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Kreative Selbstmobilisierung in die Zweiklassengesellschaft

Der Tagesspiegel hat Dirk von Lowtzow anlässlich des neuen Albums von Tocotronic interviewt. Sehr lesenswert, nicht nur dieser Ausschnitt:

Rockmusik soll ehrlich und unverfälscht sein. Trotzdem wehren Sie sich gegen Authentizität?

Früher erschien es mir unnötig, mich dagegen zu wenden. Aber mittlerweile geht mir diese perfide Ideologie, dieses permanente Gefühl, sich selber sein und vervollkommnen zu müssen, auf die Nerven. Das ist eine kreative Selbstmobilisierung, die uns zwingt, uns ständig auf uns selbst zu beziehen. Selbstverbesserung ist zum biopolitischen Imperativ geworden und durchsickert den gesamten Körper. Beginnen tut das relativ harmlos mit dem Glauben an die unbedingte Authentizität, aber es endet in der Zweiklassengesellschaft, bestehend aus denen, die über das kulturelle und das vorhandene Kapital verfügen, um die eigene Vervollkommnung voranzutreiben und “exzellent” zu werden, und allen anderen, die solche Voraussetzungen nicht haben.

Mehr dazu auch bei Bersarin.

So bei Exportabel

S. u. : Bourdieu!!

- oder hier: Seeßlen im Freitag: Schwurbelsound

... Der Rock’n’Roll ist beim Teufel (beziehungsweise eben genau da nicht mehr) und muss daher, was wiederum ausgesprochen kreativ sein kann, beständig neu er- und gefunden werden. Eine Band wie Tocotronic muss daher mit jedem neuen Album „eine Wende vollziehen“ und sich (darin) eben genau „selber treu bleiben“. Donaldistisch sozialisierte Menschen nennen so etwas einen „Schwurbel“. Tocotronic machen perfekte Schwurbel-Musik...

"Der moderne Staat, was auch seine Form sei ...

"... , ist eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist." - Friedrich Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. MEW 19, S.222, 1880

Wenn das politische Personal zu blöde ist selbst rauszufinden, was des ideellen Gesamtkapitalisten aktuell zu bewältigende Aufgabe ist, muss es für einzelne Aufgaben bezahlt werden:

Eine übersichtliche Liste der zu vertretenden Lobbyinteressen hat der Regierung die süddeutsche-zeitung spendiert. Nicht dass die, die Übersicht verliert - die Regierung.

Als da wären: Apotheker, Arbeitgeber, Atomkraft, Busunternehmen, Finanzwirtschaft, Großgrundbesitzer, Immobilienwirtschaft, Krankenversicherung, Lebensmittelindustrie, Steuerberater und Vermieter.
Vollständig ist die Aufzählung freilich nicht. Für die Pharmalobby müsste doch mindestens der Herr Sawicki entsorgt werden. Aber das soll ja dieser Tage noch erledigt werden.

Update: Die Solar-Industrie ist auch dabei.

chefarztfraulicher:beobachter

Update:
Nur wenige Tage nach der Bundestagswahl haben außerdem die BMW-Großaktionäre Johanna Quandt und ihre Kinder Stefan Quandt und Susanne Klatten der CDU am 1. Oktober je 150.000 Euro gespendet. Bevor die Zahlungen am 17. November 2009 vom Bundestag veröffentlicht wurden, hatten Union und FDP einen neuen Rabatt bei der Besteuerung von Jahreswagen für Mitarbeiter und einen weiteren Steuerrabatt für die Privatnutzung von Firmenwagen vereinbart. SpOn
... um in der Krise der Automobilindustrie den Neuzulassungsmarkt - nach der SPD-IG Metall-Nummer mit der Abwrackprämie zugunsten der Hersteller von masseneinkommenstauglichen Kleinwagen - wieder ein bisschen zugunsten der Gechäftskunden im mittleren Premiumsegment (oder wie das heißen mag) zu verschieben ...

finck_03Das Prinzip der politischen Landschaftspflege
Von Hans Leyendecker


Der alte Mann und die FDP
Sehr interessanter Artikel im Spiegelfechter über die Tradition der politischen Lanschaftspflege der Barone von Finck.

Man kann erkennen: es finden Verteilungskämpfe statt, auch wenn sie nicht so genannt werden (sollen), weil der Deutsche offenbar dazu neigt, das lieber in der Volksgemeinschaft zu regeln und es nicht auszukämpfen. Man nimmt es Parteien übel, wenn sie Interessen vertreten, und tut beleidigt, wenn sie es einen merken lassen (- wo man sie doch gerade noch gewählt hat).
Die Aufregung hat so etwas Albernes, weil man wissen könnte, dass die realen Kräfteverhältnisse in einer Gesellschaft abhängig sind von der Stärke der jeweiligen Akteure. Man muss das nicht Kampf der Klassen nennen, sondern vielleicht erstmal nur der Ehrlichkeit halber von unterschiedlichen Interessen sprechen, die mit unterschiedlichen (Macht*-)Mitteln durchgesetzt werden können; - oder eben nicht. Man möge aber mit diesem merkelanistischen Volksgemeinschaftsbeleidigtsein aufhören!

Von Pierre Bourdieu wurden die Erfahrungen dieses Klassenkampfes auf die einprägsame Formel gebracht: „Von der nur auf dem Papier existierenden Klasse zur ‚realen’ Klasse kommt man nur um den Preis einer politischen Mobilisierungsarbeit. Die ‚reale’ Klasse … ist immer nur die realisierte, d. h. mobilisierte Klasse“. (Praktische Vernunft, Zur Theorie des Handelns, Frankfurt/M 1998, S. 25)
... Die herrschende Klasse ist offenbar gut mobilisiert!
Siehe auch: Klassenkampf von oben - Jetzt heißt es betteln lernen - sogar in der ZEIT
Dazu sehr treffend Feynsinn!

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via Spiegelfechter

Interessant auch die Frage: Wie geht's weiter?
Merkel kündigt Gesamtkonzept für Afghanistan an
Die interne Abstimmung im Kanzleramt dient der Vorbereitung der internationalen Afghanistan-Konferenz am Donnerstag in London. Endgültig über die Afghanistan-Strategie entscheiden will die Bundesregierung jedoch erst nach dem Spitzentreffen in Großbritannien. "Deutschland wird mit einer gemeinsam abgestimmten Haltung nach London gehen. Entscheidungen wird die Bundesregierung letztlich aber erst im Lichte der Ergebnisse der Konferenz treffen", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegmans.
Das Auswärtige Amt geht davon aus, dass in London auch Beschlüsse zur Reintegration von radikalislamischen Taliban und zur Versöhnung in dem Land fallen werden. Menschen, die zu Mitläufern der Taliban geworden seien, solle eine wirtschaftliche und soziale Perspektive geboten werden, um sie von diesem Weg abzubringen, sagte Ministeriumssprecher Andreas Peschke.


Die Frage ist, was die zahlen können für eine entsprechende Entscheidung der Regeierung der BRD (sollte Regierung heißen!) ... und ob nicht Dostum mehr gibt ...
Fahnder einer Spezialabteilung des britischen Finanzministriums, US-Drogenfahnder und Ermittler beider Staaten, die auf das organisierte Verbrechen spezialisiert sind, haben bei einer 19-tägigen Untersuchung des Transits am Flughafen Kabul mehrmals Koffer voller Geldbündel entdeckt - insgesamt wurden in diesem Zeitraum 119 Millionen Dollar bei der Ausreise erwischt, auf den einzelnen Tag umgerechnet also ungefähr 6 Millionen Dollar. "Eine neue Klasse von Superreichen in Afghanistan", tp

_________
* Max Weber: Nach dieser wohl bekanntesten Definition ist Macht „jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht.“

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Story of 1
The story of the number one is the story of Western civilization. Terry Jones ("Monty Python's Flying Circus") goes on a humor-filled journey to recount the amazing tale behind the world's simplest number.

via Schockwellenreiter und eco

Braggism

Warum ich bis auf Weiteres keine Steuern zahlen werde
Der britische Sänger
Billy Bragg will so lange in den Steuerstreik treten, wie von seinem Geld Banker-Boni bezahlt werden – dagegen könnte der Schatzkanzler Veto einlegen

Billy_Bragg_at_Bestival_2008Wie konnte es dazu kommen? Gestern schimpfte mich während eines Live-Interviews im Radio eine Frau, die als Headhunterin nach Talenten für die Börse fahndet, einen Anarchisten. Warum? Hatte ich vorgeschlagen, das Machtmonopol des Staates zu brechen? Hatte ich zum Sturz des kapitalistischen Systems aufgerufen? Was genau hatte ich getan, das sie zu der Annahme veranlasste, ich wollte die Grundfesten der Gesellschaft einreißen?

Ich hatte ihr gesagt, ich würde so lange meine Steuer zurückhalten, bis der Schatzkanzler etwas unternehme, um die Bonuszahlungen an die Investmentbanker bei der Royal Bank of Scotland zu beschränken. „Wo kämen wir hin, wenn das jeder machen würde?“, schrie sie. „Das wäre ja die reinste Anarchie!“

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass viele meinem Beispiel folgen werden, schließlich wird den meisten Menschen die Steuer via PAYE direkt vom Lohn abgezogen. Einige von uns haben aber vor kurzem einen Brief vom Finanzministerium erhalten, in dem wir daran erinnert wurden, dass wir bis zum Ende des Monats unsere Steuerschuld zu begleichen haben. Am Tag, bevor diese Zahlungserinnerung mich erreichte, hatte ich im Fernsehen gesehen, wie Stephen Hester, der geschäftsführende Direktor der RBS, einem Sonderausschuss des britischen Unterhauses grinsend erklärte, er werde seinen Leuten im kommenden Monat Boni in Höhe von schätzungsweise 1,5 Milliarden Pfund Sterling auszahlen und dann für eine ganze Weile in den Urlaub verschwinden, um sich dem zu erwartenden Groll der Bevölkerung zu entziehen.

"Sollen sie doch Kuchen essen"

Was kümmert ihn, dass die RBS im vergangenen Jahr die größten Verluste in der Geschichte der britischen Finanzgeschichte eingefahren hat – die Steuerzahler haben ihm die Kassen wieder aufgefüllt und nun ist es an ihm, sich die Taschen vollzustopfen. Als ich Hesters „Sollen- sie-doch-Kuchen-essen“-Rede im Fernsehen sah, war ich empört und fühlte mich gleichzeitig ohnmächtig. Empört, weil wir die ganze vorangegangene Woche von Regierung und Opposition auf empfindliche Kürzungen im öffentlichen Dienst eingeschworen worden waren und ohnmächtig, weil mir klar war, dass keine Partei ernsthaft etwas gegen die exzessive Bonus-Kultur unternehmen will.

Über Google fand ich heraus, dass der Schatzkanzler aufgrund des Kredits, den die Regierung der Bank zur Verfügung gestellt hat, die Bonus-Zahlungen der Bank durch ein Veto verhindern könnte. Der Kredit machte alle Briten zu Shareholdern der RBS. Von Rechts wegen ist es folglich an uns, von diesem Veto Gebrauch zu machen. Also schrieb ich Alistair Darling, dass ich meine Steuern nicht bis zum 31. Januar zahlen werde, wenn er keinen Einspruch erhebt und die Bonus-Zahlungen beschränkt.

Was wäre, wenn das alle täten? Eine gewisse Anarchie wäre die Folge – ja, vielleicht. Aber wenn wir schon im Was-wäre-wenn-Modus sprechen: Was wäre, wenn wir in einer Gesellschaft lebten, in der nicht Banker, sondern Lehrer, Krankenschwestern und Soldaten mit finanziellen Belohungen überschüttet würden? Was wäre, wenn wir ein Finanzsystem hätten, das Fairness belohnt statt Gier? Das ist Ihnen zu utopisch? Nun, wie ist es damit: Was wäre, wenn wir eine politische Partei hätten, die in der Lage wäre, die anstehenden Wahlen zu gewinnen?


via FREITAG



Zu verweisen wäre noch auf zwei wunderbare Alben, die Billy Bragg mit Wilco gemacht hat:
Mermaid Avenue I & II
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"Mermaid Avenue is the name of the street in Coney Island, Brooklyn, that was home to Woody Guthrie and his wife, Marjorie and their kids in the years that followed World War II.

Here he daydreamed about making love to Ingrid Bergman on the slopes of an Italian volcano and wondered to himself what he would do if, like left-wing songwriter Hanns Eisler, he was called before the house committee on un-American activities. And here he wrote songs.

Hundreds of them. Nonsense songs for his kids like Hoodoo Voodoo, visions of his own Oklahoma childhood like Way over yonder in the minor key, mid-century love songs like Hesitating Beauty* and work of personal self-exploration like Another Man's Done Gone that make him prime candidate as the first in a long line of singer songwriters.

Despite the fact that his recording career was more or less over by 1947, he carried on writing songs until he became too ill to hold a pencil. The last years of his life were spent in the Brooklyn State Hospital and when he died in 1967, the tunes that he had dreamt up for these hundreds of unrecorded songs, tunes he had carried in his head all his life were lost forever.

Woody's daughter Nora Guthrie approached me in the spring of 1995 with the idea of writing some new music to accompany these lost songs.

She runs the Woody Guthrie archive in New York city and offered me access to over a thousand complete lyrics of her father's that are in her care. Hand-written or typed, often bearing the date and place where they were written and sometimes accompanied by an insight into the process at work, they offer us a broader picture of a man who over the past sixty years has been vilified by the American Right whilst simultaneously being canonised by the American left In her original letter to me, Nora talked of breaking the mould, of working with her farther to give words a new sound and a new context.

The result is not a tribute album but a collaboration between Woody Guthrie and a new generation of songwriters who until now had only glimpsed him fleetingly, over the shoulder of Bob Dylan or somewhere in the distance of a Bruce Springsteen song."

Billy Bragg London 1998.


* Hesitating Beauty ist ein wunderschönes Lied, toll vertont von Jeff Tweedy

For your sparkling cocky smile
I have walked a million miles
Begging you to come wed me in the Spring
Why do you my dear delay,
What makes you laugh and turn away?
You're a hesitating beauty, Nora Lee

Well I know that you are itching to get married,
Nora Lee
And I know I am twitching for the same thing,
Nora Lee
By the stars and clouds above,
we can spend our lives in love
You're a hesitating beauty, Nora Lee

We can build a house and home
where the flowers come to bloom
Around our yard I'll nail a fence so high
That the boys with peeping eyes
cannot see that angel face
Of my hesitating beauty, Nora Lee

We can ramble hand in hand
across the grasses of our land
I'll kiss you for each leaf on every tree
we can bring our kids to play
where the dry winds blow today
If you'll quit your hesitating, Nora Lee

WORDS: Woody Guthrie 1949 - MUSIC: Jeff Tweedy

... vielleicht nicht ganz so schön wie dieses:


________________________________________________

Merkelianismus

besteht aus einfachen Grundzutaten: Erzeugung eines Nebels von Harmonie, egal wie erkauft, gelogen, geträumt. Darunter: Stärkung der staatlichen Gewalt, Polizei, Überwachung, Militär, Geheimdienst. Darunter: Abbau des Staates als fürsorgendes und beschützendes Instrument der Gemeinschaft, Übereignung des Geschehens an die großen Spieler des Marktes. Darunter (und da schließt sich der Kreis): Erzeugung eines neuen Wir-Gefühls, in dem die Politik des Neoliberalismus als Schicksal angesehen wird, dem gegenüber nur familiäre Wärme und gleichzeitig Härte helfen kann.



Seeßlens Definition in einem meiner Beiträge von 2006: anything new under the sun?

Archäologie LXXXVIII: IFA Wartburg

Wiedergefunden!
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Eines Tages kamen die beiden schwedischen Deutsch- und Musikstudenten Nils Lundwall und Magnus Michaeli, durch die Lektüre alter DDR-Schulbücher inspiriert, auf die Idee, ein quasi surrealsozialistisches Tanzkapellenduo zu gründen. Fortan nannte man sich Heinz Klinger und Rolf Kempinski, kleidete sich in Bundfaltenhose und Pullunder und klaubte sich aus deutschen Reimlexika und besagten DDR-Wörterbüchern wahllos Songtexte zusammen. Seinen Label-Heimathafen fand das nun unter dem Namen IFA Wartburg bekannte Zweierkollektiv passenderweise bei Plattenmeister, wo sie 1997 auf dem Sozialamt bezahlt doch.-Sampler erstmals vorstellig wurden. 1998 folgte dann der Longplayer mit dem programmatischen Titel "Im Dienste des Sozialismus" - auch erschienen als liebliche Picture-Disc mit Erich Honecker (!) auf der einen und Königin Silvia von Schweden (!!) auf der anderen Seite - mit Stücken wie Es ist nicht so schlimm auf der Insel Krim, Hallo, guter Kommunist oder Der alte böse Kapitalismus. Musikalisch zwischen Schlager, Jazz und Tanzmusik swingend, ist das Duo eine der bizarrsten Formationen im an solchen nicht gerade armen Plattenmeister-Roster, so dass man auch Jahre nach der letzten Veröffentlichung zwischen Kopfschütteln und Beinschwingen hin- und herschwankt.
indiepedia.de
Die meisten Songs finden Sie hier bei youtube.

Als Teaser hier DER ALTE BÖSE KAPITALISMUS, ein schönes Beispiel für den Ansatz eines quasi surrealsozialistischen Tanzkapellenduos.

Sollten Rechte an diesem surrealsozialistischen Stück durch diese Veröffentlichung verletzt werden, bitte ich um umgehende Benachrichtigung!

Bei dieser Gelegenheit noch ein Teaser zum alten schönen Kapitalismus mit einem der skurrilsten Titel dieser Zeit: von einem realkapitalistischen Tanzkapellenduo namens Jan & Dean:
The Anaheim, Azusa & Cucamonga Sewing Circle, Book Review & Timing Association


... passt irgendwie: waren auch 2 und gehört haben müssen die Schweden die Amis auch irgendwann mal ...

Mano Solo - Je suis venu vous voir

Mano Solo ist gestern im Alter von 46 Jahren gestorben.



Archäologie LXXXVII: Star Club News

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Die Star Club News erschienen 1964/65 zunächst für 30 dann für 50 Pfennig und waren in der (nicht nur) musikalischen Informationswüste BRD ("Bravo"!!) eine Offenbarung, weil Bill Harry aus England berichtete:
StarClubNews_BillHarry

... und weil es tolle Fotos gab, u. a. von Astrid Kirchherr (ich hatte hier schon einmal darauf verwiesen)
... und weil sie so tolle Anzeigen für englische Beat Boots hatten (Kulturarchäologie!)
(unerreichbar - 49 Mark waren viel Geld; ich erinnere mich 1966 2 Tage im Edeka-Lager gearbeitet zu haben, um mir Aftermath kaufen zu können; außerdem hätten wir nicht gewusst und nicht zu fragen gewagt, was eine Schrittlänge ist, und meine Eltern hätten es mir sowieso verboten, in diesen Klamotten rumzulaufen - ich meine: zu Recht - es wäre am Gottfried-Wilhelm-Gymnasium mein Ende gewesen!):
StarClub_Anzeige

Die meisten der wenigen Ausgaben sind jetzt hier als .pdf zu finden. Ich gehe davon aus, dass es dafür keine Rechte mehr gibt und dass es nicht illegal ist, auf diese Downloadmöglichkeit zu verweisen. Sollte das nicht der Fall sein, bitte ich um einen entsprechenden Hinweis.

StarClubNews and more - PDF series

StarClubNews
StarclubWeissleder

Als Zugabe noch das schöne Foto von John Lennon und Gene Vincent vom Cover der letzten Ausgabe: Lennon freut sich, dass er von Gene Vincent ein Autogramm gekommt:

StarClub_LennonVincent

Ähnlichkeit und Ästhetik IV: Kopfbahnhof - Dreidimensionale Details von Hand koloriert

Viele Tageszeitungen belästigen ihre Leser mit der wöchentlichen Beilage von rtv. Das ist im Hinblick auf Werbung treppen- und badewannenliftmäßig bzw. donaukreuzfahrtmäßig für den Fernsehzuschauer das, was das ADAC-Magazin für den Autofahrer ist. In der Ausgabe der vergangenen Woche explodierte das übliche ästhetische Fiakso in einer ganzseitigen Anzeige für die

Kuckucksuhr - Der Rheingold-Express:
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der Firma The Bradford Exchange.

Beworben wird dieser Zusammenbruch aller Kultur und Moral (groß: nur € 49,95 klein weiter: 1. Rate zzgl. € 7,90 Versand - Ausgabepreis 149,85) so:

Es war eine Zeit, in der das Eisenbahn fahren noch so etwas wie ein Abenteuer war. Drei Klassen boten den Reisenden mal mehr und mal weniger Komfort. Der „Rheingold-Express“ war der erste Zug, der nur noch zwei Klassen hatte, dafür aber mit herausragendem Komfort wie Einzelsitzen und Küche aufwartete. Zum 80-jährigen Jubiläum des „Rheingold-Express“ ehrt The Bradford Exchange diese Ära der Eisenbahn mit einer von Hand kolorierten Wanduhr.

Die von Hand gefertigte und zum ersten Mal erhältliche Wanduhr „Der Rheingold-Express“ ruft die glanzvolle Ära der Dampflokomotiven wieder hervor. Der nostalgische Bahnhof mit seinen liebevollen dreidimensionalen Details wurde von Hand koloriert und der Schaffner kündigt zu jeder vollen Stunde den fahrenden Zug an. Genießen Sie die Erinnerung an eine gute alte Zeit!

* Größe: ca. 56 cm hoch (mit Pendel)
* Aus feinstem Skulpturenguss, von Hand koloriert
* Als "Kuckuck" kommt der Schaffner jede Stunde und kündigt den Zug an
* Der Zug fährt zu jeder vollen Stunde
* Mit Fahrgeräuschen
* Mit Echtheits-Zertifikat


Das wär doch was für Slaughterhouse: erst drei Klassen mit mal mehr und mal weniger Komfort - je nach Geberlaune wahrscheinlich - und dann -Fortschritt - nur noch zwei Klassen - mit Einzelsitzen und Küche. Und es kommt der Schaffner jede Stunde und kündigt den Zug an, in dem man sitzt! - Ein schönes Bild: der Schaffner, der ja gemeinhin im Zug mitfährt,um die Fahrkarten zu kontrollieren, wird zum Bahnhofsfilosofen , der stündlich ansagt, wohin der Zug fährt, in dem man sowie so schon sitzt. Eine Uhr für Leistungsträger.

Ganz wunderbar auch der bananenförmig designte Zug unten, der die Neigetechnik der neueren ICE - und der Bahnhofsfilosofen - vorwegnimmt!
Die Größenverhältnisse erinnern mich an ein wunderbares Buch, das ich mal hatte, das aber lange verloren ist: Es handelte von einem Bahnhofsvorsteher namens Sandomir, der nie sicher war, ob der Zug, der da kam, einer war, der so klein blieb, wie er aus der Ferne aussah, oder ob es einer war, der beim Näherkommen größer würde. Er musste sich ja entscheiden, ob er die große Bahnhofsvorstehermütze aufsetzen sollte oder die kleine - und hatte immer Angst, die falsche zu wählen, weil es ja blamabel doof aussah, wenn er für einen großen Zug die kleine Mütze aufhatte. Das ist wohl auch des Bahnhofsfilosofen Slaughterhouse Problem: immer die falsche Mütze auf! Oder: Mit Volldampf in den Sackbahnhof !
(Ein Kopfbahnhof (umgangssprachlich analog zu Sackgasse auch Sackbahnhof) ist ein Bahnhof, in den nur von einer Seite aus Züge einfahren und zur selben Seite hin wieder ausfahren können, weil die Gleise im Bahnhof enden..) - Eine bei Licht betrachtet einzigartig schöne Definition, für die man die Wikipedia nicht genug loben kann ...

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Update:
In der rtf dieser Woche entdecke ich gerade eine ähnlich schöne Annonce:
Die große Hoffnung für den Weltfrieden ...
Die Obama Friedensnobelpreisuhr von Windgassen®
nobelprize250x200_p1Weltweit limitierte und nummerierte Sonderedition
Mit hohem Wertsteigerungspotential
„Selten zuvor hat eine Persönlichkeit so sehr die Hoffnung auf eine bessere Zukunft vermittelt und die Aufmerksamkeit der Welt in Bann gezogen“, erklärte das Nobelpreiskomitee nach der Verleihung des Friedensnobelpreises 2009 an Präsident Barack Obama. Diese Auszeichnung spiegelt Präsident Obamas Botschaft mit der Hoffnung auf Frieden wieder... eine Hoffnung, die von der Mehrheit der Weltbevölkerung geteilt wird.
In Anerkennung und zur Unterstützung dieser wichtigen Botschaft der Hoffnung auf Frieden hat die Windgassen® Uhrenmanufaktur die Obama Friedensnobelpreisuhr geschaffen. Die Uhr vereint ein bestechendes Design mit den wichtigen Eigenschaften eines großen Präsidenten: Macht, Bescheidenheit und Eleganz. Das dezente Styling und die hohe Funktionalität machen diese Uhr zu einem herausragenden Zeitmesser für den anspruchsvollen Mann von heute. Die einzigartige Alarmfunktion ist ein weiteres praktisches Merkmal der Obama Friedensnobelpreisuhr.
EIN UHRENKLASSIKER VON STEIGENDEM WERT
Die Obama Friedensnobelpreisuhr von Windgassen® stellt einen wichtigen, historischen Meilenstein in dem Streben nach Weltfrieden dar und ist deshalb von Interesse für jeden anspruchsvollen Uhrensammler.


Was für eine unerträgliche Wortkotze - eine Uhr für Guttenberg!

Images on Images

King Creole (Michael Curtiz; 1958)

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Reflections in a Golden Eye (John Huston; 1967)

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wie immer schwer empfohlen:
If Charlie Parker Was a Gunslinger, There'd Be a Whole Lot of Dead Copycats

Archäologie LXXXVI: 9. Januar 1890 - 21.Dezember 1935 - Kurt Tucholsky

Zum 120. Geburtstag ...
Tucho

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... aus aktuellem Anlass wiederveröffentlicht:


Der bewachte Kriegsschauplatz

Im nächsten letzten Krieg wird das ja anders sein ... Aber der vorige Kriegsschauplatz war polizeilich abgesperrt, das vergißt man so häufig. Nämlich:

Hinter dem Gewirr der Ackergräben, in denen die Arbeiter und Angestellten sich abschossen, während ihre Chefs daran gut verdienten, stand und ritt ununterbrochen, auf allen Kriegsschauplätzen, eine Kette von Feldgendarmen. Sehr beliebt sind die Herren nicht gewesen; vorn waren sie nicht zu sehen, und hinten taten sie sich dicke. Der Soldat mochte sie nicht; sie erinnerten ihn an jenen bürgerlichen Drill, den er in falscher Hoffnung gegen den militärischen eingetauscht hatte.

Die Feldgendarmen sperrten den Kriegsschauplatz nicht nur von hinten nach vorn ab, das wäre ja noch verständlich gewesen; sie paßten keineswegs nur auf, daß niemand von den Zivilisten in einen Tod lief, der nicht für sie bestimmt war. Der Kriegsschauplatz war auch von vorn nach hinten abgesperrt.

"Von welchem Truppenteil sind Sie?" fragte der Gendarm, wenn er auf einen einzelnen Soldaten stieß, der versprengt war. "Sie", sagte er. Sonst war der Soldat ›du‹ und in der Menge ›ihr‹ – hier aber verwandelte er sich plötzlich in ein steuerzahlendes Subjekt, das der bürgerlichen Obrigkeit untertan war. Der Feldgendarm wachte darüber, daß vorn richtig gestorben wurde.

Für viele war das gar nicht nötig. Die Hammel trappelten mit der Herde mit, meist wußten sie gar keine Wege und Möglichkeiten, um nach hinten zu kommen, und was hätten sie da auch tun sollen! Sie wären ja doch geklappt worden, und dann: Untersuchungshaft, Kriegsgericht, Zuchthaus, oder, das schlimmste von allem: Strafkompanie. In diesen deutschen Strafkompanien sind Grausamkeiten vorgekommen, deren Schilderung, spielten sie in der französischen Fremdenlegion, gut und gern einen ganzen Verlag ernähren könnte. Manche Nationen jagten ihre Zwangsabonnenten auch mit den Maschinengewehren in die Maschinengewehre.

So kämpften sie.

Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war.

Sagte ich: Mord? Natürlich Mord.

Soldaten sind Mörder.

Es ist ungemein bezeichnend, daß sich neulich ein sicherlich anständig empfindender protestantischer Geistlicher gegen den Vorwurf gewehrt hat, die Soldaten Mörder genannt zu haben, denn in seinen Kreisen gilt das als Vorwurf. Und die Hetze gegen den Professor Gumbel fußt darauf, daß er einmal die Abdeckerei des Krieges "das Feld der Unehre" genannt hat. Ich weiß nicht, ob die randalierenden Studenten in Heidelberg lesen können. Wenn ja: vielleicht bemühen sie sich einmal in eine ihrer Bibliotheken und schlagen dort jene Exhortatio Benedikts XV. nach, der den Krieg "ein entehrendes Gemetzel" genannt hat und das mitten im Kriege! Die Exhortatio ist in dieser Nummer nachzulesen.

Die Gendarmen aller Länder hätten und haben Deserteure niedergeschossen. Sie mordeten also, weil einer sich weigerte, weiterhin zu morden. Und sperrten den Kriegsschauplatz ab, denn Ordnung muß sein, Ruhe, Ordnung und die Zivilisation der christlichen Staaten.


Ignaz Wrobel
Ersterscheinung: Die Weltbühne, 04.08.1931, Nr. 31, S. 191.
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Tuchos-treppe

21. Dezember 1935
Um 21.55 Uhr stirbt Kurt Tucholsky im Sahlgrenska Krankenhaus in Göteborg. Im Obduktionsbericht steht: "Intoxicatio? (Veronal?)."

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Tucholskys Grab in Mariefred, unweit von Schloß Gripsholm.

Nachtrag zum Zitat und zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts:
In den 90er Jahren beschäftigte der Konflikt zwischen Meinungsfreiheit und Schutz der Ehre von Soldaten um das Tucholsky-Zitat "Soldaten sind Mörder" das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Die umstrittene Äußerung ist nach der Rechtsprechung des höchsten deutschen Gerichts nur unter engen Voraussetzungen als Beleidigung strafbar.
In der letzten, am 7. November 1995 veröffentlichten Entscheidung zum Zitat des Schriftstellers Kurt Tucholsky (1890-1935) heißt es: Eine Verurteilung ist ausgeschlossen, wenn die Äußerung nicht auf die Herabsetzung einzelner Soldaten oder speziell der Bundeswehrangehörigen zielt. Es handele sich dann nur um eine Kritik an "Soldatentum" und "Kriegshandwerk".
Das Bundesverfassungsgericht hatte vier Verfassungsbeschwerden verurteilter Pazifisten stattgegeben und zugleich seine bisherige Rechtsprechung vom 25. August 1994 bestätigt. Die Gerichte hätten verfassungswidrig in die Meinungsfreiheit der Betroffenen eingegriffen, hieß es.
Damit ist den Gerichten insbesondere untersagt, in dem Tucholsky-Zitat ohne weiteres eine ehrverletzende "Schmähkritik" zu sehen. Eine solche liege nämlich nur vor, wenn nicht die Auseinandersetzung in der Sache, sondern die "Diffamierung einer Person" im Vordergrund stehe. Die Beschwerdeführer hätten jedoch mit ihren Äußerungen ein Bekenntnis zum Pazifismus formuliert, was nicht als "Schmähkritik" gewertet werden dürfe. (Quelle)

Interessant ist folgende Passage der Urteilsbegründung:

In der Deutung des Amtsgerichts, die Angehörigen der Bundeswehr würden der Begehung von Mordtaten beschuldigt, nimmt die Aussage den Charakter einer Tatsachenbehauptung an, da ein Mord nur zu einem in der Vergangenheit liegenden Zeitpunkt begangen worden sein kann. In einem solchen Sinne konnte kein verständiger Leser die Aufschrift im Jahre 1991 verstehen, auch wenn er nicht wußte, daß Kurt Tucholsky am 21. September 1935 gestorben ist. Ein durchschnittlicher Leser weiß vielmehr, daß die Bundeswehr seit ihrer Gründung noch nicht an einer bewaffneten Auseinandersetzung teilgenommen hat und deshalb noch niemand durch die Soldaten der Bundeswehr im Rahmen einer kriegerischen Auseinandersetzung getötet worden ist. Es ist deshalb nahezu ausgeschlossen, daß ein durchschnittlicher Leser den Tucholsky-Aufkleber in dem Sinn verstehen konnte, die Soldaten der Bundeswehr würden der Begehung von Mordtaten beschuldigt.


Es ist zu befürchten, dass das Urteil heute anders ausfallen würde, da das BVerfG würdigen müsste, daß ein durchschnittlicher Leser weiß..., daß die Bundeswehr inzwischen nicht nur an einer bewaffneten Auseinandersetzung teilgenommen hat und deshalb doch jemand durch die Soldaten der Bundeswehr im Rahmen einer kriegerischen Auseinandersetzung getötet worden ist.

Es wäre noch anzufügen: Kurt Tucholsky, 1931

Die Militaristen irren. Es ist gar nicht die Aufgabe der Pazifisten, sie zu überzeugen - sie sollen vielmehr in einem Kampf, der kein Krieg ist, besiegt, nämlich daran gehindert werden, über fremdes, ihnen nicht gehöriges Leben zu verfügen.
Man mache sie unschädlich; einzusehen brauchen sie gar nichts.
Ich bin für militaristischen Pazifismus.

Nachtrag:
WDR 2 Stichtag: 09. Januar 1890: Geburtstag des Journalisten Kurt Tucholsky

Kürzlich im Berner Oberland

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Up-and-Downgrade: Abitur in Niedersachsen

Meine Lieblings-HAZ titelt gestern (nicht gerade in einem Artikel, aber auf der Seite 1):

Zerfallender Staat

In Niedersachsen sinkt der Anteil der Abiturienten

Abgesehen davon, dass es immer ein Problem ist, wenn ein Anteil sinkt, haben wir hier das Problem: Nur noch 27,7 Prozent eines Jahrgangs erwarben nach Angaben des Landesbetriebs für Statistik 2008 die allgemeine Hochschulreife, ein Jahr zuvor waren es noch 30 Prozent. Die bundesweite Quote stieg im selben Zeitraum von 31 auf 31,7 Prozent. Im Vergleich der Länder ist Niedersachsen das einzige, dessen Anteil an Studienberechtigten sank.
Nun kann man wissen, woran das liegt; - interessanter sind hier und heute wieder die von meiner Lieblings-HAZ bemühten Begründungen, warum das gut ist, wie es ist:
am 5.1. ... Roland Neßler vom Philologenverband warnte indes davor, die Leistungsanforderungen für das Abitur weiter zu senken. „Dann ist die Gefahr zu groß, im Studium zu scheitern.“
am 6.1. ... Horst Audritz, Vorsitzender des Philologenverbands, wandte ein, eine sinkende Abiturientenquote sei nicht unbedingt besorgniserregend. Wenn der Anteil derjenigen Schüler, die Abitur machten, in einem Jahrgang immer weiter wachse, leide langfristig auch die Qualität des Abschlusses generell darunter.
... „Es kommt nicht auf die Schulform an, sondern auf das einzelne Kind“, sagte Ministeriumssprecher Andreas Krischat.

Interessant ist an den verqueren bis unverständlichen Äußerungen die unausgesprochene Prämisse, dass Gymnasial-Matura-sonstwas-Tauglichkeit langfristig generell leidend naturgegeben konstant verteilt sei, so dass, wolle man den Anteil der Abiturienten steigern - oder wenigstens nicht sinken lassen - die Anforderungen gesenkt werden müssten. Ganz abgesehen davon, dass man gerade dies erfolgreich umgesetzt hat, indem man mit Kerncurricula und Zentralabitur, kombiniert mit großen Klassen und Oberstufenkursen, Fachlehrermangel und für alle - Lehrer und Schüler - verschlechterten Arbeitsbedingungen, umgestellt hat auf einen Lernertyp, der bereit ist, angepasst kurzfristig sich draufzuschaffen, was verlangt wird, und so bereit ist, kein echtes eigenes Lerninteresse entwickeln zu wollen (was auch bedeutet, dass mehr von denen, die dazu nicht bereit sind, eben hinten runterfallen), hätte ich eine Lösung anzubieten, für die, die so denken:

Der Erfolg kommt mit dem Versohlen

Thomas Pany 05.01.2010

Und aus den USA eine wissenschaftliche Untersuchung, die behauptet, dass Kinder, die gelegentlich von ihren Eltern geschlagen werden, glücklicher sind als ihre unglücklichen Altersgenossen, die derartige Erziehungsmethoden nie kennenlernen durften

"Positive Effekte"

Nachzulesen ist das aktuell in britischen Zeitungen, wörtlich in der [extern] Sonntagsausgabe der Times und in einem [extern] Bericht des Telegraph ... Die wissenschaftliche Studie, auf die sich der Kommentator und die Medienberichte stützen, stammt von Marjorie Gunnoe, einer [extern] Psychologieprofessorin am Calvin College in Grand Rapids, Michigan, spezialisiert auf "Child Development and Youth Faith Formation". Die Studie von Gunnoe ist derzeit noch nicht im Netz zu finden.

Ihre bisherigen Erkenntnisse, soweit sie von den genannten Medienberichten überliefert werden: Kinder, die im Alter bis sechs Jahren gelegentlich "körperlich gezüchtigt"[1] wurden, schnitten mit größerer Wahrscheinlichkeit als Teenager in der Schule besser ab, wollten eher zur Universität und engagierten sich eher in freiwilligen, "ehrenamtlichen" Tätigkeiten (volunteer work) als ihre Altersgenossen, die ohne solche Klapse, Schläge, Ohrfeigen usw. [2] erzogen wurden. Der "Erfolg" der Kinder wurde laut Newsweek-Blog in folgenden Kategorien gemessen: "academic rank, volunteer work, college aspirations, hope for the future, and confidence in their ability to earn a living when they grow up".




Zusammengefasst lässt sich sagen: nach neueren Erkenntnissen lässt sich der Anteil der Abiturienten, der eigentlich konstant sein müsste, durch Schläge bis zum sechsten Lebensjahr eher erhöhen als durch individuelle Förderung in der Schule (die - s. o. zerfallender Staat failed states - sowieso nicht zu bezahlen ist)! Happy New Year!

Siehe auch:
Erkenntnisproblem VI - Labelling
und:
Adventskalender der Denkzwerge

Kurt Appaz überholt einen Hippie-Laster

Zum Jahreswechsel diese schöne Episode:

1984 überholt Kurt Appaz mit seinem neuen VW-Bus auf der Landstraße zwischen Bissendorf und Großburgwedel einen Hippie-Laster* der Marke Hanomag.



Zugabe: 1 schönes Foto von Oldtimer.Net Bildersuche:
Erst kam dem Hanomag der Unimog mit Bäumen in die Quere, dann der Alleebaum:
1423-Unfall-Hanomag-Unimog

* Interessanter Fund: Als Otto Köhler noch für den SPIEGEL schrieb!

Through The Past, Darkly



Brian Jones via Wings of Dream

Archäologie LXXXV: Deodato

AMG:
"Despite a productive career, Deodato will always be best-known for a 1972 hit record, his catchy adaptation of "Also Sprach Zarathurstra (Theme From 2001: A Space Odyssey)." He began his career playing in a popular local rock group as a teenager. At 17, he was asked to arrange for a recording session orchestra and, despite never having written a score before, the teenager succeeded at quickly learning what was necessary. Although Deodato spent time studying engineering, he eventually decided to make a career in music due to the popularity of his writing. After working in Brazil's studios, he moved to the United States in 1967. Deodato wrote for the American studios and was involved in the still fertile bossa nova movement. He wrote arrangements for Astrud Gilberto, contributed three charts to Wes Montgomery's Down Here on the Ground, and was soon working for major names in several fields including Aretha Franklin, Bette Midler, Frank Sinatra, Earth, Wind & Fire, Stanley Turrentine, and Antonio Carlos Jobim, among others. With the release of Prelude in 1973 (his first solo album and the one that included the "Theme From 2001"), Deodato became a major name for a time. He recorded sets for CTI, MCA, and Warner Bros. through 1979, although the efforts tended to be over-arranged and none caught on as well as Prelude. Since that time, Deodato was mostly outside of jazz, working as a producer and arranger behind the scenes, including for Kool & the Gang during 1979-1983."

Eumir Deodato - Tremendao, 1964



EumirDeodato

Meine LieblingsArrangements von Deodato: Ravels Pavane for a dead princess und Ellingtons Caravan

Programmtipp/ Review: Das Plümecke

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Donnerstag | 17.12.2009
18.15 - 18.45 (30 min.) 16:9 Stereo
Das Plümecke
Klaus Röhl und seine Kultkneipe


Klaus Röhl ist der Inhaber und Wirt der Kultkneipe "Plümecke" in Hannovers Stadtteil List. Röhl, in Hannover geboren, in der Region aufgewachsen, führt eine Tradition fort, die das "Plümecke" weit über die Grenzen der Stadt bekannt gemacht hat.
Die Einrichtung im Stil der 1970er-Jahre, alle Gäste werden geduzt, bezahlt wird die Zeche auf dem Bierdeckel am Tresen. Die Curry-Wurst ist Kult.
Röhls Philosophie ist es, den Gästen aller Alters- oder Berufsgruppen eine unverwechselbare Atmosphäre zu bieten. Das "Wirt-Sein" hat der gelernte Tischler und Kaufmann mit Erfahrung im Getränkegroßhandel seit über 20 Jahren verinnerlicht. Röhl ist "Plümecke" und "Plümecke" ist Röhl. Seine Frau Brigitte und inzwischen auch der Sohn Sascha gehören zum Team für Küche, Tresen und Service.
Seit über hundert Jahren gibt es in dem Haus in der List eine Kneipe. Zunächst typische "Malocherkneipe", entwickelte sich das "Plümecke" - benannt nach einem früheren Besitzer - zur Politkneipe, in der unterschiedliche Gruppierungen der linken Szene ihr Domizil fanden*. In den 1990er-Jahren lösten sich die politischen Diskussionskreise auf, und Klaus Röhl war es, der nun das Lokal zu einem Treffpunkt der privaten und beruflichen Stammtische machte. Das "Plümecke" und sein Wirt sind eine Institution geworden.


Pluemecke_rund

Die Sendung in der NDR-Mediathek hier - ab 22'07 Herr L., Herr G., Herr R., Frau R.-P., Herr W., Herr G., Herr B., Herr V. und dieser Herr B. an diesem Tisch.

Bonusmaterial zur Sendung:
1. "Bei Plümecke" von Headmaster's Delight


2. *Entdeckt für die "linke Szene" hat das Plümecke Manfred Lauermann, der zur Zeit u. a. an einer Geschichte (... es gibt noch mehr Geschichten) dieser Institution arbeitet.

Pluem1

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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