GBlog&search

 

GBlog&count



GBlog&listen


Van Morrison
Roll with the Punches


Chilly Gonzales und Jarvis Cocker
Room 29


Blackfield (Aviv Geffen & Steven Wilson)
Blackfield V


Jeff Beck
Loud Hailer




Daniel Hope
Escape to Paradise


Daniel Hope
Spheres


Jonathan Rudess
Explorations


Animals As Leaders
The Joy Of Motion


Colosseum
Valentyne Suite


Jack Bruce
Harmony Row


Spooky Tooth
Spooky Two



Utopia
Ra


Richie Havens
Nobody Left to Crown




Dimitri Schostakowitsch, Mariss Jansons
Sinfonien 1-15


Moondog & the London Saxophoni
Sax Pax for a Sax

GBlog&read - Nutzen Sie die Hinweise zur Orientierung und kaufen Sie dann beim Buchhändler um die Ecke



Uwe Timm
Ikarien



Christoph Ransmayr:
Cox oder Der Lauf der Zeit





Steffen Kopetzky
Risiko


José Saramago
Kain


Eva Menasse
Quasikristalle


Roberto Bolaño
2666


Tschingis Aitmatow
Der erste Lehrer


Uwe Timm
Rot


Leonardo Padura
Adiós Hemingway


Antonio Skarmeta
Mit brennender Geduld


Jose Saramago
Die Stadt der Blinden


Edgar Hilsenrath
Nacht: Roman



Rolf Dubs
Lehrerverhalten

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Das Amt II: Schramm will nicht, Sonneborn nimmt die Wahl an

Georg Schramm gibt Erklärung ab
Die European-Leser haben auf Facebook entschieden: Martin Sonneborn soll Christian Wulff beerben. Und der nimmt die Wahl an. In einem kurzen Statement stellt er seine ganz besonderen Vorzüge für das Amt heraus.



Das ist denn doch ein Fortschritt, der mit der Veränderung gesellschaftlicher Öffentlichkeit durch "das Netz" zu tun hat. Dass von Leitners Initiative, aufgegriffen von den Piraten, 'solid, Oskar Lafontaine, Sahra Wagenknecht und anderen, überhaupt diese mediale Aufmerksamkeit erreicht, könnte einen hoffen lassen, dass doch nicht alles (an Friede Springer) verloren ist. Man stelle sich vor, als Nachfolger Gustav Heinemanns (mE der einzig akzeptable/respektable, wenn Sie so wollen oder das brauchen: des Amtes würdige Bundspräsident) hätte die DKP 1974 Hanns Dieter Hüsch als Kandidaten ins Spiel gebracht, - wo außer in der UZ, der DVZ und in konkret hätten Sie das lesen können, auch wenn die Idee aus Kreisen von Bürgerinitiativen und Teilen des DGB unterstützt worden wäre?? Verwirrend ist allerdings, dass sich "das Netz" noch nicht einigen kann, wo genau gewählt wird, so dass wir wahrscheinlich in Kürze mehrere Netz-Präsidenten haben werden. Dann ist es doch wieder so ähnlich wie zu Zeiten Hüschs und Mies'.

Schramm begründet seine Ablehnung, wie es von ihm zu erwarten war: politisch. Im Übrigen hätte ich das - wenn auch nur zeitweilige - Ableben Dombrowskis, Sanftlebens und Augusts sehr bedauert!
Verzichten hätten wir auch auf Erwin Dombrowski müssen, Lothars Cousin, der derzeit als Sparkommissar in Brüssel tätig ist und auch zuständig für die Finanzinspektionen in Griechenland war :



Siehe auch: Dass man Leute, die blöd sind, besser regieren kann ... Georg Schramm im Interview mit WeAreChange. ch

Archäologie CXC: Die Ästhetik des Hässlichen: Hermes Phettbergs "Nette Leit Show"

Es gab Zeiten, da konnte man im öffentlich-rechtlichen Fernsehens (hier: 3Sat) Erstaunliches, gar Verstörendes sehen, wenn man wollte: z. B. Hermes Phettbergs Nette Leit Show.
Manche hielten das damals wie heute für Trash-Talk. Abgesehen davon, dass solch eine Sendung heute wohl nicht mehr vorstellbar ist, kann die Auseinandersetzung mit dem Trash-Verdikt einiges klären helfen.

Eine Wikipedia-Definition hilft noch nicht wirklich weiter:
  • Trash – engl. Müll, Abfall – bezeichnet als Lehnwort der Postmoderne ein kulturelles Produkt mit geringem geistigen Anspruch, an dem gerade der Aspekt der Geistlosigkeit genossen wird. Auch übt die oft unfreiwillige Komik eine große Faszination auf die Konsumenten aus.
- umfasst aber zumindest das Phänomen, dass Jugendliche (als Menschen, denen man eigentlich eine niedrige Frustrationstoleranz gegenüber Müll unterstellen kann) RTL2-Nachmittagsprogramme oder DSDS oder andere Casting-Shows ertragen können. Ein Definitionsversuch für Trash Movies (film.at) mag weiterhelfen:
  • Trash ist mehr als einfach nur ein schlechter Film. Trash ist Antikunst als Kunst - ein Fest der Geschmacklosigkeit, eine ekstatische Absage an die bildungsbürgerlichen Werte. Wo in der klassischen Tragödie die Reinigung der Seele angestrebt wird, steht im Trash-Film das "guilty pleasure": Die Lust am Abartigen, am Sensationellen um seiner selbst Willen, am Schockierenden, am Geistlosen an "Unterhaltung unter Niveau", kurz: an all dem, was uns in unserer guten Kinderstube ausgetrieben worden ist. Was ein ordentlicher Trash-Film sein will, der hinterlässt nach erfolgtem Konsum ein dumpfes Schuldgefühl. Schlechtes Gewissen darüber, eineinhalb Stunden kostbare Lebenszeit unwürdig vertan zu haben.

    Der Umgang mit Trash erfordert eine gehörige Portion Ironie als Zugeständnis an den offiziellen Geschmackskanon. Schlechte Filme ohne jede Ironie sind einfach schlecht. Schlechte Filme mit auch nur einen Funken Selbstironie haben das Zeug zum Kultstatus. Trash beginnt dort, wo mit schlechtem Geschmack kokettiert wird und endet dort, wo schlechter Geschmack zum künstlerischen Stilmittel wird.
Das Hässliche als das Negativschöne, das sich im schlechten Gewissen oder im Lachen aufhebt. (Rosenkranz, Die Ästhetik des Hässlichen)

Aesthetik-des-haesslichen-
Deix-Schwarzenegger-UrsteirKahl

Halten wir fest: Trash --> Antikunst als Kunst, wenn Selbstironie (im Spiel mit dem offiziellen Geschmackskanon) im Spiel ist (also Distanz) = Aufhebung des Negativschönen im Lachen. Der doofe Kult-Begriff bringt in diesem Zusammenhang gar nichts, weil die Verklärung zum "Kultstatus" nur die Glorifizierung des selbstblinden Trash will, m. a. W. die Selbstenteierung des Rezipienten. Es stellt sich allerdings die Frage, was bleibt, wenn die Erosion des offiziellen Geschmackskanons durch den Kult, d. h. die Machtergreifung des schlechten Geschmacks oder besser des Ungeschmacks, gar kein Spiel mehr zulässt, mithin das Hässliche sich nicht mehr in dieser Bewegung von seiner hybriden selbstischen Natur befreien kann??

Dennoch oder gerade deshalb hier ein wunderbarer Ausschnitt aus der Nette-Leit-Show mit Hermes Phettberg und Manfred Deix und die Ankündigung einer neuen Rubrik mit ironiefreiem Trash = echtem Müll, der auch nicht nachträglich ironisch aufgeladen werden kann, sondern einfach nur die Scheißigkeit der Verhältnisse verdeutlicht, in denen er entstanden ist.


View on YouTube

Trash I: Schwarz und Weiß

Vorbemerkung: Diese neue Rubrik wird ausschließlich ironiefreien Trash = echten Müll präsentieren, der auch nicht nachträglich ironisch aufgeladen und zu Kult hochgejazzt werden kann (s. o. zur Ästhetik des Hässlichen), sondern einfach nur die Scheißigkeit der Verhältnisse verdeutlichen soll, in denen er entstanden ist.

Hier also der erste Beitrag: Altinternationale & Weltmeister '54 - Schwarz und Weiss (Disco 73) - Die Fußballweltmeister von 1954 plus einige Kollegen mit dem Titel "Schwarz und Weiss" (von Jack White) zu Gast in der 50. Ausgabe der Sendung "Disco" mit Ilja Richter am 24.11.1973:

Das Amt I: Verwirrt im Taxi! Willkommen in Friede Springers Pfaffenrepublik

Jetzt sind alle verrückt geworden! Was sich bei Jauch am Freitag schon andeutete, kommt nun richtig zur Erscheinung: Lassen Sie sich alle Formulierungen auf der Zunge oder sonstwo zergehen und lesen Sie dann noch Feynsinn über Ethikpfaffen:

Gauck sagt, es habe ihm "unwahrscheinlich geholfen, dass Sie sich zusammengefunden haben". Es sei ihm wichtig, dass die Menschen "wieder lernen, dass wir in einem guten Land leben, das sie lieben können". Die Kanzlerin habe ihn im Taxi erreicht. Derzeit sei er noch verwirrt.

SPD-Chef Sigmar Gabriel sagt: Ende gut, alles gut. "Wir danken Gauck, dass er durchgehalten hat."

FDP-Vorsitzender Philipp Rösler relativiert: "Es ist ein guter Anfang."

Grünen-Vorsitzende Claudia Roth jubelt: "Für uns Grüne ist es eine sehr große Freude, dass Gauck zum Kandidaten von uns allen geworden ist. Er kann der Demokratie wieder Glanz verleihen." Er könne Worte zum Klingen bringen und dem Amt wieder Respekt und Würde geben. Es ist ein gutes Zeichen, dass es im zweiten Anlauf eine Verständigung auf einen gemeinsamen Kandidaten gibt, ergänzt Roths Amtskollege Cem Özdemir. Das Thema Integration bewege weiter die Republik.

CSU-Chef Horst Seehofer spricht von einer guten Entscheidung für unser Land. Er sagt zu Gauck: "Sie haben das Vertrauen der CSU, und sie haben das Vertrauen der Bayern."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte Gauck als „wahren Demokratielehrer“. „Dieser Mann kann uns wichtige Impulse geben für die Herausforderungen unserer Zeit und der Zukunft." Seine zentrale Idee sei die Freiheit und Verantwortung.


gauckfreunde
FR: Merkel stellt Gauck als Bundespräsidenten vor

Zu der Überschrift vielleicht noch: Ach so geht das!? Ich dachte, der muss gewählt und nicht nur vorgestellt werden ... Immerhin ist der Artikel so wunderbar ironisch, wenn vielleicht auch nicht so gemeint ...

Im Übrigen: Wenn schon nicht das Ergebnis dieser Volkabstimmung respektiert wird
Umfrage-Telepolis
wäre ich eher für Birgit Breuel gewesen, die Gauck übrigens aus der Atlantik-Brücke kennt. Das ist keine Hafenkneipe in Hamburg, sondern einer der in Deutschland seltenen Versuche, von privater Seite in den politischen Raum hineinzuwirken, sympathiebildend, kontaktvermittelnd, katalysatorisch.

Bei Gauck hört sich das dann so an, wenn er Atlantik-Brücken-mäßig für Claudia und ihren Freund Günther sympathiebildend, kontaktvermittelnd und katalysatorisch Worte zum Klingen bringt:

Gauck nennt Proteste "unsäglich albern"
... Die derzeitige Finanzmarktdebatte halte er für "unsäglich albern". Der Traum von einer Welt, in der man sich der Bindung von Märkten entledigen könne, sei eine romantische Vorstellung, sagte Gauck bei einer Veranstaltung der "Zeit".
Die Demonstrationen gegen die Banken und das Finanzsystem werden sich nach seiner Ansicht nicht zu einer dauerhaften Protestbewegung entwickeln. "Das wird schnell verebben", sagte Gauck. In Anspielung auf die DDR erklärte er: "Ich habe in einem Land gelebt, in dem die Banken besetzt waren."

Oder: „Als Gerhard Schröder einst die Frage aufwarf, wie viel Fürsorge sich das Land noch leisten kann, da ist er ein Risiko eingegangen. Solche Versuche mit Mut brauchen wir heute wieder“. (und mehr schöne Beispiele heute beim Spiegelfechter)

Das ist wahrlich katalysatorisch und schwer integrativ! Und: Es ist ja ein offenes Geheimnis, wer die rot-grünen Parteigranden vor zwei Jahren auf die Idee gebracht hat, Joachim Gauck zu ihrem Präsidentschaftskandidaten zu küren. Es war der damalige Chefredakteur und jetzige Herausgeber des rechtskonservativen Springerblattes „Welt“, Thomas Schmid (Financial Times v. 20.6.2010). Kein Wunder deshalb auch, dass die Springerzeitungen vor zwei Jahren Gauck als ihren Lieblingskandidaten hochjubelten. Und nach dem Abgang von Wulff widmete gestern „Bild am Sonntag“ die ganze Titelseite erneut ihrem Favoriten: „54 Prozent wollen Gauck“. Diese „Nibelungentreue“ der Chefetage der Springerzeitungen zu Gauck dürfte auch eines der tragenden Motive gewesen sein, warum kein anderer Medienkonzern den zurückgetretenen schwarz-gelben Präsidenten Christian Wulff – ganz entgegen der parteipolitischen Bindung an die CDU und die FDP – so unerbittlich verfolgt hat, wie die Springer-Presse. (nds: „Yes we Gauck“ – Springer hat sich durchgesetzt)

Archäologie CLXXXVIX: The Dog, The Dog, He's At It Again



Eine der besten englischen Bands überhaupt!

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XLIV): Der Nahverkehr in Celle und die Ausschlachtung der griechischen Staatsbahnen

Was der Grieche jetzt unterschreiben soll (Privatisierungen, Entlassungen im Öffentlichen Dienst, Lohnkürzungen ...), hat die niedersächsische Kleinstadt Celle* schonmal ausprobiert:

Busfahrern in Celle wird der Lohn um fast ein Drittel gekürzt: Von 13,40 auf 8,39 Euro pro Stunde. Ein Gespräch mit Ursula Weisser-Roelle, verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion im niedersächsischen Landtag: “Von den insgesamt 220 Beschäftigten der CeBus sind aktuell 30 von den Kürzungen bedroht. Ein Busfahrer, der z.B. beim Transport von Schulkindern eine hohe Verantwortung hat, wird jetzt von 13,40 auf 8,39 Euro pro Stunde heruntergestuft. Wenn er eine Familie mit drei Kindern hat, kommt er nur noch dadurch über die Runden, daß er aufstockend Hartz IV beantragt. Wir fürchten darüber hinaus, daß die Lohnkürzung für diese 30 Kollegen nur der Einstieg in weitere Einsparungen ist. … Als das kommunale Verkehrsunternehmen 2002 privatisiert wurde, verpflichtete sich die Stadt, zehn Jahr lang Zuschüsse zu zahlen. Weil diese Zahlungen mit Jahresende ausgelaufen sind, werden die Löhne gekürzt.” (via nds)

Beteiligt an CeBus ist u.a. die Netinera Deutschland GmbH, früher Arriva Deutschland GmbH, nach der Deutschen Bahn und Veolia Verkehr das drittgrößte Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland. Im Zuge der Übernahme des britischen Verkehrskonzerns Arriva durch die Deutsche Bahn musste diese auf Weisung der Europäischen Kommission die deutsche Arriva-Tochter abgeben. Die neuen Eigentümer, die italienische Staatsbahn FS und ein französisch-luxemburgischer Finanzinvestor, gaben dem Unternehmen am 21. März 2011 den neuen Namen Netinera. (Wikipedia)

Griechische Euorpa-Abgeordnete vermuten Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der urplötzlich von der Troika gestellten Forderung, dass die staatliche griechische Eisenbahn TRAINOSE noch innerhalb des Jahres 2012 verkauft werden muss.
Ergänzend sei angemerkt, dass neben den Bahnunternehmen Belgiens, Deutschlands, Frankreichs und Russlands, die an einer sofortigen “Ausschlachtung” der TRAINOSE interessiert sind, bevor der Wert des infolge drastischer Sanierungsmaßnahmen erstmalig (!) einen Gewinn verzeichnenden Unternehmens unweigerlich steigen wird, auch die chinesische COSCO am Start steht, um über Griechenland auf dem Sektor des innereuropäischen schienengebundenen Güterverkehrs Fuß zu fassen.

Laut Informationen aus diplomatischen Kreisen fürchtet speziell die Deutsche Bahn (DB) den Verlust des Löwenanteils am Transitgeschäft mit Zentral- und Osteuropa, falls die chinesischen Betreiber der COSCO – sei es direkt oder indirekt mittels eines “Operators” – auch auf dem Eisenbahnsektor Aktivitäten von Piräus und Thessaloniki aus und unter Umgehung des Hafens von Hamburg aufnehmen würden und mit einem immensen Kosten- und Wettbewerbsvorteil agieren könnten.
(Griechenland-Blog)

... den zu errringen die Troika dem Griechen doch gerade beibringt! Und nun ist es der Deutschen Bahn auch wieder nicht recht!?! Mir kann auch nach fast 40jährigem Dauerbeschuss durch neoliberale Globalisierungs-WinWin-Propaganda noch keiner verständlich machen, worin der Nutzen besteht, wenn der Celler Nahverkehr von den Italienischen Staatsbahnen und der griechische Bahnverkehr von einer chinesischen Großreederei oder der Deutschen Bahn betrieben wird!
_______________________
*- älteren politisch Interessierten bekannt durch das Celler Loch: Als Celler Loch wurde die Aktion Feuerzauber der niedersächsischen Landesbehörde für Verfassungsschutz bekannt, bei der am 25. Juli 1978 ein rund 40 Zentimeter großes Loch in die Außenmauer der Justizvollzugsanstalt Celle gesprengt wurde. Damit sollte ein Anschlag zur Befreiung von Sigurd Debus vorgetäuscht werden, der als mutmaßlicher Terrorist der RAF im Celler Hochsicherheitsgefängnis einsaß. Angeblich wollte man auf diese Weise einen Informanten in die RAF einschleusen...
Archäologie: Das Celler Loch in der Tagesschau

cellerloch2_v-contentgross

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XLIII): Pathologisches Lernen

... Krisen sind nicht zuletzt auch Zeiten für Alternativen und Wandel. Nur woran liegt es, dass es so selten und meist sehr spät gelingt, diese Chance einer Krise wahrzunehmen? Mit dem Versuch einer Antwort kann nur auf die Unmöglichkeit verwiesen werden, chaotische Verhältnisse mit linearem Modelldenken zu durchdringen. Die vielen Einzelentscheidungen ergeben sich logisch aus der rationalen Verfolgung von Einzelinteressen. Gerade in zugespitzten Krisen können diese jedoch unversöhnlich sein und Weichenstellungen veranlassen, die sich als unvernünftig im Hinblick auf die angestrebte Krisenlösung herausstellen. Das Lernen ist dann pathologisch, weil Fehler, die als solche sogar erkannt sind, trotzdem wiederholt werden, weil es „Sachzwänge“ gibt. Und Zwänge, die sich aus Sachzusammenhängen ergeben, sind vernünftigen Erwägungen nicht zugänglich – die Gegensätzlichkeit lässt sich nicht politisch moderieren. Eben deshalb können sich kapitalistische Gesellschaften abgrundtief dumme und unfähige Politiker leisten.

In der Finanzkrise lernen die Geldvermögensbesitzer etwas ganz anderes als die Gegenparts, die Schuldner. Die Schulden sollen zwar reduziert werden, das wollen fast alle. Aber wie? Indem die Schuldner der Dritten Welt wie in den achtziger Jahren nach dem „Konsens von Washington“ durch brutale Austerity-Politik zum Schuldendienst verpflichtet werden, bis sie „quietschen“, wie Berlins Bürgermeister Wowereit in etwas anderem Zusammenhang drohte? Das Wachstum wird abgewürgt, wenn private Schulden abgebaut werden, ohne dass die Nachfragelücke, die dadurch entsteht, durch neue Verschuldung kompensiert wird – es sei denn der Staat verschuldet sich an Stelle der privaten Unternehmen und Haushalte. Doch der ist wegen des Irrsinns mit Methode – Schuldenbremse genannt – nicht dazu befugt. Davon betroffen sind alle Staaten der Eurozone. Die Schuldenbremse verschärft also die Krise und wird entgegen der Absicht ihrer Befürworter – ganz vorn Kanzlerin Merkel – zur Ursache von Vermögensverlusten der Privaten, weil Schuldner ausfallen. Dann muss der Staat doch zu Hilfe eilen, wenn es sich bei den gefährdeten Vermögen um „systemrelevante“ Finanzinstitute handelt. Die Verbissenheit, mit der verlangt wird, auf die Schuldenbremse zu treten und gleichzeitig mit dem „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ Gas zu geben, ist verrückter Ausdruck des pathologischen Lernens, zumal sich die Vermögensbesitzer und Finanzinstitute – unterstützt von Wissenschaft und Medien – vehement gegen die Einsicht sperren, dass mit den Schulden auch Geldvermögen beschnitten werden müssten.

Die private wird – durch großzügige Bürgschaften, durch den Ersatz des verzockten Eigenkapitals und durch Übernahme von faulen Wertpapieren – zur öffentlichen Verschuldung. Sie ist ungleichmäßig und besitzt deshalb eine besondere Sprengkraft, das ist gerade in Europa spürbar. Die Schulden konzentrieren sich (vereinfacht formuliert) in den südlichen Ländern bei der öffentlichen Hand, die Vermögen bei den Privaten in Mittel- und Nordeuropa. Dadurch entstehen ökonomische Gegensätze, die von kurzsichtiger Politik und durch bornierte Medien neonationalistisch und rassistisch mit primitiven Stereotypen politisch zugespitzt werden. Dabei wird in Kauf genommen, dass ein als Antwort auf die Weltkatastrophe der dreißiger und vierziger Jahre entstandenes europäisches Einigungsprojekt gefährdet wird. Die Geschichte wiederholt sich dann nicht als Farce, sondern erneut als Tragödie. Man kann nur schlussfolgern: Chance gehabt, Chance verpasst.

Eine Lehre aus der Krise von 1929 wäre es doch, die Dynamik zu unterbinden, die zur Weltkatastrophe führt. Aufrüstung und Krieg sind todsichere Methoden, Vermögenswerte durch deren physische Vernichtung zu vermindern. Besser, billiger und – vom Aufschrei der Vermögensbesitzer abgesehen – friedlich und sozial gerecht wäre die rechtzeitige Streichung von Schulden, gekoppelt an eine Vermögensabgabe oder Vermögenssteuer. So einfach können Lehren aus der Krise sein. Doch man muss gegen mächtige Interessen kämpfen, um ein pathologisches Lernen, das zur Katastrophe hinführt, zu überwinden.


Die wesentlichen Zusammenhänge knapp, präzise und verständlich:
Elmar Altvater
Chance gehabt, Chance verpasst
Wer die Konsequenzen der schweren Depression nach 1929 analysiert, kann den Zweiten Weltkrieg nicht ausklammern. Warum fällt es so schwer, die richtigen Lehren zu ziehen?
Lesebefehl!!

Archäologie CLXXXVIII: Still I'm Sad

A jazzy Manfred Mann Mk II! Rare Manfred Mann performance of 3 songs on Dutch TV show Twein 10/07/1966 (via Anorak Thing):



... damit wären es dann schon Five Bands At 50!

Über Distanzlosigkeit als Parodie auf Brüderlichkeit und Solidarität

Georg Seeßlen in seiner Nachschrift zu den „BLÖDMASCHINEN“ (7):

... wenn Theodor W. Adorno die „Distanzlosigkeit“ (zum Beispiel des Fernsehens) als „Parodie auf Brüderlichkeit und Solidarität“ ansieht, so können wir davon ausgehen, dass sich vielleicht das ganze System von Mediokratie und e-democracy als Netz solcher Parodien ausformte: Das endlose Bereden und das Spiel von Teilhabe als Parodie der Demokratie, das Coachen, Beraten, Raten und Richterspielen als Parodie der Gerechtigkeit, die intime Nettigkeit als Parodie der Solidarität usw. – es ist die Maske der politischen Entmachtung des Volkes durch die postdemokratische Mediokratie.

In einer Parodie (oder Simulation) von Demokratie zu leben ist nicht nur im Interesse der „demokratischen Fürsten“, sondern macht auch das Leben der Regierten leichter, machen wir uns nichts vor. „Liberalisieren“, so nennen wir das gern, ist, was die Kommunikation anbelangt, eine „kulturelle Erleicherung“. In der von Adorno diagnostizierten Distanzlosigkeit achtet man nicht mehr so auf seine Worte, seine Erscheinung, vielleicht nicht einmal auf sein Verhalten. Daher wird man immer mehr zur Zumutung für den anderen, was wiederum die Notwendigkeit der „Kontrollen“ erhöht. Wer sich nichts draus macht, anderen Menschen auf die Schuhe zu kotzen oder sie in etwa so obszön verbal zu attackieren, wie man’s im Fernsehen geboten bekommt, der ist kein bisschen „frei“. Aber wir beginnen darüber zu vergessen, was „frei“ bedeuten kann.

Kommt ein Mann in die Kneipe

von Kettcar gefällt mir, weil da richtige Menschen drin vorkommen (- wie in den alten DDR-Polzeiruf-110-Folgen, wo auch anderen Menschen nicht auf die Schuhe gekotzt wird). Ich kenne mich mit Bands der Hamburger Schule nicht so aus (unter Kettcar-Mögern ist offenbar strittig, ob das neue Album nicht zu seicht ist: Der jungen welt hat's zu viel Geigen. Nichtsdestotrotz erzählen die Texte auf »Zwischen den Runden« schöne Geschichten. ), aber diese Lieder kann ich empfehlen ...





... wenn mit dem Club nicht facebook gemeint ist! - Sieht aber nicht so aus:
Dazu ein paar Worte von Marcus Wiebusch:

"Ganz egal ob du im Großen scheiterst oder im Kleinen. Ob du dich in schlaflosen Nächten voller Sorge hin und her wälzt oder dich durch graue Tage... kämpfst.
Egal ob du frisch verlassen wurdest oder unglücklich verliebt bist.
Egal ob dein großer Plan zerfällt oder alles in Scherben liegt.
Ich hab nur eine Sache zu sagen: DU BIST NICHTS BESONDERES!
Du bist Milliarden. Willkommen im Club."

Dieses Gefühl wollen wir im Video in Bilder übersetzen. Und dazu brauchen wir euch. Schickt uns Portraits von euch und zeigt uns, wer ihr seid und wofür ihr steht. Ob zuhause, am Arbeitsplatz, Im Anzug oder im Schlafanzug, in voller Montur oder in Freizeitklamotten. Alles geht, uns ist nur eins wichtig: Seid ernst. Wir alle werden von klein auf dazu erzogen, zu lächeln, sobald eine Kamera in der Nähe ist.
Aber diesmal geht es nicht um das Gesicht, das du machst, sondern um das Gesicht, das du hast. Um den Alltag und um die Schönheit, die jeder einzelne Mensch in sich trägt.


Das ist gelungen!

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XLII): Athens' Burning - Hellas zum Hammerpreis!

Post von Herrn Frenzel, der gerade versucht, seine Schuldenkrise irgendwie zu bewältigen und dabei den Konzern endgültig zum Reisebüro zu shreddern ..

Griechenland-tui


This shameful sacrifice of Greece to the gods of the market

2-520x322

William Wall: Shame on Europe for betraying Greece - Capitalism is triumphant as EU states sacrifice the Greek people in a desperate attempt to appease the gods of speculation

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XLI): Wem gehört die EU?

Hilfreich für das Verständnis der gegenwärtigen Vorgänge könnte H.J. Krysmanskis Power Structure Research sein, - insbesondere sein Buch Wem gehört die EU?
(2006/7 - das hier online frei erhältlich ist: htm-Version der Studie
- 630KB, mit aktualisierten Zusatzinformationen). Aus der Einleitung:

Die Frage, wem die EU gehört, kann und muss auf verschiedenen Ebenen beantwortet werden. Zunächst einmal, und das entspricht dem gegenwärtigen Stand des Eindringens in diese Problematik, geht es um die Frage der Vermögenskonzentrationen, seit der europäische Integrationsprozess so richtig in Gang gekommen ist. Die Reichen sind immer reicher geworden und dafür gibt es eine Fülle von empirischen und statistischen Indizes, auch wenn sie bislang in keiner Weise zureichend systematisch erschlossen und analysiert worden sind und auch wenn hinsichtlich der Frage, was Eigentum – und sogar Geld - unter den heutigen Bedingungen ist, Klärung aussteht.

Zweitens geht es um das klassentheoretische Problem, also um die Frage, ob sich in Europa eine (neue) herrschende Klasse auf der Grundlage dieser Akkumulationsprozesse herausbildet. Hier finden sich die unterschiedlichsten Erklärungsansätze und noch bei weitem kein Konsensus unter den kapitalismuskritischen Beobachtern – und vornehmlich in diesem Milieu wollen wir uns im Folgenden bewegen.

Drittens schließlich geht es um eine epochen- oder formationsspezifische Bestimmung dieses historisch einmaligen Akkumulationsprozesses. Wir werden versuchsweise (3.6.) von einer kapitalismusbasierten High-Tech-Refeudalisierung Europas sprechen, in deren Kern sich eine ‚transkapitalistische’ Konzentration von Geldmacht durch Privatisierung (wealth condensation) vollzieht.

Im Zentrum unseres Interesses steht, wie gesagt, die zweite Ebene, die klassentheoretische Frage, also die Frage nach dem ‚Wer’ bzw. nach dem ‚Wer wen’. Nach unserer Auffassung ist die Postulierung einer europäischen ‚herrschenden Klasse’ verfrüht bzw. auch nach anderthalb Jahrhunderten marxistischer und nicht-marxistischer Klassenanalyse noch den Gefahren der Vereinfachung und Mythologisierung ausgesetzt. Wir werden versuchen, die Akteure und Profiteure der kapitalismusbasierten High-Tech-Refeudalisierung Europas als ein komplexes Netzwerk teils kooperierender, teils konkurrierender Eliten darzustellen und dabei typisierende und analytische Momente miteinander verbinden. Um dieses Netzwerk sozusagen vorurteilsfrei zu erkunden, verwenden wir einen neuen Begriff: Geldmachtapparat.

In diesem ‚Geldmachtapparat’ genannten Netzwerk beginnen sich verschiedene, per se höchst interessante Gruppen heimisch zu machen: teils in Gestalt eines über Generationen vererbten Reichtums, teils in Gestalt alten oder neuen europäischen Adels, teils in Gestalt eines mithilfe technischer, finanzpolitischer oder marketingmäßiger Innovationen zusammengerafften Neureichtums, teils in Gestalt eines durch korrupte Privatisierungspraktiken erzeugten Oligarchentums, teils in Gestalt von Mafia-Milliardären.


Vgl. auch State of Corporate Power 2012: Exposing the Davos Class; TNI
Vgl. auch The network of global corporate control

Archäologie CLXXXVII: Four Bands At 50 ... Interconnected

Ein interessanter Essay aus der NYT von Ben Ratliff:

IN April 1962 the Beach Boys recorded “Surfin’ Safari” and “409” at Western Recorders in Los Angeles; the demo tape soon became their first single on Capitol Records. The following month El Gran Combo formed out of the remains of Rafael Cortijo y Su Combo, a brilliant band that had come to symbolize the new Puerto Rican popular music: black, working-class, Cuban-influenced, tight and urban but rustic at the middle. In July Mick Jagger, Keith Richards and Brian Jones gave their first performances, as the core of a band called the Rollin’ Stones, at both the Marquee and the Ealing Jazz Club in London. And in November the Chieftains, a group of virtuosos who sought to play traditional Irish music in a new way — in precise, small-group arrangements — started rehearsing at the house of Paddy Moloney, the group’s leader. ..

These are among the first living pop bands to turn 50. Popular musicians have become a different species, healthier and more adaptable. So have their audiences. (So have their lawyers and publicists.) There was a time when pop was predicated on the notion of being disposable; listeners revised their tastes quickly. Now we keep our teenage ears into retirement age.

But we also listen more broadly too, with more power to contextualize, because of music’s easy availability online, and because pop artists are putting more broadly referential art in front of us. So as an experiment, at least, let’s respond to the 50th anniversaries of these four bands differently from how they might like us to: not by seeing them as singular phenomena but as interconnected. ..


Weiterlesen sei empfohlen!

... + One Band disconnected: Zu Jung



Ich bin ein Verlierer, Baby!
Die Band Kraftklub holt den ostdeutschen Diskurs aus dem Museum heraus und bringt ihn dorthin zurück, wo er hingehört: auf die Straße

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XL): Athens' Burning



Aus der Chronik der Ereignisse:
Live news blog, Feb 12-13 (AthensNews):
...
19:19 Theodorakis has just spoken to the press inside parliament. He said "the people will win" just as they did against the Nazis and the junta.

19:10 Also caught up in this afternoon's tear gas was composer Mikis Theodorakis, 86. A spokeswoman from his office has told Real FM radio that police fired tear gas just as Theodorakis was about to speak to the crowd on Syntagma. She described the unprovoked attack as an "attempt to kill him" and says the police deliberately targetted him.

18:05 Second World War-resistance hero Manolis Glezos has made a statement from Syntagma.
"Is it possible to impose these measures by using tear gas ... These measures don't have the vote of the Greek people."
Glezos was wearing a surgical mask and seemed to be suffering from tear-gas inhalation.
...

Zur Erinnerung:
Am 30. Mai 1941 erklomm Manolis Glezos zusammen mit Apostolos Sandas die Akropolis und riss die dort seit der deutschen Einnahme von Athen am 27. April 1941 gehisste Hakenkreuzfahne herunter. Diese erste Widerstandshandlung in Griechenland, durch die Glezos ein antifaschistischer Held wurde, war ein Fanal, das viele Griechen zum Widerstand anregte. Glezos und Sandas wurden in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Am 24. März 1942 wurde Glezos verhaftet und von der deutschen Besatzungstruppe gefangen gehalten und gefoltert. (Wiki)

Manolis Glezos als Zeitzeuge des antifaschistischen Widerstands:
Schattenkampf /ArteWEB

THEODORAKIS_GLEZOS_122120


Die erneute "Rettung" Griechenlands - Wassilis Aswestopoulos bei tp
Die Troika inszeniert einen langsamen, qualvollen Tod - Wassilis Aswestopoulos ebd.

Zur Erinnerung:
London's Burning ... und nochmal der Hinweis auf Robert Kurz: Sparterror und Revolte

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XX): How To Squeeze Greece - oder: Wider Les Terribles Simplificateurs - oder: 14. November 1973

... In diesem Drama zunehmend globalisierter Proteste und Unterdrückungsmaßnahmen offenbart sich ein Handlungsstrang, mit dem sich viele der Cheerleader einer neoliberalen Globalisierung nie auseinandergesetzt haben: die Macht des globalisierten Kapitals, die Autorität demokratisch gewählter Regierungen in verheerender Weise zu untergraben.

Aus der Perspektive globaler Konzerninteressen sind geschlossene Gesellschaften wie China unternehmensfreundlicher als lästige Demokratien, in denen Gewerkschaften, hohe Menschenrechtsstandards und eine starke Presse die Kosten in die Höhe treiben.

Überall auf der Welt ähneln sich die Gegenreaktionen auf die Proteste, was nahe legt, dass die Akteure aus dem Staats- und Unternehmenssektor dabei sind, zu lernen, wie man Abweichlertum unter Wahrung einer demokratischen Fassade am besten unterdrückt...

2012 werden sich die Proteste drastisch verschärfen - Naomi Wolf in der WELT (!!)

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XXIX): The German Rezept for Greece and other PIIGS

Spaltung der Arbeitswelt: Auch in der Mitte der Gesellschaft wird es prekär
Die Arbeitsgesellschaft wandelt sich dramatisch. Arbeitsverhältnisse werden immer unsicherer, Familien können kaum noch von einem Gehalt leben. Das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen lud zu einer Diskussion über die Folgen dieser Veränderungen ein:

"Eine allgemeine Prekarisierung würde, glaube ich, einem großen Teil der deutschen Wirtschaft auch seine Konkurrenzfähigkeit und seine Produktivität kosten. Insofern glaube ich nicht, dass daran irgendjemand ein Interesse haben kann. Was aber wohl ökonomisch rational sein kann, ist eine Politik der Polarisierung. Wenn es nämlich stimmt, dass es Tendenzen gibt, die hochqualifizierten Stammbelegschaften zu stabilisieren, durch Formen von Personaleinsatz aber eben auch durch bestimmte Formen von Politik - also denken sie an das Kurzarbeitergeld während der letzten Wirtschaftskrise zum Beispiel. Während man andererseits prekäre Ränder aufbaut, die eben günstiger arbeiten, weniger stabil beschäftigt sind und so weiter, dann ist das natürlich eine gute Lohnkostensenkungsstrategie." Nicole Mayer-Ahuja, Direktorin des SOFI

Quelle 1: Deutschlandradio (Text)
Quelle 2: Deutschlandradio (Audio)
via nds, vgl. dort auch die Hinweise auf:

Union der Lohndrücker
Griechenland, Rumänien, Belgien – offensichtlich rückt die EU die Lohnentwicklung immer stärker ins Zentrum ihrer Krisenbewältigungsstrategie. Die nationalen Regierungen werden von Brüssel dazu angehalten, die Löhne zu drücken. Nun steht allerdings im Maastrichter Sozialabkommen, das als Zusatzprotokoll zum EU-Vertrag am 1. November 1993 in Kraft trat, im Artikel 2.6 der Satz, dass die “Unterstützung und Ergänzung” der nationalen Sozialpolitiken durch die Gemeinschaft “nicht für das Arbeitsentgelt, das Koalitionsrecht, das Streikrecht und das Aussperrungsrecht” gelten. Diese Einschränkung wurde auch in den Vertrag von Lissabon übernommen... (Le Monde diplomatique)

Nach Daten des nationalen Statistikbüros stagniert der Anteil der Lohneinkommen am GDP seit Jahren bei ca. 35%, obwohl die Löhne in den letzten drei Jahren zum Teil kräftig erhöht wurden. Der Anteil der Investitionen ist gegenüber dem Vorkrisenjahr 2007 sogar noch einmal deutlich gestiegen, von gut 40 auf fast 55%. Der Anteil der Nettoexporte am Volkseinkommen beträgt unverändert ca. 10%.
Fortgesetzt wird damit eine Wachstumsstrategie, die sich in extremer Weise auf Überschüsse in einigen exportstarken Schlüsselsektoren verlässt...
Die Arbeitsverhältnisse im chinesischen (!!) Wachstumsmodell - DGB Gegenblende

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XXIV): Divided We Stand: Why Inequality Keeps Rising
CRISIS , WHAT CRISIS ? (XXVIII): Class War: Low Wages and Beggar Thy Neighbor
CRISIS , WHAT CRISIS ? (XXVI): From the Vaults: Staatsschulden

Sex Education (III): MÄNNLICHER KöRPER

Ungefähr zu der Zeit, als die Frauen keine Lust mehr hatten, damenhaft zu sein, haben die Männer sich klammheimlich auch dieses Territorium unter den Nagel gerissen, und während letzteres einfach so durchgewunken wurde, folgte auf ersteres ein ziemlich langer harter Kampf, bei dem erstmal festgelegt werden musste, ob eine Bundestagsabgeordnete ihr Mandat in Hosen wahrnehmen darf.

Irgendwann um die Zeit herum tauchte David Lee Roth auf, der Leadsänger der 1972 gegründeten amerikanischen Hardrockband Van Halen. Hard Rock. Sehr männliche Musikrichtung...

Personal der Gegenwart: Der ganze Kerl - sz

van-halen-249

Siehe unten: Van Halen: "A Different Kind Of Truth"

Sex Education (II): WEIBLICHER KöRPER

Der Blick einer Frau auf eine Frau:
"If a photographer cares about the people before the lens and is compassionate, much is given. It is the photographer, not the camera, that is the instrument."
Eve Arnold photographiert Marilyn Monroe

Marilyn-Monroe-Photos-By-Eve-Arnold-3-
klick to enlarge

Marilyn Before She Was Marilyn

Sex Education I


The Debbie Harry Polaroids by Andy Warhol, 1980

netbitchonline - Erlebnisse einer kritischen Hedonistin

Scham heute III - WEIBLICHER KöRPER

Moral Education II revisited: «db Kompass Life 3»

Im November 09 befasste ich mich mit Kompass Life 1; - damals wurde noch auf der Basis von aufgekauften US-Lebensversicherungen auf den frühen Tod der ehemaligen Inhaber spekuliert. Jetzt ist die Deutsche Bank soweit, nur noch Wetten auf die Restlebensdauer von rund 500 Personen anzubieten: Das Produkt basiere auf komplexen versicherungsmathematischen Modellen... Insgesamt hat die DB etwa 700 Millionen Euro in dem Fonds eingesammelt ... Diskussionen um die Fonds kursieren bereits seit einiger Zeit. Anleger beklagten unter anderem, dass der Fonds nicht die erhofften Gewinne abwirft. Viele Versicherte lebten schlichtweg länger als gedacht. (sz: Makaber)

Der Implex? Der Implex.

Nächste Woche erscheint: Barbara Kirchner und Dietmar Dath: "Der Implex. Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee"

Wer sich als Freund des Fortschritts begreift, gerät oft in Begründungsnöte, erst recht, wenn Fortschritt zu allererst als ein gesellschaftlicher verstanden wird. Barbara Kirchner und Dietmar Dath laden auf über 900 Seiten zu einer Neuentdeckung dieses Paradigmas ein. Jede Zeit – darauf verweist der Titel ihres Buchs – habe ihren „Implex“: auf einzigartige Weise verflochtene, gleichwohl explizierbare, reale Möglichkeiten sozialen Fortschritts. Ihr Blick richtet sich auf die Geschichte der Moderne, auf Ökonomie, Krieg, Wissenschaft, Fragen der Emanzipation und das Feld der Kultur, nicht zuletzt der Musik und Science-Fiction-Literatur. Dabei geht es ihnen immer auch um die Rückgewinnung eines analytischen, dezidiert gesellschaftstheoretischen und in diesem Sinne letztlich „fortschrittlichen“ Vokabulars. (FU Berlin- Literaturforum)


Im Buch lesen



Lesen Sie im Buch

Was macht der Deutsche in der Krise: „Neid auf Super-Deutschland“

Er konsumiert anhaltend nicht wie erwartet (wie auch!?), soll sich aber sonnen im Glanz des Neids der anderern: Die Bild-Zeitung und der „Neid auf Super-Deutschland“ und hält den Klimawandel angesichts der gegenwärtigen Kälte für eine Einbildung ...

Vgl. auch: GALLUP am 13.02.
Germans' Economic Positivity Holds in Eurozone Crisis - Economic perceptions improve among all income groups

Was macht der Belgier in der Krise: PHILIP CATHERINE joue "Meline" au Sigean Jazz Festival

Was macht der Amerikaner in der Krise: A Van Halen David Lee Roth Reunion

Van Halen: "A Different Kind Of Truth" im Stream!
Eddie Van Halen und Sänger David Lee Roth haben sich wieder versöhnt und zum ersten Mal seit 27 Jahren ein Album aufgenommen. "A Different Kind Of Truth" erscheint am 03. Februar, doch bereits heute gibt es das ganze Werk im Stream.

Van Halen - Tattoo from Van Halen on Vimeo.

Was macht der Ire in der Krise: Good Music For Free

A brilliant find over on Bandcamp that I would like to make you aware of and what is more, the band are giving this little gem away for free!!!
The Aftermath's debut album which boasts 3 top 20 singles in Ireland and was voted The Hot Press list of the 250 best Irish albums of all time. Das kann ich nachvollziehen: einfach tolle Rockmusik: Hörbefehl!
It features guest appearances from Steve Wickham from The Waterboys on violin, Vyv Long on cello, Helen Turner from The Style Council on piano and Duncan Patterson ex Anathema on Bass.



Und ganz aktuell:

via The Ice Cream Man

Archäologie CLXXXVI: SIMPLICISSIMUS

Die Nachdenkseiten verwiesen gestern auf eine aktuelle Veröffentlichung des Simplicissimus aus dem Jahre 1939.
Diese Online-Edition möchte politisch-satirische Zeitschriften verfügbar machen, die als authentische Quellen das Kaiserreich und seine Alltagskultur bis zum Ende der Weimarer Republik nahebringen. Die Zeitschriften können gelesen oder punktuell nach besonderen Fragestellungen durchsucht werden.

ad acta




ACTA – Wir haben ein Problem


Warum Acta in den Papierkorb gehört


"Damen und Herren
willkommen Symposium Alltagssprache 2047. Ich Ausblick auf Zeit vor 2015 und ACTA. Alltagssprech nicht wie 2047 vor ACTA. Erklärung. Vor ACTA Worte nicht wie Worte von 2047. 2015 Gesetz Worte Verbot. Nach Gesetz Unternehmen Wortemonopol. Sperrung für Allgemeinheit. Sprache Effizienz. Schnelligkeit. Vor 2015 Sprache Ungenauigkeit und Zeitverschwendung..."

De Lapuente: Und dann fehlen uns die Worte

Archäologie CLXXXV: The Blitz - Thunderclap - Enola Gay

Da sicherlich in den kommenden Wochen wieder einiges zu hören, lesen und sehen sein wird über Luftangriffe auf deutsche Städte, hier vorbeugend der Hinweis auf Colour photographs of London after Air Raid Attack, September 1940, zu sehen bei
retronaut
- einer photographischen Fundgrube, in der man sich produktiv verlieren kann, um z. B. dieses Photo zu finden:

8:15am, 6th August 1945
8-15

Vgl. auch kürzlich meinen Hinweis auf vintage everyday!

Archäologie CLXXXIV: Als die große Caterina Valente den Beat hatte

Valente021In den 50er und frühen 60er Jahren wuchs man musikalisch unweigerlich mit Caterina Valente auf ("Ganz Paris träumt von der Liebe" ...).

Dass sie eine richtig gute Jazz-Sängerin war, merkte ich erst später. Auf CATERINA VALENTEs OFFICIAL WEB SITE - A WOMAN AND HER MUSIC gibt es eine soundcloud mit 42 interessanten Titeln.

Und dass sie Ende der 60er auch schöne Aufnahmen von bis heute klassischer Beat-Musik gemacht hat, wusste ich auch nicht, kann man aber hier hören:











Zugabe: When Legends Gather: Caterina Valente and Chet Baker


Valente-chetbaker

Zugabe: Chet Baker 1974

MulliganBaker
via If Charlie Parker ...

Archäologie CLXXXIII: A Look at Photos From Kodak’s Glory Days

Brownie
In 1888, George Eastman invented the Kodak camera, which consisted of a simple wooden box with no adjustments, which took photographs of circular 6.35 cm diameter without cropping the image circle for a square or rectangle like most other cameras.
In 1900, Eastman Kodak introduced the Brownie, the first mass-market camera that allowed anyone to take a picture. Since then, the company has been on the cutting edge of photography. It supplied the film used on the Apollo 11 missions and was even the first to put together a working digital camera. Ultimately, Kodak couldn’t keep up in the digital marketplace. In 2009, the company stopped selling its Kodachrome color film and, by 2010, it had fallen to seventh place in terms of digital cameras sold. Now, the 130-year-old company is filing for bankruptcy and may shutter its doors for good...


Der sehr empfehlenswerte Blog vintage everyday - denoting something of high quality, something from the past or characteristic of the best period zeigt heute faszinierende frühe Kodak-Photographien. Auch sonst eine Fundgrube:

Early-Photos-of-Celebrities-in-Venice-5-
Paul Newman in Venice, 1963

Early-Photos-of-Celebrities-in-Venice-9-
Gary Cooper in Venice, 1955. Hollywood legend Gary Cooper, on a venetian gondola, lighting a cigarette, the gondolier behind him.

Kapitalismus braucht keine Demokratie, aber (hierzulande) Antisemitismus (II)

67 Jahre nach der Befreiung der Häftlinge des Lagerkomplexes Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 durch die Soldaten der 60. Armee der Ersten Ukrainischen Front:

Antisemitismus in Deutschland
Erscheinungsformen, Bedingungen, Präventionsansätze
Bericht des unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus

Rund ein Fünftel aller Deutschen ist latent antisemitisch

Der Bericht lag bereits im vergangenen November der taz vor. Dort hieß es:

Nach einem Rückgang Mitte des vergangenen Jahrzehnts seien antisemitische Einstellungen in den letzten Jahren wieder angestiegen, heißt es in dem Bericht. Von einer "tiefen Verwurzelung von klischeehaften Judenbildern und antisemitischen Einstellungen in der deutschen Kultur und Gesellschaft" ist dort die Rede. Man beobachte eine "bis weit in die Mitte der Gesellschaft verbreitete Gewöhnung an alltägliche judenfeindliche Tiraden und Praktiken". Bis zu 20 Prozent der Bevölkerung in Deutschland seien zumindest latent antisemitisch, heißt es in der Expertise.

Ähnliches haben zwar auch schon frühere Studien festgestellt. Doch das Verdienst des Expertengremiums liegt darin, auf 210 Seiten einen Überblick darüber zusammengetragen zu haben, wie und wo sich heute Antisemitismus auch jenseits offen judenhassender rechtsextremer Milieus beobachten lässt: in Schulen und Fußballvereinen, in der Freiwilligen Feuerwehr, in Leserbriefspalten der Zeitungen, am Stammtisch, in sozialen Netzwerken im Internet, aber auch in Kirchen oder unter manchen Linken und Globalisierungskritikern sowie unter Migranten.

So gehöre auf den Schulhöfen "Jude" als Schimpfwort "vielerorts fast schon zum Allgemeingut", und vor allem in den unteren Ligen seien Beleidigungen jüdischer Spieler und Angehöriger jüdischer Mannschaften Teil des deutschen Fußballalltags. "Sätze wie 'Juden gehören in die Gaskammer', 'Auschwitz ist wieder da' und 'Synagogen müssen brennen' sind bei Wettkämpfen in der Regionalliga keine Seltenheit", heißt es in dem Bericht...

Scharf kritisiert wird in ihrem nun vorgelegten ersten Bericht der Umgang der Schulen mit dem Antisemitismus. Dort werde das Thema fast nur mit Bezug auf den Holocaust behandelt. Damit erscheine der Antisemitismus als ein "ausschließlich den Nationalsozialisten zuzuordnendes Phänomen, das 1933 quasi aus dem Nichts erschien und 1945 wieder verschwand".

Viele Lehrer hätten zudem oft hohe moralische Erwartungen von ihren Schülern und verlangten von ihnen eine große Betroffenheit. Diese Haltung überfordere die Schüler und könne zu einer Abneigung nicht nur gegenüber dem Thema NS-Geschichte, sondern auch gegenüber Juden führen - also einen "Antisemitismus wegen Auschwitz" erzeugen.


Das mag so sein. Aber ebenso gilt:

Es tut wohl, zu wissen, daß die überlebenden Insassen der deutschen Konzentrationslager, diese erbarmungswürdigen Reste von Massen unschuldiger Menschen, Männer, Frauen und vieler, vieler Kinder, die an den Schandstätten oft noch im letzten Augenblick, bevor der Retter kam, von der Hand vertierter Zöglinge des Nationalsozialismus einen gräßlichen Tod erlitten haben und deren ausgemergelte Leichname und verkohlte Gebeine man gefunden hat nebst den ingeniösen Vorrichtungen, die zu ihrer Hinmachung dienten, es tut wohl, sage ich, zu wissen, daß sie der Gewalt ihrer Quäler entrissen, den Gesetzen der Menschlichkeit zurückgegeben sind.

Aber ganz andere Empfindungen noch mischen sich für den Deutschen in das Gefühl der Genugtuung.

Der dickwandige Folterkeller, zu dem der Hitlerismus Deutschland gemacht hat, ist aufgebrochen, und offen liegt unsere Schmach vor den Augen der Welt, den fremden Kommissionen, denen diese unglaubwürdigen Bilder nun vorgeführt werden und die zu Hause melden, dies übertreffe an Scheußlichkeit alles, was Menschen sich vorstellen können. „Unsere Schmach“, deutscher Leser und Hörer! Denn alles Deutsche, alles, was deutsch spricht, deutsch schreibt, auf deutsch gelebt hat, ist von dieser entehrenden Bloßstellung mitbetroffen. Es war nicht eine kleine zahl von Verbrechern, es waren Hunderttausende einer sogenannten deutschen Elite, Männer, Jungen und entmenschte Weiber, die unter dem Einfluß verrückter Lehren in kranker Lust diese Untaten begangen haben.

Hartmut Finkeldey zitiert Thomas Mann: Die Lager, letzte Radiorede, Mai 1945 (in: Mann, Thomas, Essays 2, Politik, Frankfurt/Main 1977/86, p. 301)

Ich glaube nicht, dass diese Haltung die Schüler überfordert, wenn man ihnen denn Angebote macht, die kranke Lust zu verstehen ...

"Die Aussiedlung hatte nur einen Zweck: den Tod" - Marcel Reich-Ranickis Rede vor dem Bundestag

Was wir der Geschichte schulden - Charlotte Knobloch in der sz
Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ist wertlos, wenn es nicht mit dem Kampf gegen Neonazis einhergeht.

Kapitalismus braucht keine Demokratie, aber (hierzulande) Antisemitismus (I)



Archäologie L: 27. Januar 1945 - die Rote Armee befreit das KZ Auschwitz


Abb3_Mucha

Archäologie CLXXXII: 2. Juni 1967

Willi Winkler gibt sehr gut den aktuellen Ermittlungsstand zur Liquidierung des Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 wieder: Berliner Polizei vertuschte den gezielten Schuss, Süddeutsche Zeitung von heute
Der letzte Absatz sei hier zitiert:

Kurras wurde in zwei Verfahren freigesprochen und konnte im Schutz seiner allzeit solidarischen Kollegen den Dienst an der Polizeiwaffe bis zur Pensionierung fortsetzen. In einem Feature für den NDR gab Anfang 1968 eine Journalistin ihre Verzweiflung über den Fall Kurras bekannt: "Wo Journalismus nur noch dazu da ist, Polizeieinsätze zu beschreiben, wo Polizeiknüppel, Wasserwerfer und Dienstpistole die logische, die ununterbrochene Fortsetzung von Journalismus sind (...), da hat die Demokratie aufgehört. Da hat der Polizeistaat begonnen." Die Autorin hieß Ulrike Meinhof.

Nachtrag:
Füchse jagen - Inzwischen ist erschöpfend geklärt, wer am 2. Juni 1967 in ­Westberlin beim Tod des Studenten Benno Ohnesorg ­die Fäden zog. Die DDR-Staatssicherheit war es nicht.
Rudolf Walther im Freitag

"Nord-Süd-Dialog" (II) - Eine Hochschule stellt Studenten und eine Rechnung

Nord-Süd-Dialog: MHH stellt jetzt Rechnung

In der Affäre um die Veranstaltungsreihe Nord-Süd-Dialog meldet sich nun die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) zu Wort. Die Klinik hatte für die Veranstaltung vor drei Jahren 44 Studenten als Service-Personal zur Verfügung gestellt - die Kosten dafür 5.245 Euro. Jetzt teilte die MHH mit, dass sie eine Rechnung dafür "erstmals am vergangenen Freitag" an den Veranstaltungs-Organisator Manfred Schmidt gesendet hat...

Was daran interessieren könnte:
  • Wie stellt eigentlich eine (medizinische) Hochschule Studenten zur Verfügung?
  • Wie mag ein Telefongespräch ablaufen, in dem die Staatskanzlei von einer Hochschule Studenten als Service-Personal für einen Herrn Schmidt und seine Gäste anfordert?
  • Ist die MHH ein Leiharbeitsunternehmen?
  • Wie sind die 44 Studenten ausgewählt worden?
  • Hat jeder der angeforderen Studenten 119,40 ausgezahlt bekommen?
  • Hat die MHH Vermittlungsgebühren einbehalten?

Wo sind wir hier eigentlich?
Wie lange machen wir das noch mit?

Ich bitte freundlich diese Fragen bis morgen 16.00 Uhr MEZ zu beantworten.
Ich bitte um Verständnis, dass ein weiterer Aufschub der geplanten Berichterstattung danach nicht möglich ist.

"Nord-Süd-Dialog", ein Verlag, ein Kochbuch und die Hofberichterstattung der HAZ

In ihrer aktuellen Ausgabe veröffentlicht die HAZ unter dem Aufmacher "Wulffs Regierung belog das Parlament" eine Information, von der man gerne wüsste, wie lange sie sie schon hatte und (so ähnlich wie bei den Kollegen von der BILD) warum sie sie erst jetzt raushaut:

Nach HAZ-Informationen hatte Glaeseker 2009 den Anstoß gegeben, 800 Kochbücher („Raspers Rezepte – Niedersachsens Küche neu entdeckt“) für die Gäste zu kaufen. Verkäufer war der Buchverlag der Mediengruppe Madsack, in der auch die Hannoversche Allgemeine Zeitung erscheint. Laut Rechnung hat das Landwirtschaftsministerium 3411 Euro für die Bücher gezahlt. Die Gesamtkosten lagen mit gut 12?000 Euro allerdings höher. Glaeseker und der Sprecher des Agrarressorts hatten dem Verlag nach Beauftragung drei Firmensponsoren aus dem Agrarbereich genannt, die letztlich jeweils knapp ein Viertel der Kosten übernommen hatten. Die Firmen wurden zusammen mit dem Land Niedersachsen auf einer Werbebanderole genannt, die zusätzlich zu den Büchern beim Verlag angekauft wurde.
21.01.2012 / HAZ Seite 1 Ressort: POLI

Es geht also um dieses Werk:
nord-sued-rezepteRaspers Rezepte: Niedersachsens Küche neu entdeckt [Gebundene Ausgabe]
Oliver Rasper (Autor), Christian Wulff (Vorwort), Madsack Supplement GmbH & Co KG (Herausgeber), Frank Wilde (Fotograf), Dirk Meussling (Fotograf)

... - laut WulffPlag hat Frau Glaeseker ebenfalls an diesem Buch mitgearbeitet.

Produktbeschreibung bei amazon (wo zZt nur 1 Exemplar, gebraucht für 47,29 zu haben ist - mal sehen, wie sich derPreis entwickelt, wenn Maschmeyer und die anderen ihre Geschenke von '09 auf den Markt werfen):
Jetzt wird aufgetischt. Und zwar die Wahrheit: Es gibt keine niedersächsische Küche. Aber es gibt eine Küche in Niedersachsen. Eine sehr gute. Sie sind verwirrt? Macht nichts. Begleiten Sie den Spitzenkoch Oliver Rasper auf seiner kulinarischen Entdeckungsreise zwischen Deich und Deister, und lassen Sie sich von seinen bodenständigen und zugleich kreativ komponierten Speisen begeistern...

Jetzt wird aufgetischt. Und zwar die Wahrheit: Eine gelungene Cross-border-PR-Aktion des Unternehmens, das jetzt Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG heißt (vormals Madsack Supplement) - Geschäftsführer: Hendrik Brandt und also offenbar auch Herausgeber des Werks; seit 1. Juni 2011 auch Chefredakteuer der HAZ, - die nun am 20.01.2012 berichtet, dass "das Landwirtschaftsministerium bereits Monate zuvor 3411 Euro für Bücher bezahlt (hatte), die den Besuchern des Festes von dessen privatem Veranstalter Manfred Schmidt später als „Give-away“ geschenkt worden waren." Den Rest übernahmen im Rahmen des beliebten Public Private Partnership u. a. Abraham und Wiesenhof,- so dass sich das Projekt für die Madsack Supplement GmbH & Co KG wohl gerechnet hat.

nord-sued-logo

Der eben wie auch der oben zitierte Artikel wurde geschrieben vom HAZ-Redakteur Klaus Wallbaum, der es wissen muss, berichtete er doch am 11.12.2009 um 23.22 Uhr, sozusagen live vom Nord-Süd-Dialog :

... Wulff selbst sprach in seiner Begrüßungsrede gar nicht mehr vom Konflikt der Automarken, sondern vielmehr ausgiebig über den beruflichen Karrieresprung seines Stuttgarter Amtskollegen Günther Oettinger, der demnächst EU-Kommissar wird. „Hoffentlich kennst Du uns noch, wenn Du in Brüssel bist“, sagte Wulff an die Adresse seines politischen Freundes. Und der bedankte sich brav beim diesjährigen Gastgeber: „Wir wünschen Niedersachsen einen weiteren Aufstieg.“ ...

Seine Kollegen Stefanie Kaune und Dany Schrader ergänzten für die Lokalseiten der HAZ die Hofberichterstatung mit hübsch aufgesexten Beobachtungen aus dem Terminal C:
  • Der Begriff klingt nach politischer Klausurtagung. Doch der „Nord-Süd-Dialog“ ist alles andere als das, wie sich Freitagabend im Terminal C des Flughafens zeigte. Der Ort schien Symbol zu sein, die Veranstaltung hob so richtig ab. Man überbot sich selbst bei dem vor drei Jahren in Hannover aus der Taufe gehobenen und seither im Wechsel mit Stuttgart alljährlich gefeierten Ländertreffen zwischen Niedersachsen und Baden-Württemberg. So gut besucht, so prominent besetzt und so spektakulär in der Szenerie des Geschehens war der Gipfel der gepflegten Gespräche noch nie. Und nun überstrahlte auch noch ein echter Hollywoodstar die anderen ohnehin schon hochkarätigen rund 900 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport: „Oscar“-Preisträgerin Faye Dunaway (68) beteiligte sich am Partyplausch...

    Nord-Sued-Dialog-im-Flughafen_ArtikelQuerKlein Ministern aus beiden Ländern konnte Philipp Rösler (36) die Hände schütteln. „Schön, hier auch meine früheren Kollegen aus Niedersachsen wieder zu treffen“, meinte der Bundesgesundheitsminister. Wirtschaftslenker wie TUI-Chef Michael Frenzel (62), Flughafen-Vorstandschef Raoul Hille (49) oder AWD-Gründer Carsten Maschmeyer (50) leisteten ebenfalls ihren Beitrag zum Dialog...
    Maschmeyers Lebensgefährtin, Schauspielerin Veronica Ferres (44), die sich wieder ausgezeichnet mit Bettina Wulff (35) verstand, vertrat die Schauspielsparte ...
Keinem aufgefallen, dass da Bücher verschenkt wurden, die der eigene Laden zuvor dem Landwirtschaftsministerium verscherbelt hatte?? Keiner Zweifel gehabt ob der Boulevard-Schmierblatt-Berichterstatung, die mangelnde journalistische Distanz zu der Veranstaltung erkennen lässt wie mangelnde politische heute Wulff vorgeworfen wird?

Schmuddelig in jeder Hinsicht!
______________
PS:
Bilder vom NSD'08: Am Ende des Tages: Nord-Süd-Dialog: David Groenewold flirtete mit Frauen, Christian Wulff führte seine hübsche Gattin Bettina aus;
Paradise Castle ... und Party für die Lumpenbourgeoisie

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

Archiv

Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Dezember 2015
November 2015
Oktober 2015
September 2015
August 2015
Juli 2015
Juni 2015
Mai 2015
April 2015
März 2015
Februar 2015
Januar 2015
Dezember 2014
November 2014
Oktober 2014
September 2014
August 2014
Juli 2014
Juni 2014
Mai 2014
April 2014
März 2014
Februar 2014
Januar 2014
Dezember 2013
November 2013
Oktober 2013
September 2013
August 2013
Juli 2013
Juni 2013
Mai 2013
April 2013
März 2013
Februar 2013
Januar 2013
Dezember 2012
November 2012
Oktober 2012
September 2012
August 2012
Juli 2012
Juni 2012
Mai 2012
April 2012
März 2012
Februar 2012
Januar 2012
Dezember 2011
November 2011
Oktober 2011
September 2011
August 2011
Juli 2011
Juni 2011
Mai 2011
April 2011
März 2011
Februar 2011
Januar 2011
Dezember 2010
November 2010
Oktober 2010
September 2010
August 2010
Juli 2010
Juni 2010
Mai 2010
April 2010
März 2010
Februar 2010
Januar 2010
Dezember 2009
November 2009
Oktober 2009
September 2009
August 2009
Juli 2009
Juni 2009
Mai 2009
April 2009
März 2009
Februar 2009
Januar 2009
Dezember 2008
November 2008
Oktober 2008
September 2008
August 2008
Juli 2008
Juni 2008
Mai 2008
April 2008
März 2008
Februar 2008
Januar 2008
Dezember 2007
November 2007
Oktober 2007
Juli 2007
Juni 2007
Mai 2007
April 2007
März 2007
Februar 2007
Januar 2007
Dezember 2006
November 2006
Oktober 2006
September 2006
August 2006
Juli 2006
Juni 2006
Mai 2006
April 2006
März 2006
Februar 2006
Januar 2006
Dezember 2005
November 2005
Oktober 2005
September 2005
August 2005
Juli 2005
Juni 2005
Mai 2005
April 2005
März 2005
Februar 2005
Januar 2005

Credits


Aesthetik
Archäologie
Ästhetik des Widerstands
Aus der sozialen Überdruckkammer
Bildung
Futurologie
Kritische Psychologie
Lernen
Literatur unterrichten
Medial
Musik
Musikarchiv
Politik unterrichten
Trash
Unterrichten
Welterklaerung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren