck ist jedoch keine Selbstverständlichkeit von Lernprozessen. Lernen braucht Zeit, aber eine Durchschnittszeit fürs Lernen so festzulegen, dass immer einige nicht mitkommen, schafft erst den Leistungsdruck, an dem man scheitert. Aus der Wissensvermittlung folgt dieser se-lektive Umgang nicht, denn sie hätte ihr Maß am Verstehen des jeweiligen Inhalts - was mal länger, mal kürzer dauert. Wissen legt nicht fest, in welcher Zeit es verstanden werden will und muss. Dies erfahren in unserem Schulsystem nur die Schüler und Schülerinnen im Anfangsunterricht und das ist von den Lehrpersonen gewusst, wenn sie dann mit der realistischen Benotung beginnen, die sie leider nicht nur als gesetzliche Festlegung zur Sortierung, sondern als Hilfe zur Selbsteinschätzung des Kindes verstehen. Wissen in ein Pensum zu verwandeln macht die vorherrschende Form der Wissensaneignung erst zum Lerndruck. Lernen in einer vorher festgelegten Zeit hat nichts damit zu tun, dass jeder seine Fähigkeiten entwickelt. Es wird benutzt, um eine Verteilung von Berechtigun-gen für die Hierarchie der Berufswelt vorzunehmen. Für die Beteiligten erscheint dieser Zusam-menhang in verkehrter Form – nicht so, dass er die individuelle Laufbahn bestimmt, sondern als zur Verfügung gestellte Bedingung für die Entwicklung der Lernenden. So werden die lernhemmenden Bedingungen im Gegensatz zu ihrer praktischen Zweckbestimmung als Angebote und Möglichkei-ten verstanden, die man nun ergreifen muss, um weiter zu kommen. Und wo einer scheitert, da hat er eben die Chancen nicht wahrgenommen...


Vgl. auch: Warum "Jugendgewalt" eine Ideologie ist ...
und immer noch sehr empfehlenswert: Freistaat Thüringen: Bericht der Kommission Gutenberg-Gymnasium

Im Forum Kritische Pädagogik auch: Klaus Klemm -- Sinnloses "Sitzenbleiben" kostet jährlich 1 Milliarde
- Volltext der Studie

Signs and Meaning in Cinema II

Signs and Meaning: White of the Eye
(Donald Cammell; 1987) via If Charlie Parker ...
snapshot3

Sieger - oder: Mission accomplished

hirschrufer_em_dpa_266x200St. Andreasberg. Andreas Töpfer aus Hann. Münden hat die neunten Hirschrufmeisterschaften im Harz gewonnen. Der Betriebsschlosser siegte vor St. Andreasbergs Bürgermeister Hans-Günter Schärf (SPD). Bei den Harzer Hirschrufmeisterschaften versuchen die Teilnehmer, die Rufe der Rothirsche mithilfe von Weizenbiergläsern, Küchenrollen oder Muscheln zu imitieren. Die Wettbewerber waren in den Disziplinen "Suchender Hirsch", "Kampfschrei" und "Sprengruf" gegeneinander angetreten. Den Sprengruf brüllt ein Rothirsch einem männlichen Hirsch hinterher, wenn er diesen im Geweihkampf besiegt hat. Dieses Projekt des Ex-Bundeskanzlers Gerhard Schröder hatte implizit das Schreddern der alten Volkspartei SPD zum Ziel. Die Mittel dazu waren politische Entscheidungen, die den Interessen der Mehrheit der SPD-Wähler entgegengesetzt waren: Deregulierungen (der Finanzmärkte), Privatisierungen (der Bahn), Hartz IV und die Agenda 2010, die Einführung der Praxisgebühr, schließlich die Rente mit 67 durch Müntefering. Seit 2003 sind für die SPD die Folgen ihrer Politik klar: Der Verlust von hunderttausenden Parteimitgliedern und die Abwanderung von Millionen Wählern. Die Partei verlor Wahl nach Wahl und rettete sich in die Große Koalition. Und auch im gegenwärtigen Wahlkampf stand die SPD mit ihrem Personal, allen voran Steinmeier und Müntefering, für diese desaströse Politik.
schroder-steinmeier-muntefering-struck-steinbruck
Mit dem Wahlergebnis nun ist das Schröder-Projekt praktisch erfüllt: Die SPD als große Partei des sozialen Ausgleiches, als Volkspartei der Arbeitnehmer und des fortschrittlichen Bürgertums, existiert nicht mehr. Und dies ist nicht die Folge der "Auflösung von traditionellen Milieus", sondern der ganz konkreten und bewussten Politik der SPD-Führung.
Ohne eine einschneidende Zäsur wird die SPD nur noch als Wurmfortsatz existieren. Zu dieser Zäsur wird der Satz gehören: "Hartz IV und die Rente mit 67 waren große politische Fehler." Bisher haben sich die Verantwortlichen lieber die Zunge abgebissenen, als diese Fehler öffentlich einzugestehen. Umso grotesker muten die angekündigten "Analysen" der Wahlkatastrophe und ihrer Ursachen an. Das ist so, als wenn man bei einem Harzinfarkt sich auf den Fußpilz konzentriert...

1. Meldung des Deutschen Depeschendienstes vom 26.09.09
2. Kommentar von Rudolf Stumberger vom 28.09.2009 bei tp.
3. Ergebnis der Bundestagswahl 2009 mit Nichtwählern bei blogwürdig:
Bundestagswahl-2009-ve-nw1

Siehe auch: De omnibus dubitandum

Zu Gelb siehe auch: Versicherungsvertreter im Bundestag

Archäologie LXXIII: It was forty years ago today ...


Ein wunderbares Video, dass die nachhaltige Wirkung einer Schallplatte demonstriert: Der berühmteste Zebrastreifen der Welt : Abbey Road.

Metamorphosis II - oder: Postdemokratie

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in ...
einer Gesellschaftsform wieder, die die Demokratie mit sich herumschleppt wie einen kranken Verwandten:
... das ist eine Herrschaftsform, die Colin Crouch „Postdemokratie“ genannt hat: ein prekärer Zustand zwischen der Herrschaft des Volkes und der Herrschaft der Konzerne (die sich den Umstand zunutze machen, dass der Staat seine Bürger nicht mehr schützen will): „Das heißt nicht, dass wir in einem nichtdemokratischen Staat leben, der Begriff beschreibt jedoch eine Phase, in der wir gleichsam am anderen Ende der Parabel der Demokratie angekommen sind. Viele Symptome weisen darauf hin, dass dies heute in den Industrienationen der Fall ist, und wir uns vom Ideal der Demokratie fort- und auf das postdemokratische Modell zu bewegen.“


raabEin schönes Beispiel für die Symptomatik war eben auf Pro7 zu sehen: hier kam die mediale Inszenierung der Bundestagswahl zu sich selbst: zuerst waren wirkliche Politiker zu Gast, die für den Fleischwarenfachverkäufer den Affen machten, dann wurden Jugendliche - auf widerlichste Weise - vorgeführt, deren politische Unkenntnisse das Ergebnis 1. genau dieser Art von Fernsehen, 2. dieser Art von Politik und 3. des von dieser Art von Politik verordneten Politikunterrichts in den Schulen sind. Herzlichen Glückwunsch. Etwas irritiert war man dann, dass die Linke in vielen Bundesländern die stärkste Partei war - und insgesamt die zweitstärkste (und die FDP die drittstärkste) -, was nun so gedeutet werden könnte: Das Prekariat glotzt Pro7, weiß aber trotzdem, wo die Lampe hängt - oder:

Die Postdemokratie zeichnet sich dadurch aus, dass demokratische und nicht-demokratische Impulse einander durchdringen und dass dieser Prozess der inneren Zersetzung sich nicht in Form von großen Skandalen, Staatsstreichen oder Systemwechseln vollzieht, sondern in Form der schleichenden Erosion, der Gewöhnung, der „Alternativlosigkeit“. Man kann, so scheint es, einfach nichts dagegen machen: gegen die Anfälligkeit für direkte und mehr noch indirekte Korruption; gegen die Entmachtung der Parlamente durch eine Komplizenschaft der Exekutive mit der Wirtschaft; gegen das Privatisieren und Outsourcen, gegen die Erzeugung neuer bildungs- wie politik-, letztlich gar lebensfernen Subgesellschaften, die sich alle Freiheiten nehmen, weil es in ihren Ghettos (Plattenbau, Droge und Fernsehen) nichts zu verlieren gibt; gegen die Medialisierung und Infantilisierung der politischen Kommunikation zu einer Art von Democratainment, in dem Macht- und Entscheidungsfragen allenfalls in Form von Gerüchten und Affären behandelt werden und ansonsten eine Endlos-Show läuft; gegen die digitale Überwachungssucht, die Tendenz der Durchdringung von Wirtschaft und Politik; gegen den Sieg des Systemischen über das Moralische (Eigenart aller Fundamentalismen, so auch des kapitalistischen Fundamentalismus, des so genannten Neoliberalismus: Das System zu erhalten ist das einzig bedeutende Ziel, die Elemente – in diesem Fall: Menschen, Ideen und Projekte, sind demgegenüber völlig gleichgültig); gegen politische Entscheidungen, die aus Sachzwängen und Machtspielen entstehen, die Entstehung rechtsfreier Räume und demokratieresistenter sozialer Milieus; gegen die Auflösung der ideellen und politischen Konkurrenzen der Parteien in innerparteiliche Machtspiele und mediale Popularitätstests. Und so weiter.

Verzweifelt: die Mitte

Demokratische Formen der Regierung und der Kontrolle der Regierung ist das eine, eine Form der inneren Demokratie das andere. Diese „innere Demokratie“ einer Gesellschaft wäre ein System, in dem die einzelnen Elemente zugleich voneinander abhängig sind und voneinander unabhängig: eine Abhängigkeit, die sich aus Interesse und Wert zusammensetzen würde. Unabhängigkeit würde vielleicht mit weniger Sozialprestige und weniger Karriereaussicht, aber nicht mit dem sozialen Tod bedroht. Abhängigkeit wäre ein Pakt auf Zeit, der niemals, ich wiederhole: in einer demokratischen Gesellschaft niemals die Art von Abhängigkeit sein dürfte, die eine nach der Art einer Sklavenhaltergesellschaft von Herrn und Diener ist oder die nach Mafia-Art die einer unauflöslichen, verschworenen Gemeinschaft.

Im Neoliberalismus haben sich die Verhältnisse von Abhängigkeit und Unabhängigkeit ebenso verändert wie die Bedingungen einer politischen Kontrolle der Ökonomie und einer demokratischen Kontrolle der Politik. Wechselseitige Abhängigkeit verdichtet sich in der Mitte. Eine fundamentale zwischenmenschliche und soziale Unabhängigkeit dagegen entwickelt sich an den Rändern: Der Jugendliche U-Bahnschläger, für den es keine Hemmung gibt, einen anderen Menschen totzuprügeln, gleicht darin einem Millionen-Bankmanager, der nichts dabei findet, sein Unternehmen von der Allgemeinheit refinanzieren zu lassen und sich dabei erneut die eigenen Taschen mit „Boni“ vollzustopfen – beide müssen sich von niemandem wirklich abhängig fühlen. Für beide gibt es keine wechselseitige soziale Beziehung mehr, die eine Balance zwischen eigenen Interessen und denen von Mitmenschen oder denen des demokratischen Systems verlangen würde. Jenseits der demokratischen Abhängigkeit verhalten sich Menschen offensichtlich oben wie unten: barbarisch.

Die Mitte versucht verzweifelt, die ohnehin schon ausgeprägte wechselseitige Abhängigkeit noch zu erhöhen: Sie ruft nach noch mehr Kontrolle, meint und trifft dabei allerdings weniger die „unverantwortlichen“ Ränder als sich selbst. In der Mitte ist gegenseitige und hierarchische Abhängigkeit bereits wiederum so ausgeprägt, dass allerorten die Grenzen zwischen der demokratischen und der sklavenhalterischen oder der mafiösen Abhängigkeit überschritten werden. Das Gesetz der Abhängigkeit erlaubt es Menschen in der Mitte nicht nur nicht mehr, ihre Möglichkeiten zu entfalten. Es erlaubt ihnen nicht einmal mehr, ein Bewusstsein, eine Sprache für ihre Gefängnis-Situation zu haben. Wir nennen es Korruption, wir nennen es Feigheit, wir nennen es Unterwerfung; es ist indes nichts anderes als die zur alltäglichen Charaktereigenschaft in einem Lebenszusammenhang der fundamentalen Abhängigkeit gewordene Taktik des Überlebens: Dem Verlust an Wahlmöglichkeiten (und sei es die zwischen Sprechen und Schweigen) begegnen wir mit Wahl-Surrogaten wie der Wahl zwischen Aldi und Lidl oder der Wahl zwischen RTL und ProSieben, zwischen Infotainment, Dokutainment und Politainment. Und wir müssen nicht nur in Kauf nehmen, sondern sogar fordern, dass sich die äußere Surrogat-Demokratie der inneren Surrogat-Demokratie angleicht und also ein Wahlkampf vor allem an seinem Unterhaltungswert wie am „Mitspiel“-Wert gemessen wird. In Ergänzung zu Crouchs politischer Form der Postdemokratie müssten wir daher auch eine soziale Form der Postdemokratie beschreiben (die Ausbreitung von rechtsfreien Räumen, Inseln der feudalistischen und der mafiösen Herrschaft, Abhängigkeit in der Arbeit und über die Medien, die jenseits der Vorstellung vom freien Individuum liegen). Postdemokratisch ist nicht nur die Sphäre „da oben“, postdemokratisch ist auch unser Alltags-, Arbeits- und Kulturleben...

Georg Seeßlen
Die Wahl der Wahl


Oder auch:
Eine Masse, die ständig die Form wechselt
090923_wibi_schwarm_dpaEin Falke muss ein konkretes Einzelwesen anvisieren. Eine dichte Masse, die ständig die Form wechselt, sich ruckartig zusammenzieht, pulsiert oder Wellen bildet, überfordert ihn. In der Masse des Schwarms verschwimmen die Konturen der einzelnen Beutetiere zu einem großen Ganzen. Stare bewegen sich ganzjährig in teilweise riesigen Trupps und die ab Mitte Juni selbstständigen Jungvögel bilden ebenfalls sofort Schwärme.

"Stare wissen, was rund sechs bis sieben Nachbarn im Schwarm machen", sagt Berthold. Ändert der Nachbar Richtung, Geschwindigkeit oder Abstand, erlaubt ihre rasche Reaktionsfähigkeit es ihnen, diese Änderung unmittelbar zu registrieren und nachzuvollziehen. Ein Star im Schwarm achtet dabei nicht auf alle Vögel innerhalb eines bestimmten Umkreises, wie frühere Modelle annahmen. Er interessiert sich nur für die bis zu sieben Nachbarn neben, über und unter sich.

Das hat Cavagna herausgefunden, den die faszinierenden Flugmanöver der Stare über Rom und deren Koordination nicht los gelassen haben. Das von ihm geleitete, internationale und interdisziplinäre EU-Projekt Star-Flag hat die Flugfiguren mit Hochgeschwindigkeitskameras fotografiert, die von verschiedenen Standorten synchron zehn Mal pro Sekunde auslösten. "Wir wollten dreidimensional feststellen, nach welchen Gesetzmäßigkeiten das kollektive Verhalten und die Selbstorganisation einer Masse von Tieren funktionieren."

Ein System aus vielen kleinen Einheiten

Jeder einzelne Vogel versucht vielmehr, in der Mitte seiner Nachbarn zu bleiben, unabhängig davon, wie weit sie entfernt sind. Dies erklärt auch die variierende Dichte eines Schwarms, wenn er sich zusammenballt, auseinanderzieht, teilt und wiedervereint, ohne jedoch auseinanderzufallen. Die Forscher vermuten, dass die Gehirnkapazität des Vogels es nicht zulässt, sich auf mehr Artgenossen gleichzeitig zu konzentrieren. Dabei orientiert er sich nicht in Flugrichtung, da das Sichtfeld seitwärts ausgerichtet und nach vorne eingeschränkt ist.

"Wir haben bewiesen, dass ein System aus vielen kleinen Einheiten, die nur lokal aufeinander wirken, zu einem großen Ganzen mit gemeinsamen allgemeinen Eigenschaften wird", fasst Cavagna zusammen. "Vorher gab es zwar eine Reihe von Modellen und Theorien über Schwärme, aber keinerlei vor allem dreidimensionale Messwerte."Vielfach wurde Schwarmverhalten mittels Computermodellen wie dem von Jens Krause von der Universität in Leeds untersucht. Verhaltensbiologen haben nach dem Beobachten verschiedener Tierschwärme und Menschenmassen einige einfache Regeln abgeleitet, die für jedes Individuum im Schwarm gelten.

Anhand dieser versucht Krause in seiner Computersimulation das Verhalten des Schwarms vorherzusagen. Die Regeln lauten: Bewege dich zum Mittelpunkt deiner Nachbarn und in die gleiche Richtung wie sie, berühre sie nicht und weiche aus, wenn dir jemand zu nahe kommt. Stare, so Cavagnas Messungen, halten mindestens eine Flügelspanne Abstand zu einander. Da alle diese Regeln befolgen, kann jedes Individuum eine Richtungsänderung auslösen, woraufhin der ganze Schwarm sich neu formiert.

Nähert sich ein Feind, verdichtet sich der Schwarm, um das Anvisieren eines einzelnen Vogels zu erschweren, oder er weicht aus, teilt sich vor dem Räuber und fließt dahinter wieder zusammen. Krauses Computermodell hat die Wissenschaftssendung Quarks vor zwei Jahren im Menschen-Experiment überprüft.

Über 200 Freiwillige kamen in den Kölner Messehallen zusammen und schwärmten zunächst nach zwei Regeln umeinander: Bleib in Bewegung und halte immer eine Armlänge Abstand von den anderen Personen um dich herum. Verbale oder mimische Kommunikation war untersagt. Aus einer anfangs ungeordneten Wolke von Gehern formte sich schnell ein ringförmiges Band mit einem Loch in der Mitte.

Beim nächsten Versuch wurde der Schwarm von einem Jäger bedroht und es galt die Zusatzregel: Weiche dem Jäger aus und halte mindestens zwei Armlängen Abstand zu ihm. Das Ergebnis: Der menschliche Schwarm teilte sich vor dem Räuber, fand hinter ihm wieder zusammen und der Räuber konnte keinen Schwärmer erwischen. Fazit: Das Befolgen der einfachen Regeln führt ohne Befehlshaber, Leithammel oder Absprachen immer wieder zu spontaner Ordnung im Schwarm. Jeder einzelne Star handelt unter Beachtung der Regeln für sich alleine. EU-Projekt Star-Flag: http://angel.elte.hu/starling/

FR-online.de

Schwarmintelligenz!
Schwarmverhalten - The Next Social Revolution?!

Metamorphosis I

Nabokov Improves On Kafka's 'Metamorphosis'
Well, not of interest to everyone, but this is the corrected text of master writer Fraz Kafka's 'Metamorphosis' by the Russian master writer Vladimir Nabokov.
WOF loves both these writers and we think that maybe, just maybe, Nabokov is correct is saying that his work has improved on Kafka.
We shall, as always leave the final decision to you, dear readers
.
nabokov_on_kafka723818

Interessant wäre es, die Varianten - z.B. im Deutsch-Leistungskurs, wenn es den denn noch gäbe und die Spielräume, solche Fragen zu verfolgen! - zu vergleichen - oder sogar Verschiebungen von Bedeutungsnuancen in Übersetzungen zu untersuchen: etwa a. B.
fand er sich zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt --> gigantic insect <--> monstrous insect ...

Persönlichkeitstheorie bolognese

schwarzenegger_plakatAuf einer dreitägigen Fachtagung diskutieren 60 Fachleute der Bereiche Geschichte, Politik und kultur an der Universität Heidelberg über das Phänomen Arnold Schwarzenegger.
Was kann man an Schwarzenegger studieren?
Simon Wendt, Politiologe an der Universität Heidelberg:

"Ein Arnold Schwarzenegger ist in Deutschland undenkbar. Er gilt nicht als besonders intellektuell, und das würde Zweifel an seiner Person und seiner Kompetenz hervorrufen. In den USA hingegen gilt es zu zeigen, dass man ein Problem anpacken und lösen kann. Schwarzenegger besitzt die Fähigkeit, ein Ziel mit Disziplin zu verfolgen. In den 60er Jahren war es sein Ziel, ein guter Bodybuilder, in den 80er und 90ern ein guter Schauspieler und später ein guter Politiker zu werden. Wie er seine Ziele erreichte, das diskutieren wir derzeit."
(Süddeutsche Zeitung, 19./20.09.09, S. 12)

Abgesehen davon, dass die Frage nach der intellektuellen Attitüde und der Kompetenz in Deutschland durch zu Guttenberg kürzlich neu gestellt wurde, lässt sich sagen, dass die so gestellte Frage schon ein Ergebnis ihrer Antwort ist:
Der Umbau des deutschen Bildungswesens weg vom Leitziel "Bildung" (nunmehr als "intellektuell" denunziert) hin zur Orientierung an den Leitzielen Problemlösung, eigenverantwortliches Lernen und Selbstkompetenz (sich Ziele setzen und diese mit Selbstdisziplin verfolgen können) und Bereitschaft zu lebenslangem Lernen und Zurichtung auf Employability (heute Bodybuilder, morgen Schauspieler, übermorgen Terminator in den besetzten Gebieten .... - aber immer "gut").

Sprache, Arbeits­gedächtnis, Handlungsplanung, Wohlstand&Bildung

Wie sich das Gehirn und die geistigen Anlagen eines Kindes entwickeln, hängt auch von Wohlstand und Bildung seiner Eltern ab. Unter einem niedrigen "sozioökonomischen Status" leiden vor allem Sprache, Arbeits­gedächtnis und Handlungsplanung!

Interessanter Artikel von Christian Wolf, der vor allem darauf hinweist, dass empirisch belegt ist:
Die Umwelt entscheidet maßgeblich darüber, ob das geistige Potenzial von Heranwachsen­den ausgeschöpft wird. So hängt das Abschneiden adoptierter Kinder bei Intelligenztests ungefähr zur Hälfte mit dem sozialen Status der - genetisch nicht verwandten - Adoptiveltern zusammen. Zudem wirkt sich Armut umso negativer aus, je früher ihr die Kinder in ihrer Entwicklung ausgesetzt sind. Letzteres widerlegt auch den gelegentlich zu hörenden Einwand, dass hier Ursache und Wirkung verwechselt würden...

... oder look here: Socioeconomic status and the developing brain

Vgl. auch hier!

Investigativer Journalismus, öffentlich-rechtlich

Meesmann: ... Dass es verletzte und auch tote Zivilisten gegeben hat, wird jetzt allerdings immer wahrscheinlicher.

Man muss aber auch berücksichtigen, dass Bilder lügen können: Aufnahmen aus Krankenhäusern, auf denen angeblich verletzte Zivilisten zu sehen sind, beweisen nichts. Das können ebenso gut Taliban sein, die sich als Zivilisten ausgeben. Da ist größte Vorsicht geboten, bevor man zu endgültigen Urteilen kommt.

tagesschau.de: Diese Unterscheidung zwischen Taliban und Zivilisten ist aber auch in der Nacht und aus der Luft sehr schwierig.

Meesmann: Die Bundeswehr hat uns versichert, dass man sich um größtmögliche Vorsicht bemüht hat und dass man sich an die neuen ISAF-Einsatzrichtlinien gehalten hat ...

Interview zum Luftangriff in Kundus mit dem ARD-Korrespondenten Meesmann:
"Es herrscht Wut - aber auch Zustimmung"

Die Tagesschau stellt ja bohrende Fragen!
... nicht nur im Krankenhaus, sondern auch in der Nacht und aus der Luft!?! Ansonsten:
Diese geistesschwache Terminologie stammt noch aus der Zeit Wilhelms von Abfundien; ein ›Zivilist‹ ist einer, der merkwürdigerweise keine Uniform trägt – was es nicht alles gibt auf der Welt! Die Vokabel geht von der richtigen Vorstellung aus, daß der Mensch zunächst einmal eine Uniform zu tragen habe – und erst, wenn er diese primäre Voraussetzung nicht erfüllt, dann ist er ein ›Zivilist‹.

· Ignaz Wrobel
Die Weltbühne, 13.12.1927, Nr. 30, S. 908


Nachtrag zu: Journalismus
hier: Kuhjournalisten mit flexibler Wirbelsäule:
Schöne Formulierung bei Feynsinn:
Er hat getan, was er kann und gezeigt, daß er sich für Höheres eignet. Seinem kritischen Geist entspringt die Art spitzer Zunge, die selbst feinstes Stiefelprofil noch zu reinigen vermag, ohne daß die Majestät sich dazu vom Sitze erheben muß.

Deutsche Unternehmer: Heute: Karl Amson Joel, Josef Neckermann und Gustav Schickedanz - oder: Archäologie LXXIIa

"Erinnerungen des Josef Neckermann"
"Im Jahre 1927 hatten sich der Nürnberger Karl Amson Joel und seine Frau 10 000 Reichsmark zusammengespart. Mit diesem bescheidenen Vermögen begründeten sie einen kleinen Wäscheversand." So beschaulich beginnt das Kapitel "Nach Berlin!" in den "Erinnerungen des Josef Neckermann". Er selbst, Sohn des größten bayerischen Kohlehändlers und Ehemann einer Frau aus neureichem Autohandel, war nie Antisemit, lebte aber nach dem Grundsatz: "Wenn ich es nicht tue, macht's ein anderer." Und es wird die normalste und deshalb grauenhafteste Geschichte im Schnittpunkt von Egoismus und Zeitgeist, von blanker Habgier und arischem Wahnsinn. Hand in Hand. Hier wird keiner gefoltert und ins KZ geschickt, hier sitzen sie nur und warten darauf, daß einer zusammenbricht und aufgibt. Josef Neckermann ist sich in seinen verblüffend offenen "Erinnerungen" seines Rechts so sicher, daß Helmut Joel sechzig Jahre später nur resignierend mit der Schulter zuckt.

NeckermannEinreiten: Josef Neckermann, geboren am 5. Juni 1912 in Würzburg, konnte, wie die meisten, nichts dafür. Ein junger, aufstrebender Kaufmannssohn, der der Reiter-SA beitrat ("allerdings ohne es recht zu bemerken", J.N.) und froh war, daß sein Schwiegervater "seine ursprüngliche Begeisterung für den Nationalsozialismus auf ein normaldeutsches Maß zurückschraubte". Glückliche Fügung, daß er zwi jüdische Kaufhäuser in Würzburg billig erwerben konnte, trotz des Protestes seiner Mutter (Musch: "Jüdische Warenhäuser, ich bitte Dich! Wie es da schon riecht!"). Nachdem die SA zwei Jahre lang Kunden angepöbelt und photografiert hat, verschiedene Warenkategorien verboten wurden und die Dresdner Bank plötzlich keinen Kredit mehr gewähren konnte, dafür auf Rückzahlung des alten Darlehens drängte, kam Neckermann zu Hilfe - er kaufte. 1935 "Ruschkewitz" und "Merkur", dann 1937 das gegenüberliegende Spezialgeschäft "Vetter", "das vom Vorbesitzer arisiert worden war. Ein guter Fischzug" (J.N.). Motto Neckermann: "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit."

Die Dressur: "Neben "Witt Weiden", Gustav Schickedanz' "Quelle" und "Schöpflin" gehörte Karl Joels Wäsche- und Konfektionsversandhaus zu den Großen der Branche. Mit Stoffresten hatte es begonnen, die Adressenkartei wuchs, die Vierzimmerwohnung in der Uhlandstraße erwies sich bald als zu eng, eine eigene Näherei wurde eingerichtet, das Angebot auf Konfektion erweitert, das Versandunternehmen Joel begann zu blühen. karl_amson_joelJosef Neckermann: "Karl Amson Joels Unternehmen hatte nur zwei Haken: Er war Jude, und er hatte sich als Firmensitz ausgerechnet die Stadt Nürnberg ausgesucht, die Stadt des berüchtigten Julius Streicher." 1934 entschloß sich karl Joel, sein Unternehmen nach Berlin zu verlegen, die Näherei verblieb in Nürnberg. Das verschaffte ihm eine Gnadenfrist von vier Jahren, begünstigt durch die taktierende Wirtschaftspolitik Hermann Görings und die Fürsprache Fritz Tillmanns, Parteigenosse, Stadtrat, Chef des Wirtschaftsberatungsamts und Tuchfabrikant. Die Schikanen verschärften sich auch hier: Arier in die Geschäftsleitung, Boykott durch arische Zulieferfirmen, immer wieder Verhaftungen, Kennzeichnung der Pakete mit einem "J", Verbot, in Zeitungen zu inserieren. Als am 26. April 1938 eine "Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden" über 5000 Reichsmark und die "Arisierung jüdischer Wirtschaftsbetriebe" beschlossen wird, gibt Karl Joel auf. Er will verkaufen.

Josef Neckermann: "Ich bat meinen Schwiegervater, sich umzuhören, ob nicht vielleicht irgendwo ein Versandhaus zum Verkauf stünde. Etwa drei Millionen wollte ich dafür ausgeben." So viel mußte er gar nicht anlegen. Das Versandhaus, dessen Konfektionsumsatz Neckermann für 1937 mit einer Million monatlich angibt, dessen Gesamtjahresumsatz für 1938 er zwei Buchseiten später mit vier Millionen beziffert, wird immer billiger. Am 11. Juli 1938 unterzeichnen Karl Joel und Josef Neckermann den Verkaufsvertrag. Am 1. September soll Neckermann den Betrieb übernehmen. Karl Joel verliert die Nerven und flieht in die Schweiz. Und es wird noch billiger.

Josef Neckermann: "Das Inventar wurde statt wie vorgesehen mit 200 000 nur mit 5300 Reichsmark bewertet. Von dem seinerzeit vereinbarten Kaufpreis von 2,3 Millionen, von dem die Verbindlichkeiten und Lieferantenverpflichtungen der Firma Joel abgezogen wurden, habe ich vereinbarungsgemäß weitere 500 000 Reichsmark als Sicherheit für eventuell noch bestehende Forderungen gege die Firma Joel einbehalten... Den Rest des Kaufpreises, 1,14 Millionen Reichsmark, entrichtete ich auf ein Treuhandkonto beim Bankhaus Hardy & Co in Berlin. Es stellte sich heraus, daß Joel davon wenig oder gar nichts zu sehen bekommen hat... Wie ich später erfuhr, mußte Tillmann am 6. September 1938 in die Schweiz berichten, daß alle Vermögenswerte Joels beschlagnahmt worden seien." Motto Neckermann: "Gute Ware zu billigen Preisen".

Stechen: Karl und Meta Joel haben in New York ein kleines Geschäft eröffnet, in dem sie Haarschleifen herstellen und verkaufen. Ihr Sohn Howard arbeitet als Ingenieur bei General Electric in Europa, die Enkelkinder Billy und Judith Ann wohnen bei ihrer Mutter in Hicksville. Billy spielt ganz gut Klavier, Familientradition. Anfang der fünfziger Jahre beauftragt die Familie Joel einen Anwalt mit der Einreichung eines Rückerstattungsbegehrens. Im Januar 1955 wird ein Vergleich geschlossen: Die Neckermann-Versand KG erklärt sich bereit, eine Zahlung von zwei Millionen DM an Joel zu leisten. Dabei wird auch geklärt, welche Kaufsumme Josef Neckermann im September 1938 auf welches Konto geleistet hat: 1 079 960,70 RM, eingezahlt auf ein Konto unter dem Titel "Wäsche- und Kleiderfabrik Josef Neckermann, Sonderrechnung Joel" bei der Hardy-Bank. Josef Neckermann behauptet, über das Konto nie verfügt zu haben, Karl Joel konnte nachweislich nicht darüber verfügen, er galt als 'Devisenausländer', dessen Vermögen beschlagnahmt wurde. Karl Joel leitet rechtliche Schritte gegen das Bankhaus ein.

Auftritt: Rechtsanwalt Dr. Kuboschok, Rechtsberater des Versanhauses Quelle, dessen Besitzer, Gustav Schickedanz*, ehemals ebenso frühes SA-Mitglied, eine Chance wittert, der Konkurrenz Unannehmlichkeiten zu bereiten. Dr. Kuboschok findet einen Brief vom 15. September 1938, in dem Josef Neckermann schreibt: "Ðber das Konto bleibe ich verfügungsberechtigt, so lange ich Ihnen nicht andere Weisung zugehen lasse." Das heißt: Er hat am 15. September 1938 ein Konto über die Kaufsumme eingerichtet. nachdem Joel am 6. September 1938 enteignet worden war. Die Klage Joels gegen das Bankhaus Hardy scheitert. Motto Neckermann: "Gewußt wie, darauf kommt es immer an".

zeitung11933 existieren in Deutschland 100 000 jüdische Betriebe, im April 1938 sind es noch 39 532. Anfang 1933 gibt es mehr als 500 000 jüdische Geschäfte im Juli 1938 noch 9000, davon 3637 in Berlin. Am 17.1.1939 ist die Arisierung abgeschlossen. Brief eines Münchner Kaufmanns, Nationalsozialist, SA-Mann, am 16. April 1938 an die Industrie- und Handelskammer München: Ich kann nicht mehr zusehen, "in welch schamloser Weise von vielen 'arischen' Geschäftsleuten, Unternehmern etc. versucht wird..., die jüdischen Geschäfte, Fabriken etc. möglichst wohlfeil und um einen Schundpreis zu erraffen. Die Leute kommen mir vor wie die Aasgeier, die sich mit triefenden Augen und heraushängender Zunge auf jüdische Kadaver stürzen." Josef Neckermann: "Unter den gegebenen Umständen hielt sich Joel tapfer."

aus: Wie es da schon riecht!
Weltstar Billy Joel kommt nach Nürnberg. Am 4. und 5. Juni tritt er in der Stadt seiner Vater zu "Questions & Answers" an. Ein Familienbesuch zu Pfingsten, der tief an die braunen Wurzeln deutscher Geschichte rührt.
Von Konrad Heidkamp - DIE ZEIT Nr. 23 (Feuilleton), 2. Juni 1995


Update: ... als audio bei radioBERLIN 88,8
Und Billy Joel selbst im Gespräch mit dem Publikum: Billy Joel - Why Vienna?

Gustav_Schickedanz* "1927 gründete Schickedanz das Versandhaus Quelle und orientierte sich dabei an der amerikanischen Idee des Versandhandels. Das Versandhaus modifizierte er den deutschen Verhältnissen entsprechend, um den Verbrauchergewohnheiten Rechnung zu tragen. Dabei setzte er von Anfang an auf die Maxime „Qualität zu einem angemessenen Preis“. 1935 erwarb Schickedanz die Rechte an der Marke Tempo und die Vereinigten Papierwerke in Nürnberg. 1939 erreichte das Versandhaus Quelle einen Umsatz von 40 Millionen Reichsmark...
Schickedanz trat im November 1932 fern seiner Heimatstadt im Badischen der NSDAP bei und war ab 1935 Ratsherr in seiner Heimatstadt Fürth. Die Vereinigten Papierwerke, die Brauerei Geismann und weitere Firmen konnte Schickedanz wahrscheinlich aufgrund seiner Parteizugehörigkeit während des NS-Regimes weit unter dem tatsächlichen Wert von den ehemaligen jüdischen Besitzern im Zuge der Arisierung erwerben. ("wahrscheinlich" ist wikipediamäßig gut gesagt: Gustav Schickedanz und die »Arisierungen« !!)
Er war bis 1948 inhaftiert, sein Vermögen war größtenteils beschlagnahmt und es war ihm verboten, sein Unternehmen zu leiten und zu betreten. Im Entnazifizierungsverfahren wurde Schickedanz durch die Hauptspruchkammer Nürnberg im März 1949 als „Mitläufer“ eingestuft... Mit seiner zweiten Ehefrau Grete Schickedanz, die seit 1927 seine Angestellte war, brachte er das Unternehmen nach Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem bei einem Luftangriff am 16. März 1945 die Lager in Fürth zerstört wurden, wieder auf Erfolgskurs..."
- Wie gesagt: wikipediamäßig gequirlte Des-/Information, aber immerhin ...

Neckermann kam irgendwann zu Karstadt-Quelle = Arcandor, wurde 2006 zu neckermann.de und 2008 zu 51 Prozent an das Beteiligungsunternehmen Sun Capital verschenkt. Karstadt war durch die Übernahme von Hertie an den Arisierungen beteiligt - und wie alles zusammenhängt, erklärt Otto Köhler:
Die arische Warenhaus AG. Teil I: Karstadt und die Privatbank Sal. Oppenheim
Die arische Warenhaus AG. Teil II (und Schluß): Des Professors Otto Beisheim Traum von einem europäischen Monopol

Das kann man alles wissen und so hätte ich eine Bitte : Man möge uns endlich in Ruhe lassen mit den Wirtschaftswunder-Mythen von Josef und Grete und Gustav ...

Aus dieser Serie:
Deutsche Unternehmer: Heute: Maria-Elisabeth und Thomas - oder Zähne und Zahnersatz
Deutsche Unternehmer: Heute: Willi und Fritz, Adolph, Ludwig, Philipp und Jutta

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

Archiv

Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Dezember 2015
November 2015
Oktober 2015
September 2015
August 2015
Juli 2015
Juni 2015
Mai 2015
April 2015
März 2015
Februar 2015
Januar 2015
Dezember 2014
November 2014
Oktober 2014
September 2014
August 2014
Juli 2014
Juni 2014
Mai 2014
April 2014
März 2014
Februar 2014
Januar 2014
Dezember 2013
November 2013
Oktober 2013
September 2013
August 2013
Juli 2013
Juni 2013
Mai 2013
April 2013
März 2013
Februar 2013
Januar 2013
Dezember 2012
November 2012
Oktober 2012
September 2012
August 2012
Juli 2012
Juni 2012
Mai 2012
April 2012
März 2012
Februar 2012
Januar 2012
Dezember 2011
November 2011
Oktober 2011
September 2011
August 2011
Juli 2011
Juni 2011
Mai 2011
April 2011
März 2011
Februar 2011
Januar 2011
Dezember 2010
November 2010
Oktober 2010
September 2010
August 2010
Juli 2010
Juni 2010
Mai 2010
April 2010
März 2010
Februar 2010
Januar 2010
Dezember 2009
November 2009
Oktober 2009
September 2009
August 2009
Juli 2009
Juni 2009
Mai 2009
April 2009
März 2009
Februar 2009
Januar 2009
Dezember 2008
November 2008
Oktober 2008
September 2008
August 2008
Juli 2008
Juni 2008
Mai 2008
April 2008
März 2008
Februar 2008
Januar 2008
Dezember 2007
November 2007
Oktober 2007
Juli 2007
Juni 2007
Mai 2007
April 2007
März 2007
Februar 2007
Januar 2007
Dezember 2006
November 2006
Oktober 2006
September 2006
August 2006
Juli 2006
Juni 2006
Mai 2006
April 2006
März 2006
Februar 2006
Januar 2006
Dezember 2005
November 2005
Oktober 2005
September 2005
August 2005
Juli 2005
Juni 2005
Mai 2005
April 2005
März 2005
Februar 2005
Januar 2005

Credits


Aesthetik
Archäologie
Ästhetik des Widerstands
Aus der sozialen Überdruckkammer
Bildung
Futurologie
Kritische Psychologie
Lernen
Literatur unterrichten
Medial
Musik
Musikarchiv
Politik unterrichten
Trash
Unterrichten
Welterklaerung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren