GBlog&search

 

GBlog&count



GBlog&listen


Van Morrison
Roll with the Punches


Chilly Gonzales und Jarvis Cocker
Room 29


Blackfield (Aviv Geffen & Steven Wilson)
Blackfield V


Jeff Beck
Loud Hailer




Daniel Hope
Escape to Paradise


Daniel Hope
Spheres


Jonathan Rudess
Explorations


Animals As Leaders
The Joy Of Motion


Colosseum
Valentyne Suite


Jack Bruce
Harmony Row


Spooky Tooth
Spooky Two



Utopia
Ra


Richie Havens
Nobody Left to Crown




Dimitri Schostakowitsch, Mariss Jansons
Sinfonien 1-15


Moondog & the London Saxophoni
Sax Pax for a Sax

GBlog&read - Nutzen Sie die Hinweise zur Orientierung und kaufen Sie dann beim Buchhändler um die Ecke



Uwe Timm
Ikarien



Christoph Ransmayr:
Cox oder Der Lauf der Zeit





Steffen Kopetzky
Risiko


José Saramago
Kain


Eva Menasse
Quasikristalle


Roberto Bolaño
2666


Tschingis Aitmatow
Der erste Lehrer


Uwe Timm
Rot


Leonardo Padura
Adiós Hemingway


Antonio Skarmeta
Mit brennender Geduld


Jose Saramago
Die Stadt der Blinden


Edgar Hilsenrath
Nacht: Roman



Rolf Dubs
Lehrerverhalten

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Adel VI: Herstellung außen- und sicherheitspolitischer Handlungsfähigkeit

Michael Jäger hat sich im Freitag dankenswerter Weise mit dem Inhalt der Guttenberg'schen Schrift auseinandergesetzt und kommt zu dem Ergebnis, dass der Inhalt mindestens so problematisch ist wie die wissenschaftliche Qualität:

Sein Buch heißt Verfassung und Verfassungsvertrag. Konstitutionelle Entwicklungsstufen in den USA und der EU. Wir wollen es einmal politisch lesen, denn es hat ein politisches Ziel: Aus der Europäischen Union soll ein Staat nach Art der USA werden. Deshalb vergleicht Guttenberg die Verfassung der USA mit den verfassungsähnlichen EU-Verträgen. Seine Frage, ob letztere zur richtigen Verstaatlichung der EU führen oder doch deren Stützpunkt sein können, bleibt immer erkennbar. Seine Linie ist originell: im Integrationsprozess der Europäischen Union nach Schwachstellen zu fahnden, die sich in Einfallstore für das Projekt der Vereinigten Staaten von Europa verwandeln lassen.

... Guttenberg stellt ... durchaus Verfassungsbegriffe vor und präferiert die Definition seines akademischen Lehrers Peter Häberle. Der betont, dass eine Verfassung nicht das abgezogene Muster eines vorhandenen Staates sein muss.

Guttenberg legt das weit aus: Eine Verfassung könne umgekehrt dazu beitragen, dass ein Staat mit Staatsvolk und den übrigen konstitutiven Eigenschaften zu allererst entstehe. Die wissenschaftliche Schwäche, auch die politische Unverfrorenheit liegen nicht hier, sondern woanders. Guttenberg setzt sich kaum mit dem Bundesverfassungsgericht auseinander, das eine ganz andere Linie vertritt als er. Während nämlich Karlsruhe immerzu Grenzen zieht, weil es die Europäische Union am deutschen Grundgesetz misst, misst Guttenberg gerade umgekehrt die Integration der EU an dem Staat, zu dem sie vielleicht nie werden wird. Wenn sein „lernende[r] Blick über den Atlantik“ schweift, weiß er genau, was er will: ein Europa erreichen, das „seine Fähigkeit verbesser[t], Entscheidungen schnell durchzuführen, insbesondere mit Nachdruck die Herstellung außen- und sicherheitspolitischer Handlungsfähigkeit * (entsprechend eines der Leitmotive der Federalist Papers)“. Da spricht der Chef der Bundeswehr.


gutt_afghan

Was die Federalist Papers waren, macht er deutlicher, als wir es in der Schule lernten. Bevor es nämlich die USA gab, waren die späteren Gliedstaaten ähnlich unklar verbunden wie heute diejenigen der EU. Der US-Gesamtstaat wäre nicht entstanden, hätten nicht die Politiker, die seine Väter waren, das Volk gegen einige Regierungen des bis dahin vorhandenen Gemeinwesen ausgespielt. Die Federalist Papers, eine Serie von 87 Artikeln, die 1787/88 in verschiedenen Zeitungen New Yorks erschienen, waren dabei das publizistische Trommelfeuer. Guttenberg zieht die „Lehre, daß man für politische Ziele dieser Größenordnung gewisse Wagnisse eingehen muss“. Bloß „eine Reihe ausgehandelter Verträge“ werde „nicht ausreichen“...

rommelbild
Rommelbild - von einer schauerlichen Seite namens Deutsche Erde

* Zur Zeit versuchen das einige mit militärischen Planspielen Libyen betreffend. Weil unsere Spezialkräfte schon da waren und unser famoses Deutsches Afrika-Korps (Rommel!!) sowieso mit der 15. Panzer-Division unter Kommandeuren wie Generalmajor Heinrich von Prittwitz und Gaffron, Generalmajor Hans-Karl Freiherr von Esebeck, Oberstleutnant Maximilian von Herff oder Generalmajor Gustav von Vaerst (komisch: keiner promoviert!), müssen den - auch humanitären - TransAllmachtsphantasten die völkerrechtlichen Grundlagen in Erinnerung gebracht werden.

Dazu ein sehr empfehlenswertes Interview mit Reinhard Merkel (Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Hamburg, u. a. durch seine völkerrechtliche Argumentation gegen den Nato-Krieg im Kosovo (1998/99) bekannt) in der taz vom 25.02.11, in dem er sehr präzise grundlegende völkerrechtliche Prinzipien erläutert (jedem/jeder Politiklehrer/in empfohlen!):

Z. B.:
... In Libyen herrscht eine Art Bürgerkrieg - und angesichts eines Bürgerkrieges gibt es grundsätzlich kein völkerrechtliches Interventionsrecht. Gäbe es in Libyen ein demokratisch legitimiertes Regime und bräche dort ein Aufstand los, dann dann hätte die Regierung das Recht, diesen Aufstand niederzuschlagen. Natürlich ist Gaddafis Regime nicht demokratisch legitimiert. Aber dessen Gewalt zur Aufstandsbekämpfung ist eben dennoch nicht dasselbe, wie wenn in Nazi-Deutschland Teile des eigenen Volkes grundlos systematisch ermordet werden sollen. Zur Vermeidung von Missverständnissen: Der Volksaufstand in Libyen gegen ein tyrannisches Regime ist intern gerechtfertigt und legitim. Aber das berechtigt externe Mächte noch nicht, zugunsten dieses Aufstandes militärisch einzugreifen. Grundsätzlich dürfen Staaten innere Rebellionen bekämpfen...

Legitimation, Legitimität, Rebellion, Intervention - solche Begriffe = Basiskonzepte müssen im Politikunterricht geklärt werden. Ich würde das Studium der Charta der Vereinten Nationen zum verbindlichen Unterrichtsgegenstand machen; - im Hinblick auf alle aktuellen Krisen insonders die Kapitel VI und VII ... Eine Chance, dem populistischen Diskurs zu entkommen.

Auf dieser Basis wäre dann z. B. zu fragen, welche Verpflichtungen z.B. die BRD als Mitglied der UNO hat, etwa dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen gegenüber ... So wäre der Wortkotze vom "Wir können doch nicht die ganze Welt retten" à la Mißfelder bei Will* wenigstens geltendes Recht - und nicht eine Meinung - entgegenzusetzen ...

* ... der wahrscheinlich nur Bosbachs Ausführungen im European wiedergekäut hat:
Inselkoller
Dass die tunesischen Flüchtlinge auf Lampedusa gut versorgt werden müssen, ist selbstverständlich. Doch ihre Verteilung in Europa ist keine Lösung, sondern sendet ein falsches Signal in die Herkunftsstaaten.

Sehr klar führt Bosbach hier noch am 28.02.11 aus:
FRONTEX alleine wird nicht in der Lage sein, gemeinsam mit den europäischen Mittelmeerstaaten diese EU-Außengrenzen wirksamer zu schützen, hierfür brauchen wir auch eine enge Kooperation mit den Herkunftsstaaten der Flüchtlinge bzw. mit den Transitländern, über die sie in Richtung Europa ausreisen. Vor einiger Zeit ist es Italien gelungen, ein entsprechendes Abkommen mit Libyen zu schließen. Eine ähnliche Vereinbarung sollte nunmehr mit Tunesien angestrebt werden...
Die nahostinfos kommentieren den Artikel und verweisen auch darauf, dass nachdem unter Rot-Grün mit England, Frankreich und Italien die Aufhebung der UN- und EU-Embargos betrieben wurde – im Jahr 2009 Deutschland (Bosbach-CDU-regiert) mit Lizenzen im Wert von 53.000.000 € [!] die Liste der Waffen- und Militärausrüstungsexporte der EU-Staaten nach Libyen anführt ...

Neulich auf dem Friedhof

DSCI0939

Laboratorium einer Wende

Hardt und Negri sehen in den Protesten der arabischen Bevölkerung das Potenzial für eine weltweite Infragestellung der herrschenden Ordnung :

Eine der Herausforderungen für die Beobachter der Aufstände in Nordafrika und Nahost besteht darin, in diesen nicht bloße Wiederholungen vergangener Ereignisse zu erblicken, sondern originäre, neue politische Möglichkeiten eröffnende Experimente, die für Freiheit und Demokratie über die Region hinaus von Bedeutung sein können. Unsere Hoffnung besteht in der Tat darin, dass die arabische Welt durch diese Kämpfe im kommenden Jahrzehnt zu dem wird, was Lateinamerika in der vergangenen Dekade war: ein Laboratorium politischer Experimente, betrieben von starken sozialen Bewegungen und progressiven Regierungen von Argentinien über Venezuela bis Brasilien und Bolivien.
Diese Revolten haben sofort eine Art ideologischen Kehraus bewirkt und die rassistischen Vorstellungen von einem Clash of Civilisations vom Tisch gefegt. Die Multituden in Tunis, Kairo und Bengasi haben die Stereotypen zerschlagen, nach denen Arabern nur die Wahl zwischen säkularen Diktaturen und fanatischen Theokratien offen stehe und Muslime nicht für Demokratie und Freiheit geeignet seien. Selbst die Rede von der Revolution scheint die Kommentatoren in die falsche Richtung zu leiten, wenn sie davon ausgehen, die Ereignisse müssten der Logik von 1789, 1917 oder anderen europäischen Rebellionen gegen Autoritäten der Vergangenheit folgen.

Die arabischen Revolten entzündeten sich an der Arbeitslosigkeit. In ihrem Zentrum standen gut ausgebildete, aber frustrierte Jugendliche, die viel mit den protestierenden Studenten in London und Rom gemeinsam haben. Obwohl die wichtigste Forderung überall die nach dem Ende von Tyrannei und autoritären Regierungen ist, steht dahinter eine ganze Reihe sozialer Forderungen in Bezug auf Arbeit und Leben, die über ein Ende von Abhängigkeit und Armut hinausgehen und letztlich auf die Autonomie einer intelligenten und hochkompetenten Bevölkerung abzielen. Dass Ben Ali, Hosni Mubarak oder Muammar al-Gaddafi die Macht abgeben, ist nur der erste Schritt.

Die Organisation der Revolten erinnert an das, was wir vor mehr als zehn Jahren anderswo gesehen haben – in Seattle und Buenos Aires, in Genua und Cochabamba: Ein horizontales Netzwerk ohne zentrale Führungsfigur. Eine traditionelle Opposition kann sich an diesem Netzwerk beteiligen, ihm aber nicht die Richtung geben. Außenstehende Beobachter haben von Anfang an versucht, eine Führungsfigur auszumachen: vielleicht Mohammed El-Baradei, vielleicht Googles Marketingchef Wael Ghonim. Sie fürchteten, die Muslimbruderschaft oder eine andere Gruppierung könnte versuchen, die Dinge unter ihre Kontrolle zu bringen. Sie verstehen nicht, dass die Multitude fähig ist, sich ohne Zentrum zu organisieren und die Einsetzung eines Führers ihre Kraft untergraben würde. Dass soziale Netzwerke wie Facebook, YouTube und Twitter eine Rolle spielten, ist ein Symptom, keine Ursache dieser organisatorischen Struktur. Es handelt sich um die Ausdrucksformen einer intelligenten Bevölkerung, die in der Lage ist, vorhandene Instrumente zu nutzen, um sich autonom zu organisieren.
...
weiter hier bei Freitag.de

Immortal Egypt / Revolution Dub الثوره by djzhao

Der Philosph Hans Schelkshorn sieht - aus anderer Perspektive - ebenfalls "Laboratorien gesellschaftlicher Selbstorganisation", die dem eurozentristischen Blick nicht zugänglich sind:

Der Revoltierende kann nach Camus seine Würde nicht behaupten, ohne zugleich die Würde aller anzuerkennen.
Aus diesem Grund fordern heute die arabischen Völker von Europa zuallererst die Anerkennung ihres Befreiungskampfes als eines Kampfes um die Würde des Menschen und darin zugleich die Anerkennung als gleichberechtigte Mitglieder der Weltgemeinschaft. Ihre Revolte richtet sich daher auch gegen unsere Bilder von „Ölländern“ oder billigen Tourismusoasen, deren dumpfe Bevölkerung eben durch korrupte Machthaber in Schach zu halten sei. Auch für uns selbst wäre zu hoffen, dass die friedlichen Demonstranten, die sich bewaffneten Kräften gewaltfrei entgegenstellen, oder die hingerichteten Soldaten, die sich dem Befehl, gegen die eigene Bevölkerung das Feuer zu eröffnen, verweigerten, die verschütteten Quellen unserer moralischen Anlage zu neuem Leben erwecken.

Vor diesem Hintergrund sei zuletzt eine geschichtsphilosophische Überlegung gestattet. Demokratisierungsprozesse in anderen Weltregionen werden in Europa mit Hegel und Fukuyama stereotypisch als Ausbreitung der europäischen Aufklärung nach dem „Ende der Geschichte“ gedeutet. Es liegt mir fern, die Errungenschaften der europäischen Moderne zu schmälern. Zugleich scheint mir dennoch inzwischen unübersehbar zu sein, dass die gesellschaftlichen Entwicklungen weder innerhalb noch außerhalb Europas nach dem simplen Modell einer „nachholende Revolution“ angemessen verstanden werden können.

Erstens ist Europa selbst kaum mehr Modell für bloße Nachahmungen. Manche EU-Staaten entfernen sich in gefährlicher Weise von den Idealen eines demokratischen Rechtsstaates. Die wachsende soziale Ungleichheit bereitet einen gefährlichen Nährboden für den bedrohlichen Aufstieg neofaschistischer und auch offen faschistischer Bewegungen, die in manchen Staaten inzwischen Regierungsämter übernommen haben. Die Herrschaft von Parteien, die neofeudale Züge angenommen hat, und die Macht der Medienkonzerne unterminieren das Prinzip der Gewaltenteilung. So sind manche Staaten Europas zu Zerrbildern der Demokratie geworden; ihre Eliten gehören nicht zufällig zu den engsten Freunden der Despoten im Maghreb.

Zweitens widerstreben die gesellschaftlichen Verhältnisse in vielen Regionen der Erde der Strategie einer bloß nachholenden Entwicklung. Denn der Schock der europäischen Moderne hat zahlreiche Völker in einen existenziellen Kampf um politische und kulturelle Selbstbehauptung gezwungen. Der Freiheitskampf der arabischen Völker fügt sich daher in einen zweihundert Jahre anhaltenden Kampf um politische und kulturelle Selbstbehauptung, der sich in jüngerer Zeit immer stärker zu einem Kampf um demokratische Ordnungen wandelt.

Die lateinamerikanischen Staaten haben in den letzten beiden Jahrzehnten die bleierne Last der Militärdiktaturen abgeschüttelt. In Bolivien und Ekuador erproben indigenen Bewegungen neue Formen der Demokratie. In Asien führen buddhistische Bewegungen, vor allem der Dalai Lama, Thich Nhat Hanh, Buddhadasa Bikhu und Aung San Suu Kyi, einen gewaltlosen Kampf für Demokratie an. Kurz: Die kulturelle Heterogenität und die extremen Asymmetrien der weltwirtschaftlichen Machtverhältnisse haben in vielen Regionen neue Laboratorien gesellschaftlicher Selbstorganisation entstehen lassen, in denen jeweils europäische Ideen mit eigenen Denktraditionen kreativ verbunden werden.

Der Modernediskurs der postkolonialen Gesellschaften, dessen Anfänge bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, ist allerdings – von wenigen Ausnahmen abgesehen – von der europäischen Philosophie bis heute weitgehend ignoriert worden. So gibt es etwa im deutschen Sprachraum mehr wissenschaftliche Arbeiten über den politischen Islamismus als über moderne arabische Philosophen und der Aufklärung verpflichtete Theologen. Dieses Defizit ist nicht bloß eine innerakademische Nachlässigkeit. Denn der latente Zweifel Europas, ob die arabische Revolte von einem „geistreichen Volk“ getragen wird, hat in dem hartnäckigen Eurozentrismus der europäischen Philosophie eine nicht unbedeutende Stütze.

Gewiss setzen China und die asiatischen Tigerstaaten, aber auch Osteuropa, mit aller Vehemenz auf eine kapitalistische Modernisierung. Dennoch haftet an der Erfolgsgeschichte „nachholender Revolutionen“ ein schaler Geschmack. Denn die Vision einer bloßen Ausbreitung der Synthese von Marktwirtschaft und Demokratie (Fukuyama) hat die zwei zentralen Aporien des westlichen Zivilisationsmodells bislang nicht auflösen können, nämlich die fortschreitende Zerstörung der ökologischen Grundlagen menschlichen Lebens und die soziale Zerklüftung der Weltgesellschaft, die derzeit mindestens ein Fünftel der Menschheit zu einem unmenschlichen Kampf um die nackte Existenz verurteilt.

Vor diesem Hintergrund kommt eine weitere Tiefenschicht der erschreckenden Lähmung Europas gegenüber der arabischen Revolte zum Vorschein: Europa hat offenbar den Glauben an seine eigenen demokratischen Ideale und vor allem den Glauben an eine sozial gerechte Weltgesellschaft, an der Condorcet und Mill noch den Fortschritt gemessen hatten, verloren. Wenn die Steigerung der eigenen Wirtschaftsmacht zur alles bestimmenden Hauptagenda wird, fällt es nicht mehr schwer, sich in zweifelhaften Allianzen mit Diktatoren bequem einzurichten...

Weiter in der Frankfurter Rundschau

Zur CeBIT: Designed for the Dump

... weil diese Messe nun gerade mal hier in Hannover stattfindet und gestern auch Frau Merkel da war und Herr Erdogan, der auch noch Herrn Schröder und seine Frau zuhause in Waldhausen mit seiner kompletten Entourage - was ein wenig an Szenen aus dem dem saumäßig schlechten Krimi "Tod in Istambul" von ebenfalls gestern erinnert - besucht hat, wobei eines seiner Begleitfahrzeuge (BKA) bei der Abfahrt einem BILD-Fotografen, den Schröder aber auch kennt, über den Fuß gefahren ist, der sich andererseits aber auch unerlaubterweise auf der Fahrbahn befand - jedenfalls sein betroffener Fuß -, worauf Frau Schröder-Köpf sich eine Jacke angezogen hat und mit Cool-packs wieder aus dem Haus gekommen ist oder so ähnlich, wo doch Erdogan sich eigentlich doch sowieso schon schwer daneben benommen hatte, andererseits als interessanter Partner gilt ... Die Nachrichten sind da heute sehr unübersichtlich, - da passt ein solch eher schwer didaktisiertes Lehr-Video - via keimform.de:

Rewind: Guttenberg-Gambolputty's letztes Interview

Dem auch in meiner Blog-Roll grassierenden Gutt-bye will ich mich nicht verschließen; - hier noch einmal das legendäre letzte Interview (dann soll auch Schluss sein):



... bis auf den schönsten Nachruf - von Volker Pispers:
Terrorgefahr gebannt, Kriegsminister erklärt Kapitulation
via chefarztfraulicher: beobachter




... und doch noch einen Nachtrag:

Dieter Hildebrandt über das Verhältnis von Politik und Lüge bei DRadio Daily Agenda (siehe Sidebar rechts).

... und doch einer:

Georg Seeßlen über Berlusconismus - oder: Der Freiherr als Staubsaugervertreter

Guttenberg geht für den Moment, aber er wird wiederkommen. ­Ein vorläufiger Nachruf auf einen künftigen Politikertypus

Jedes europäische Land auf dem Weg in die Postdemokratie bekommt den Berlusconismus und seine Vertreter, die es verdient. In ihrer äußeren Erscheinung und in ihrer back story mögen sie unterschiedlich sein, die Postdemokraten in Italien, Frankreich, Russland, Polen oder nun eben Deutschland; das Grundmodell ihrer Macht dagegen ähnelt einander verblüffend.

Karl-Theodor zu Guttenberg begründete seinen Rücktritt als Verteidigungsminister mit der veränderten Wahrnehmung seiner Person durch die Medien. Das war keineswegs überraschend: Der berlusconistische Politiker erhält seine Macht nicht so sehr durch die parlamentarisch-demokratischen Institutionen und nicht durch die Hierarchien und Allianzen der Parteien, sondern vor allem durch die Medien. Nicht Wahl oder Diskurs entschieden über seine Macht, sondern seine mediale Präsenz – möglichst überraschend, möglichst „unpolitisch“.

Dementsprechend definiert er sich als meta-parteilich, als unabhängig und solitär. So wird er zur direkten Antwort auf die „Politikverdrossenheit“, die nicht zuletzt eine Parteienverdrossenheit ist: Berlusconismus ist, unter vielem anderen, Politik für Leute, die mit Politik nichts im Sinne haben, sowohl unpolitische Politik als auch politische Un-Politik.

Damit hängt zusammen, dass der berlusconistische Politiker sich nach den Gesetzen der Unterhaltungsindustrie inszeniert. So wie er selber als gecasteter Typus in einer politischen Seifenoper erscheint, verbindet er sich auf einer zweiten Ebene mit dem Entertainment: Der eine heiratet eine Schlagersängerin, der andere lässt sich von Quiz-Kasperles hoffieren, jener unterdrückt und dieser kauft die Zeitungen, die er braucht. Der unsere lässt seine Frau als Pädophilenjägerin im Privatfernsehen auftreten und ist mit eingebetteten Schreibern und Bildermachern unterwegs.

Zur Inszenierung gehört weiter, dass der berlusconistische Politiker Wert auf sein Erscheinungsbild legt, was durchaus karikaturistische Drastik beinhalten kann: Von „Burlesquonis“ Lifting zu Guttenbergs Haargel – stets erscheint eine Art bizarrer, etwas vulgärer Eitelkeit, ein polyvalentes sexuell-ökonomisches Bild. Nicht schön, aber laut....

Er erhält seine Zustimmung, wie medial diese auch immer manipuliert sein mag, nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Verstöße gegen Gesetz und die fundamentalen Regeln von Stil und Anstand. Er ist ein Volksheld auch in dem Sinne, dass er sich scheinbar ehrlich – „Blödsinn“ – zu seinem Verhalten bekennt: Ohne bescheißen kommt man zu nichts. Wesenszug dieses Populismus ist der Anti-Intellektualismus. Insofern geht es in der Zustimmung zum Bescheißen nicht nur ums Akzeptieren unehrenhaften Verhaltens, sondern auch um die Abwertung der akademischen Institutionen.
... weiter im Freitag 9/11

Einschnitte: Macht und Recht

„Macht geht vor Recht“, ist ein irreführendes Sprichwort, denn die Macht muß nicht mit dem Recht konkurrieren, sondern es ist ihr Attribut. Die Macht hat das Recht, die Ohnmacht braucht es. Soweit die Macht unfähig ist, ein Recht zu geben oder zu verweigern, ist sie selbst begrenzt, aber beileibe nicht durch das Recht, sondern durch andere Mächte, die ihr Abtrag tun.

Max Horkheimer: Dämmerung. Notizen in Deutschland, Gesammelte Werke Bd. 2, S. 386.

neulich zitiert bei Einschnitte

Neulich auf der Herrentoilette


aus der Serie:
The FineArt of Playing The Bass


Zugabe: I Got You, Babe by Tiny Tim

7,5 Millionen Analphabeten in Deutschland (+1)

In Deutschland gibt es mit 7,5 Millionen Menschen fast doppelt so viele Analphabeten wie bisher gedacht. Sie können keine zusammenhängenden Texte lesen oder schreiben. Davon scheitern 2 Millionen auch an einzelnen Sätzen und 300 000 Menschen an einzelnen Wörtern.
Zeit via nds

Nach den letzten Debatten hätte ich mit mehr gerechnet ...

Archäologie XXVI revisited: Bonzo Dog Band: Return To Jollity Farm





Here's a nice BBC Radio 2 doc from March 1997 - lots of insight and ace narration from Neil himself.

poster

Archäologie CVXVVXXVI: Bohemian Rhapsody

The official 'Bohemian Rhapsody' music video - wenn Urheberrechte verletzt werden, lösche ich sofort, - aber das ist so schön (ein zeitgeschichtliches Dokument, das genauer zu würdigen wäre im Hinblick auf die Ästhetik des Musik-Videos, die Entwicklung der Rock-Musik in den 70ern und den Einfluss des Pop auf die Wahrnehmung und den Umgang mit Homosexualität ...) , dass es den Versuch lohnt ...




Stormtroopers in Stilettos, the Queen 40th anniversary exhibition

Alter Witz über Gambolputty- oder: The Facebook Revolution

In der DDR gab es immer schöne Witze, z. B. diesen:

Kommt ein Manager aus der BRD (NSW!) zur Leipziger Messe und geht abends in die Oper. Der Tenor ist fürchterlich, dennoch gibt es am Ende der Aufführung für ihn stehende Ovationen. Immer wieder wird der Tenor auf die Bühne geklatscht, muss sich verbeugen ...
Fragt der Westmensch seinen Nachbarn: "Sagen Sie mal, der war doch furchtbar!?"
"Nuu - - -", antwortet der Leipziger, "dess wiss'ma ooch, aber heute machma'n ferrddisch."

Könnte das der facebook-Gruppe Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg mit ihren soeben 301.052 Gefallenden ähnlich sein ... ?

Vgl. z.B diesen Eintrag dort:
gutt-klein87% JA-Stimmen beim BILD-Entscheid :-) Das Volk steht hinter zu Guttenberg! Da ich auf meinem iPad schon die morgige BILD lesen kann, möchte ich euch einfach mal schon jetzt das Ergebnis mitteilen.
Herzlichen Dank und noch einen schönen Feierabend, Tobias :-)


Schöne Satire von Tobias zur facebook revolution: ab 499,00 € mittags schon die morgige BILD lesen können, - harr harr! - Da gibt er's doch mehrfach ironisch gewendet dem Guttenberg und dem Araber!! - Und da liegt der Tobias richtig: Wenn das die facebook-Revolution ist, bin ich geneigt, mit ihm eine Unterstützerseite für Gaddafi einzurichten. Melde dich, Tobias, ich bin dein Freund!

Focus kommentierte 1971:


vgl. Akkerman in der aktuellen Version

Guess Who: ... Straighten Out

1. Guess Who
... hat erneut eine über weite Strecken wirre Rede ans Volk gehalten. In einer Ansprache per Telefon, die vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde, machte er die Terrororganisation Al Kaida für ... verantwortlich.
  • George W. Bush ?
  • Thomas de Maizière ?
  • Muammar al-Gaddafi ?

Die Lösung hier beim Öffentlich-rechtlichen Fernsehen der Bundesrepublik Deutschland, - das sich in der Radioabteilung auch dies hier erlaubt

2. Guess Who Payed The Bill
Vor seiner umstrittenen Promotion an der Universität Bayreuth war Karl-Theodor zu Guttenberg dort gleichzeitig Student und Sponsor. Die Rhön-Klinikum AG, bei der die familieneigene Beteiligungsgesellschaft derer zu Guttenberg ein dickes Aktienpaket hielt, gehört zu den Stiftern des Lehrstuhls für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, der im Jahr 2000 eingerichtet wurde und bei der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät angesiedelt ist. Nach Tagesspiegel-Informationen fließt dafür pro Jahr von der Rhön-Klinikum AG ein sechsstelliger Beitrag. Zuwendungen dieser Größenordnung seien „eher selten“, heißt es in der AG. Geschäftsführender Direktor des Instituts, zur Zeit aber beurlaubt, ist der renommierte Medizinethiker, Transplantationsmediziner und Theologe Eckhard Nagel, der auch Mitglied im Nationalen Ethikrat ist.
Guttenberg, der an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät studiert und promoviert hat, saß von 1996 bis 2002 im Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG. Danach verkaufte die Familie Guttenberg ihre Aktien mit hohem Gewinn an die HypoVereinsbank. Der Börsenwert soll bei 260 Millionen Euro gelegen haben.

Quelle: tagesspiegel.de via nds

3. Guess Who
... hat vor sieben Jahren, 2004, den libyschen Machthaber Gadaffi besucht? Seitdem verbessern sich die schwer belasteten offiziellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Gaddafischroeder

4. Guess Who at Electric Ladyland Studios 1975: Straighten Out

Falsch Gm8 V: Freiwilliges Sitzenbleiben ...

... als Konsequenz einer gegen die Wand gefahrenen Schulreform: Schön, wenn Schüler/innen der eigenen Schule - unterstützt vom Schulleiter - das so deutlich sagen:



Zu den Hintergründen siehe Falsch Gm8 I - IV

A Libyan Pastoral

Geniale Inszenierung - ich vermute: Monty Python's Flying Circus featuring Salvador Dali hat das libysche Staatsfernsehen gehackt:



Da hat der Vater der Revolution und faktische Chef der Sozialistischen Libysch-Arabischen Volks-Dschamahirija* aber nochmal gezeigt, was eine richtige Revolution ist: Surrealismus + Kampf gegen „Ratten“, „Kakerlaken“ und „Gangs“ von Rauschgiftsüchtigen; - nicht so'n neoliberales Facebook-Soros-Kinderding von wegen (Markt-)Freiheit. Wenn ihm nur nicht die Stämme einen Strich durch die verkommene Revolution machen ... "Demokratie" - was immer das sein mag - scheint nicht in Sicht ...

Stammes- und Clankulturen können wir hier besichtigen: Afghanistan, Kosovo, Kärnten (Die Austria-Connection der Gaddafis) ...

Welcome back to the middle ages!



____________________________________________________________
* Gemäß der Verfassung von 1969 ist Libyen ein basisdemokratischer Staat auf der Grundlage des Islam. Dem Generalsekretär des Allgemeinen Volkskongresses, Muhammad Abu l-Qasim az-Zuwai, steht als Staatsoberhaupt ein siebenköpfiges Generalsekretariat zur Seite. Die faktische Macht liegt jedoch beim Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Oberst Muammar al-Gaddafi. Der Allgemeine Volkskongress, dessen ca. 2.700 Delegierte von lokalen Volkskongressen (rund 600 für je durchschnittlich 10.000 Einwohner), Gewerkschaften, Streitkräften und anderen Massenorganisationen entsandt werden, ist die höchste politische Institution und besitzt sowohl legislative als auch exekutive Funktionen.
Im Jahr 2000 löste dieses Parlament aber auf Vorschlag Gaddafis die Zentralverwaltung des Landes weitgehend auf und übergab sowohl Gesetzgebung als auch Regierungsgewalt an regionale Parlamente und Ausschüsse.
(wiki)

Was die "Jasminrevolutionen" (vgl. die Rosen- Orangen- usw. Veranstaltungen der letzten Jahre**) jetzt bringen sollen, ist dieses Demokratiemodell:

Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg entfielen...

* ... 43,0 Prozent aller möglichen Stimmen auf niemanden.
* ... 26,2 Prozent aller möglichen Stimmen auf die SPD.
* ... 11,9 Prozent aller möglichen Stimmen auf die CDU.
* ... 6,1 Prozent aller möglichen Stimmen auf die Grünen/GAL.
* ... 3,6 Prozent aller möglichen Stimmen auf die FDP.
* ... 3,5 Prozent aller möglichen Stimmen auf die LINKE.

Das größte Lager stellen die Nichtwähler - so groß war dieses Lager in Hamburg noch nie. Die absolute Mehrheit der Sozialdemokraten begründet auf etwa einem Viertel aller möglichen Stimmen. Selbst eine (hypothetische) Große Koalition würde nur etwas mehr als ein Drittel aller Stimmen hinter sich vereinen. Die Opposition ist indes ein Gegenspieler, der ebenso nur von einem Viertel aller Wähler installiert wurde.
De Lapuente hat dankenswerterweise wieder gerechnet.

_________________________________________________________
** ... mit diesem idiotischen revolution branding werden die facebook-Revolutionäre vorsätzlich gegen die Wand gefahren, oder sie fahren selbst ... Vgl. dazu auch Lasst sie ihr Ich finden - Mona Sarkis bei tp

Archäologie CVXVVXXV: HWY: An American Pastoral

- nur für hardcore Jim Morrison Afficionados:

HWY: An American Pastoral is a film by Jim Morrison and Paul Ferrara and stars Morrison as a hitchhiker. It is a 50-minute experimental film in Direct Cinema style. It was shot during the spring and summer of 1969 in the Mojave Desert and in Los Angeles. (wiki)

Adel V: Pour Gambolputty-Guttenberg: Vian et Gainsbourg: Je bois ...

... systématiquement pour oublier tous mes emmerdements ...


[aus: "Gainsbourg“ von Joann Sfar]

Selbstverständlich seien dem Kriegsminister bei dieser Gelegenheit auch die Ameisen und der Deserteur beigegeben.

Monsieur le Président
Je vous fais une lettre
Que vous lirez peut-être
Si vous avez le temps
Je viens de recevoir
Mes papiers militaires
Pour partir à la guerre
Avant mercredi soir
Monsieur le Président
Je ne veux pas la faire
Je ne suis pas sur terre
Pour tuer des pauvres gens
C'est pas pour vous fâcher
Il faut que je vous dise
Ma décision est prise
Je m'en vais déserter

Depuis que je suis né
J'ai vu mourir mon père
J'ai vu partir mes frères
Et pleurer mes enfants
Ma mère a tant souffert
Elle est dedans sa tombe
Et se moque des bombes
Et se moque des vers
Quand j'étais prisonnier
On m'a volé ma femme
On m'a volé mon âme
Et tout mon cher passé
Demain de bon matin
Je fermerai ma porte
Au nez des années mortes
J'irai sur les chemins

Je mendierai ma vie
Sur les routes de France
De Bretagne en Provence
Et je dirai aux gens:
Refusez d'obéir
Refusez de la faire
N'allez pas à la guerre
Refusez de partir
S'il faut donner son sang
Allez donner le vôtre
Vous êtes bon apôtre
...
dies grundsätzlich und akutell zum Attraktivitätsprogramm des Kriegsministeriums - siehe auch unten Adel IV

Gerade meldet die zuständige Presse, dass Guttenberg gestanden hat und nun sein Amt mit aller Kraft ausüben will.

Das sollte zu denken geben! Mit aller Kraft machen sie alles: Doktorarbeiten, Feldzüge (Von Biggles goes bombing with the RAF), Sozialabbau, Abschiebungen ...

Siehe dazu auch: "Guttenberg und das anti-elitäre Sarah-Palin-Ticket" - bei CARTA

Heute auf dem Friedhof

DSCI0929a

Adel IV: Guttenberg-Gambolputty, Plagiat, Kritische Justiz, Kriegsministerium, Frontex und Exterritoriale Lager

application/pdf icon
Rezension Kritische Justiz 1/2011 (PDF)
linksunten.indymedia.org oder hier.
Siehe auch die Dokumentation der Süddeutschen Zeitung

Doktorarbeit

Wenn man schon seinen Namen
Johann Gambolputty de von Ausfern-Schplenden-Schlitter-Crasscrenbon-Fried-Digger-Dingle-Dangle-Dongle-Dungle-Burstein-von-Knacker-Thrasher-Apple-banger-Horowitz- Ticolensic-Grander-Knotty-Spelltinkle-Grandlich-Grumblemeyer-Spelterwasser- Kurstlich-Himbleeisen-Bahnwagen-Gutenabend-Bitte-Ein-Nürnburger-Bratwustle- Gerspurten-Mitz-Weimache-Luber-Hundsfut-Gumberaber-Shönedanker-Kalbsfleisch-Mittler-Aucher von Hautkopft of Ulm
nur mit copy+paste bewältigen kann, wie dann eine Doktorarbeit?

Im Übrigen ist das ja kein Gambolputty-Problem; - bei jeder Facharbeit, jeder Staatsexamensarbeit, jedem Entwurf für einen Prüfungsunterricht ist es ein Leichtes, eine Textpassage bei einer Suchmaschine einzugeben und das Original zu finden - Stefan Webers GuttenPlag Wiki
Zum eigentlichen Problem lese man bei Stefan Weber:
Das Google-Copy-Paste-Syndrom
Wie Netzplagiate Ausbildung und Wissen gefährden


Interessanter eigentlich dieses

Zitat

aus dem Attraktivitätsprogramm des Kriegsministeriums (financial-times-deutschland): «Angesichts der demografischen Entwicklung sowie der anstehenden strukturellen Anpassungen der Bundeswehr werden künftig verstärkt auch junge Menschen mit unterdurchschnittlicher schulischer Bildung beziehungsweise ohne Schulabschluss personalwerblich anzusprechen sein.»
via chefarztfraulicher:beobachter

... die ja dann auch bei Frontex eingesetzt werden könnten, - einer Einrichtung, die die deutsche Öffentlichkeit erst seit kurzem kennt. Es ist erstaunlich - oder bezeichnend -, dass bei der Netzrecherche vor wenigen Tagen (für meinen aktuellen Politikunterricht) zum Problem nur der Hinweis auf ein SWF-NDR-Feature von 2008 gefunden wurde:
FRONTEX und der Krieg im Mittelmeer

Frontex und Exterritoriale Lager

Plötzlich sind der deutschen Mehrheitspresse sogar die exterritorialen Lager der EU bekannt, nach denen man sonst lange suchen musste:
Fortress Europe: Grenze Sahara. Die Inhaftierungslager in der libyschen Wüste

Zum Kotzen! Vgl. Lutz Herden im Freitag von heute:

...Man muss besorgt sein, ob die Revolutionen in Arabien der Rhetorik überhaupt gerecht werden können, mit der sie Politik und Medien im Westen großzügig beschenken. Das wortschwülstige Sympathisantentum mit dem Aufstand in Ägypten scheint sich für nichts zu schade. Ausgenommen die Erinnerung an eigenes Sympathisantentum mit dem per Staatsstreich in die Pension entsandten Präsidenten Mubarak. Es nehmen Leute das Wort Revolution in den Mund, die sich noch vor Tagen beim Wort Kommunismus am liebsten öffentlich übergeben hätten. Dabei ist – nicht nur historisch gesehen – „die Revolution“ häufig auf dem gleichen Parkdeck zu Hause wie „der Kommunismus“. Jener hinterließ im Übrigen nicht nur die vielbeschworene Blutspur, sondern auch einen konsistenten Revolutionsbegriff. Wollte sich die arabischen Realitäten unserer Tage dem andienen, würde den hiesigen Revolutionschronisten vermutlich weniger falsches Pathos in die Feder schießen. Revolutionen bleiben dann im Wort, wenn sie gesellschaftliche Verhältnisse radikal umwälzen wie in Frankreich 1789 oder in Russland 1917...

Um so mehr darf sich Europa glücklich schätzen, wenn ihm unverhofft die Chance in den Schoß fällt, sich auf die Höhe der arabischen Umbrüche zu schrauben und den revolutionären Traktaten nun auch revolutionäre Taten an die Seite zu stellen. Dem alten Kontinent wird eine Art Revolutionsimport aus Nordafrika zuteil. Man muss jetzt nicht mehr für die „Massen auf dem Tahrir-Platz“ schwärmen, sondern kann ganz praktisch der Masse von Flüchtlingen helfen, die an europäischen Küsten stranden. Boatpeople aus Tunesien, die das andere Gesicht des Aufruhrs zeigen und zu verstehen geben, dass nichts ausgestanden, nichts vorbei, nichts wirklich besser ist, wenn sich die alte Macht als neue Regierung verkauft...


Und nun? Ich fürchte, die Angst vor dem Marsch geht um und wird weiter geschührt- oder:
Wer zu spät schießt, den bestraft das Leben... ad sinistram

2011-02-14-lampedusa-b

Definition von Solidarität als “Verbindung von Zärtlichkeit und Fairness”

siehe unten!

und noch weiter unten der

Soundtrack zu dieser Revolution und ihrer Konterrevolution

: Asian Dub Foundation: Fortress Europe

Archäologie CVXVVXXIV: Ruins / Ruinen

Ruins are the visible symbols and landmarks of our societies
and their changes, small pieces of history in suspension.

The state of ruin is essentially a temporary situation that happens at
some point, the volatile result of change of era and the fall of empires.
This fragility, the time elapsed but even so running fast, lead us to watch them one very last time :
being dismayed, or admire, making us wondering about the permanence of things.

Photography appeared to us as a modest way
to keep a little bit of this ephemeral state.


00

Detroit3

The Fine Art Of Record Covers II

blondie-heart-500x500

Eine Fundgrube für Liebhaber des LP-Covers
LPCover-Lover


Vgl. Archäologie CVXI: The Fine Art Of Record Covers I

Archäologie CVXVVXXIII: Welcome To The Yardbirds' Other Side

Für Freunde der Yardbirds eine Fundgrube: Der YouTube-Kanal von Jim Mc Carty - mit wunderbaren Aufnahmen der Yardbirds Mk I, II and III (= mit Clapton, Beck & Page) sowie seinen weiteren Bands Renaissance und Illusion + Yardbirds Mk IV ...

Kanal-von-JimMcCartyandCo

Archäologie CVXVVXXII: In Spite Of All The Danger - When I Was Young

- a song written by Paul McCartney & George Harrison in 1958 and recorded by them with John Lennon on lead vocals. The recording was the first time the future Beatles ever entered a recording studio. They recorded the song at a private Liverpool recording studio in the summer of 1958.
The recording used for the song features the performance recorded for the movie soundtrack by star Aaron Johnson ("Kick-Ass") who portrays the young Lennon in the film.
The music video - directed by Beatles scholar Martin Lewis (who in 2002 produced the DVD Edition of "A Hard Day's Night") draws on footage from the "Nowhere Boy" movie (directed by Sam Taylor-Wood) to tell the story of the musical evolution of John Lennon from passive young Elvis fan to nascent guitarist to founder of the Quarrymen and future Beatles. All the key scenes in the development of the group are depicted. The first meeting of John and Paul McCartney (the Big Bang that led to the Beatles), Paul's impromptu audition for John, George's audition for John on the top of a bus, the first gigs that Paul and George played with John and many more. Like the movie, the story of the music video ends in August 1960 - the point at which Lennon changes his band's name from the Quarrymen to the Beatles and the group leaves Liverpool to play in Hamburg - the boot-camp that toughens up the band and hones their skills in preparation for their conquering of the world.

via The Beatles Virtual Museum



When I Was Young - Eric Burdon And The New Animals
... eine unglaubliche Aufnahme von dem Album
Eric Burdon & The New Animals - The Official Live Bootleg 2000

1. Inside Looking Out (Burdon, Chandler, Lomax) 4:05
2. Don't Let Me Be Misunderstood (Benjamin, Marcus) 6:26
3. Monterey (Briggs, Burdon, Jenkins, McCulloch, Weider) 7:19
4. Lawdy Miss Clawdy (Price) 4:50
5. When I Was Young (Briggs, Burdon, Weider) 4:09
6. Hey Gyp (Leitch) 4:04
7. See See Rider (Rainey) 3:59
8. San Francisco Nights (Briggs, Burdon, Jenkins, McCulloch, Weider) 4:56
9. Star Spangled Banner (Key, Smith) 1:24
10. Sky Pilot (Briggs, Burdon, Jenkins, McCulloch, Weider) 7:45
11. House Of The Rising Sun (Traditional) 5:23
12. You Got Me Floatin' (Hendrix) 2:24

Eric Burdon: Vocals
Aynsley Dunbar: Drums (!!!)
Martin Gerschwitz: Keyboards, Violin, Vocals
Dave Meros: Bass, Vocals
Dean Restum: Guitar, Vocals

Versuch III: ZUR THEORETISCHEN BEGRÜNDUNG DES ZIVILEN UNGEHORSAMS GEGENÜBER DER ABSCHAFFUNG VON FREIHEIT, GERECHTIGKEIT UND SOLIDARITÄT DURCH FINANZKAPITALISMUS UND POSTDEMOKRATIE

Georg Seeßlen entwirft eine Ideenskizze für ein Projekt, das unmittelbar an den vorigen Beitrag anschließt: Wenn denn eine Einheit der Vernunft begründbar ist, folgt unmittelbar dies:

Für Menschen, die denken und fühlen, können „der Bürger“ und „die Bürgerin“ keine rundum sympathischen Erscheinungen sein. Deshalb sieht man sich gelegentlich gedrängt, das Bürgerliche zu überwinden, in der Welt und in sich selbst. Vermutlich indes gibt es nichts, was so tief bürgerlich ist wie die Sehnsucht nach dem Nicht-Bürgerlichen.

Die Hilfskonstruktion ist bekannt: Wir sprechen einerseits vom „Citoyen“, jenem Bürger des Staates, der diesem Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität abverlangt, wenn es sein muss auch mit den Mitteln des mehr oder weniger zivilen Ungehorsams. Das ist ein hellwacher, kritischer, aufgeklärter, zu Zeiten rebellischer, jedenfalls unruhiger Geist, der den Diskurs selber bestimmen will. Wir stellen uns den Citoyen und die Citoyenne als dynamische, empfindsame eher schlankere Menschen vor, die irgendwie immer mit einem „Projekt“ oder einer „Manifestation“ beschäftigt sind. Ausruhen können sie später, wenn die Welt eine bessere geworden ist.

Und wir sprechen andererseits vom „Bourgeois“, jenem Nutznießer des Kapitalismus, der sich gern dem Gerechtigkeits- und Solidaritätsfimmel des Staates entzieht, der möglichst alles beim alten belässt, es sei denn, es bringt ihm Profit und Vorteil, ein Mensch, der sich nichts daraus macht, zu genießen im Angesicht des Elends, der gleichwohl seine bigotten Rituale der Selbstbeweihräucherung hat, sei es in der Kirche oder vor dem Fernsehapparat, jemand, der sich blind stellt und sich gern verblenden lässt und der fette Speisen in einem fetten Körper begräbt. Bourgeois und Bourgeoise pflegen statt Projekten die kleinen Unterschiede. Insbesondere in ihrer verbreitetsten Form, nämlich als „petit“ bourgeois ist ihre Mischung aus Habgier und Neid, Untertänigkeit und Hang zur ökonomischen Kriminalität einigermaßen unerträglich.

Der Citoyen (die Demokratie) und der Bourgeois (der Kapitalismus) sind nur auf den ersten Blick zwei Figuren in der Comedia dell’arte in unserer Gesellschaft...


Weiterlesen! --> hier: Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn - Georg-Seeßlen-Blog

Aus den Kommentaren:
Wundervoller Essay! Am besten hat mir Ihre schöne

Definition von Solidarität als “Verbindung von Zärtlichkeit und Fairness”

gefallen.

Versuch II: Wovon man möglichst einen Begriff haben sollte ...

Ich habe (mir) neulich [2005!] den Vorschlag gemacht, an einer möglichst kleinen (online-) Sammlung grundlegender Texte zum Verständnis der Welt (ojojoj - gemeint ist: bescheidener: wovon man möglichst einen Begriff haben sollte, wenn man den Versuch unternehmen wollte .... oder so ähnlich) zu arbeiten.
Und kürzlich plädierte für mephistophelisches Denken, für negative Dialektik.

Nun kommt mir Reinhart Jellen zu Hilfe, der bei tp ein Gespräch mit Thomas Metscher veröffentlicht über Gehirnforschung, Ideologie, Shakespeare und das menschliche Bewusstsein (Teil I) sowie über Einheit und Differenz menschlichen Bewusstseins, den linguistic turn, Wittgenstein, Hermeneutik und ästhetische Wahrheit (Teil II).

Thomas Metscher ist emeritierter Professor für Literaturwissenschaften und Ästhetik an der Universität Bremen und hat mit dem Buch

Logos und Wirklichkeit

den Versuch unternommen, die widersprüchliche Einheit der Vernunft vom Alltagsbewusstsein bis hin zu Religion, Wissenschaft, Philosophie und Kunst zu erkunden. Metscher gehört zu einer Gruppe von Denkern, die gegen die angebliche oder tatsächliche Misere (derer, die sich zu unrecht dazu zählen, weil sie einfach nur schlecht denken) der Meisterdenker und gegen die tatsächliche Misere der Wirklichkeit die Kraft historisch-materialistischer Dialektik behaupten. Diese Gruppe trifft sich regelmäßig hier:
TOPOS - Internationale Beiträge zur dialektischen Theorie; herausgegeben von Hans Heinz Holz und Domenico Losurdo

Einige Auszüge aus dem Gespräch (als Anregung es - sowie Metscher überhaupt - weiter zu verfolgen):
Zunächst schiebt Metscher den Neurophilosophen einen Boden unter die nicht vorhandenen Füße:

Ich lebe zum Beispiel in einer Weltgegend, in der noch Bäume gefällt werden. Die Menschen, die diese Bäume fällen, müssen darüber sehr gut Bescheid wissen, weil auch heute noch diese Bäume hin und wieder Menschen auf den Kopf fallen. Der Baum hat also im Hirn der Leute seine phänomenologische Repräsentanz, aber diese muss sehr genau die Objektivität, das Ansich des Baumes abbilden können, sonst fällt ihnen der Baum auf den ihn repräsentierenden Kopf und dann ist Schluss. Also ist die von Metzinger vertretene Theorie
  • Vorstellungen vom Ich als einer Ichmaschine, dem Ego-Tunnel, der Wirklichkeit als rein phänomenaler Repräsentanz, mit der Auffassung, dass wir außer uns keinen Zugang zu der Wirklichkeit besitzen, wobei das Ich nur eine Fiktion darstellt
mit dem Ansatzpunkt eines tätigen Umgangs mit der Welt auf allen Ebenen inkompatibel....
Oder ein anderes Beispiel: Die totale Determination von Gerhard Roth und Wolf Singer, die mir auch auf den Keks geht: Es werden hier nicht einmal mehr die Termini erläutert. - Was heißt denn da Willenfreiheit? "Kein Mensch ist für irgendwelche Entscheidungen verantwortlich, weil Entscheidungen nie aus rationalen Erwägungen hervorgehen können", - wollen uns die Herren Roth und Singer damit bedeuten, dass für die Entscheidungen im wirtschaftlichen Bereich, wenn etwa General Motors in Amsterdam die Betriebe schließt und über Zehntausend Arbeitsplätze vernichtet, irgendwelche neuronalen Prozesse verantwortlich sind oder sind das Erwägungen, die sich aus Wirtschaftsinteressen ergeben? Das ist doch viel zu trivial um überhaupt noch ein Wort darüber zu verlieren...
Als Antwort auf diese Thesen, soweit man sie überhaupt philosophisch ernst nehmen kann, schlage ich in meinem Buch den

Begriff der "determinierten Freiheit"

vor. Damit meine ich, dass Menschen in unterschiedlich komplexer Weise determiniert sind, es aber innerhalb dieses Determinationsgefüges sehr wohl Handlungsmöglichkeiten gibt.

Man sollte überhaupt erst einmal klären, von welchen Arten von Entscheidung man spricht. Fälle, bei denen es ums Kaffeetrinken geht oder ob man sich am Hintern kratzt oder nicht, will ich gern dem Herrn Roth und den Seinen zur näheren Untersuchung überlassen. Entscheidungen, die für eine Person, Gruppe und Gesellschaft von existentieller Relevanz sind, deren Folgen für die Betreffenden große Bedeutung besitzen, sind jedoch in der Regel hochkomplexer Natur. Sie ziehen sich oft über einen langen Zeitraum hin und haben, ihre eigene Geschichte...


Den Grundgedanken des Buches entwickelt Metscher aus dem Begriff des elementaren Logos (den durch die Neuros desavourierten Begriff des Bewusstseins hält er für untauglich):

... Der elementare Logos* ist im Arbeitsprozess sedimentiertes Bewusstsein, ihm sind die logischen Grundbestimmungen des Bewusstseins höherer Komplexitätsstufen eingebrannt. Denn mit der historisch-kulturellen Bildung menschlicher Gesellschaft entwickeln sich höhere kulturelle Komplexitätsstufen. Sie bringen die Entwicklung des Logos mit sich - als Voraussetzung und Resultat zugleich und machen dann auch Welterklärungsmodelle notwendig Diese besitzen zunächst den Charakter praktischer Weltorientierung, erweitern sich später jedoch zu umfassenderen Modellen (in Religion, Mythos, Kunst usf.).

Aus dem elementaren Logos gehen auch die Grundlagen symbolischen und später begrifflichen Denkens hervor und damit auch von Religion, Mythos, Kunst, Wissenschaft bis hin zur Philosophie. Auch diese entstehen ursprünglich aus lebenspraktischen Prozessen, aus Lebens- und Überlebensnotwendigkeiten, das wird zu oft vergessen. Sie bilden sich aus und verselbständigen sich im Prozess der Arbeitsteilung, konstituieren sich als ideologische Formen mit der Entwicklung von Klassengesellschaften. In diesem Prozess steht dann auch die Kunst, der mein besonderes persönliches und professionelles Interesse gilt. So schließt das Buch mit einem Teil zum ästhetischen Logos...

Ich entwickle den Gedanken, dass in der Sprache für den Menschen Welterfahrung materiell präsent ist. In gewisser Weise knüpfe ich hier auch an Wittgenstein an. Seine Theorie des Sprachspiels, also eines kulturell geregelten Universums sprachlichen Handelns, in denen sich sprachliches Agieren und kommunikatives Handeln zu einem eigenen in sich geschlossenen Zusammenhang verdichten, ist in der Tat zu gebrauchen, nur liegt Wittgenstein mit seiner These, das Sprachspiel hätte nichts mit der Welt zu tun, falsch: Gerade im Universum der Sprache ist die Welt symbolisch gegeben.

Des weiteren wird in der Welt Wissen und Weltverstehen sedimentiert: Ich versuche Wissen und Verstehen auf erkenntnistheoretischer Ebene in Relation und das Verstreute, was in der gegenwärtigen Philosophie vorhanden ist, in einen Zusammenhang zu bringen: Zum Verstehensproblem gibt es die riesige Tradition der Hermeneutik; zum Wissen gibt es das gewaltige Fachgebiet der Epistemologie, aber ihre Spezialisten, so habe ich den Eindruck, nehmen sich nicht einmal mehr zur Kenntnis. Aber im menschlichen Bewusstsein, in der Art und Weise, wie wir Welt haben und uns aneignen, uns die Welt durch Bewusstsein erschließen, gehen Erkennen (als positiver Akt), Wissen (das sedimentierte Resultat von Erkennen) und Verstehen (als eine Deutung von Welt) eine Symbiose ein...

Die Wahrheit der Künste, in letzter Analyse ist kathartisch.

Die ästhetische Wahrheit ist eine Grundfrage der Künste. Dies hat eine objektive Entsprechung in den Werken, wie Wirklichkeit verarbeitet wird, aber Wahrheit in den Künsten läuft letzten Endes doch im ästhetische Erlebnis, das in den Werken kommuniziert und in der kathartischen Erschütterung transportiert wird. Am Ende dieser Kunsterfahrung steht immer Rilkes: "Du sollst dein Leben ändern."

Ich mache die ästhetische Wahrheit an einer Reihe von Kategorien fest, die sowohl die Form wie den Inhalt betreffen, im Kern an der Dialektik beider. Dabei geht es, was die inhaltliche Seite angeht, um die Authentizität der menschlichen Erfahrung, die in den Werken gestaltet ist, um Widerstand, Befreiung, Kritik, Utopie, auch um die Darstellung des Typischen geschichtlicher Erfahrung - also durchaus auch um Dinge, die wissenschaftlich relevant sind. Ja es gibt die Überschneidung mit wissenschaftlicher Wahrheit. Auf der formalen Seite sind es Konkretion, Prägnanz, Intensität der gestalteten Erfahrung, die hier genannt werden können.

Diese formalen Mittel aber haben einen Sinn. Sie bewirken etwas, was keine Wissenschaft erreicht. Es ist der Effekt der Katharsis, an den ästhetische Wahrheit gebunden ist - was sie von aller Wissenschaft unterscheidet: einer leidenschaftlichen Berührung, einer affektiven Betroffenheit, die im Kern der ästhetischen Erfahrung steht, diese zu einem echten Erlebnis werden lässt. Kraft der Form wird der gestaltete Inhalt zur kathartischen Erfahrung, Inhalt und Form sind die Bedingungen der Katharsis. In dieser Trias, und nur in ihr konstituiert sich, was Wahrheit in der Kunst heißen kann. Der Brecht der großen Stücke und späten Inszenierungen hat das durchaus gewusst. Leidenschaft, sagt er, trete an die Seite von Verstand. Sie zusammen erst machen große Kunst - über alle Ideologie hinaus.


Metscher, Thomas
Logos und Wirklichkeit
Ein Beitrag zu einer Theorie des gesellschaftlichen Bewusstseins

Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2010. 493 S.
Bremer Beiträge zur Literatur- und Ideengeschichte. Bd. 60
Herausgegeben von Thomas Metscher und Wolfgang Beutin
ISBN 978-3-631-52704-7
€ 49,80

TOPOS Sonderheft 1 - 2005
A. Knolle-Grothusen/P. Hartmann:
Umrisse einer ökonomischen Analyse des Kapitalismus heute
pdf-download hier
_____________________________________________________________

*

 

Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!«
Hier stock ich schon! Wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
Ich muß es anders übersetzen,
Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin.
Geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn.
Bedenke wohl die erste Zeile,
Daß deine Feder sich nicht übereile!
Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft?
Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft!
Doch, auch indem ich dieses niederschreibe,
Schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe.
Mir hilft der Geist! Auf einmal seh ich Rat
Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!
Faust, I, 1232-1235


Zur Aktualität des Faust im Hinblick auf die Analyse des Kapitalismus: hier!
Zur Verbindung zwischen Faust und Don Juan (s.u. - His reckless daughter) : hier!

Archäologie CVXVVXXI: Joni Mitchell - Don Juan's Reckless Daughter (1977)

Wiederentdeckt: Ein einmaliges Album, unbedingt unter all time greatest zu listen. Mit einer unglaublichen Besetzung - allen voran Jaco Pastorius, über dessen fließenden, z.T. mehrfach gedubbten Basslinien filigran-transparent treibende Gitarren und Joni Mitchells Gesang schweben: Hören sie mal, wie sie I didn't know I drank such a lot Till I pissed a tequila anaconda The full length of the parking lot! singt! ... (ich kann Musik nicht so gut in Worte fassen*). The musical compositions are beautiful, incorporating jazz and world beat sounds from some of the travels about which she sings. The lyrics are tight and equally poignant now as they were then...

Zum Beispiel mein Lieblingslied von der Doppel-LP:


Talk To Me

There was a moon and a street lamp
I didn't know I drank such a lot
Till I pissed a tequila anaconda
The full length of the parking lot!
Oh I talk too loose
Again I talk too open and free
I pay a high price for my open talking
Like you do for your silent mystery

Come and talk to me
Please talk to me
Talk to me talk to me
Mr. Mystery

We could talk about Martha
We could talk about landscapes
I'm not above gossip
But I'll sit on a secret where honor is at stake
Or we could talk about power
About Jesus and Hitler and Howard Hughes
Or Charlie Chaplin's movies
Or Bergman's nordic blues
Please just talk to me
Any old theme you choose
Just come and talk to me
Mr. Mystery talk to me

You could talk like a fool I'd listen
You could talk like a sage
Anyway the best of my mind
All goes down on the strings and the page
That mind picks up all these pictures
It still gets my feet up to dance
Even though it's covered with keyloids
From the "slings and arrows of outrageous romance"
I stole that from Willy the Shake
You know - "Neither a borrower nor a lender be"
Romeo Romeo talk to me

Is your silence that golden?
Are you comfortable in it?
Is it the key to your freedom
Or is it the bars on your prison?
Are you gagged by your ribbons?
Are you really exclusive or just miserly?
You spend every sentence as if it was marked currency
Come and spend some on me
Shut me up and talk to me
I'm always talking
Chicken squawking
Please talk to me

© 1976; Crazy Crow Music

Wiki says: Most experimental of all is "Paprika Plains," a 16-minute song played on improvised piano and arranged with a full orchestra; it takes up all of Side 2. In it, Mitchell narrates a first-person description of a late-night gathering in a bar frequented by American Indians, touching on themes of hopelessness and alcoholism. At one point in the narrative, the narrator leaves the setting and enters into a dreamstate, and the lyrics become a mixture of references to innocent childhood memories, a nuclear explosion and an expressionless tribe gazing upon the dreamer. In speaking to Anthony Fawcett about working on "Paprika Plains," Mitchell said:
  • "The Improvisational, the spontaneous aspect of this creative process - still as a poet - is to set words to the music, which is a hammer and chisel process. Sometimes it flows, but a lot of times it's blocked by concept. And if you're writing free consciousness - which I do once in a while just to remind myself that I can, you know, because I'm fitting little pieces of this puzzle together - the end result must flow as if it was spoken for the first time."
_____________________________________________________________

* Musik in Worte gefasst: Pat Blashill: Wie ich als Rockkritiker lernte, die Klassik zu lieben - und zu fürchten.

Rod Stewart/Jeff Beck working on new CD



It seems that two key components of the Jeff Beck Group might be coming back together. Rod Stewart had hinted at a reunion with Jeff Beck was a possibility in the fall, and the project is now closer to becoming a reality.

“Jeff and I had a lunch together just before Christmas,” Stewart told RollingStone.com. “He’s going up to record some tracks with his band in February in San Francisco and to send them over to me, so we’re making progress.”

The record would be Stewart’s first album of new material since 1998’s When We Were the New Boys. Beck’s most recent release was last April’s Emotion & Commotion. But the album will be the first record for the pair since the late ’60s gems Truth and Beck-Ola.

“They have some really clever things planned – it's mind-[expletive] stuff,” said Arnold Stiefel, Stewart’s long-running manager.

The pair have reunited a couple of times through the years – including in 1985 when they recorded a cover of “People Get Ready” and in 2009, when they performed the song live at a Beck show.



The Rock Doctor.

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

Archiv

Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Dezember 2015
November 2015
Oktober 2015
September 2015
August 2015
Juli 2015
Juni 2015
Mai 2015
April 2015
März 2015
Februar 2015
Januar 2015
Dezember 2014
November 2014
Oktober 2014
September 2014
August 2014
Juli 2014
Juni 2014
Mai 2014
April 2014
März 2014
Februar 2014
Januar 2014
Dezember 2013
November 2013
Oktober 2013
September 2013
August 2013
Juli 2013
Juni 2013
Mai 2013
April 2013
März 2013
Februar 2013
Januar 2013
Dezember 2012
November 2012
Oktober 2012
September 2012
August 2012
Juli 2012
Juni 2012
Mai 2012
April 2012
März 2012
Februar 2012
Januar 2012
Dezember 2011
November 2011
Oktober 2011
September 2011
August 2011
Juli 2011
Juni 2011
Mai 2011
April 2011
März 2011
Februar 2011
Januar 2011
Dezember 2010
November 2010
Oktober 2010
September 2010
August 2010
Juli 2010
Juni 2010
Mai 2010
April 2010
März 2010
Februar 2010
Januar 2010
Dezember 2009
November 2009
Oktober 2009
September 2009
August 2009
Juli 2009
Juni 2009
Mai 2009
April 2009
März 2009
Februar 2009
Januar 2009
Dezember 2008
November 2008
Oktober 2008
September 2008
August 2008
Juli 2008
Juni 2008
Mai 2008
April 2008
März 2008
Februar 2008
Januar 2008
Dezember 2007
November 2007
Oktober 2007
Juli 2007
Juni 2007
Mai 2007
April 2007
März 2007
Februar 2007
Januar 2007
Dezember 2006
November 2006
Oktober 2006
September 2006
August 2006
Juli 2006
Juni 2006
Mai 2006
April 2006
März 2006
Februar 2006
Januar 2006
Dezember 2005
November 2005
Oktober 2005
September 2005
August 2005
Juli 2005
Juni 2005
Mai 2005
April 2005
März 2005
Februar 2005
Januar 2005

Credits


Aesthetik
Archäologie
Ästhetik des Widerstands
Aus der sozialen Überdruckkammer
Bildung
Futurologie
Kritische Psychologie
Lernen
Literatur unterrichten
Medial
Musik
Musikarchiv
Politik unterrichten
Trash
Unterrichten
Welterklaerung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren